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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2014

Gestaltungskonzept für die Haveluferpromenade an der Alten Fahrt

Perspektive von Brücke

Perspektive von Brücke

Anerkennung

Preisgeld: 1.000 EUR

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

„Haveluferpromenade an der Alten Fahrt“

Im Kontext der behutsamen Wiederannäherung der Potsdamer Mitte mit dem wiedererstandenen Stadtschloß der Garnisonskirche und der nunmehr neu entstehenden Bebauung an der Alten Fahrt kommt der Gestaltung der Uferpromenade, dem Otto-Braun-Platz und dem grünen Platz an der Pergola eine wichtige Bedeutung als öffentlicher Raum an der Havel im Gegenüber der Freundschaftsinsel zu.
Der städtische Charakter der Promenade im Bereich der Bebauung vermittelt einen Übergang vom durch die Vegetation charakterisierten Uferpark im Osten hin zum westlich angrenzenden signifikanten Ort des Potsdamer Hafen und dem neuen Lustgartens. Das Gegenüber der Freundschaftsinsel bietet dem Blick von der neuen Promenade eine eindrückliche Parkkulisse und verleiht dieser eine hohe Aufenthaltsqualität in gut besonnter Lage. Die Ausstattung der Uferpromenade mit Außengastronomie im Anschluss an die qualitativ hochwertige neue Bebauung stärkt im Weiteren die ohnehin hohe Qualität dieses Freiraumes. Die im zurückhaltenden Duktus ortstypisch mit Granitkleinstein im Reihenverband gepflasterte Uferpromenade erhält zum Wasser hin eine Sitzmauer, als Spundwandkopf ausgeführt, der ein Streifen großformatiger Werksteinplatten vorgelagert ist. Diese Rahmung inszeniert kraftvoll die Uferlinie und thematisiert reizvoll den Kontrast zwischen der Promenade und dem landschaftlichen Aspekt der Freundschaftsinsel. Vor der Uferkante, auf dem großzügigen Plattenstreifen aufgereiht, unterstützen Mastleuchten ( Potsdamer Eierleuchte ) die Anmutung dieser städtischen Promenade am Wasser. Eine asymmetrische Lichtverteilung stellt die Ausleuchtung der Laufbereiche sicher. Der Wasserkörper wird somit von nächtlichem Kunstlicht frei gehalten. Einzelne, bewusst gesetzte, Trauerweiden und Birkenpappeln setzen in Verlängerung der Gartenfugen der Baugrundstücke vegetative Akzente am Ufer ohne den Sichtbezug der eindrücklichen Gebäude zur Freundschaftsinsel hin zu verstellen. Zusätzlich zur Möblierung der Außengastronomie wird vorgeschlagen, dass die gewerblichen Anrainer einige Sitzmöbel zur freien Nutzung für die Passanten breitstellen und dauerhaft unterhalten. Die freie Nutzung dieser variablen Bestuhlung verleiht dem Freiraum einen Aspekt von Laisser-Faire und Ungezwungenheit. Falls eine solche Konzeption im Zuge der Abstimmungen nicht zu erreichen ist, können einzelne Parkbänke an geeigneten Stellen vor der Sockelmauer der Hausgärten aufgestellt werden.
Der Otto-Braun-Platz bietet als ruhiger befestigter Terrassenplatz am Wasser den Anschluss der Uferpromenade an den Stadtraum der Potsdamer Mitte her. In Referenz zur historischen Situation des Brückenkopfes der Langen Brücke führt eine großzügige Freitreppe vom Platzniveau hinab auf die Promenade. An die Materialität des Sockels angelehnt und in Flucht der neuen Bebauung übernimmt eine Stützmauer mit transparentem Geländer den Anschluss der Freitreppe an den Terrassenbereich des neuen Gebäudes. Die hier vorgesehene Möblierung der Gastronomie (240 Plätze Oberes Niveau - 60 Plätze unteres Niveau- gestalterisch wünschenswert) wird unter Freihaltung der Zugänge bis an Terrassenmauer herangeführt und bietet attraktiven Aufenthalt mit Bezug zum Wasser und der Freundschaftsinsel. Die Zuordnung der Platzbereiche für Gastronomie und freie Nutzung (Laufwege und Aufenthalt an der bestehenden Kastanie) werden somit konfliktfrei gegliedert. Am Kopf der Langen Brücke werden die bestehenden Mauersegmente im selben Material ergänzt und die dort vorhandenen Elektroverteilerkästen darin „ eingehaust“. In der Verlängerung der Brückenmauer überwinden auslaufende Ausgleichsstufen den Niveauunterschied zwischen dem Anlauf der Brückenrampe und dem Geländeniveau der Platzfläche. Hinunter zum Niveau der Uferpromenade übernehmen, an die Kontur der Freitreppe angepasste und auf die Flucht des Brückenkopfes ausgerichtete Mauersegmente, die Funktion der westlichen Treppenwange. Die Oberkante der Treppenwange am Brückenkopf korrespondiert hierbei mit der Oberkante des Anlaufes der den Brückenkopf zum Wasser hintragenden vorhandenen Mauer. Der Otto Braun Platz erhält somit ein weitgehend gleichmäßiges Gefälle zum Gebäude, hin wobei die Entwässerung als Schlitzrinne in paralleler Flucht zur Fassade in Verlängerung der Terrassenmauer vorgesehen ist. Das Wurzelhalsniveau der Kastanie wird im Bereich der Traufe beibehalten und durch zwei flache Sitzstufen an das neue Platzniveau angeschlossen.

Der grüne Platz an der Pergola im östlichen Anschluss der Uferpromenade dient den von Osten kommenden Besuchern als Entree und Verteiler zum Alten Markt. Die Integration der Hauszugänge der Neubauten, der vorhandenen Pergola, der Verteiler- bzw. Entreefunktion sowie die gestalterische Ausbildung des Niveausprunges zwischen der Promenade und oberen Platzniveau wird durch die Neuanlage eines kleinen mit Bänken ausgestatteten grünen Platzes erreicht. Eindrücklich jedoch unspektakulär wird der die städtebauliche Figur abschließende Bogen der Wegeführung aufgenommen und zu den Funktionseingängen der Neubauten durch eine niedrige Hecke gefasst. Der somit zum Park und Wasser hin offen orientierte Raum erhält eine Möblierung durch Bänke vor dem Heckenboskett. Der dortige Aufenthalt ermöglicht dem Besucher geschützt zu verweilen und zu gleich den freien Blick in den Landschaftsraum zu genießen. Eine Anrampung des Weges überwindet den vorhandenen Niveausprung. Zu den Gebäuden hin wird die Wange der dortigen Treppenanlage als Sitzmauer fortgeführt und dem Bogenmotiv der Gesamtanlage formal angepasst. Zur Alten Fahrt ist die Anrampung durch eine leichte Böschung in den Ufer Park landschaftlich eingebunden ausgeführt.
Im gesamten Planungsumgriff sind die mit der Ausschreibung vermittelten des vorbeugenden Brandschutzes (Flächen für die Feuerwehr) vollständig berücksichtigt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf bietet eine durchgängig ruhige und zurückhaltende Gestaltung sowohl für den Otto-Braun-Platz, als auch für die Promenade und die Fläche an der Pergola an, was insgesamt als positiv bewertet wird.
Durch die bis in die Bauflucht der Gebäude vorgezogene Treppenanlage wird eine großzügige Platzfläche auf Straßenniveau geschaffen, die neben den gastronomischen Außenbereichen noch ausreichend Platz für Aufenthalts- und Erschließungsflächen bietet. Die Hinführung zur unteren Promenade wird über den Platz und durch eine der Alten Fahrt zugewandte und breite Treppenanlage gut erreicht. Ein seitlich anschließender Mauervorsprung bildet in der Gebäudeflucht den Zugang zur Gastronomie. Das transparente Geländer unterstreicht hier auf positive Weise den großzügigen, offenen Charakter.
Die Platzfläche selbst bildet eine schräge Fläche, die zu den Gebäuden und zur Treppe hin abfällt. In diese Platzfläche schiebt sich eine bepflanzte Baumscheibe aus kreisförmig angeordneten (Sitz-) Stufen, die zwischen den höheren und tieferen Platzniveaus beiläufig vermittelt. Die tatsächlichen Anschlusshöhen in diesem Bereich sind jedoch nicht nachvollziehbar nachgewiesen, die Dimensionen der Baumscheibe in der perspektivischen Darstellung erscheinen geschönt.
Zur Langen Brücke wird der Platz durch bis zu 5 abgeschleppte Stufen begrenzt. Diese liegen teilweise auf der RistWag-Anlage und müssten verschoben werden.
Die in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kastanie positionierten Fahrradständer werden als Behinderung gewertet, die den offenen Charakter zu sehr beeinträchtigen und die optimale Querung des Platzes nachhaltig stören würden.
Die Promenade erhält über der Spundwand eine massive Brüstung von 60 cm Höhe. Diese bildet einen deutlichen Rahmen für die Promenade, wird aber als zu wenig differenziert und aufgrund ihrer Massivität auch als zu wenig nutzbar gewertet: Die Erlebbarkeit des Wassers ist geschmälert die Nutzung zum Sitzen nur einseitig vorhanden. Die Leitern an der Brüstungsmauer bieten zudem keine ausreichend komfortable Ein- uns Ausstiegsmöglichkeit für Kanuten.
Die von den Verfassern vorgeschlagene „freie“ Möblierung bzw. alternative Sitzbänke entlang der Sockelmauern können nicht überzeugen. Die vereinzelt gesetzten Trauerweiden und Birkenpappeln entlang der Promenade erscheinen in Art und Umfang angemessen.
Die Fläche an der Pergola wird mit einer zur Promenade hin abgeböschten Rasenfläche und Heckenbosketts mit vorgelagerten Sitzbänken gestaltet. Die zurückhaltende Gestaltung des Bereichs wird grundsätzlich als richtig eingestuft, die Einbindung der vorhandenen Pergola jedoch als zu unmotiviert empfunden.
Neben der Kastanie können sowohl die Bittschriftenlinde als auch die Bestandsbäume auf der Promenade und ein Großteil der Bäume an der Pergola erhalten und in das Gestaltungskonzept gut integriert werden.
Die Feuerwehrbewegungsflächen sind ohne Einschränkung befahrbar.
Die Verwendung von Granitkleinsteinpflaster auf den Platz- und Promenadenflächen wird im Kontext der Potsdamer Mitte als angemessene Materialität gewertet.
Lageplan

Lageplan

Perspektive am Wasser

Perspektive am Wasser

Detail Promenade

Detail Promenade

Schnitt

Schnitt