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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Neubau Intergeneratives Zentrum IGZ

Anerkennung

Preisgeld: 4.500 EUR

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Architektur

SCHNOKLAKE BETZ DÖMER ARCHITEKTEN

Architektur

ahw Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

W+W Sachverständige und Ingenieure für Brandschutz GmbH & Co. KG

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Das IGZ Dülmen ist ein offenes Haus, das für alle Generationen ein nachhaltiges Angebot der intergenerativen Begegnung bietet. Als multifunktionaler Aneignungsraum fördert das IGZ die soziale Teilhabe junger, alter und behinderter Menschen und schafft somit Austausch und Toleranz in der Gesellschaft. Es verräumlicht die programmatische Schnittmenge der sozialen Einrichtungen von Stadt und Kirchengemeinde zu einem neuen Typus in der Reihe öffentlicher Gebäude. Architektur und Städtebau übersetzen die soziokulturelle Bedeutung des IGZ zu einem Gebäude, das seine Funktion sichtbar in der Stadt verankert und dabei überregionale Strahlkraft mit dem menschlichen Maßstab verbindet.

Das Projektteam vertreten von Bernd Schnoklake von Schnoklake Betz Architekten beschreibt den Entwurf: „Das IGZ wird als freistehender Solitär begriffen, der den Einwohnern der Stadt Dülmen - trotz seiner rückseitigen Situation im Stadtkontext - seine Sonderfunktion als intergenerativer Katalysator vermittelt. Als Körper aus zueinander versetzt gestapelten Funktionsvolumen verankert es sich in seinem Kontext. Es definiert auf diese Weise Eingangssituationen und stellt städtebauliche Bezüge her. Das IGZ bildet in dem neuen Gebäudeensemble einen klaren Bezugspunkt und formuliert eine Ecksituation aus, welche den Kirchplatz besser definiert. Der neu aufgearbeitete Kirchplatz mit seiner klaren und mit der des Rathauses korrespondierenden Formensprache, bietet den Bürgern Dülmens vielfältige Nutzungen im urbanen Raum. Mit seinen großen, leicht nach Westen geneigten Flächen und Stufenanlagen aus Betonblockstufen lädt er zum Verweilen und Entspannen oder als Eventfläche ein. Die Wegeachsen fungieren gleichsam als Bindeglied zwischen Rathaus, Kirche und der Stadt. Die nach Osten aufsteigende Stufenanlage bildet den räumlichen Abschluss an die bestehende Gassenstruktur. Der vorhandene Baumbestand wird im östlichen Teil des Platzes erhalten auf der Nördlichen Seite ist der Platz offen gestaltet. Es entsteht ein Spiel aus Schatten und Sonne. Der Platz mündet im Norden in den Platz der Begegnung. Eine neue Passage durch den Rathaus Nordflügel vermittelt behindertengerecht zwischen den Niveaus von Bült und Markplatz. Dabei führt sie direkt am Haupteingang des neuen IGZ und seinem Forum vorbei. Sie ist in Teilbereichen überdacht, sodass sie der geplanten Gastronomie im Rathauserdgeschoss einen wettergeschützten Außenbereich bietet der, zusammen mit dem Bistro des IGZ, das Forum zu allen Tageszeiten belebt.“

Beurteilung durch das Preisgericht

Die leitende Idee des Wettbewerbsbeitrags ist ein solitäres, geschossweise differenziertes Gebäude, das alle Funktionen des IGZ (mit Ausnahme des Pfarrerwohnens) in einem Volumen vereinigt. In Ergänzung mit den Bauvolumen für Pfarrer- und Investorenwohnen (am Bült) ergibt sich hierdurch eine städtebaulich eindeutig strukturierte Situation, die historische Wegebeziehungen neu interpretiert und zugleich überzeugend auf die Topografie des Grundstücks reagiert.

Die gewählte Kompaktheit und Geschossigkeit ermöglichen eine vergleichsweise hohe (Nutzungs-)Dichte im Plangebiet und führt zu einer fast großstädtischen Qualität. Dabei öffnet sich das IGZ mit zwei Haupteingängen zum Markt- und zum Kirchplatz, weitere untergeordnete Nebeneingänge finden sich am Bült und in der Kirchgasse.

Das Forum findet im Erdgeschoss seine zentrale und verbindende Lage (zwischen Marktplatz und Bült). Die anderen Nutzungsbereiche werden in der Vertikalen (leider) funktional getrennt, übereinander angeordnet und entsprechend ihren räumlichen Erfordernissen (in unterschiedlicher Größe und Struktur) entwickelt. Die Anordnung der KiTa auf einer Ebene (im ersten Obergeschoss) wird positiv bewertet, die zugeordneten Freiräume erscheinen aber unzureichend dimensioniert.

Das geschichtete Gebäudekonzept und die Gestaltung der Fassaden gibt dem IGZ einen modernen, transparenten Charakter und eine im Kontext zwischen Kirche und Rathaus (zunächst) unerwartet kräftige und selbstbewusste Architektursprache. Der besondere Beitrag der Arbeit liegt insofern in der Entwicklung eines selbstbewussten Architekturbildes für das IGZ und macht dieses zum dritten, erkennbaren ‘Akteur‘ zwischen Rathaus und Kirche.

Die Geschossigkeit und die damit verbundene Maßstäblichkeit des Gebäudes hingegen erscheinen unangemessen. Das Forum als Herzstück des IGZ und die wichtigsten Frequenzbringer werden räumlich getrennt angeordnet. Ein zufälliges Aufeinandertreffen der verschiedenen Nutzer wird somit durch die Architektur nicht gefördert. Insofern erscheint die Kernidee des IGZ räumlich unzureichend umgesetzt.

Abschließend ist festzustellen, dass die im Entwurf entwickelten Flächen die Vorgaben der Auslobung deutlich überschreiten und insofern keine wirtschaftliche Realisierbarkeit zu erwarten ist.


Steuerungsgruppe - Nutzer

Die Trennung der im IGZ zusammenwirkenden Funktionen auf insgesamt 6 Ebenen erscheint hinsichtlich des IGZ-Gedankens sehr widersinnig, wenngleich alle Nutzungen auch sinnbildlich unter einem Dach vereint werden. Die Architektur wirkt für das IGZ und den Ort zu sehr überzeichnet. Dennoch wird anerkannt, dass der Entwurf die Strahlwirkung des IGZ nach Außen verdeutlicht.