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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2014

Gestaltung der Öffentlichen Räume der Innenstadt

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

Büro für Städtebau und Architektur Dr. Holl

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Gesamtkonzept

Die Gestaltqualität der Innenstadt von Tettnang besteht in dem spannungsvollen Kontrast unterschiedlicher Elemente und Bereiche:
Ensemble historische Altstadt, Altstadtgärten, Neues Schloss, Schlosspark, Schlossstraße und Geschäftsstraße Karlstraße.
Gestalterisches Ziel ist es, diese Besonderheit und Unterschiedlichkeit herauszuarbeiten. Funktionelles Ziel ist es, die Bereiche besser zu verbinden, zu vernetzen und touristisch erlebbar zu machen.


Umgestaltung der Karlstraße zu einem platzartigen Stadtraum

Der Geschäftsbereich der Karlstraße soll zu einem Aufenthaltsraum umgestaltet werden, der zum Flanieren und Verweilen einlädt. Die Fahrbahn wird auf eine Breite von 4,00 m zurückgebaut, so dass breitere Fußgängerbereiche beidseitig der Fahrbahn entstehen. Durch einen niveaugleichen Ausbau (Muldenrinnen) und einem durchgehenden hellen Pflasterplattenbelag aus gesägten und sandgestrahlten Granitsteinplatten wird der Straßenraum zu einem platzartigen Stadtraum. Eine Streifung mit dunkelgrauen Granitplatten macht an den Seitenstraßen und Passagenzugängen auf die vermehrte Querung von Fußgängern aufmerksam. Sie dient zusätzlich der Orientierbarkeit der Fußgänger und gibt als gestalterisches Element der Karlstraße einen besonderen Charakter.
All diese Maßnahmen werden zu einer Verlangsamung des Kfz-Verkehrs beitragen. Verkehrsrechtlich wird ein Verkehrsberuhigter Bereich (StVO-Zeichen 325.1) empfohlen. Übergangsweise ist auch die Festlegung eines Verkehrsberuhigten Geschäftsbereiches mit 20 km/h denkbar. Die Einbahnstraße sollte für Radfahrer in beiden Richtungen freigegeben werden.
In den Seitenbereichen können Kurzzeitparkplätze (22St.) untergebracht werden.
Die Barrierefreiheit gemäß DIN 18040 ist durch den niveaugleichen Ausbau gewährleistet. An der Bushaltestelle ermöglicht ein Kasseler Bord den barrierefreien Ein- und Ausstieg. Das taktile und visuelle Leitsystem führt mittels kontrastierenden Profilsteinen durch den Verkehrsberuhigten Bereich. An der Bushaltestelle ist ein Einstiegsfeld angeordnet. An den Übergängen sind Aufmerksamkeitsstreifen geplant.
Die Begrünung des Straßenraums durch eine Baumreihe verbessert die klimatischen Bedingungen des Stadtraums. Bänke ermöglichen ein bequemes und legeres Sitzen unter Bäumen. Als Baumart werden Prunus schmittii (Karlstraße), Prunus serrulata „Shimidsu“ (öffentl. Stadtgarten), Malus tschonoskii (Grabenstraße) und Malus „John Downie“ (ehem. Rathausplatz und Kistenfabrik) vorgeschlagen. Sie sollen den durch Obstbäume geprägten Landschaftscharakter in die Stadt tragen und der Innenstadt eine einprägsame Identität verleihen (Kirschblütenfest im Frühling).
Eine Lichtsäule, auf der die Namen der in der Karlstraße befindlichen Läden stehen, könnte am Eingang des Einkaufsboulevards stehen. Der Endpunkt des Einkaufsboulevards könnte mit einem deutlichen Zeichen im Kreisverkehrsplatz markiert werden. Zur Gestaltung sollte ein Künstlerwettbewerb durchgeführt werden. Der im Plan dargestellte „Man walking to the sky“ des Künstlers Jonathan Borofsky ist nur ein Platzhalter.


Altstadt und Stadtgraben

Der gesamte Innenstadtbereich sollte mit einem einheitlichen Bodenbelag aus hellgrauem bis gelblichem Granitpflaster belegt werden, um den räumlichen Zusammenhang der Altstadt, der Karlstraße und dem Stadtgraben hervorzuheben.
Die historische Altstadt sollte allerdings mit einem Kleinsteinpflasterbelag hervorgehoben werden.
In der Altstadt, Montfortstraße, Montfortplatz und Schulstraße wird die Festlegung eines Verkehrsberuhigten Bereiches (StVO-Zeichen 325.1) vorgeschlagen, Schlossstraße und Grabenstraße als Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit max. 20 km/h (StVO-Zeichen 274.1).
Der Bereich vor der Stadtsparkasse (ehemals Rathausvorplatz) sollte mit einer Baumreihe hervorgehoben werden. In der Altstadt sind insgesamt 45 Stellplätze ausgewiesen.
Als Übergangsbereich von der Karlstraße zur Altstadt bedarf der Bereich des ehemaligen Stadtgrabens besondere Aufmerksamkeit. Besonders erhaltenswert sind die Altstadtgärten entlang des Kronengässles. Sie sollten von Bebauung freigehalten werden. Der für eine Überbauung vorgesehene Platz an der Küfergasse und Grabenstraße sollte langfristig als Aufenthaltsraum erhalten werden. Er hat zukünftig eine wichtige Funktion am Übergang zur Altstadt. Es wird vorgeschlagen, diesen Bereich als eine Art öffentlichen Stadtgarten mit Spielgeräten und Sitzliegen zu gestalten. Eine Begrünung mit Bäumen (evtl. temporär auch in großformatigen Pflanztrögen möglich) würde das Thema des begrünten Altstadtrandes aufnehmen.
Die Bereiche Küfergasse und die Passage zum Stadtgraben werden neu gestaltet. Eine behindertengerechte Rampe ermöglicht für Rollstuhlfahrer zukünftig diesen Zugang zur Karlstraße. In der Neugasse verbessert ein beranktes Spalier die Situation dieses wichtigen Zugangs zum Stadtgraben.


Lichtkonzept

In der Karlstraße kann der Straßenraum mit wechselseitigen Lichtstelen (LED) hell ausgeleuchtet werden. Zu besonderen Veranstaltungen können zusätzliche Lichtinszenierungen durchgeführt werden.
Die historische Altstadt soll von Beleuchtungsmasten freigehalten werden. Die Raumwände der Altstadt werden von Strahlern, die an den Traufkanten der angrenzenden Gebäude montiert werden, spannungsvoll ausgeleuchtet. Die gezielte Beleuchtung ausgewählter Fassaden repräsentativer Architekturen (z.B. Kirche, Rathaus, Schloss) als Identitätsstiftende Objekte an stadträumlich bedeutenden Orten stärken das Raumempfinden und tragen zur Steigerung der Orientierung bei.
Die punktuelle Unterleuchtung von Bäumen unterstützt das raumbildende Lichtkonzept. Lichtpunkte im Stadtbach markieren den Wasserlauf.