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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 04/2014

DGGL-Förderpreis Ulrich-Wolf 2015

3. Preis

Preisgeld: 500 EUR

Heyden Freitag

Student*in Landschaftsarchitektur

Katharina Bentien

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ribbeck´s Birnengarten


„Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand, […]“


Idee

Der „Garten der Gärten“ ist das Entree des Packhofgeländes, und was läge näher als den Besucher mit einem Gedicht aus der Region abzuholen?
Die Havelregion und die Geschichte Theodor Fontanes über Herrn Ribbeck waren schon immer eng miteinander verbunden.“Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ von 1889 gehört zu den hundert Gedichten, die im 20. Jahrhundert am häufigsten im deutschsprachigen Raum publiziert wurden und erfreut sich deshalb bis heute höchster Bekanntheit. Das Gedicht ist ebenfalls maßgeblich an der ländlich idyllischen Vorstellung des Havellandes beteiligt.

Doch wie kann man sich den damaligen Garten von Herrn Ribbeck vorstellen?
Die literarischen Aussagen über das Aussehen des Gartens und die Assoziation zum Havelland werden im „Garten der Gärten“ als Vorbild genommen und gestalterisch wie künstlerisch in den Themengarten eingebunden. Dabei soll der Schaugarten mit poetischen und sinnbildlichen Übersetzungen angereichert werden und kann somit auch als Kunstwerk und Kulturbeitrag verstanden werden. Der Gartenschaubesucher soll sich beim Betreten des Gartens in seine Kindheit und Schulzeit zurückversetzt fühlen und die poetische Komposition des leuchtenden Birnengartens auf sich wirken lassen.


Konzept

Der Schwerpunkt des Entwurfs ist das Gedicht mit der Birne, welche sowohl als Objekt wie auch als formgebendes Element des Gartens verwendet wurde. Es wurden Verszeilen aus dem Gedicht als ¬gestalterische Ideen und Elemente in den Garten metaphorisch überführt (z.B. leuchtende Birnen, goldene Herbstzeit, alter Birnenbaum). Auch stellen die anderen platzierten Ausstattungselemente im Themengarten jeweils Bezüge zu Theodor Fontanes Gedicht her. So entsteht ein interessanter Schaugarten, der die Vorzüge jedes Monats der Gartenschau betont und hervorhebt und damit einen besonderen Charme versprüht.


Gartenelemente

Ribbecks alter anmutiger Birnenbaum wurde in ein skulpturales Objekt übersetzt, welches zentral im Garten positioniert ist. Es besteht aus einem alten, künstlerisch bearbeiteten Holzstamm, der von der lokalen Forstwirtschaft oder speziell von einem Holzdesigner erworben werden kann. Die Baumskulptur wird in dem 80cm hohen Rasenhügel mit einem kleinen Fundament verankert. An ihr werden filigrane Stahlseile auf einer Höhe von 2,50m gespannt, die sich strahlenförmig über den Gartenraum ausbreiten. Die Enden der Seile sind nach Möglichkeit an dem bestehenden Holzzaun zu verankern oder alternativ an im Boden verankerten, unauffälligen Stahlstangen, die hinter den höher wachsenden Stauden platziert werden könnten. An dem modern interpretierten Konstrukt aus künstlerischer Baumskulptur und Stahlseilen, die durch ihre Drapierung an Äste einer Baumkrone erinnern, sind aus fluoreszierendem Plexiglas® gefertigte Birnenscheiben eingehängt. Dieses besondere Material besitzt die faszinierende Eigenschaft allein durch die Brechung von Tageslicht intensiv zu leuchten, was somit den Garten, im wahrsten Sinne des Wortes, zu einem Highlight werden lässt. Die Birnenscheiben werden in unterschiedlichen Höhen an die dünnen Seile eingehängt, um den Besuchern den Eindruck zu vermitteln, dass im Garten überall Birnen hängen. Die am Hügel positionierten Sitzsackbirnen sind wetterbeständige Outdoor-Sitzsäcke, die diebstahlsicher verankert werden. Unter den geplanten Birnenbäumen sind Weidenkörbe platziert, bepflanzt mit leuchtend gelben Stauden, die frisch geerntete Birnen symbolisieren und somit die ländlich-idyllische Atmosphäre des kleinen Gartens steigern.
Auf der geplanten Infostele am südlichen Eingang des Schaugartens ist das Gedicht Fontanes niedergeschrieben, was eventuell über die Zeit verlorengegangene Erinnerungen an die damalige Schulzeit, als man das Gedicht auswendig lernen musste, wieder zurückholt. Die Gartenelemente sind so positioniert, dass sich der Garten beim Eintreten durch den Haupteingang von einer seiner schönsten Seiten zeigt. Die in den Rasen eingearbeiteten, quadratischen Pflasterintarsien, die das Bild einer gehälfteten Birne nachzeichnen, führen den Besucher sicher entlang der Staudenpflanzung durch Ribbecks Garten. Ebenfalls wirken sie einem möglichen Rasenabtritt durch hohen Nutzungsdruck entgegen.


Pflanzkonzept

Brillantes Weiß, strahlendes Gelb, leuchtendes Orange und ein flammendes Rot charakterisieren den Gartenraum über die gesamte Gartenschausaison. Ausgewählte, pflegeleichte Stauden mit sehr üppigen und feintexturierten Blüten, die oftmals in typischen Bauerngärten wiederzufinden sind, leuchten schon von weitem und harmonisieren in Ton und Gestalt. Das Farbthema des Gartens ist an den Wachstumszyklus einer Birne angelehnt – von der weißen Blüte, über die heranwachsende gelb-grüne Frucht, bis hin zur reifen orange-roten Birne und führt konsequent den „roten Faden“ des poetischen Birnenthemas in der Bepflanzung fort.
Mit der Pflanzart in sogenannten „Drifts“ entsteht ein fließendes Bild eines Blütenmeeres. Aus diesem stechen vereinzelt exotisch wirkende Solitärstauden als attraktive Blickfänger hervor. Durch die Anordnung in „Drifts“, entstehen keine auffallenden Lücken bei Verblühen von einzelnen Arten und die langen Grenzlinien führen zu zahlreichen, spannenden Beziehungen zwischen den Staudenbändern. In die rahmende Staudenpflanzung sind zusätzlich alte, regional verwendete Birnenbaumsorten (‘Clapps Liebling‘ und ‘Williams Christ‘) eingestreut, an denen sich der Besucher auch gerne bedienen darf, denn es sind ausgewählte Sorten, die schon in jungem Alter Früchte tragen. Bei der Pflanzung der Birnenbäume sollen Solitärbäume verwendet werden, die bereits eine Kronenbreite von 1,5m bis 2,00m und eine Gesamthöhe von 3,50m bis 4,00m besitzen. Diese Qualität ist wünschenswert, um bereits zum Start der Gartenschau Gehölze zu haben, die raumbildend sind.


Nachhaltigkeit/temporäre Gestaltung

Die integrierten Elemente im Garten haben alle temporären Charakter und sind somit nach Ende der Gartenschau problemlos wieder rückbaubar. Die fluoreszierenden Plexiglasbirnen können zum Schluss an die Besucher als schönes Erinnerungsstück verschenkt werden. Die Pflanzauswahl wurde so getroffen, dass fast ausschließlich heimische Arten gewählt wurden. Dieser Faktor begünstigt eine leichte Übertragbarkeit des Gartenkonzepts in die privaten Hausgärten der Besucher.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Garten bezieht sich auf den Dichter Theodor Fontane und nimmt Bezug auf das Ribbeck-Gedicht. Damit wird eine starke Assoziation zum Havelland vermittelt. Der Besucher erhält durch individuelle Sitzmöbel in Form von Birnen eine hohe Nutzer- und Aufenthaltsqualität. Der platzartiger Aufenthaltbereich im Zentrum mit Sitz- und Liegemöglichkeiten laden zum Pflanzenbeobachten und Verweilen ein. Farbstarke Rahmengebung und ein stilistischer Birnenbaum mit Plexiglasbirnen können entdeckt werden.

Garteninitativen
Es ist kein direkter Bezug zu den Garteninitiativen zu erkennen.

Temporärer Charakter
Temporäre Umsetzung ist gewährleistet.

Bepflanzungskonzept
Blüh- und Pflanzenkonzept vorhanden, detailiiert ausgearbeitet.
Blühaspekt über alle Jaheszeiten berücksichtigt.
Pflanzenbeispiele auf dem Plan als Abbildung dargestellt.

Innovationsgehalt
Innovative Sitzmöbel, Plexiglasobjekte (Birnen und Birnenscheiben in dem skulpturellen Baum), Gedichte.

Bemerkungen
Erschließung des Nachbargartens nicht berücksichtigt. Sehr spannender Entwurf. Ausschließlicher Bezug auf Theodor Fontane wird dem Gartenthema und dem Standort nicht genug gerecht. Umsetzung als Hausgarten oder in der Nähe von Ribbeck denkbar.
Persepektive "Ribbeck's Birnengarten"

Persepektive "Ribbeck's Birnengarten"

Präsentationsplan "Ribbeck's Birnengarten" DIN A0

Präsentationsplan "Ribbeck's Birnengarten" DIN A0