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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2014

Verbindungsachse MARTa - Innenstadt

Blick auf Schillerbrücke

Blick auf Schillerbrücke

Anerkennung

DÄRR LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Verbindungsachse[ MARTa – Innenstadt ]

Leitidee
Eine imaginäre Achse zwischen Stephansplatz und MARTa beschreibt eine Spur durch die Stadtgeschichte. Von der mittelalterlichen Abtei über geschliffene Wallanlagen, zugeschüttete alte und künstliche neue Gewässer, dem Rathaus bis hin zum Museum für zeitgenössische Kunst. Ein Schnitt durch die Stadtentwicklung je nach Standpunktpunkt und Blickrichtung von Gotik bis Gehry.
Dabei werden Brüche sichtbar. Die Ideen der autogerechten Stadt brachten in den 70iger Jahren die Freiheit der Moderne und haben unübersehbare Narben hinterlassen. Noch heute dominieren Verkehrsfunktionen den Freiraum.
Knapp ein halbes Jahrhundert später fordert eine neue Kultur der Mobilität neue Raum- und Aufenthaltsqualitäten ein. Sieben entlang der Achse ausgewählte Orte, sollen gleich einer urbanen Akupunktur stimuliert werden. Dazu werden ihre bisherigen Funktionen in Frage gestellt, Strukturen aufgebrochen, Abläufe entschleunigt, Routinen geschreddert, Nutzer bewusst verunsichert, Fragmente neu zusammengefügt, um so restrukturiert neue informell offene Räume anzubieten. Recycelte, neu gefügte urbane Fragmente lassen Ausstiegspunkte für Beobachter, Neugierige und potentielle Akteure entstehen, Orte zum Verweilen mit Ein- und Aussichten und temporäre Bühnen. Sie stehen in wechselseitiger Beziehung und werden zu Quellen einer neuen urbanen Dynamik.
Gotik und Gehry werden zu bildhaften Ausrufezeichen im städtischen Raum. Die ‚linearen Kürzel‘ auf den Projektionsflächen und den mit architektonischen Motiven bedruckten Fahnen, dienen als visueller Code der Orientierung. Ähnlich einem Leitsystem verbinden und verweben sie die verschiedenen Nutz- und Denkebenen auf der Verbindungsachse Marta Herford in die Innenstadt.

SCHILLERBRÜCKE
Die Schillerbrücke zeichnet sich durch eine Form quer zur Bewegungsrichtung aus. Es entstehen Räume unterschiedlicher Qualität; Orte der Bewegung, begehbar, befahrbar, des Aufenthaltes, des Wassererlebens. Entsprechend der Sichtachse werden zwei bedruckte Gewebe installiert, die den Weg in Richtung Innenstadt bzw. hin zum MARTa weisen. Diese fügen sich in die Brüstungssituation, welche hin zum Wasser mittels transparentem Stahlgewebe gestaltet werden. Hingegen spannt sich entgegen der Laufrichtung ein dichtes, semitransparentes Stahlgeflecht auf, welches den Gedanken der Störung im Raum unterstreicht. Die Schillerbrücke wird zur Bühne für Kunst, Akteure und Besucher. Gemeinsam mit den Projektionsflächen der Sichtachse ist die Brücke ein entscheidender, impulsgebender Baustein für weitere Entwicklungen im Stadtraum Herford.

WALLANLAGE | FERMELDEGEBÄUDE
Die Erlebbarkeit der historischen Wallanlage rings um die Altstadt Herfords spielt bei dem Schnitt durch die verschiedenen Zeitschichten eine weitere wichtige Rolle. Im Bereich des bereits erlebbaren Steintorwalls wird eine weitere Störung im Raum installiert, welche das Durchschreiten dieses bedeutenden, historischen Punktes markiert und gleichzeitig eine Initialzündung für die Neugestaltung des Schulwalls bildet. Die Besinnung auf die historische Gestalt des Wilhelmsplatzes und der damit verbundenen Sichtbarkeit des Schulwalls in Form eines Weges begleitet von einer geschnittenen Hecke verbindet die Wallanlagen gestalterisch mit dem Lübbertor. Eine wichtige, weit sichtbare Projektionsmöglichkeit bietet die Fassade des Fernmeldegebäudes. Das gotische Motiv gliedert sich bandartig in die Fassadenstruktur und bildet eine der wichtigsten
Orientierungsfahnen im Verbindungsraum MARTa – Innenstadt. Der Platz der Kommunikation, welcher sich im nördlichen Bereich des Fernmeldegebäudes ausbildet, dient als Ort des Aufenthaltes, der Kunst und als Bühne für Veranstaltungen. Hierbei handelt es sich um konzeptionelle Planungen, die die Bedeutung des Ortes gegenüber der engen Raumsituation Arndtstraße herausstellt.

STEPHANSPLATZ
Standort des Rathauses und des Münsters, übernimmt als Bühne der Persönlichkeitsentfaltung und der Inszenierung des öffentlichen Lebens eine repräsentative Aufgabe. Er vermittelt einen wichtigen Eindruck einer Gemeinde, ist ihre Visitenkarte und identitätsstiftend für die Bevölkerung. Aus diesem Grunde ist die Herausarbeitung der Erlebbarkeit und der Bedeutung des Raumes für die Stadt Herford von besonderem Interesse. Der Platz wurde teilweise von seiner Funktion als Parkstellfläche befreit und entsprechend neu strukturiert. Eine großzügige Querungs-möglichkeit der vielbefahrenen Berliner Straße sowie die Erlebbarkeit des Rathauses als Teil des Stephansplatzes sind für den Raum von außerordentlicher Bedeutung. Deshalb wurde zwischen Fernmeldegebäudes und verbliebenen Altbauten eine Störung installiert, welche die Richtung der Sichtachse Gehry – Gotik aufnimmt und dadurch sowohl das Rathaus als auch das Herforder Münster auf den Stephansplatz stellt.
Der neue Kiosk, der sich an diese Achse anlehnt, birgt einen entscheidenden Punkt der
Verbindung MARTa und Innenstadt. In seiner Fassade vereinen sich die architektonischen Motive zu einem Ensemble und verkörpern somit das Wechselspiel der Sichtachse in beide Richtungen. Ein Baumdach nordöstlich des Rathauses bildet einen Ort des Treffens, der Aufenthaltes, der Information und des Verweilens. Von hier aus kann das Treiben auf dem Gesamten Platz im Schutze einer geschnittenen Heckenpflanzung beobachtet werden. Der leergeräumte Raum bietet außerdem dem zukünftigen Museum Platz und Wirkungsraum. Das verbindende Gestaltungselement für alle initiierten Orte sind die streifenartigen Formen, die vorhandene Beläge Schreddern und neu interpretieren sowie die Projektionsfahnen, die entsprechend der Bewegungsrichtung das architektonische Motiv MARTa bzw. Gotik abbilden.
Die Steganlage zwischen MARTa-Cafe´ und Schillerbrücke stellt eine optionale Möglichkeit her um den Museumsbau mit der Innenstadt hochwasserfrei durch einen imposanten Landschaftsraum zu verbinden. Die Verbindungsachse würde eine Raumqualität erhalten, welche durch die Aufwertung des Straßenraums nie geschaffen werden könnte.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee des Entwurfes ist die »Spur« durch die Stadtgeschichte. Unter dem Spannungsfeld Gotik bis Gehry sollen auch Wunden im Stadtgrundriss aufgezeigt werden. Sieben Elemente markieren dabei die Verbindungsachse MARTa-Innenstadt. Dabei erhält der Flaneur je nach Bewegungsrichtung jeweils Ausschnitte des Ziels ins
Blickfeld und wird animiert, dem Weg weiter zu folgen. Dieser Gedanke der Prosektionen erscheint glaubhaft und vielfach phantasievoll ausformuliert. So erhält beispielsweise das Telekomgebäude einen bis dato nicht vorhandenen Charme. Die Ausformulierung des Kunst-Kiosks erscheint glaubhaft.

Hauptaugenmerk legen die Verfasser auf die Schillerbrücke, die bewusst den klassischen Querschnitt einer Brücke meidet. Zwar entstehen dabei reizvolle Aufenthaltsbereiche und Ruhezonen, jedoch liegen in dieser Aufgeregtheit auch die Schwachpunkte des Brückenelementes, dem es nicht glaubhaft gelingt, sich selbstverständlich im Stadtgrundriss zu positionieren.

Interessant ist das Angebot des Steges auf dem Wasser, der aktuell zwar kaum umsetzbar erscheint, jedoch für das Konzept nicht zwangsläufig erforderlich ist.
Lageplan

Lageplan

Detailplan Schillerbrücke

Detailplan Schillerbrücke

Platz der Kommunikation

Platz der Kommunikation

Detailplan "Platz der Kommunikation"

Detailplan "Platz der Kommunikation"

Blick auf Stephansplatz

Blick auf Stephansplatz

Detailplan Stephansplatz

Detailplan Stephansplatz