modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Landschaftsplanerisches Auswahlverfahren | 12/2013

Herstellung der städtischen Parkanlage Charlottenstraße 98

Gewinner

Planorama Landschaftsarchitektur – Maik Böhmer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ein neuer Quartiersplatz für die Friedrichstadt

Die Freifläche an der Charlottenstraße 98 ist Teil des historischen Blockes zwischen
Friedrichstraße, Rudi-Dutschke-Str., Charlottenstraße und Besselstraße. Die städtebauliche
Figur ist aktuell jedoch uneindeutig. Momentan existiert ein scheinbar zusammenhängendes
grünes Band auf der Nordseite der Besselstraße, dass jedoch im Westen zur Friedrichstraße
abrupt von einem Gebäude geblockt wird. Das Ensemble von John Hejduk liegt
zurückversetzt, obwohl es eigentlich im Süden bis an die verlängerte Puttkamerstraße
reichen sollte. Es fehlt dieser Figur der südliche Abschluss. Die Besselstraße wird zwar im
Süden und Norden überwiegend von Grün flankiert, der Besselpark grenzt sich durch eine
streng geschnittene Hecke jedoch stark vom Straßenraum und damit auch von den nördlich
liegenden Freiflächen ab. Auch typologisch gibt es große Unterschiede in den Freiflächen.
Während sich die Freifläche im Norden als typisches Distanzgrün präsentiert, ist der
Besselpark eine formale, sehr architektonische Grünanlage.
Wie also könnte die vorhandene städtebauliche Figur unter den gegebenen Bedingungen
geklärt und verbessert werden? Welche Qualitäten fehlen bisher?

Der Entwurfsverfasser schlägt vor, die Freifläche an der Charlottenstraße eindeutiger dem
Block Friedrichstraße, Rudi-Dutschke-Str., Charlottenstraße und Besselstraße zuzuordnen.
Außerdem soll für die städtebauliche Figur des John Hejduk Ensembles ein Abschluss zur
Besselstraße gefunden werden. Drittens soll der Freiraum typologisch eine eigene Identität
erhalten, die sich wiederum aus dem Charakter des Blockes ableitet. Dieser ist überwiegend
geschlossen und steinern und soll auch deshalb in diesem Entwurf durch einen neuen
Quartiersplatz an der Ecke Charlottenstraße, Besselstraße komplettiert werden. So
behauptet sich der neue Freiraum auch gegenüber dem Besselpark und der angrenzenden
Freifläche Richtung Markgrafenstraße.

Der Platz erhält die typischen Qualitäten Berliner Stadtplätze: Orte zum Verweilen, einen Teil
befestigte Flächen für Bewegung und Aktivität und gleichzeitig einen hohen Grünanteil
insbesondere durch Bäume.

Formal wird der Block geschlossen und die Figur des John Hejduk Ensembles bis zur
Besselstraße geführt. Zwei um zwei Stufen erhöhte Terrassen verlängern die Fluchten der
Flügelbauten bis zur Straße. Die östliche Terrasse definiert außerdem die Blockkante. Auf
ihnen stehen Kirschen, die das Volumen vervollständigen, den Blick auf die Köpfe der
Flügelbauten aber nicht einschränken. Unter den Bäumen werden Bänke platziert mit einer
Ost-West Ausrichtung. Es wird der Typ „Berlin“ verwendet, mit und ohne Lehne. Die Bänke
orientieren sich auch Richtung Platzmitte. Hier findet sich eine etwas abgesenkte
Rasenfläche mit leichter Topographie, einer Zeder und einer Sonnenliege: Eine
Projektionsfläche für Sehnsüchte, ein kleiner Ausschnitt einer imaginären Landschaft. Die
Terrassen werden über die Farbe Rot definiert: Unter Prunus sargentii mit Rosa Blüten im
Frühjahr und roter Herbstfärbung stehen rot lackierte Bänke des Typs Berlin. In der Mitte
wiederum dominiert Grün in verschiedenen Schattierungen: Auf dem saftigen Grün des
Rasens steht eine blau-grüne Zeder, unter ihr eine breite grün lackierte Sonnenliege
(ausgestattet mit gleichen Lattung, wie die Bänke).

Die Gliederung des Platzes führt nicht nur den bestehenden Rhythmus aus orthogonalen
Stichen entlang der Besselstraße fort. Es werden auch die bestehenden Baulasten auf dem
Grundstück berücksichtigt. Die Zufahrt im Westen wird (auch aus Kostengründen)
unverändert belassen, westlich der Rasenfläche liegt weiterhin die Feuerwehrzufahrt, östlich davon die Zufahrt zur Tiefgarage. Da hier regelmäßige Überfahrten stattfinden werden, wird
vorgeschlagen zu prüfen, ob die Zufahrt zur Tiefgarage nicht besser über die
Charlottenstraße erfolgen und die Baulast dementsprechend geändert werden könnte. Im
Entwurf müsste nur die östliche Terrasse auf der Nordseite etwas eingekürzt werden. Der
Platz wäre damit von dauerhafter Befahrung frei.

Die Terrassen und die Rasenfläche stehen auf einer Asphaltfläche mit heller Abstreu. Sie
werden von einer Einfassung aus Betonfertigteilen gerahmt. So werden auch die
Fahrspuren deutlich definiert. Die Terrassen selber erhalten einen Belag aus
wassergebundener Decke. Sie haben jeweils einen barrierefreien Zugang über eine Rampe
mit 4% Steigung. Auch die Rasenfläche ist jeweils von Norden und Süden barrierefrei
zugänglich. Die Entwässerung erfolgt in die zentrale Rasenfläche.
Nach Norden wird der Platz mit einer Hecke zum Nachbargrundstück abgegrenzt.

Der Kostenrahmen kann mit der vorgeschlagenen Gestaltung eingehalten werden. Die
Gestaltung ist bewusst zurückhaltend und kommt mit wenigen Elementen aus, um auch die
Folgekosten gering zu halten. Da die einzelnen Banklatten in verschiednen Farbtönen
gestrichen werden sollen, stört auch ein späterer Austausch einzelner Latten mit etwas
anderen Farbtönen die Grundidee nicht.