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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Science City Garching

Modellfoto

Modellfoto

Preis

Preisgeld: 36.250 EUR

03 Arch. GmbH

Architektur

ver.de Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaftsgesellschaft mbB

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Die Technische UniversitĂ€t MĂŒnchen zĂ€hlt zu den besten UniversitĂ€ten Europas und orientiert sich wissenschaftlich, strukturell und organisatorisch an höchsten internationalen Standards. Um sich im internationalen Konkurrenzfeld zu behaupten, muss die WettbewerbsfĂ€higkeit verbessert- und ein zukunftsfĂ€higer Campus angeboten werden, der auf der einen Seite allen Forschern, Studierenden und Lehrenden eine ideale Arbeits- und LebensatmosphĂ€re schafft und auf der anderen Seite die Dynamik der sich stĂ€ndig Ă€ndernden Bedingungen internationaler Forschung aufnimmt.

Die Entwicklung eines solchen Campus muss neben den lokalen und temporĂ€ren Erfordernissen, langfristig und großrĂ€umlich betrachtet werden und innerhalb der EuropĂ€ischen Metropolregion eine weithin sichtbare Position bekommen.

Wie Siemens, BMW, die LMU, die Max Plank Gesellschaft und auch der FC Bayern ist die Technische UniversitĂ€t MĂŒnchen als Global Player einer der wichtigsten wirtschaftlichen und kulturellen StĂŒtzen der EMM. Deshalb sollte die Planung der Science City Munich Metropolitan Region dieser Bedeutung gerecht werden und ein urbaner reprĂ€sentativer Campus entstehen, der durch direkte verkehrstechnische AnschlĂŒsse das Potential der NĂ€he zum Flughafen voll ausschöpft. Von der Autobahn aus soll eine weit erkennbare Architektur den Campus wieder in das Bewusstsein aller rĂŒcken und ein reprĂ€sentatives Bild schaffen, dass unter den international konkurrierenden Forschungsstandorten wettbewerbsfĂ€hig ist.

Die Technische UniversitĂ€t braucht, um ihre dynamische Entwicklung weiter fortsetzen zu können, ReserveflĂ€chen, die sie auch in Zukunft schnell und unbĂŒrokratisch fĂŒr Forschungsprojekte entwickeln kann. In der Konkurrenz um Drittmittel ist die flexible VerfĂŒgbarkeit von gut erschlossenen FlĂ€chen fĂŒr Forschungen weiterhin notwendig und stellt einen der großen Vorteile der Science City dar.

Der Campus wird der Hauptstandort der Technischen UniversitĂ€t MĂŒnchen mit bis zu 15.000 Studenten, 2.000 wissenschaftliche Mitarbeiter, ĂŒber 200 Professoren und 400 weiteren Mitarbeitern. Wir haben uns entschieden den Campus der Science City Munich Metropolitan Region, wie im angelsĂ€chsischen Raum, als eigenstĂ€ndige lebendige Stadt zu entwickeln. FĂŒr die WettbewerbsfĂ€higkeit der UniversitĂ€t ist es essentiell, die wichtigsten Forscher an sich zu binden. Dabei werden ein urbanes Umfeld, gute Einkaufs- und Essensmöglichkeiten, die NĂ€he von Arbeiten, Freizeit und Wohnen immer wichtiger.

Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes in MĂŒnchen muss die UniversitĂ€t eigene Wohnangebote zu VerfĂŒgung stellen können. Erst durch die urbane Vielfalt und eine klar definierte Architektur, die durch PlĂ€tze, Gassen und StraßenrĂ€ume, QualitĂ€ten schafft, wird die Science City als Campus an der Isar zu dem eigenstĂ€ndigen Ort, der sich innerhalb der Metropolregion MĂŒnchen auch gegenĂŒber der MĂŒnchner Innenstadt behaupten kann. Nur durch die notwendige VitalitĂ€t entsteht eine kreative AtmosphĂ€re, die die wichtigen informellen GesprĂ€che generiert, die Forschung und Lehre beschleunigen.

Der Campus wird in zwei komplementĂ€re Bereiche geteilt: der architektonisch definierten, urbanen Mitte und dem freien Außenbereich zu dem auch der neue Campus West gehört.
Entsprechend des GrĂŒndungsplans der University of Virginia von Thomas Jefferson wird die hoch kultivierte Mitte als Ausdruck von Bildung und Zivilisation errichtet, um nach außen hin immer freier zu werden und in die wilde Natur ĂŒberzugehen.


Die Dichotomie kann den Widerspruch auflösen, auf der einen Seite eine hoch flexible universell anpassbare Struktur zu schaffen und auf der anderen Seite einen spezifischen Ort als Campus zu schaffen, der stÀdtische AufenthaltsqualitÀten ausstrahlt.
In der Campusmitte soll der StÀdtebau Offenheit, Vielfalt und urbane Dichte ausstrahlen und durch eine hohe Nutzungsmischung, sowie kurze Wege den Charakter des neuen internationalen Campus prÀgen. Die Dynamik der sich stetig Àndernden Anforderungen wird durch Anpassung und Aneignung der gegebenen Architektur, wie in einer Innenstadt erfolgen.
Außen sind die gebaute Dichte und die Nutzungsvielfalt niedriger. Hier sind nur noch flĂ€chenintensive, sich schnell verĂ€ndernde Forschungseinrichtungen, die je nach Erfordernis auch komplett als Sicherheitsbereiche abgegrenzt werden können. Außen in den Baufeldern gibt es nur wenige Regeln, geringe Bedingungen und Anforderungen an die Architektur. Dadurch bekommt es den Charakter eines hoch funktionierenden Gewerbegebiets.

Alle FakultĂ€ten haben Ihren Haupteingang und Ihre Adresse am "Strip", der zentralen Mitte des Campus. Hier sind zusĂ€tzliche PotentialflĂ€chen fĂŒr weitere FakultĂ€ten vorgesehen. Das Max-Planck-Institute, das Leibniz-Rechenzentrum (LRZ), die Bayerische Akademie der Wissenschaften und das European Southern Observatory (ESO) liegen ebenfalls an der Mitte des neuen Campus. Aus diesem Grund haben wir uns auch entschieden, den Campus West als FlĂ€chenreserve fĂŒr flĂ€chenintensive Forschung offen zu halten und die FakultĂ€t fĂŒr Elektro- und Informationstechnik auch in die Mitte zu verlegen.

Durch eine hohe Konzentration von Lehrenden, Lernenden und Forschenden am Strip, die weitere Verdichtung durch zusĂ€tzliche stĂ€dtische Nutzungen, wie Wohnen, Gastronomie und Einkaufen entsteht die notwendige urbane Erlebnisdichte, die dann ganz selbstverstĂ€ndlich nach außen hin abnimmt.

Das rĂ€umliche Konzept aus einer Platzfolge, die im Norden an der Mensa beginnt und im SĂŒden am European Southern Observatory (ESO) endet, schafft klar definierte stĂ€dtische RĂ€ume, die als shared space, bevorzugte Aufenthalts- und FortbewegungsflĂ€che fĂŒr FußgĂ€nger und Fahrradfahrer sind.

Durch den fĂŒr die FakultĂ€ten gewĂ€hlten GebĂ€udetyp des Labor- und BĂŒrohochhauses wird die bauliche Dichte deutlich erhöht und der stĂ€dtebauliche Raum klar gefasst. Die daraus resultierende Silhouette ist im Gesamtraum des MĂŒnchner Nordens, wie auch die Allianz-Arena, der Olympiaturm und das MĂŒnchner Tor sichtbar. ZusĂ€tzlich werden einige der niedrigeren HochhĂ€user als WohnhochhĂ€user errichtet. Wohnraum fĂŒr bis zu 3.000 Bewohner ermöglicht es den Campus auch außerhalb der Vorlesungszeiten zu beleben. Außerhalb des Strip sind reine Forschungseinrichtungen vorgesehen. Durch dieses vielfĂ€ltige Nutzungsangebot kann hier jeder Forscher auf kurzem Weg, arbeiten wohnen und sich erholen.

Zwei großzĂŒgige Verbindungen, eine von der zentralen Mensa und eine von der geplanten neuen Bibliothek aus, verbinden den Strip mit dem Landschaftsraum. Dadurch werden gerade die nahen Isarauen wieder erlebbar. Hinter den Baumkulissen sind nur die HochhĂ€user als Silhouette erkennbar. Die Architektur ist wie bei LennĂ© in Potsdam, in die Kulturlandschaft eingebettet.

Der Entwurf ist eine Vision. Es geht dabei um eine grundsÀtzlich neue Vorstellung, die den jetzigen Campus zu einem international konkurrenzfÀhigen eigenstÀndigen Campus als Wohn-, Arbeits- und Lebensort weiter entwickeln möchte.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der wesentliche Beitrag der Arbeit liegt in der strategischen und rĂ€umlichen Aussage, die bestehende Mitte des Campus baulich, funktional und freiraumplanerisch auch zukĂŒnftig als den zentralen Identifikationsraum der Science City zu stĂ€rken.

Die Verfasser verfolgen diese Strategie durch die Adressierung aller großen Akteure des Campus an eben dieser Mitte. Kurze Wege untereinander und kurze Wege zur U-Bahn sind die Folge.

Die Platzabfolge entwickelt sich im SĂŒden von der Ludwig-Prandtl-Straße bis zum Norden bei der neuen Mensa. Alle Campus-FakultĂ€ten der Technischen UniversitĂ€t MĂŒnchen, die Institute der Max-Planck-Gesellschaft, das Leibniz-Rechenzentrum, das European Southern Observatory, das Galileo-GebĂ€ude und ergĂ€nzende Einrichtungen wie ein GĂ€stehaus, eine Bibliothek, das Studienzentrum, sowie ein WohngebĂ€ude fĂŒr Studierende orientieren sich zu dieser Platzabfolge der Neuen Mitte.

Die architektonische Definition der urbanen Mitte ergĂ€nzen die Verfasser der Arbeit mit von dort nach außen freier werdenden GebĂ€udestrukturen, die ohne konzeptionelle MĂŒhe Gegebenheiten akzeptieren und im Norden und Osten landschaftliche RĂ€nder, im SĂŒden den flĂ€chennutzungsplanerisch festgelegten Freibereich zur Stadt Garching ausbilden und im Westen ein Gebiet fĂŒr zukĂŒnftige Entwicklungen der Science City mit fĂŒr wissenschaftliche Institutionen zwar gut nutzbaren Dimensionen, jedoch noch wenig inspirierten ZwischenrĂ€umen vorhalten. Die vorgeschlagenen Ausbaustufen sind dabei klug gewĂ€hlt.

Mit einer kraftvollen Geste wird, abgeleitet aus dem großen Maßstab der Isaraue, ein Freiraumkonzept vorgetragen, das die stĂ€dtebauliche Grunddisposition der verdichteten Mitte im Gegensatz zu den landschaftlich geprĂ€gten Auen der Isar und der BĂ€che gut unterstreicht. Die baumgeprĂ€gten Ost- Westverbindungen liegen richtig im Gesamtnetz und sind gut proportioniert und die BezĂŒge zur Isar hergestellt.

Die zentrale Mitte wird als „shared space" vorgeschlagen. Dies ist konzeptionell richtig. In der Umsetzung erfordert es jedoch die KlĂ€rung vielschichtiger verkehrlicher Fragen:
Die Verdichtung im Zentrum setzt auf eine leistungsfĂ€hige ÖV-Entwicklung, die jedoch im Quartier nicht fortgefĂŒhrt wird. Das Parken wird zu sehr in massiven ParkhĂ€usern und Tiefgaragen konzentriert. Die Erschließung der Tiefgaragen am „strip“ ist nicht plausibel. FragwĂŒrdig ist in Bezug auf die intensiven Fahrbewegungen die Erschließung aller östlichen Einrichtungen, wie FRM-2, Galileo, und IPB. Die fußlĂ€ufige VerknĂŒpfung zwischen den verschiedenen Einrichtungen wird im zentralen Bereich gestĂ€rkt.

Die Verfasser titulieren ihre Arbeit als Vision. Zweifel bleiben im Preisgericht an der Notwendigkeit und der planungsrechtlichen Umsetzbarkeit der vorgetragenen rĂ€umlichen Höhe der GebĂ€ude, an der typologischen SinnfĂ€lligkeit des Hochhauses fĂŒr Labor- und Lehrstuhlnutzungen und an der Ausschließlichkeit der Aussage und der damit verbundenen Konsequenz, allen wesentlichen Nutzungen die Partizipation an der Mitte zu gewĂ€hren.

Folgt man jedoch auf dem Weg der Vision zum realen Projekt der Sichtweise, die GebÀude könnten mit deutlich geringeren Höhen auskommen und damit auch ihre typologischen Defizite korrigieren, dann bleibt ein kraftvoller, realisierbarer Beitrag.
Silhouette MĂŒnchen

Silhouette MĂŒnchen

Dichotomie

Dichotomie

Dichte

Dichte

Baufelder FakultÀten

Baufelder FakultÀten

Platzfolge

Platzfolge

Raumfolgen

Raumfolgen

Landschaftliche Einbettung

Landschaftliche Einbettung

Phase 01, 2015

Phase 01, 2015

Phase 02, 2020

Phase 02, 2020

Phase 03, 2025

Phase 03, 2025

Phase 04, 2030

Phase 04, 2030

Phase 05, 20...

Phase 05, 20...