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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2014

Mühltorplatz

Anerkennung

Preisgeld: 2.500 EUR

ABMP Architektur und Generalplanung Munkel Preßer PartG mbB

Architektur

Knüvener Architekturlandschaft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

MiItarbeiter: Iris Olenik, Danica Magin

STADT – PLATZ – FLUSS

Städtebau
Am Schnittpunkt zweier für Balingen charakteristischer Bautypologien - der klassizistischen Blockstruktur des Stadtkerns und dem Band aus der überwiegend giebelständigen Bebauung entlang der Eyach zwischen Zollernschloss und Herrenmühlenstraße und der traufständigen Bebauung jenseits der Herrenmühlenstraße - schlägt der Wettbewerbsbeitrag einen Platz, den neuen Mühltorplatz am Fischaufstieg als Aufweitung der Herrenmühlenstraße vor. Der Platz überwindet einen Höhenunterschied von 2,50m von der Kreuzung der Herrenmühlenstraße und „Beim Mühltor“ bis zur Promenade an der Eyach, „Vor dem Mühltor“. Zentrum des Platzes ist
der bestehende Fischaufstieg, dessen Anlage baulich und grünplanerisch aufgewertet werden soll.
Der Entwurf sieht das Einfügen der neuen Wohnbebauung in den kleinteiligen, traufständigen Bestand vor und verteilt 22 Wohnungen auf drei Baukörper: Haus 3 schließt die Baulücke im sich an dieser Stelle auflösenden klassizistischen Stadt-Block. Im Erdgeschoss ist eine Gewerbeeinheit vorgesehen. Der Zugang zum Blockinnenraum bleibt erhalten. Haus 2 folgt dem Band der Straße „Beim Mühltor“ und Haus 1 besetzt die Lücke an der Promenade der Eyach.
Der Topographie folgend verringern sich die Dachneigungen der 3 Gebäude, sodass die
nunmehr geschlossene Stadtansicht von der Eyach eine deutlich gestaffelte Silhouette erhält. Der Freiraum zwischen Haus 2 und 3 thematisiert den Verlauf des historischen Mühlkanals, der im öffentlichen Raum nördlich der Bebauung auch im Pflasterbelag nachgezeichnet wird.
Die Gebäude staffeln sich den Hang hinab, sodass auch in den Erdgeschossen von Haus 1 und 2 Wohnungen oberhalb des öffentlichen Raums des Mühltorplatzes und der Promenade entstehen und private Freiräume, „Grüne Zimmer“, die zusätzlich mit einer Ziegelmauer vor Einblicken vom öffentlichen Raum aus geschützt sind.
Die Mauer zum Mühltorplatz hin, welche die Giebelseiten von Haus 2 und 3 verbindet, definiert darüber hinaus seine räumliche Kante und bildet den Hintergrund für die Gestaltung des Platzes. Verstärkt wird das Thema dadurch, dass die Mauer das Erdgeschoss von Haus 3 „zurückschneidet“ - die verputzten Obergeschosse kragen aus- sodass der Blick hinab zur Eyach frei bleibt und gerahmt wird. Die Mauer führt weiter um die Ecke zur Promenade an der Eyach. Zusammen mit der Höhenlage des Gebäudes dient die Mauer hier zusätzlich dem Hochwasserschutz.
Die Wohngebäude selbst „machen sich klein“. Sie sind polygonal ausgebildet und werden zu den Giebelseiten hin schmaler, die Firstlinien fallen zu den Giebelseiten hin ab. Diese Maßnahme verbessert die Ausblicke aus den Wohnungen, die Bebauung ist aufgelockerter und die Räume dazwischen „fließen“.

Wohnungsbau
Die Wohnungen sind als 2-4- Zimmer-Wohnungen organisiert und bilden den gewünschten Wohnungsmix ab. Sie verfügen entweder über Terrassen und private Freiräume im Erdgeschoss, Loggien in den Obergeschossen oder Dachterrassen (als Negativgauben) in den Dachgeschossen. Die Wohnungen werden von drei Seiten belichtet und bieten Ausblicke auf den Fluss und/ oder den Mühltorplatz.
Alle Wohnungen sind barrierefrei erschlossen.

Verkehr
Die Tiefgarage unter dem Neubau wird wie die benachbarte Garage über die
Herrenmühlenstraße und die Promenade erreicht. Die Gasse „Beim Mühltor“ wird als
Einbahnstraße von der Färberstraße her ausgewiesen.

Freiraum
Die Freiraumgestaltung verdeutlicht den räumlichen Übergang von der Regelmäßigkeit des klassizistischen Stadtgrundrisses zum Landschaftsraum an der Eyach. Der Bereich vor und zwischen den ehemaligen Stadtmauern ist weniger geometrisch organisiert und
folgt eher der Topografie und dem Flussverlauf. Um Orientierung zu bieten, ordnet sich der
Mühltorplatz in die bestehende Hierarchie der Räume ein. Das schon in Klein-Venedig
vorhandene Kopfsteinpflaster wird fortgeführt und füllt die Herrenmühlenstraße und „Beim
Mühltor“ jeweils bis zu den Gehwegen an der Neuen Straße und der Färberstraße. Ähnlich wie die Gassen in Klein-Venedig leitet der neue Platz bis zur Promenade. Gepflasterte Rinnen strukturieren die Fläche und zeigen die Fahrbereiche für Autos und die Vorbereiche der Wohnhäuser an.
Durch das einheitliche Material fügt sich nun auch der aus dem gleichen Stein bestehende Fischaufstieg im ehemaligen Mühlkanal in den Platz ein. Die bestehende Treppe zum Wasser wird durch eine gegenüberliegende ergänzt, so dass für Bewohner und Besucher ein schönes vis-à-vis entsteht. Der wasserführende Querschnitt bleibt unverändert. Der Kanal mit den Schlitzwänden wird durch ein besonders gestaltetes Gitter mit wellenförmigen Öffnungen überdeckt, um hier auf Brüstungen verzichten zu können und den Zugang zur Promenade großzügiger zu halten. Mehrere Bäume bieten neue Aufenthaltsqualität.
Der Mühltorplatz wird zum einem Platz der Kommunikation zwischen den Menschen und mit der Geschichte des Ortes.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss mit Freianlagen

Erdgeschoss mit Freianlagen