modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2006

Schulauer Hafen

2. Rang

ppp architekten + stadtplaner

Architektur

arbos Freiraumplanung GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

\'Neue Warft\' Wedel

Leitbild
Der Schulauer Hafen liegt an einem landschaftlich sehr sensiblen Ort. Wo der Geesthang vom Elbufer nach Norden zurückweicht und sich der Blick nach Nord-Westen in die Wedeler Marsch öffnet, reihen sich drei Hafenbecken unterschiedlicher Größe an der Elbe hintereinander. Diese Nahtstelle von Geestund Marschlandschaft wurde früh für den Hafenbetrieb genutzt. Um das Hinterland der Marsch hochwassersicher bebauen zu können, wurden Deiche angelegt, die sich heute im Kernbereich des Plangebietes zu einer warftartigen Erhebung verbinden.
Eine städtebaulich-landschaftsplanerische Gesamtperspektive muss auf diesen historisch-geografischen Voraussetzungen aufbauen. Die Idee der ´Neuen Warft´ in der Wedeler Marsch nutzt die Potentiale des Ortes und macht sie zur entwurfsleitenden Grundlage. Das Gegensatzpaar von Marsch und Geest soll in seinen unterschiedlichen Charakteristiken (weit/eng, flach/bewegt, horizontal/vertikal) gestärkt werden.

Warft
Die Deichwarft wird als landschaftliche Sonderform in der Marsch überhöht gefasst und als maritimes Baufeld entwickelt. Stegartige Promenaden verbinden über den Schulauer Hafen und über die Ostmole des Tonnenhafens den Elbwanderweg auf der Nordseite des Landesdeiches mit dem Flussufer. An diesen Promenaden werden lineare, maritime Parkanlagen entwickelt, die die Hafenbecken räumlich integrieren. Diese beiden Parkbänder sind das zentrale Freiraumelement der ´Neuen Warft´: Quartiersplätze, Spiel-, Sport- und Freizeitflächen werden in dieser linearen Struktur gefasst und verbunden.
Über einen mit Baumreihen gegliederten Warftanger werden alle Grundstücke der ´Neuen Warft´ erschlossen. Die grüne Mittelinsel trennt die Fahrbahnen in beiden Verkehrsrichtungen und nimmt gleichzeitig, als Rasenmulde geformt, das Oberflächenwasser aus dem neuen Quartier auf. Zwischen den nord-süd-orientierten Baufeldern leiten Grünverbindungen vom nördlich anschließenden Landesdeich zum Elbstrom. Locker stehende Silberweiden begleiten atmosphärisch den Weg zum Strand und geben immer wieder Blickbeziehungen zum Wasser frei.
Die Bebauung der Warft wird überwiegend für dauerhaftes und temporäres (Hotel, Apartments) Wohnen genutzt. Etwa 20 % der Gebäudeflächen sind gewerblichen, vorzugsweise dem Wassersport dienenden Nutzungen, sowie Bootshallen und gastronomischen Einrichtungen vorbehalten, die sich an der Nordkante der Warft sowie im Bereich des Hafenkopfes konzentrieren. Die Baumasse teilt sich in Baufelder unterschiedlicher Größe auf und kann somit abschnittsweise vermarktet und von unterschiedlichen Trägern bebaut werden. Die notwendigen Stellplätze werden in Garagen im Warftsockel untergebracht.
Nördlich der ´Neuen Warft´ werden der öffentliche Stellplatz und die Bootsliegeplätze angeordnet. Über die Parkbänder und Grünzüge wird dieser Bereich großzügig an die maritime Meile und die Elbe angebunden.

Schulauer Hafen, Strand und Molen Der Schulauer Hafen erhält eine Dockschleuse und am nördlichen Kopf eine großzügige Terrassenanlage als attraktiven Aufenthaltsort für Besucher. Hafen, Mole, Terrassen und Platz bilden als „maritime Meile“ eine Einheit, die auch Touristen anlocken will. Die Mole am Tonnenhafen hingegen bietet mit ihren Sport- und Spielflächen vor allem für die Wedeler Bevölkerung sowie den Mitgliedern des Segelclubs ein zusätzliches Freizeitangebot. Beide Molen erhalten als Endpunkt Plattformen mit Aussichtturm. Südlich der ´Neuen Warft´ wird das Strandbad mit zwei Flussbädern, die in Steganlagen integriert sind, neu belebt. Modellierte Strandhaferwellen schaffen geschützte Plätze zum träumen und verweilen. Ein Strandweg verbindet die den Strand rahmenden Hafenpromenaden.

Geest und Geestkante, Ladiges- Park
Die Freifläche östlich des Schulauer Hafens, am Fuße des Geesthangs wird als offene Rasenfläche gestaltet, die nur von wenigen Rampen in Verlängerung der Geeststrassen durchschnitten wird. Die Geestkante entlang des Strandweges wird in Abhängigkeit der Verfügbarkeit der Grundstücke abschnittsweise baulich im Sinne einer „Stadtreparatur“ gestärkt. Dazu werden die Baukörper senkrecht zur Geestkante gesetzt, um auch der „2. Reihe“ Elbblick zu gewähren. Der „Gewerbehof“ in der Hafenstraße wird als funktionierende Einrichtung erhalten und durch eine Wegeverbindung vom Ladiges- Park bis zum Schulauer Fährhaus stärker in die Gesamtstruktur eingebunden. Der südliche Teil des Ladiges- Parks wird für eine Bebauung von maßstäblichen solitären Stadtvillen genutzt. Die Freiflächen um die Ladiges-Villa und das Schulauer Fährhaus werden im Sinne öffentlicher Gärten entwickelt und bilden die Zugänge aus der Marsch in die Geest.

Hochwasserschutz
Aufgrund der Bebauung der HWS-Linie wird der Stadtdeich zwischen dem Tonnenhafen und dem Schulauer Hafen durch eine Hochwasserschutzanlage ersetzt, die im Westen an den bestehenden Stadtdeich anbindet. Im Osten schließt die Anlage an die vorhandenen HWS-Wände der Schulauer Straße an. Die neue HWS-Anlage besteht aus einer bis zum HWS-Niveau warftähnlichen Geländeanfüllung, die die Ebene für die zukünftige Bebauung darstellt. Im Bereich der Gebäude wird der Geländesprung durch Spundwände mit Betonüberbauten oder reinen Betonkonstruktionen entsprechend den Anforderungen des HWS-Anforderungen realisiert, die in der Flucht der Gebäudeaußenwände liegen. Zwischen den Gebäuden werden zur Sicherung des Schutzniveaus befestigte Uferböschungen vorgesehen, die z.T. terrassenförmig mit Stufen und Wänden wie auch begrünt mit entsprechendem Kolk- und Errosionsschutz ausgebildet werden. Der Bau dieser HWS- Einrichtung wird über die Grundstücksvermarktung als private Maßnahme finanziert und umgesetzt.
Im Bereich des Schulauer Hafens ist eine befestigte Böschung geplant, die teilweise auch als Slip-Anlage genutzt werden kann.
Die neue HWS-Linie auf der Ostseite der Schulauer Straße besteht aus künstlichen HWS-Wänden. Als Ersatz für die HWS-Wand zwischen der Hafenstraße und der Parnaßstrasse wird in diesem Abschnitt der Bereich nördlich der Schulauer Straße und dem Geesthang bis auf das HWS-Niveau aufgefüllt. Die Geländesprünge werden durch Terrassen mit Stützmauern ausgebildet. Die Außenwände der Gebäude werden bis auf das HWS-Niveau als HWS-Wände ausgebildet. Die neuen HWS-Anlagen sind jederzeit zugänglich, so dass die Deichverteidigung gewährleistet ist. Bedingt durch die neu geschaffenen Geländeebenen können auch im Katastrophenfall die Gebäude mit Rettungsfahrzeugen gefahrlos erreicht werden.

Umsetzung in Phasen
Der Bau der ´Neuen Warft´ erfolgt in Phasen und berücksichtigt eine langfristige, schrittweise Umsetzung. Vorgesehen ist eine Nutzungsmischung von Wohnen, Freizeit- und Tourismusangeboten (Segelclub, Hotel, Gastronomie etc.), wobei sich die „öffentlichen“ Nutzungen an den beiden Parkbändern befinden. An der Geestkante und in Teilen des Ladiges- Parks werden neue Stadtvillen hochwertiges “Wohnen am Wasser“ ermöglichen.

Ziele
Ziel der ´Neuen Warft´ ist es, ein einfaches, an den Potentialen des Ortes orientiertes Ordnungssystem zu entwickeln, das bei einem großen Maß an Offenheit für zukünftige Entwicklungen ein hohes Maß an gestalterischer Sicherheit bietet und qualitativ hochwertige Freiräume ausbildet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Arbeit 2005 – Neue Warft Wedel

Strukturelle Leitidee
Die Deichwarft wird als besondere Form für Wohnen in der Marsch entwickelt.
Eine Einbindung in Orts- und Landschaftsbild erfolgt bewusst konsequent nicht – an dieser Stelle entsteht ein neues Landschaftsbild. Die Leitidee ist konsequent umgesetzt.
Die Nutzung enthält eine Mischung aus dauerhaftem und temporärem Wohnen sowie maritimes Gewerbe und touristische Nutzungen. Die Sondernutzungen (Gastronomie, Hotel, Vereinsheim) heben sich durch ihre Gestalt deutlich ab.

Raumbildung, Orientierung, Identifikation
Der neue Stadtteil „Neue Warft“ wird positiv beurteilt, wenn er mit klarer Architektursprache „aus einer Hand“ formuliert wird. Es entsteht ein Quartier mit Freizeit-, Erholung- und Sportnutzungen und ist als Investorenprojekt vorstellbar. (An der Grenze zum Freizeitcenter?)
Die städtebauliche Warft-Idee ist konsequent umgesetzt und hebt sich als besonderes und modernes Quartier von der Umgebung ab. Die Sondernutzungen erhalten Sonderformen.
Die Wohnbebauung am Geestrand mit Verlagerung des Hochwasserschutzes an die Ostseite ist nachvollziehbar und macht den Hafen erlebbar. Die aufgefächerte Gebäudeanordnung – gestapelte Reihenhäuser in Verbindung mit Mehrfamilienhäusern mit Gartenterrassen – haben einen hohen Wohnwert.

Qualität und Realisierbarkeit
Die Tragfähigkeit der Nutzung und das Freiraumkonzept erscheinen durch die Überbauung der Deichlinie kritisch, da die Aufenthaltsqualität des Strandbades stark beeinflusst wird.
Die öffentlichen Räume sind gut nutzbar, die Aufenthaltsqualität ist gegeben. Das Westufer wird von Bebauung freigehalten und kann öffentliche genutzt werden, wodurch die Stadtkante erlebbar wird.
Die Bebauung im Ladiges-Park ist zurückhaltend.
Das Erschließungs- und Freiraumkonzept funktioniert, wenngleich das Parkplatzangebot für Freizeitnutzer nicht ausreichend erscheint.
Die Aufenthaltsqualität des Freiraumes Strandbad für die Öffentlichkeit wird geschwächt.

Die Bauabschnittsbildung ist nachgewiesen, allerdings ist die Idee der „Deichwarft“ erst attraktiv, wenn alle Bauabschnitte abgeschlossen sind.
Die Aussage, dass unterschiedliche Abschnitte mit verschiedenen Gebäudetypen möglich sind, ist nicht nachvollziehbar. Das Konzept ist dann überzeugend, wenn Bauabschnittsbildung aus einem architektonischen Guss erfolgt.

Zusammenfassung
Ein in sich sehr konsequenter und gut durchgestalteter Entwurf