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Ankauf 8 / 8

offener, anonymer, 2-phasiger landschaftsarchitektonischer und städtebaulicher Ideenwettbewerb mit Realisierungsteil | 12/2006

Bundesgartenschau Koblenz 2011

Ankauf

Lohrberg Stadtlandschaftsarchitektur

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

A u s s i c h t e n - E i n s i c h t e n

Der Entwurf greift die besondere topographische Lage am Ausgang des Mittleren Rheintals auf, die eine Vielzahl attraktiver Aussichten von den Höhen auf die Stadt und vom Rheintal hinauf zur Festung bietet. Diese Aussichten sollen gestalterisch betont und inszeniert werden. Gleichzeitig ergänzt der Entwurf diese Qualitäten durch eine Gartenschau, die immer wieder gezielt mit geschlossenen, in sich gekehrten Räumen arbeitet (Blumenhof, Glacis zwischen den Wällen, Gräben der Festung), die den Besuchern neue und überraschende Einsichten (zu gärtnerischen und anderen Themen) eröffnen.

Die Gartenschau greift damit ein klassisches Thema der Landschaftsästhetik auf: die Besteigung eines Berges. Diese ermöglicht den Überblick, bietet aber auch die Gelegenheit zur inneren Einkehr. Beide Erlebniswege werden auch durch die Umgestaltung von Rheinufer und Festungsplateau unterstützt.

Rhein- und Moselpromenade

Das Rheinufer mit dem Deutschen Eck ist „die\" Adresse von Koblenz und bedarf daher einer entsprechend hochwertigen Gestaltung. Durch die weitgehende Herausnahme des Verkehrs ergibt sich die Möglichkeit, das Rheinufer neu zu ordnen. Statt getrennter Bereiche für Verkehr und Fußgänger sieht der Entwurf eine großzügige Promenade vor, die sich vom Deutschen Eck bis zur Stresemannstraße erstreckt. Die Promenade wird mit einem Belag aus hellen Natursteinplatten versehen und entwickelt ihre Geometrie von der Rheinseite her. Der Baumbestand wird dabei weitestgehend erhalten und zu einer geschlossenen Allee ergänzt.
Der zwischen Promenade und Gebäudefront verbleibende Raum wird blockweise je nach der jeweiligen Funktion gestaltet: das Umfeld des Blumenhofes bleibt als Rasenfläche frei von Einbauten, so dass der hinter Mauern abgeschirmte Hof einen seiner Bedeutung angemessen ruhigen Rahmen erhält. Der Zwischenraum vor den Gaststätten und Hotels wird unter Ausnutzung des Reliefsprungs neu gegliedert: Kioske, sanitäre Einrichtungen, Ticketverkauf und Touristeninformation schieben sich unter die neu und großzügiger ausformulierte Gastronomie-Terrasse, so dass neben der Promenade ein neuer zusammenhängender öffentlicher Raum entsteht. Dieser „Castorplatz\" liegt vis-a-vis des Hauptschiffsanlegers und bietet sich damit als ein erster Treffpunkt für Besucher an, die mit dem Schiff nach Koblenz kommen.

Zum Fluss hin schließt die Rheinpromenade mit den „Rheinlogen\" ab, die den vorhandenen Geländeversprung mit einem langen Bankelement auffangen und so die Uferkante noch einmal betonen. Während der Passantenstrom unter den Platanen dahin fließt, laden die Rheinlogen zum Verweilen ein. Hier kann man in Ruhe Fluss und Schiffe und das Panorama der Festung betrachten, ein besonderer Ort also, um Aussichten als auch Einsichten zu gewinnen.
Die Rheinpromenade verbindet nicht nur Deutsches Eck und Schloss, sie reagiert auch auf den ankommenden Schiffsverkehr und die Straßenverläufe, die von der Innenstadt herkommen. Letztere verlängern sich über die Uferkante hinaus zu den „Rheinkanzeln\", kleine bastionsartige Vorsprünge des Ufers. Von diesen hat man einen freien Blick auf den Fluss hat, aber auch Promenade und Uferkante können betrachtet werden.

Auch die Mosel erhält eine Promenade, die nach den gleichen Prinzipien wie die Rheinpromenade gestaltet wird, wodurch auch das Deutsche Eck am Schnittpunkt beider Promenaden an Wirkung und Gestaltqualität gewinnt. Der Entwurf beschränkt sich am Eck darauf, die Verkehrsfunktionen zu regeln. Mehrere Baumreihen umgrenzen das Denkmal im Süden und betonen dessen einzigartige Lage am Zusammenfluss von Mosel und Rhein.

Blumenhof

Der Blumenhof wird in seinem Charakter als abgeschlossener und von der Stadt entrückter Raum gestärkt. Zum einen wird sein Umfeld von Bauten freigehalten, so dass der Inselcharakter gestärkt wird, zum anderen schließen neue Hecken den Raum ein, so auch zur Moselseite hin. Nur in Richtung Innenstadt öffnet sich der gesamte Bereich durch einen Platz vor der St. Kastor-Basilika. Der Blumenhof selbst wird behutsam umgestaltet, wobei die vorhandenen Grünräume durch eine leicht veränderte Wegeführung und Bepflanzung zu Gartenhöfen entwickelt werden, die sich wiederum als geschlossene Räume mit unterschiedlichen Charakteren (Skulptur, Schatten, Ruhe) den Besuchern präsentieren.

Schloss und Umfeld

Der Schlossvorplatz wird in Anlehnung an historische Vorbilder revitalisiert, dies aber auch mit modernen Elementen. Wegeachsen und kreuze der barocken Anlage werden wieder aufgenommen und die so definierten Flächen weitgehend mit Rasen und Wechselflor versehen. Ein mehrteiliges lang gezogenes Wasserbecken mit kleinen Wasserspielen belebt (nicht nur für Kinder) den weiten Weg über den Vorplatz und integriert den vorhandenen Brunnen. An den Rändern des Vorplatzes wird der alte Baumbestand erhalten und behutsam ergänzt.

Auf der Rheinseite des Schlosses wird der historische Rosengarten wieder belebt. Der Baumbestand des Schlossgartens wird vor dem Mittelfügel des Schlosses - deutlich ausgelichtet, um vom Schloss einen freien Blick zum Rhein zu haben und die preußische Befestigunsmauer besser in Szene zu setzen. Ein zweiter Torzugang durch die Mauer wird wieder geöffnet, so dass die auch beiden landschaftlichen Partien beiderseits des Rosengartens besser ins Wegenetz eingebunden werden und insgesamt die Anknüpfung an das Schloss verbessert wird. Der Uferweg am Fuße der Befestigungsmauer nimmt die Breite der Promenade auf und führt die Besucher weiter zur Königshalle. Durch das Auslichten werden wieder Blicke zum Obergeschoss und zum Dach des Schlosses möglich, der Bezug zum Schloss wird gestärkt,

Die gleiche Wirkung hat auch eine große Treppenanlage, die sich zum Rhein hinunter schiebt. Sie liegt in der Symmetrieachse des Schlosses, löst sich aber beiderseits zu Rasenterrassen auf und gliedert sich damit behutsam in die Lenéesche Parkanlage ein.

Bundesgartenschau

Das wichtigste Exponat des linken Rheinufers ist die Stadt selbst. Die wieder hergerichtete Promenaden an Rhein und Mosel, das revitalisierte Schlossumfeld mit Rosengarten und natürlich der Rhein selbst bilden aus sich heraus genügend Attraktivität für die Bundesgartenschau.
Zusätzlich werden die späteren Rasenflächen des Schlossvorplatz mit Wechselflor belegt, so dass hier zusammen mit dem Schloss ein großer Anziehungspunkt entsteht.

Die eigentliche Gartenschau, also die gärtnerische Leistungsschau und die Hallenschauen konzentriert der Entwurf auf das Plateaus des Ehrenbreitsteins. Dem Gestaltungsansatz für die Daueranlage folgend werden die einzelnen Ausstellungsbereiche wiederum am Rand des Glacis angeordnet und bilden hier das „Blumenband\". Die Glacis-Wiese bleibt in der Mitte auch zur Gartenschau frei von Einbauten. Besucher können sich so leicht im Raum orientieren und sich zwischen einem schnellen Weg zur Festung oder einem Rundweg um die Glacis-Wiese entscheiden. Die Hallenschau findet in zwei längsgestreckten Hallen statt, die wie die Gartenbau-Info auf den späteren Parkplätzen errichtet werden. So können diese Flächen sinnvoll integriert werden, auch bleibt der Blick über das Plateau zur Festung unverstellt. Zudem ist die Anlieferung einfach und hinter den Hallen stehen genug Rüstflächen zur Verfügung.

Die einzelnen Ausstellungsthemen (Baumschule, Rosen, etc.) erhalten jeweils einen zusammenhängenden Bereich, der durch große Hainbuchenhecken abgeschirmt wird und auch nach innen durch weitere Raumteiler gegliedert wird. Wer eintritt, so die Intention, dem eröffnen sich neue Einsichten in die Welt des Gärtnerns, aber auch auf andere Themen.

Der Wechselflor folgt mit langen Rabatten den Wegen zur Festung und betont gleichzeitig die Ausdehnung der Glacis-Wiese.
In der Festung wird das Thema Stauden im nördlichen Graben gezeigt. Daneben werden einzelne Gebäude (Ravelin, Ravelin Fuchs, Turm unbenannt) für spezielle Hallenausstellungen genutzt. Im südliche Graben finden Veranstaltungen (Kinderbühne, Kleinkunst) statt. Der Schlosshof enthält mehrere Außengastronomien, so dass die Besucher auf halbem Wege durch die Schauflächen eine Rast einlegen können.

Die Gartenschau auf dem Ehrenbreitstein wird von Norden her erschlossen. Der Busparkplatz (incl. Behindertenparkplätze, Rad- und Motorradstellplätze) liegt auf der vom Kompostierwerk bereit gestellten Fläche und ist so organisiert, dass die Besucher sich zunächst auf einem Platz am Waldrand unter Bäumen versammeln können. Hier gibt es auch Sitzgelegenheiten und Toilettengebäude. Der Parkplatz ist mit Chinaschilf umwachsen, vom Versammlungsplatz gibt es ein Infofenster mit Ausblick auf die Deponie Infos zum Thema Biomasseverwertung.

Ein breiter Weg führt die Besucher dann zum Eingang (mit Kassen und Info) auf der anderen Seiten der Greifenklaustraße. Der Vorplatz der Kasse ist gleichzeitig Aussichtsplatz mit einem schönen Blick ins Seitental, so dass die Besucher schon beim Ankommen auf das Thema der Schau eingestimmt werden. Vor und hinter der Kasse befindet sich der Gärtnermarkt, der auch den relativ langen Weg zum Glacis abwechslungsreicher macht. Der Entréeplatz am Waldrand des Orchideenwaldes dient dann als eigentliches Eingangstor in die Schau. Von hier verteilen sich die Wege und erlauben jedem Besucher einen eigenen Weg durch die Gartenschau, sei es als Rundweg entlang von Wald und Wall, sei es als ein Etappenweg von Ausstellungsbereich zu Ausstellungsbereich oder sei es ein schneller Weg zur Festung durch die großzügige und ruhige Mitte der Glacis-Wiese.
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