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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Sanierung und Umbau der Seniorenwohnanlage August-Meier-Heim

3. Preis

Preisgeld: 40.000 EUR

KTL Architekten | Koczor Teuchert Lünz GbR | Architekten BDA Ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Die vorgeschlagene Anordnung der Zentralküche definiert den Vorplatzbereich in räumlicher Hinsicht und eröffnet neue Möglichkeiten zur Verbesserung der freiräumliche Qualität der Gesamtanlage.
Die serielle Reihung der Einzelgebäude entlang der Magistrale bleibt als charakteristisches städtebauliches Merkmal des ehemaligen Arbeiterlagers erhalten.
Freiräumliche Qualität
Die Anordnung der Zentralküche im Zufahrtsbereich befreit das unmittelbare Umfeld des Gebäudebestands von einem großen Teil des Anliefer- und Entsorgungsverkehrs. Der Vorplatz wird mit klar gegliederten Pflanzflächen und einer Brunnenanlage neu gestaltet und erhält dadurch auch als Freibereich für das Cafe eine hohe Aufenthaltsqualität. Die südlich das Hauptgebäude umgreifende Fläche wird begrünt und als Freibereich für die Schule ausgewiesen. Die Zwischenhöfe werden den Erdgeschosshöhen der Gebäude angepasst und damit von Innen her ebenengleich zugänglich. Terrassen und kleine Rundwege dienen den Bewohnern als quasi geschützte Sitz- und Bewegungsmöglichkeit.
Gliederung der Nutzungsbereiche
Außer der separat platzierten Zentralküche werden die Nutzungen in drei weitere räumliche Bereiche gegliedert:
1. Heimverwaltung mit Institutsambulanz, Pflegeschule, Cafeteria und Saal im Haupthaus.
2. Stationäre Pflege, Tagespflege, Pflegeoase und betreutes Wohnen im Komplex Haus 1 und 2.
3. Gerontopsychiatrische Pflege im Komplex Haus 3 bis 5.
Die Häuser 6 und 7 werden nicht mit Programmflächen belegt, bleiben aber über die Magistrale angebunden.
Der Haupteingang befindet sich nach wie vor als direkter Zugang zur Magistrale zwischen dem Haupthaus und Haus 1.
Haupthaus
Cafeteria, Saal und Andachtsraum verbleiben an alter Stelle. Im Kellergeschoss verbleiben Haustechnikzentralen und Lagerräume.
Die Schule wird auf zwei Ebenen des nordwestlichen Gebäudeflügels untergebracht, die Verwaltung und Institutsambulanz im Dachgeschoss des südöstlichen Flügels.
Haus 1 und 2
Die stationäre Pflege gliedert sich in zwei im 1. und 2. OG übereinander liegende Wohnbereiche (Stationen) mit je 25 Plätzen, die wiederum in je zwei Wohngruppen mit 12 bzw. 13 Plätzen gegliedert sind. Im EG befinden sich die Tagespflege mit 12 Plätzen und die Pflegeoase mit 6 Plätzen. Weitere Räume im EG werden übergeordnet genutzt als Frisör, Raucherzimmer und weitere kleinteilige Angebote (ZBV) sowie als gut belichtete Ausstellungsflächen mit guter Anbindung an die Magistrale. Das betreute Wohnen befindet sich im DG Haus 2, die Personalumkleiden sind auf kurzem Wege im UG Haus 1 zugänglich. Die restlichen Flächen im UG und DG dienen als Lager- und Technikräume.


Haus 3 bis 5
Die gerontopsychiatrische Pflege gliedert sich in zwei übereinander liegende Wohnbereiche (Stationen) mit je 34 bzw. 36 Plätzen, die wiederum in je drei Wohngruppen mit 10 bzw. 12 Bewohnern gegliedert sind. Weiterhin befinden sich im EG auf der anderen Seite der Magistrale die zentrale Speiseanlieferung und Entsorgung für alle Pflegebereiche sowie übergeordnet nutzbare WC- Anlagen und zwei große Seminarräume.
Architektur
Die Einzelhäuser sollen in ihrer ursprünglichen Funktion und Architektur als eher introvertierte Bettenhäuser mit Lochfassaden erhalten bleiben. Dem gegenüber werden die neuen Verbindungs- bauten, in denen außer der Magistrale auch die Aufenthalts-und Essbereiche liegen, sehr transparent und lichtdurchflutet gestaltet. Dennoch sind auch an den Einzelhäusern bestimmte Änderungen notwendig, um die Funktionalitäten und räumlichen Qualitäten zu verbessern. So müssen die Dachgaupen der Häuser 3 bis 5 einer Nutzung des Dachgeschosses als Wohn- und Pflegebereich angepasst, d.h. vergrößert werden, damit die Zimmer in einer ausreichenden Größe ohne einengende Dachschrägen vollwertig nutzbar sind. Die Fensterbrüstungen werden wie im Erdgeschoss auf 60 cm abgesenkt, damit auch aus dem Bett heraus ein besserer Bezug nach Außen möglich ist.
Energetische Sanierung
Die Außenwände des Gebäudebestands werden mit einem hochwertigen Wärmedämmverbundsystem aus Mineralwolle mit Mineralputz versehen. Dadurch können die Außenwände als Speichermassen erhalten werden und Wärmebrücken werden minimiert. Die ausgebauten Dachgeschosse werden hoch wärmegedämmt und nach Außen luftdicht abgeschlossen.
Die bestehenden Fenster werden komplett gegen neue Elemente ausgetauscht, die luftdicht angeschlossen werden und für die sommerliche manuelle Lüftung handhabbare Öffnungsflügel enthalten.
Alle Fenster und Verglasungen erhalten zur Reduktion externer Wärmelasten einen motorisch betriebenen außenliegenden Sonnenschutz in Form von horizontalen Lamellenstores, der gleichzeitig einen variabel einstellbaren Sichtschutz bietet.
Heizung/Strom
Für das Pflegeheim in Kombination mit der Zentralküche wird auf Grund eines ganzjährig beständigen Wärme- und Strombedarfs der Einsatz eines BHKW mit Biokraftstoff empfohlen. Es sollte ergänzend hierzu geprüft werden, inwieweit die Installation von PV- und Solaranlagen z.B. auf dem Dach der Zentralküche für den Eigenverbrauch sinnvoll ist. Die Heizzentrale für das BHKW wäre am Besten im UG des Haupthauses untergebracht.
Lüftung
Alle Bewohnerzimmer und Aufenthaltsräume erhalten eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung, die auch außerhalb der Heizperiode für die hygienisch notwendige Grundlüftung sorgt und die Entlüftung der Nassräume entsprechend DIN sicherstellt. Die horizontale Medienverteilung (v.a. auch Elektro) erfolgt im Bereich über den Nasszellen, damit die Flure als Flucht- und Rettungswege frei von Brandlasten und Rauchübertragung gehalten werden können. Die Lüftungsgeräte werden dezentral in den nicht ausgebauten Dachbereichen der einzelnen Häuser untergebracht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt einen eingeschossigen, großflächig begrünten, Küchenneubau im Nordwesten des Grundstücks vor. Die Lage der Zentralküche ist grundsätzlich an diesem Ort denkbar, hat jedoch leider keine direkte Anbindung an die Magistrale. Der zwischen Küche und Wohnheim vorgeschlagene Platz ist gut proportioniert und weist auch die notwendige Distanz auf, wird jedoch durch die Anlieferung im Süden wieder abgewertet. Durch die Stellung des Küchenbaus ist der Eingang versteckt angeordnet, wodurch die Auffindbarkeit eingeschränkt wird. Die gewünschte, einladende, Eingangssituation wird damit nicht erreicht.

Die Grundstruktur der ehemaligen Arbeitersiedlung bleibt erfreulicher Weise erhalten. Die neue, transparent gestaltete, Magistrale ist eine der wenigen baulichen Eingriffe in die Bausubstanz und stellt eine deutliche Bereicherung dar.
Bedauert wird, dass die einzelnen Häuser des Bestandes mit unterschiedlichen Erschliessungsebenen – nicht durchgängig - verbunden werden, was aus denkmalpflegerischer Sicht dem ursprünglichen Charakter der Anlage widerspricht. Die Detailausbildung der Fenster und Gauben kann wenig überzeugen, es wird die nötige Sensibilität vermisst. Insbesondere die zusammenhängenden Gaubenaufbauten verändern die ursprüngliche Dachlandschaft der Speer´schen Häuser maßgeblich.

Gut gelöst ist die grundsätzliche Anordnung der Funktionen, insbesondere die Ausbildung der Gebäudeköpfe mit kreuzungsarmen Nebenfunktionen. Die kompakte Organisation der Häuser II bis V mit einer nach Süden verschobenen Nebenbereichszone und interner Erschließung stellt einen wertvollen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar.
Die Pflegeoase im EG des Hauses II ist richtig situiert mit direkten Zugängen ins Freie. Auch die Abfolge von Haus I bis V stellt eine fachlich logische Reihenfolge dar. Die wenigen Aufzüge sind problematisch, da bei Ausfall eines Aufzuges im gerontopsychiatrischen Bereich die vertikale Erschließung nicht mehr funktioniert.
Die Altenpflegeschule liegt mit separatem Zugang richtig im Gesamtgefüge. Kritisch bewertet wird die beengte Ausgabesituation im Cafe.
Die Aufsplittung der Magistrale wird positiv bewertet, insbesondere die südlich angeordneten Aufenthaltsbereiche. Der nördliche Flurbereich ist dagegen nicht sonderlich kommunikativ gestaltet.

Die Außenanlagen sind gut strukturiert, wobei sich der Eingangsbereich, bedingt durch die Lage der neuen Küche, zu wenig öffnet. Die Ost-West-Wegeverbindung im Norden ist richtig, jedoch für Fahr- und Fußverkehr zu schmal ausgebildet. Der gewählte Standort der Zentralküche erfordert die Beseitigung wertvollen Baumbestandes.
Die Anhebung der Innenhöfe auf Erdgeschoßniveau schafft die behindertengerechte Erschließung. Das Grün im Außenbereich bietet jedoch kaum Orientierungshilfe über die Innenhöfe hinweg. Die Terrassen im 1.OG bieten eine gute Aufenthaltsqualität.

Die Wirtschaftlichkeit liegt leicht über dem Durchschnitt, allerdings sind die Häuser VI und VII nicht beplant. Dies lässt einerseits auf eine kompakte Bauweise schließen und andererseits bietet das Projekt noch Reserven für weitere, noch zu findende, Nutzungen.