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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2014

Verbindungsachse MARTa - Innenstadt

1. Preis

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die geschichtlich bedeutsame Stadt Herford in Westfalen liegt am Zusammenfluss der Flüsse Werre und Aa am Schnittpunkt alter Heer- und Handelsstraßen. Das historische Stadtzentrum befindet sich innerhalb der alten Wallanlagen, wogegen der Bahnhof und das sich im 19.JH entwickelte „Fabriken- und Villenquartier“ an der Goebenstraße außerhalb dieser in der Radewiger Feldmark angesiedelt wurden. In diesem Bereich entstand 2005 als herausragende kulturelle Einrichtung Herfords das MARTa-Museum für zeitgenössische Kunst, dessen Bedeutung für Stadt und Region weitere städtebauliche Investitionen in diesem Stadtteil angeregt hat, sodass hier zunehmend vom MARTa-Quartier gesprochen wird.
Die fußläufige Verbindung zwischen diesen wichtigen Stadtteilen – der Innenstadt und dem MARTa-Quartier - ist derzeit besonders für ortsfremde Besucher kaum wahrnehmbar. Eine gestalterische und funktionale Aufwertung des Weges soll künftig zur Orientierung beitragen und die Achse erlebbar machen.

Konzept: 1 Boulevard - 3 Plätze - 4 Stadtraumtypen
Die einheitliche Ausgestaltung der Schiller- und Arndstraße zu einem Boulevard markiert deutlich den Weg zwischen Museum und Innenstadt. Wie an einer Perlenschnur reihen sich entlang des Boulevards drei eigenständige Plätze auf: der MARTa-Platz, der Wilhelmsplatz und der Münsterkirchplatz. Es entsteht ein Freiraumsystem aus vier Stadtraumtypen mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten und einer Verbindungsfunktion.

MARTa-Platz:
Neben der ausdrucksvollen Architektur des Museumsbaus markiert der vorhandene Teppich aus Klinker, auf dem das Museum steht, das unmittelbare Gebäudeumfeld. Das Potential, dass die direkte Lage an der Aa birgt, wird nicht ausreichend ausgeschöpft. Der Entwurf schlägt eine Erweiterung des Klinkerteppichs in Form einer Stufenanlage zum Wasser vor, die den direkten Kontakt zum Wasser ermöglicht und eine herausragende Aufenthaltsqualität in besonnter Lage bietet.
An der Goebenstraße stellt die vorhandene Kunstinstallation im Boden mit der Fabro-Kugel als Abschluss eine Verbindung vom Eingang des Museums zur Schillerstraße her. Der MARTa-Platz bildet den Auftakt des Weges in die Innenstadt und steht als Symbol für Kunst und Kultur innerhalb des Stadtgefüges.

Boulevard:
Der Straßenraum der Schiller- und Arndstraße wird durch eine einheitliche Gestaltung aufgewertet und bildet das verbindende Element zwischen den Plätzen. Durch die Verwendung eines durchgängigen und niveaugleichen Bodenbelags aus Betonplatten entsteht ein beruhigtes Gesamtbild mit Boulevardcharakter. Eine Neuordnung und Reduzierung der Fahrbahn auf ein notwendiges Minimum hat eine Verkehrsberuhigung als Ziel und erhöht die Attraktivität für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer, insbesondere auch durch das Schaffen von breiten Gehwegsbereichen.
Die Fahrbahn wird durch den Verlauf zweier Entwässerungsrinnen begrenzt und markiert. Die individuell gestaltete Abdeckung der Rinnen – z.B. durch den Schriftzug „Innenstadt“ auf der einen und MARTa auf der anderen Straßenseite - verleiht ihnen die Funktion von Leitlinien im Boden mit hohem Wiedererkennungswert.
Die einheitliche Gestaltung des Straßenzuges bedeutet auch das konsequente Aufräumen und Freiräumen des öffentlichen Raumes und die Reduktion auf wenige, notwendige Elemente an den richtigen Orten. Vor diesem Hintergrund wird das vorhandene System der hängenden Straßenbeleuchtung beibehalten, aber im Rahmen einer neuen Inszenierung ergänzt und erneuert. Die alten Leuchtkörper werden durch neue, energieeffiziente ersetzt und zu einem Sternenhimmel mit zauberhafter Stimmung über der Straße zusammengesetzt. Als Ausdruck des künstlerischen Anspruchs des Museums können in Abstimmung mit den ansässigen Künstlern und Bewohnern dreidimensionale, den kompletten Straßenraum überspannende Installationen entwickelt werden, die in die Spannkabel der Beleuchtung eingehängt werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Lichtobjekte direkt auf die Leuchtkörper aufzuschrauben. In der Planung werden nur grobe Rahmenbedingungen zu Art und Technik der Installation festgesetzt, so dass im Rahmen von „social design“-Verfahren unterschiedlichste Installationen entwickelt werden können. Auf diese Weise erhält der Boulevard eine charakterbildende, räumliche Installation, deren Grundgerüst das abgehängte Beleuchtungssystem bildet.
Der Bodenbelag des Boulevards erstreckt sich über den ehemaligen Stephansplatz bis zur Straße „Auf der Freiheit“, wo er sich in Form einer großzügigen Fußgängerquerung über die Straße zebrastreifen-artig auflöst. Um die Querung für Fußgänger attraktiv und sicher zu gestalten, wird eine Änderung der Verkehrsführung vorgeschlagen. Der motorisierte Verkehr wird über die Zufahrt zu den Parkplatz der Telekom und des Amtsgerichts geführt, sodass der letzte Abschnitt des Boulevards ab der Straße „Zum Pulverturm“ autofrei bleibt.
Wilhelmsplatz:
Der im 19.JH als Teil einer Promenade entstandene Wilhelmsplatz hat durch seine Lage im Schnittbereich zwischen MARTa-Quartier, Innenstadt und Wallbereich eine besondere stadträumliche Bedeutung, die es wieder herauszuarbeiten gilt. Zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Wiedererlebbarmachung seines Promenadencharakters wird zum einen eine Neuordnung der Verkehre vorgeschlagen. Zum anderen verleihen ergänzende Baumpflanzungen zu einer doppelreihigen Allee dem Platz ein markantes Erscheinungsbild im Gefüge der städtischen Grünflächen.
Die Fahrbahn wird an den Platzrändern entlang geführt und so schmal wie möglich gehalten. Dadurch entsteht ein großzügiger Bereich für Fußgänger in der Mitte des Platzes, der Raum für kleine Spiel- und Treffpunkte bietet und zum Flanieren und Sitzen im Schatten der Bäume einlädt. Die Anzahl der Stellplätze wird auf ein notwendiges Minimum reduziert und kompakt auf der Südseite angeordnet.
Eine weitere besondere Qualität dieses Gelenkpunktes zwischen MARTa-Quartier und Innenstadt stellt die Lage am Wasser dar. Mit den Elementen Aa-Balkon an der Schillerbrücke und Werre-Stufen am Lübbertorwall entstehen zwei Aufenthaltsbereiche, die die stadtbildprägenden Wasserläufe auf unterschiedliche Weise erlebbar machen. Die Schillerbrücke selber ist in die Gestaltung des Boulevards integriert und erfüllt so wie selbstverständlich ihre Verbindungsfunktion.

Münsterkirchplatz:
Als Übergang vom Boulevard zur Innenstadt und als Auftakt in die historische Altstadt markiert ein Belagsteppich aus großformatigen Natursteinplatten innerhalb des vorhandenen Kleinsteinpflasters den Platz zwischen der Straße „Auf der Freiheit“ und der Münsterkirche. Eine Linie aus geschnittenen Bäumen leitet den Besucher ins Zentrum und bildet die Raumkante vor dem Wohn- und Geschäftsgebäude.
Intarsien im Belag der Natursteinplatten zeigen die Fundstellen der archäologischen Grabungen an dieser Stelle auf und kommunizieren die historischen Daten des für die Stadtgeschichte prägenden Frauenstifts. An Stelle der Mauern, die bis dato die Geometrie der alten Klosterstiftsgebäude nachzeichnen, markiert ein Wasserbecken den Ort und spiegelt die markanten Bauten der Umgebung wieder. Dieser sogenannte Himmelsspiegel stellt eine Verbindung zwischen den im Boden befindlichen Elementen und den aufragenden Gebäuden her, eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Eine Lange Bank im Schatten der Baumlinie bietet in Kombination mit dem Himmelsspiegel eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität an und lädt zum Verweilen ein.

Entwicklung eines innovativen Gestaltungsansatzes für die Verbindungsachse
Historisch bedeutsame Stadt am Zusammenfluss von Werre und Aa und am Schnittpunkt alter Heer- und Handelsstraßen
Um 800 errichtete älteste westfälische Frauenstift Herford
Im Zuge der Industrialisierung Ansiedlung von Textilfirmen, Möbelfabriken, Süßwarenindustrie
Bahnhof außerhalb der alten Stadtmauern in Radewiger Feldmark gebaut, Ansiedlung von Industrieunternehmen
Schillerbrücke erste Verbindung ins „Fabriken- und Villenviertel“ an der Goebenstraße
Mit dem Neubau der vierspurigen Berliner Straße und vierspuriger Ausbau der Straße „Auf der Freiheit“ im 20.JH verlor die bis dahin städtische Hauptachse Bahnhof – Kurfürstenstr. – Schiller- und Arndtstr. – Innenstadt ihre Bedeutung/wurde gestört
Innenstadt historisches Zentrum, das sich innerhalb der Wallanlagen befindet
Übergang Innenstadt zur Verbindungsachse über Münsterkirchplatz und Stephansplatz
Wasserläufe stadtbildprägendes Element in Herford – Werre, Aa und Stadtgraben
Ziele ISEK: funktionale und gestalterische Aufwertung von Straßen und Plätzen, Vernetzung von eigenständigen Raum- und Funktionsbereichen,
MARTa Museum für zeitgenössische Kunst mit Blick auf Architektur und Design
Ausstellen und Vermitteln stehen im Zentrum des Engagements für Kunst
Zusammenführen von Kunst, Wirtschaft und Gesellschaft
Kultureller Motor in Stadt und Region, Projekte wenden sich aktiv dem öffentlichen Raum zu und thematisieren Kunst, Stadt und Landschaft
Herausragende kulturelle Einrichtung Herfords

Stadtteil an der Goebenstraße wird durch städtebauliche Investitionen/Aufwertungen zunehmend als Marta-Viertel/Quartier gesehen

Edelstahlkugel auf der Mittelinsel des Kreisverkehrs (Schillerplatz) des Künstlers Luciano Fabro als Abschluss einer Bodenskulptur auf dem Mittelstreifen der Gobenstraße Ausschnitt aus dem Gedicht von Rilke „Der Ball“

Besonderer gestalterischer und künstlerischer Anspruch des Museums soll Gestaltung der Verbindungsachse beeinflussen
Verbesserung der Orientierung, der Aufenthaltsqualität, Erlebbarmachen von historischen Bezügen, Attraktivität für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer
Adressbildung, Einbindung in den stadträumlichen Kontext, Entwicklung eines Freiraumsystems
Gliederung der Räume, Orientierung und Besucherführung

Barrierefreie und effiziente Querung der Berliner Straße
Erkennbarmachen/Hervorheben des nicht wahrnehmbaren Stephansplatz