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Mehrfachbeauftragung | 09/2014

Bebauung Ensemble Kopf Kätcheslachpark

1. Preis

Preisgeld: 19.000 EUR

GRÜNTUCH ERNST ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

In dem neuen Frankfurter Stadtteil Riedberg bildet das Wohnquartier am Kopf Kätcheslachpark durch seine Lage an der Schnittstelle zweier Grünzüge einen städtebaulichen Fokuspunkt. Aus der Verschneidung zweier Straßensysteme ergibt sich eine kristalline, fünfeckige Grundform der Wohnbauten, die trotz großer Nähe weite Ausblicke aus den Wohnungen ermöglicht. Die organische Anordnung der Gebäude mit viel Transparenz und einer offenen Mitte vermeidet eine Hierarchisierung. Durch eine abwechslungsreiche Höhenmodulation der Bebauung mit akzentuiertem Hochpunkt wird eine angenehme und vielschichtige Stadtsilhouette geschaffen. Der Schnittpunkt des Parks mit der Römischen Straße wird betont durch ein 14-geschossiges Hochhaus und den Quartiersplatz. Am nördlichen Platzrand gelegen, verschattet der Wohnturm die umliegende Bebauung nicht, und die Anwohner genießen faszinierende Ausblicke auf den Taunus. Mit großzügigen Loggien und Terrassen sowie Erdgeschossgärten werden vielgestaltige Außenraumbeziehungen angeboten, die eine urbane Interpretation der Sehnsucht nach dem Wohnen im Grünen bilden.

Die kristalline Form der Baukörper wird gestalterisch aufgebrochen durch versetzte Balkone, die die Eck-Loggien in alternierender Richtung erweitern. Eine ausgeprägtere Variante des gleichen Themas findet sich in dem Hochhaus wieder mit weit auskragenden Balkonen und einer maximalen Öffnung durch bodentiefe Fenster. Das Hochhaus verlängert den Park nach oben, indem die Balkone wie Pflanztröge ausgebildet sind. Es folgt so dem Leitbild eines Green Building mit starker Begrünung, das auf jeder Etage penthouseähnliche Qualitäten mit Terrassen und Panoramablick anbietet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln aus der Form des Grundstücks eine eigenständige städtebauliche Lösung. Fünfeckige Punkthäuser werden in drei Quartieren organisiert, die am Schnittpunkt von Kätcheslachpark und Römerstraße in einem Quartiersplatz zusammentreffen.

Mit dem – nur auf den schnellen ersten Blick geometrisch-formalen Ansatz – gelingt eine überzeugende Interpretation des Ortes: Der Platz ist mit dem Hochhaus gut akzentuiert, die Membranwirkung der Punkthäuser wird geschickt genutzt, um auch von den Wohnungen in der Tiefe des Grundstücks einen weiten Blick Richtung Park zu ermöglichen.

Durch die geschickte Drehung der Gebäude gegeneinander entstehen auch im Inneren des Quartiers angenehme Räume und Blickbezüge.

Im Schwarzplan zeigt sich, wie der Entwurf die Gelenkfunktion zwischen Park, Grünzug und Wohngebiet konsequent für eine eigenständige städtebauliche Figur nutzt, zugleich aber die Körnung der Nachbarschaft geschickt fortschreibt.

Mit einer differnenzierten Höhenstaffelung der Gebäude erhält das Quartier eine ansteigende Silhouette, die aus Richtung Kätcheslachpark als spannungsvoll wahrgenommen wird und einen maßstäblichen Anschluss an die Randbebauung der Adolf-Meyer-Straße findet.

Im Wohnungsbau wird die polygonale Form der Gebäude souverän in ein architektonisches Konzept umgesetzt. Die Gebäude – als 3- bis 5-Spänner entwickelt – versprechen eine wirtschaftliche Lösung der Bauaufgabe.

Die Wohnungsgrundrisse funktionieren gut und vermitteln das Qualitätsmerkmal individuellen Wohnens überzeugend. Durch die zweiseitige Orientierung vieler Grundrisse werden die Wohnungen sehr gut besonnt.

Die Qualität der Fassaden und Freiräume verspricht eine angenehme Wohnatmosphäre. Das Erscheinungsbild des Hochhauses mit den schubladenartig vorstehenden Balkonen bleibt hinter dieser Qualität jedoch zurück. Hier führt die kaskadenförmige Anordnung der Balkone außerdem zur Einsehbarkeit privater Außenräume.

Die Garageneinfahrten sind entsprechend der Vorgabe ins Haus gelegt. So werden Beeinträchtigen von Wohnungen und Wohnumfeld minimiert. Der Treffpunkt in der Quartiersmitte bietet Spielmöglichkeiten und ergänzt die öffentlichen Freiräume sinnvoll. Die in der Auslobung geforderte Einfriedung an der Nahtstelle zwischen öffentlichem Raum und Privatgrundstück wird allerdings nicht angeboten.

Der Eingangsplatz ist passabel gelöst, seine Gestaltung spielt die Chancen der exponierten Lage jedoch nicht optimal aus.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass den Verfassern mit dem höhengestaffelten Punkthausensemble am Kopf des Westflügels ein tragfähiges städtebauliches Konzept gelingt. Die anspruchsvolle Aufgabe wird durchaus mit einer gewissen Leichtigkeit interpretiert und verspricht trotz der vergleichsweise hohen städtebaulichen Dichte individuelles Wohnen im durchgrünten Quartier.