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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 06/2014

Loriot zu Ehren

"Abwesenheitsnotiz" - Vera Liesmann

"Abwesenheitsnotiz" - Vera Liesmann

Teilnahme / 2. Phase

Vera Liesmann

Kunst

Erläuterungstext

Abwesenheitsnotiz

Loriot verstand es meisterhaft, zu entlarven ohne zu entblößen. Doch sein Fehlen gibt uns Blöße. Sein Verlust ist von kollektivem Charakter, seine Abwesenheit von besonderer Präsenz. Ein Gegengewicht dazu kann nur durch den Kontrapunkt Erinnerung hergestellt werden.

Loriot zu gedenken bedeutet Erinnerung an einen besonders und über seinen Tod hinaus präsenten Menschen, Humoristen, Künstler, scharfsinnigen und weitsichtigen Menschenkenner und –freund. An einen der authentischsten Humanisten, die Deutschlands Kulturlandschaft über Jahrzehnte geprägt haben. Loriot verdient ein Ehrendenkmal, das die nackte Dreidimensionalität sprengt, das die Monumentalität historischer Standbilder nicht benötigt, um Größe zu zeigen, und das in lebendigen Kontakt mit der Außenwelt, der Landschaft und dem Betrachter steht.

Hauptmotiv ist das nicht-mehr-Existieren Loriots. Die Verortung seiner Abwesenheit schafft Raum für ein Weiterleben in der Erinnerung. Die Verwendung eines bestimmten Themas käme einer Reduktion Loriots im Gesamten auf eine willkürliche Auswahl gleich, die dem Künstler nicht gerecht werden kann.

Loriot war den Menschen stets in ihrer Alltäglichkeit verbunden. Analog dazu ist der Maßstab für das Denkmal kein monumentaler, sondern bleibt bewusst auf Augenhöhe. Die Skulptur erhebt sich nicht durch einen Sockel, sondern nutzt ein circa 50cm hohes natürliches grasbewachsenes Plateau, das der Betrachter ebenfalls betreten kann und
somit Teil der Skulptur wird.

Verwendet werden 5 Paneele aus Corten-Stahl, aus denen die Silhouette Loriots in Bewegung herausgeschnitten ist. Sie fügen sich durch Positionierung und Ausrichtung in die Landschaft ein, respektieren den Ort, kommunizieren zwischen historischer Bebauung und Havel, lassen Sichtbezüge (Johanniskirche) offen, und gliedern sich in die städtebauliche Struktur der Altstadt ein.

Die sequenzielle Anordnung der Stahlplatten erinnert an das Leben Loriots in Film, Fernsehen und auf der Bühne. Die Skulptur folgt dieser Bewegtheit und der Betrachter kann sie aktiv begleiten. Auf dem 1. Paneel ist Loriot greifbar präsent. Ein Widmungstext und seine Unterschrift falten sich aus dem Stahl heraus. Es folgt die Sequenz des Fortgehens. Auf dem 5. Paneel verlässt Loriot die Skulptur und die Bühne, doch der Besucher wird durch die Öffnung in den Raum mitgenommen.

Die Oberfläche interagiert kommunikativ durch Korrosion mit ihrer Umgebung. Das intensive Rostrot offeriert eine ansprechend-fragile Ästhetik. Kontrastierend leuchtet es zwischen dem Grün des Landschaftsparks und dem Blau von Himmel und Havel. An den Standort Brandenburg wird über das Medium Stahl historisch angeknüpft.

Der Rahmen, den das Paneel-Positiv anbietet, fasst eigene Erinnerungen an Loriot. Das durch die hinterlassene Negativ-Form nicht-Abbilden Loriots ermöglicht dem Betrachter, die Silhouette mit eigenen Emotionen und Gedanken zu füllen. Der Dimensionsbegriff wird narrativ um Zeit und Erinnerungen erweitert.
"Abwesenheitsnotiz" - Vera Liesmann

"Abwesenheitsnotiz" - Vera Liesmann