Nichtoffener kooperativer freiraumplanerischer Realisierungs- und Ideenwettbewerb | 09/2014
Campus Charlottenburg - verlängerte Hertzallee
Campus - Entrée
ein 3. Preis
Erläuterungstext
TU Berlin Brut
Campus Charlottenburg - Verlängerte Hertzallee
Die Neugestaltung des Areals „Campus Charlottenburg - verlängerte Hertzallee“ bietet die Gelegenheit, sowohl innerhalb des Wissensstandortes Campus Charlottenburg eine bessere Vernetzung zwischen den verschiedenen Instituten zu schaffen als auch die Verbindung von Campusgelände mit der umgebenden Stadt zu aktivieren und zu stärken.
Unser Vorschlag für die Reaktivierung des Campusareals basiert auf 5 Strategien:
1. Konstante!
Die Wiederbelebung der ehemaligen Kurfürstenallee basiert auf der räumlichen Konstante der alten Lindenallee, die das verbindende Element zwischen Ernst-Reuter-Platz und Zoologischem Garten bildet. Die Baumreihen betonen die Verbindung zwischen diesen beiden wichtigen Adressen und intensivieren somit das Erlebnis des Alleecharakters der Hertzallee.
2. Aufräumen!
Das Gelände der Hertzallee weist viele ungenutzte Restflächen auf. Für Studierende und CampusbesucherInnen finden sich daher nur wenige qualitativ hochwertige Aufenthaltsflächen. Diese sind dann „übernutzt“. Gebüsche, Garagen und andere Einbauten verstellen die visuelle Konstante der alten Kurfürstenallee. Unser Vorschlag Aufräumen klärt das Wettbewerbsgebiet links und rechts der Lindenallee und erlaubt somit Raum für Neues!
3. Verbinden!
Verschiedene Institute der Technischen Universität Berlin und der Universität der Künste grenzen an die Hertzallee. Insgesamt arbeiten und studieren knapp 45.000 Menschen auf dem gesamten Campus - entsprechend groß ist der interne Bewegungsstrom. Der neue durchgängige Bodenbelag ermöglicht nun eine bequeme Durchwegung des Areals in allen Richtungen. Ob zu Fuß oder per Rad: Hauptgebäude, Mensa, die Volkswagen-Bibliothek oder der Ernst-Reuter-Platz sind nun barrierefrei und problemlos zu erreichen.
4. Aktivieren!
Aktivieren beschreibt die gezielte Aufwertung von strategisch wichtigen und belebten Orten entlang der Hertzallee: Die Entréesituation am Ernst-Reuter-Platz (mit neuem Café) und Fasanenstraße, der Kreuzungspunkt zwischen Mensa-Hauptgebäude und Hertzallee mit dem Standort des neuen Hybridgebäudes, beim Skulpturengarten der UdK, die Gartenpromenade beim EB-Gebäude, sowie die Zugangsbereiche von der Straße des 17. Juni und der Hardenbergstraße. Diese Orte bilden jeweils einen ortsspezifischen Charakter aus. So kann man sich im Ausläufer des Parks im Bereich der Mensa an große Tische setzen und die Sonne genießen, entlang des UdK-Gebäudes Skulpturen bestaunen und an Werkbänken selbst tätig werden, im Eingangsbereich des ehemaligen Kraft- und Fernheizwerkes mit Kommilitonen einen Kaffee trinken oder Seminare im Freien abhalten.
Die Aktivzonen liegen im besonnten Bereich der Hertzallee und bieten verschiedene räumliche Situationen für die NutzerInnen - sowohl für Studierende und Beschäftige der TU und UdK, als auch Campusexterne gedacht. Die der Sonne meistenteils abgewandten Orte nehmen hingegen wichtige Infrastrukturen, wie Fahrradstellplätze auf.
5. Rekombinieren!
Die verlängerte Hertzallee weißt die klassische Gliederung Berliner Straßen auf: Kopfsteinpflaster in der Fahrbahn und Gehbahnen aus Charlottenburger Gehwegplatten in den Gehwegen. Diese Materialität wird in der Campuspromenade aufgegriffen und neu geordnet, wobei das gebrauchte und runde Kopfsteinpflaster durch ein geschnittenes ersetzt wird.
Den Hauptbelag stellt hier das Großsteinpflaster dar, die Plattenbeläge hingegen weisen auf besondere Orte, die Aktivzonen, hin.
Innerhalb der Aktivzonen bilden die Gehwegplatten das Grundformat für robuste, dreidimensionale Objekte In verschiedenen Größen gestapelt bilden diese neue räumliche Situationen, je nach Standort variierend: ruhige Lernnischen, aktive Sportbereiche, kommunikationsfördernde Gruppensitzecken, Plateaus für Vitrinen, Werkbänke, Schreibtische oder Sitzreihen. Das System ist additiv und kann beliebig auf- und abgebaut werden.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Arbeit wurde kontrovers diskutiert. Einerseits ist die Entstehung einer freistehenden Lindenallee als räumliches Rückgrat gelungen, jedoch wird bezweifelt, ob mit dem Baumbestand diese kraftvolle Wirkung erreicht werden kann, da für die Realisierung des Vorschlags eventuell weitere Fällungen notwendig werden und eine neue Allee aufgebaut werden müsste. Eine ähnliche Widersprüchlichkeit besteht in der Gestaltung der linearen Fläche. Die Großzügigkeit der Fläche wird positiv bewertet, andererseits kann das Motiv der Pixelung nicht überzeugen. Dies liegt an den zu kleinteiligen Strukturen im Übergang zwischen gepflasterter Fläche und Grünflächen. Der Vorschlag, die gepixelten Aufenthaltsflächen aus gebrauchtem Material herzustellen, ist wegen der Heterogenität des vorhandenen Materials unglaubwürdig. Komfort und Nutzungsqualität der angebotenen Sitzelemente werden angezweifelt. Die angestrebten Zufallskompositionen sind nicht stark genug, um sich gegenüber der Heterogenität des Campus behaupten zu können. Insgesamt handelt es sich um ein nachvollziehbares Konzept.
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
Lageplan Herztallee
1:2000
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
Konstante!
1:500
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
Aufräumen!
1:200
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
Verbinden!
1:50
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
Aktivzonen!
Querschnitt Campus - Entrée
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
Eingangsbereich Fasanenstraße/Hertzallee
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
Zoom Eingangsbereich Fasanenstraße/Hertzallee
Prinzipschnitte Aktivzonen
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
01. Berliner Pflaster
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
02. Verdichtung zu Aktivzonen
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
03. Neuordnung
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
04. Rekombinieren zu dreidimensionalen Objekten
©COBE Berlin GmbH, A24 Landschaft
Prinzipschnitte Aktivzonen