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Mehrfachbeauftragung | 09/2014

Bebauung Ensemble Kopf Kätcheslachpark

Übersicht, Kopf Kätcheslachpark © www.franken-architekten.de

Übersicht, Kopf Kätcheslachpark © www.franken-architekten.de

ein 4. Preis

FRANKEN Generalplaner GmbH

Architektur

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee des Entwurfes – Zengarten
Die Leitidee des Entwurfes orientiert sich am Motiv eines Zengartens. Gebäudekörper als kompakte Monolithe liegen in einem Bett aus Stein und Grün. Durch die Lage der Gebäudekörper zueinander entstehen spannungsvolle Platzbildungen, Zwischenräume und Durchblicke. Alle Körper sind ähnlich und doch durch Lage, Höhe und Ausrichtung individuell. Die Formen wirken natürlich und entsprechen in Ihrer Maßstäblichkeit den umgebenden Quartieren. Die entstehenden Quartiersinnenräume bilden Schutz und Rückzugsmöglichkeit. Die Staffelung der Höhen von drei Geschossen am Rand bis zu den acht- bzw. vierzehngeschossigen Gebäuden am Rudolf-Schwarz-Platz bildet ein selbstbewusstes Zeichen mit Fernwirkung.

Cluster von Doppelblöcken
Die in den direkt benachbarten Quartieren vorherrschenden Bauformen bilden Cluster von Einzelblöcken. Diese Maßstäblichkeit und Körnung aufnehmend werden im ersten Schritt Würfel rasterförmig angeordnet. Um größere Einheiten zu erzeugen, verbinden sich immer zwei Würfel zu einem leicht zueinander versetzten und mit einem Zwischenglied gekoppelten Doppelblock. Die Doppelblöcke verteilen sich dann so auf die drei Grundstücke, dass die städtebaulichen Ecken definiert und Kanten aufgenommen werden. Die Römische Straße schneidet das Planungsgebiet in einem Winkel von ca. 45⁰. Jeweils eine der Ecken der Doppelpaare wird auf diesen Winkel verzogen. Im nächsten Schritt werden die entstehenden Spitzen über die Gebäudehöhe ansteigend oder abfallend gekappt. Die Höhen der Gebäude orientieren sich jeweils an den Rändern an der Nachbarbebauung und bilden am Rudolf-Schwarz-Platz eine Art Stadtkrone mit sechs-, acht- und vierzehngeschossigen Häusern. Im Baufeld 288 verbinden sich drei Doppelblöcke über einen dreigeschossigen Gang zu einem Gesamtgebäude. Damit bleibt vom Straßenraum gesehen der Ensemblecharakter in der Gebäudeform und Körnung erhalten. Je nach Betreiberkonzept kann dieser Verbindungsgang auch über die volle Höhe gehen.

Platzfolge
Das Hochhaus im nördlichen Block 319 und das sechsgeschossige Gebäude im Block 288 definieren mit ihrer Blockkante die östliche Kante des Rudolf-Schwarz-Platzes und markieren mit ihren Spitzen ein Tor zum Kätcheslachplark. Da die Gebäudeformen sich über ihre Höhe von der Spitze zurückziehen, entsteht ein Eindruck wie bei einem aufgezogenen Vorhang, der zum einen die Grenze markiert und zum anderen aber eine großzügige Öffnung schafft. Die westliche Platzseite wird von zwei weiteren Blöcken definiert. Der südliche dieser Blöcke ragt mit seiner Spitze auf die Platzfläche und öffnet damit eine Tür zum im Quartiersinneren gelegenen Platz. Komplettiert zu einer Dreierfolge wird das Platzensemble durch einen äußeren Platz auf der Römischen Straße zum Kätcheslachpark. Alle drei Plätze haben ganz unterschiedliche Qualitäten, der innere Platz ist privat und ruhig, der Rudolf –Schwarz-Platz urban und belebt und die Stadtterrasse am Kätcheslachpark einerseits städtisch und anderseits zur Landschaft geöffnet. Die Erdgeschosse der drei mit Ihren Spitzen an den Platz gelegenen Gebäude beinhalten öffentliche Nutzungen wie Cafe, kleine Bäckerei, Zeitungskiosk und Restaurant mit entsprechenden Sommergärten. Der vierte orthogonale Block wird im EG als Wohnung genutzt und deswegen mit einer Vorgartenzone vom Platz getrennt.

Erschließung
Die Verbindung der Ella-Bergmann-Michel Straße und der Leberecht-Migge-Anlage wird über den Platz durch Poller begrenzt verkehrsberuhigt verbunden. Durch die offenen Cluster führen Fuß- und Radwege in Nord-Süd-Richtung und Ost-West Richtung in den Kätcheslachpark. Die Straßenräume werden durch Unterbrechungen und die vor- und zurückspringende Blöcke mit Vorgartenzonen gegliedert und belebt.
Garten und Landschaftskonzept
Die Raumfolgen des städtebaulichen Konzeptes schaffen ein feinkörnig abgestimmtes Geflecht aus Freiräumen. Sie staffeln sich in einer fließenden Hierarchie vom Platz am Park für den ganzen Stadtteil über den Quartiersplatz und die halböffentlichen Höfe bis zu den rein privaten, den Erdgeschosswohnungen zugeteilten Gärten.
Die Grünflächen im Quartier folgen einem einheitlichen Material- und Gestaltungskanon. Niedrig geschnittene Heckenkörper garantieren die Privatheit der Gärten und sorgen für den nötigen Mindestabstand zu den Erdgeschosswohnungen. In den Hofinnenflächen, die aus Gründen der Abschirmung gegenüber den Gärten um ca. 45 cm abgesenkt sind, wechseln sich geschlossene Beläge mit Rasenlinienpflaster und hölzernen Spieldecks ab. Der Zuschnitt der befestigten Flächen und Heckenkörper erzeugt nicht nur ein räumlich abwechslungsreiches Bild, sondern stellt auch die notwendigen Flächen für die Feuerwehr sicher. Wo eine Störung der privaten Terrassen nicht zu erwarten ist, ist der Höhenversprung zwischen privater Fläche und Innenhof als Sitzmauer ausgebildet.
Der lockere Duktus der Bäume in den Höfen verdichtet sich auf dem Quartiersplatz, der verkehrsrechtlich als shared space ausgewiesen wird, leitet über zum Platz am Park.
Diese Stadtterrasse am Kätcheslachpark öffnet den Blick in die neue Parklandschaft des Riedbergs. Frei angeordnete Baumgruppen und Einzelbäume tarieren die Gewichte der unterschiedlich hohen angrenzenden Bebauung fein aus und schaffen auf unprätentiöse Art Zonen von Licht und Schatten, von Offenheit und Geborgenheit. Neben viel Platz für Außengastronomie laden Sitz- und Liegepodeste zum Verweilen auch ohne Verzehrzwang ein. In den Belag aus großformatigen, leicht changierenden Betonplatten ist ein Teppich aus farblich dezent abgesetztem Tennenbelag eingeschnitten. Vom zeitigen Frühjahr bis in den Spätherbst inszeniert ein Wasserspiel aus bodenbündig eingebauten Fontänen die gedachte Blickachse aus dem städtebaulichen Tor in den Park. Eine Treppenanlage im Anschluss leitet vom leicht erhöhten Platz zu den Rasenflächen des Parks über.

Architektursprache und Gestaltung der Fassaden
Prägend für die Baukörper sind die aufgeschnitten Ecken der Gebäude. Die darin liegenden Loggien ermöglichen spektakuläre Ausblicke nach Frankfurt und in den Taunus und werden durch begrünte Brüstungen und Bepflanzungen zu vertikalen Gärten. Die Gebäudekörper stehen auf einen Sockel aus Naturstein mit bodentiefen Fenstern, der sich auch in die Gebäudetrennfuge zwischen den Teilblöcken zieht. Gegliedert werden die Fassaden durch Öffnungen in drei Maßstäben von doppelgeschossigen Quadraten über bodenhohe Fenster in verschiedenen Reihungen bis zu kleinen Quadraten. Die doppelgeschossigen Öffnungen erhalten ebenso begrünte Balkonbrüstungen. Staffelgeschosse mit großzügigen Dachterrassen und begrünte Dächer ergänzen die Zengartenmetapher der bemoosten Steine. Die Freisitze sind eine Mischung aus Loggien und Balkonen. In der Fuge jeweils zurückgesetzt vom Straßenraum liegen die Eingänge für die beiden Flügel der Doppelblöcke. Hier liegen auch Fahrrad-, Kinderwagenabstell- und Müllräume. Von dort verteilt sich die Erschließung zur jeweiligen Blockmitte mit Aufzügen und Treppenhäusern überwiegend mit Tageslichtbezug oder Oberlichtern. Die Wohnungen sind überwiegend nach Süden, Osten oder Westen orientiert.

Auswahl der Materialien
Die Materialität des Westflügels wird mit einer Sockelzone aus Muschelkalk und hellen Putzflächen in den Obergeschossen aufgenommen. Ein in die Balkonbrüstungen integriertes System ermöglicht eine wartungsarme Fassadenbegrünung. Die sonstigen Balkone haben Glasbrüstungen. Die Fensterrahmen sind aus pulverbeschichteten Aluminiumprofilen. Zweigeschossige Bereiche haben eine Pfosten-Riegelfassade.

Beurteilung durch das Preisgericht

In seinem städtebaulichen Konzept arbeitet der Entwurf von Franken Architekten mit einem aus dem Prinzip des Zengartens hergeleiteten Gebäudegrundmotiv. Jeweils zwei Punkthäuser bilden dabei ein Gebäudepaar.

Unter Verwendung dieses Moduls werden die drei Blöcke besetzt und im Hinblick auf die resultierenden Anforderungen in ihrer Lage, Ausrichtung, Höhe individuell überformt.

Der Kopf des Kätcheslachparks wird entlang des Grünzugs „Römische Straße“ mit zwei Gebäuden besetzt und fokussiert. Trotz der visuellen Verengung verbleiben dennoch interessante Durchblicke bis in die Tiefen des Blocks 301.

Im Bereich der Römischen Straße wird eine Art steinerner Vorplatz vorgeschlagen. Auf dem westlich anschließenden Rudolf-Schwarz-Platz wird mit einer ähnlichen Ausformulierung gearbeitet.

Die Entscheidung der Entwurfsverfasser, die Öffentlichkeit bewusst in das Innere des Blocks 301 hineinzuziehen ist kritisch zu hinterfragen, da hier das berechtigte Interesse der zukünftigen Bewohner nach einer gewissen Privatsphäre vernachlässigt wird.

Die aufgezeigten Lösungen für die Ein- und Ausfahrten der Tiefgaragen der Blöcke 301 und 319 sind nicht tragfähig und missachten die Vorgabe der Auslobung nach Integration von TG-Rampen in die Gebäudehülle.

Der Entwurf kann mit seinen städtebaulichen Qualitäten weitgehend überzeugen. Dazu zählen insbesondere interessante räumliche Abfolgen als auch eine angemessene Maßstäblichkeit bei der Höhenentwicklung. Hierbei werden die vorgegebenen Höhen der benachbarten Baufelder aufgenommen und die Hochpunkte zum Kopf des Kätcheslachparks konzentriert.

Gleichwohl entstehen aber auch unvorteilhafte Räume wie zum Beispiel in der Nord-West-Ecke des Blocks 301. Konzeptabhängig wird dort ein Freiraum kreiert, der nicht nur in seiner Verortung und Dimension fragwürdig erscheint, sondern auch unter seiner Charakterisierung als halböffentliche Fläche leidet.

Für eine skulpturale Architektursprache werden im Zuge einer „Entschärfung“ die konzeptbedingten, spitzen Gebäudeecken ansteigend oder abfallend gekappt. Dieses gestalterische Leitbild wird konsequent und durchgehend auf alle drei Baufeldern verwendet. Dieses grundsätzlich identitätsstiftende Gestaltungsmittel wirkt aber bisweilen beliebig und formalistisch anmutend.

Die Grundrissgestaltung der Wohnungen ist im Großen und Ganzen funktional und gut durchdacht. An räumlich schwierigen Situationen zeigen sich aber auch Schwachstellen.

So sind beispielsweise in den Erdgeschossen erhebliche Erschließungsflächen vorgesehen, da die jeweils zwei Treppenhäuser über einen zentralen Eingang erreicht werden sollen.

Die Entscheidung der Entwurfsverfasser, die zum Zwischenkolloquium als zentrale Erschließungskerne vorgesehenen Gebäudeteile in der Überarbeitung zu Wohnzwecken zu nutzen, aber weiterhin als differenziertes Bauteil abzubilden, erschließt sich nicht.

In Bezug auf die wirtschaftliche Umsetzbarkeit erscheint der Entwurf grundsätzlich darstellbar. Es wäre nachzuweisen, ob die Mehrkosten, die durch die abfallenden bzw. aufsteigenden Kappungen der spitzen Gebäudeecke entstehen, gerechtfertigt sind.

Besondere Merkmale der ökologischen und umweltgerechten Planung weist der Entwurf nicht auf. Zu hinterfragen sind der hohe Anteil an Pflasterflächen in Blockinnenbereichen und ob die Überdeckung der Tiefgaragen den formulierten Anforderungen standhält.

In der Gesamtbetrachtung kann der Entwurf nicht in allen Beurteilungsbereichen vollends überzeugen.
Übersicht, Kopf Kätcheslachpark

Übersicht, Kopf Kätcheslachpark

Parkblick, Kopf Kätcheslachpark © www.franken-architekten.de

Parkblick, Kopf Kätcheslachpark © www.franken-architekten.de

Parkblick, Kopf Kätcheslachpark

Parkblick, Kopf Kätcheslachpark

Ansicht Straße Leberecht - Migge - Anlage, Kopf Kätcheslachpark © www.franken-architekten.de

Ansicht Straße Leberecht - Migge - Anlage, Kopf Kätcheslachpark © www.franken-architekten.de

Lageplan

Lageplan