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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2014

Wohnbebauung Reichenberger Straße

Modell von Westen

Modell von Westen

3. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

17A ARCHITEKTUR

Architektur

TERRA.NOVA Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept - Baufeld und Typologie

Die Baufelder der näheren Umgebung besitzen jeweils eigene städtebauliche Prägungen. So ist das Baufeld im Süden in Zeilen umgesetzt. Dazwischen entstehen Räume, die zum Straßenraum mit quer gestellten Baukörpern abgeschlossen werden. Im nördlichen Baufeld wird der Rand von einzelnen punktförmigen Gebäuden besetzt. Dazwischen sind einzelne räumliche Einblicke möglich, aber keine durchgängigen Blickbeziehungen.
Das Baufeld der neuen Wohnanlage ist geprägt durch von Nord nach Süd durchlaufenden Gebäuderiegeln, die dazwischen räumliche Durchblicke ermöglichen. Diese Qualität war mit der ursprünglichen Bebbauung bereits vorhanden. Die neue Wohnanlage nimmt den Ost-West orientierten Städtebau der ursprünglichen Bebauung auf. Schmale weit auseinander stehende Baukörper bilden jeweils großzügige grüne Höfe mit optimaler Besonnung. Ähnlich wie die nördliche Reihenhausbebauung werden in der neuen Wohnanlage den Erdgeschossigen Wohnungen großzügige private Gärten zugeordnet.


Bauabschnitte

Die Tiefgaragenzufahrt wird im Westen vorgesehen. Daher liegt der erste der vier möglichen Bauabschnitte ebenfalls im Westen des Baufeldes. Hier werden dann auch die 13 notwendigen Stellplätze für das bestehend bleibende Gebäude im Rehgrund nachgewiesen. Der Zugang erfolgt dann seitlich der Tiefgaragenrampe.


Freiraum

Drei wesentliche Freiraumtypologien unterstreichen die städtebauliche Setzung der Gebäude und stellen Bezüge zur Umgebung in verschiedenen Maßstabsebenen her:

1. Quartiersebene
Auf Quartiersebene wird der schöne Baumbestand an der Ecke Rehgrund Reichenberger Strasse ergänzt und zu einem kleinen Quartiersplatz mit mineralischem Belag ergänzt. Hier sind Bänke für den Aufenthalt und ein kleiner Brunnen in direktem Bezug zum ‚Gemeinschaftshaus’ angeordnet.

2. Nachbarschaftsebene
Zu den Bestandsgebäuden im Norden wird mit dem ‚Spielanger’ eine kommunikative Zwischenzone auf Nachbarschaftsebene angeboten. Ein Filter aus Grün- und Spielflächen, locker mit Bäumen überstanden, zoniert den Anger und bündelt die von Nord und Süd ankommenden Wohnwege. Vielfältige Aufenthaltsbereiche an der Nahtstelle zwischen bestehenden und geplanten Wohngebäuden unterstreichen die gemeinschaftliche Ausrichtung der entstehenden Siedlungseinheit.

3. Bewohnerebene
Grüne Gartenhöfe zwischen den Gebäudezeilen gewähren auf Bewohnerebene die notwendige Privatheit. Den Erdgeschosswohnungen werden hiefür direkt und barrierefrei private Gartenanteile zugeordnet. Zusätzlich ‚geschützt’ durch topographisch geformte Grünflächen zu den Wohnwegen wird ein abgestuftes Freiraumsystem angeboten. Gleichzeitig kann ausreichend Wurzelraum zur Bepflanzung mit Großbäumen gewährt werden. Die den Treppenhäusern zugeordneten Aufweitungen der Wohnwege unterstreichen die Auffindbarkeit der Gebäudeeingänge und bieten aussreichend Platz für das Abstellen von Fahrrädern. Die an den Weg angrenzenden Wohnungsnutzungen werden durch vorgelagerte, bepflanzte Grünflächen geschützt.
Die Besucherstellplätze werden gleichmäßig verteilt und gut auffindbar entlang der Reichenberger Straße angeordnet und locker mit Bäumen überstellt. Gleichsam einem grünen Mantel umschließen die Baumvolumen, bestehende und neu gepflanzte die Gebäude und betten diese harmonisch in den städtebaulichen Gesamtkontext.


Energiekonzept

Durch kompakte Baukörper sowie eine energetisch optimierte Gebäudehülle mit hoch wärmegedämmten 40 cm Ziegelwänden, 16 cm Wärmedämmung gegen die Tiefgarage sowie etwa 30 cm im Dach wird in Kombination mit 3-fach Isoliergläsern mit einem u-Wert der Verglasung von 0.7 W/m_K und überdämmten Rahmenkonstruktionen einen exzellenter und zukunftsweisender Wärmeschutz bei hohem Nutzerkomfort in den Wohnungen erreicht. Aufgrund der Ausrichtung der Wohnungen nach Osten und Westen wurde der Öffnungsanteil der Fassaden optimiert und die Fenster mit externem Sonnenschutz ausgestattet. Dadurch und durch die massiven Deckenkonstruktionen werden auch im Sommer bei hohen Außentemperaturen komfortable Raumtemperaturen im Innenraum erreicht. Zur Sicherung optimierter Luftqualität erfolgt eine kontrollierte Be- und Entlüftung der Räume kostenoptimiert über dezentrale Lüftungsgeräte, die periodisch zwischen Zu- und Abluft wechseln und die Lüftungswärme über regenerative Wärmetauscher effizient zurückgewinnen. Diese dezentralen Systeme sparen Schacht- und Technikflächen sowie das Luftkanalnetz und stellen eine optimierte Frischluftversorgung mit minimalem Stromaufwand sicher. Zusätzlich kann eine individuelle natürliche Lüftung über Öffnungsflügel erfolgen. Durch die Optimierung des Wärmebedarfs kann ein Niedrigstenergiestandard mit einem spezifischen Wärmebedarf von etwa 40 kWh/m_a für die Raumbeheizung und die ganzjährig erforderliche Warmwassserbereitung erreicht werden. Die Wohnräume werden über Fußbodenheizungen mit Niedertemperaturwärme beheizt. Die Wärmeerzeugung erfolgt über eine Kombination aus regenerativ betriebenem Holzpelletkessel für die Grundlast, die etwa 85% des Jahresheizbedarfs abdeckt, sowie einem Gaskessel für die Spitzenlastversorgung. Der kombinierte Primärenergiefaktor für die Wärmeversorgung liegt damit unter 0.35, was einer Primärenergieeinsparung von über 70% gegenüber einer reinen Brennwertgaskessel entspricht. Im Sommer decken auf den Dächern installierte thermische Solarkollektoren die Warmwasserbereitung vollständig, so dass die Kessel abgeschaltet bleiben können. Eine Photovoltaikanlage auf den Gebäudedächern trägt durch Netz gekoppelte solare Stromerzeugung zur weiteren Absenkung des Primärenergiebedarfs in der Jahresbilanz bei. Die Photovoltaikmodule werden oberhalb der Wasser führenden Dachebene horizontal aufgeständert, um eine entsprechende Hinterlüftung der Module zu gewährleisten und Eigenverschattung auszuschließen. Damit können Standardmodule montiert und die Dachflächen zu etwa 2/3 mit belegt werden. Bei Verwendung von hocheffizienten Solarzellen kann an sonnigen Tagen eine elektrische Spitzenleistung von insgesamt etwa 50 kWp auf jedem Gebäudedach erzeugt werden. Für diese Anlagenausführung wird etwa 850 kWh Jahresertrag pro Kilowatt Spitzenleistung erreicht. Damit würden auf den vier Gebäudedächern ca. 170 000 kWh Strom jährlich erzeugt, was einer jährlichen Einsparung von etwa 100 Tonnen CO2 entspricht. Die weitgehende Optimierung des Wärmebedarfs der Gebäude sowie die Wärmeversorgung über regenerative Holzfeuerung und Solarwärme sowie die dachintegrierte Stromerzeugung führt zu einem primärenergetisch optimierten und zukunftsweisenden Gesamtkonzept für die Wohnbebauung.


Untergeschoss

Im Untergeschoss sind alle PKW-Stellplätze, Abstell-, Fahrrad-, Technik- sowie Müllräume untergebracht. Der Müll wird zur Abholung für die gesamte Anlage zu einem termporären Müllaufstellplatz am Rehgrund gebracht. Die natürliche Be- und Entlüftung der Tiefgarage soll über Lichtschächte erfolgen.


Brandschutz

Das Treppenhaus bildet zwei kleine Erschließungsflure zu den Wohnungseingängen aus. In den obersten Geschossen werden diese als notwendige Flure ausgebildet, so dass auch bei den nur nach Westen orientierten Wohnungen die Rettung durch die Feuerwehr von Osten erfolgen kann. Die ersten drei Geschosse werden angeleitert.


Systematik der Flexibilität

Der Bebauung liegen zwei hochflexible Plattformen mit je 225 qm Wohnfläche zugrunde. Dabei liegen die tragenden Wandschotten und die Bäder immer in der gleichen Lage. Alle Wohnungen dieser Plattformen sind förderfähig.

Typ A und Typ B unterscheiden sich in der Wohnungs-zusammenstellung 50/50/50/75 bzw. 50/50/55/70. Durch das Zusammenlegen das Aufteilen von Wohnungen enstehen größere 4 Zimmer-Wohnungen oder mehrere förderbare 3-Zimmer-Wohnungen entsprechend des geforderten Wohnungsschlüssels sowie freifinanzierte Wohnungen mit großzügigerem Zuschnitt. Nicht tragende Wände werden als Gipskartonkonstruktion erstellt und können dadurch einfach angepasst werden.

Beim Typ A 4 können in obersten Geschossen auch alle Wohnungen zusammengelegt werden so dass eine Senioren-Wohngemeinschaft bzw. betreutes Wohnen angeboten werden kann.

Beim Typ B 3 werden für die vorgeschlagenen Praxen und für den Gemeinschaftsbereich der Wohnanlage Wohnungen am südlichen Ende der Gebäuderiegel umfunktioniert.

Alle Plattformen stellen den Südlichen Teil der Bebbauung dar. Der nördliche Teil der Bebauung entsteht durch Spiegelung.

Durch die Kombination der dargestellten Plattformen können Wohnungsschlüssel mit unterschiedlichen Anteilen von großen und kleinen Wohnungen entstehen.


Wirtschaftlichkeit / Nachhaltigkeit

Durch die Verwendung einfacher und langlebiger Materialien wie Ziegel, Putz, Glas, Holz, Aluminium und Gipskarton ist eine kostengünstige Erstellung und ein wirtschaftlicher Unterhalt zu erwarten. Die Gebäude sind vor und nach der Erstellung hochflexibel und können relativ einfach veränderte Anforderungen angepasst werden ohne die Grundstruktur verändern zu müssen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen vier Nord-Süd-gerichtete Gebäuderiegel vor, die sich gut in die städtebauliche Struktur der „Papageien-Siedlung“ und des zu erhaltenen Gebäudes im Rehgrund einfügen und auf die Topografie geschickt reagieren. Die viergeschossigen Riegel bilden dabei mit ihren Stirnseiten zur Reichenberger Straße einen rhythmischen Abschluss. Der Maßstabssprung zur Papageien-Siedlung im Norden wird durch die vorgeschlagene Grünzäsur gemildert.

Die Freiräume und die Zuwege ins Gebäude verlaufen entlang der Gebäuderiegel. Die Flächen sind gut nutzbar, allerdings führt der hohe Anteil an privaten Flächen zu Nachteilen bei der Freiflächennutzung für die Bewohner der oberen Geschoße. An den Straßenkreuzungen zur Reichenbergerstraße sind platzartige Aufweitungen vorgesehen, die gut als Quartierstreffpunkte genutzt werden können. Spielen ist in der Grünzone zur Papageiensiedlung angeordnet, der jedoch für die vorgesehene Nutzung zu schmal ist. Der Höhenunterschied der Fläche wird zur Abgrenzung der privaten zu den halböffentlichen Flächen genutzt. Die Querparker entlang der Reichenbergerstraße hinter dem Fußweg sind problematisch.

Die von den Verfassern im Westen vorgeschlagenen Gartenbereiche ergeben attraktive Erdgeschosswohnungen. Die Grundrissgestaltung überzeugt durch ihre große Variabilität hinsichtlich Größe, Anordnung und Sondernutzung. Die Organisation der einzelnen Wohnungen erfolgt dabei nach bewährten Grundrisstypologien. Der östlich angeordnete Erschließungsflur erscheint jedoch bei der notwendigen Länge beengt.

Die für die Westseite vorgeschlagene schwingende Fassadenstruktur verleiht den Gebäuden ihren eigenständigen Charakter.

Die angedachten Wärmeschutzmaßnahmen lassen gute Energiekennwerte erwarten, die kontrollierte Be- und Entlüftung sorgt darüber hinaus für entsprechende Energieeinsparungen und eine gute Raumluftqualität.

Die notwendigen Abstellbereiche für Fahrräder, Müll, Kinderwagen etc. werden im Untergeschoss nachgewiesen, sind dort jedoch nicht optimal erreichbar. Auch ist die konstruktive Ausformung der Tiefgarage hinsichtlich der wirtschaftlichen Kenndaten zu überprüfen.
Piktos: Wegenetz / Baufelder und Typologien / Räume und Widmung

Piktos: Wegenetz / Baufelder und Typologien / Räume und Widmung

Lageplan

Lageplan

Gesamtschnitt West-Ost

Gesamtschnitt West-Ost

Ansicht West / Ansicht Ost

Ansicht West / Ansicht Ost

Grundrisse Teilbereich

Grundrisse Teilbereich

Plattformtypen A+B / Plattformtypen durch Zusammenlegen von Wohnungen

Plattformtypen A+B / Plattformtypen durch Zusammenlegen von Wohnungen

Blick in einen grünen Hof

Blick in einen grünen Hof