modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2014

Stadträumliches Entwicklungskonzept „Untere Stadt“

Morphologie

Morphologie

Anerkennung

BUUR | bureau voor urbanisme

Stadtplanung / Städtebau

Alkewitz Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ALTENSTEIG NEU VERBUNDEN

STADTRÄUMLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT “UNTERE STADT” IN ALTENSTEIG

Analyse Ist-Zustand

Altensteig hat eine lange Geschichte, wobei die strategische Lage an der Nagold, am Rande des Nordschwarzwaldes, der Stadt schon früh eine wichtige Position als Transitort für den Holztransport von Deutschland in die Niederlande verleiht hat. Wo die wirtschaftliche Bedeutung dieses Holzhandels heute abgenommen hat, hat die Stadt ihre internationale Dimension verloren, aber die schöne Altstadt zeugt noch immer von ihrer reichen Vergangenheit. Auch die charakteristische Umgebung des Nordschwarzwaldes, einer sanft hügeligen, waldreichen Landschaft mit zahlreichen offenen Stellen, an denen kleine Dörfer und Städte entstanden sind, bestimmt noch immer das Gesicht der Stadt. Heute ist Altensteig vor allem ein lokales Zentrum, das für eine kleine, jedoch sehr diverse Region als Versorgungskern fungiert mit Schulen, Kommerz und Gewerbe, kulturellen Einrichtungen, Märkten, Festivals, usw.
Trotzdem kämpft Altensteig mit Problemen: die Stadt befindet sich heute in einer Position, worin sie vor allem ‘gerade nicht’ ist:
- gerade kein touristisches Ziel mit (inter)nationaler Ausstrahlung
- gerade keine Stadt, die mit attraktiven Gastronomieangeboten und einem breiten Ladenangebot prahlen kann
- gerade kein Ort mit einem angenehmen öffentlichen Raum, der Natur, Wasser und ein lebendiges Stadtzentrum miteinander verbindet

Die Potenzialität dazu ist anwesend, aber Altensteig braucht einen kräftigen Impuls zu einem neuen Elan, damit die Stadt die Möglichkeit bekommt in all diesen Bereichen wohl zu exzellieren. Die Erneuerung des öffentlichen Raumes im Stadtzentrum und die Weiterentwicklung der Unteren Stadt bieten dazu die perfekte Chance.


Entwicklungsstrategien

Altensteig wird durch die extreme Topografie des Nagoldtales geprägt und besteht daher aus drei deutlich definierten Bereichen: im Süden befindet sich das grüne, natürliche Plateau, im Norden die mit der Wohn- und Bildungslandschaft der Oberen Stadt verbundene Altstadt, und im Tal dazwischen der lebhafte Kern der Unteren Stadt. Die Untere Stadt kennzeichnet sich vor allem durch die starke Mischung von verschiedenen Aktivitäten, Benutzern, Atmosphären, Stilen, usw. und demzufolge einen Mangel an Einheit und Identität. Außerdem sind die Verbindungen zwischen den drei Bereichen unzureichend: die Natur ist in der Unteren Stadt kaum spürbar, und auch die Verbindungen zum Schulengelände und zur Altstadt sind schwer auffindbar. Deshalb braucht man eine stark ausgeprägte Raumordnung, die die verschiedenen Bereiche zu einer qualitativ hochstehenden räumlichen Struktur verbindet: ‘Altensteig neu verbunden’. Dazu setzen wir das Zentrum der Unteren Stadt als neues Bindeglied ein, das Landschaft, Wasser, öffentlichen Raum, Verkehr und Zentrumsaktivitäten zusammenbringt. So ändert sich die Untere Stadt von einem konfliktgeladenen in einen vernetzenden Bereich.

Mit unserem stadträumlichen Entwicklungskonzept wollen wir die Stadt Altensteig erneut ihre starken potenziellen Qualitäten ausnützen lassen. Wir erreichen dieses Ziel mit strategischen Interventionen, die wieder an die Grundlage dieser Stadt anknüpfen, nämlich an ihr landschaftliches Charakteristikum. Dazu definieren wir drei konkrete Anhaltspunkte:
- Wir verstärken die räumliche Qualität, um so ein breiteres Angebot an Geschäften und Gastronomie zu erzielen. Dazu wird der öffentliche Raum in der Unteren Stadt, dem aktiven Stadtkern, aufgewertet: wir schaffen angenehmen Raum für Läden und Terrassen, wir drängen den Autoverkehr zurück, wir schaffen Rekreationsmöglichkeiten am Wasser der Nagold, wir schaffen neue Verbindungen mit der Natur, wir vernetzen die Altstadt und die Untere Stadt, usw.
- Wir rücken die verschiedenen Identitäten der Stadt (Landschaft und Topografie, Altstadt, die Nagold) erneut in die Mitte, verbinden sie miteinander und machen sie mit strategischen Interventionen erneut sichtbar und erlebbar. Damit verstärken wir das Image und die Repräsentation von Altensteig mit strategischen Projekten, die der Stadt einen neuen Elan für ihre Bewohner und Besucher (Touristen) geben und zum Bestandteil werden können von einem Prozess von City-Marketing: Tore zur Stadt, neue Wohnprojekte, Aussichtspunkte, öffentlicher Raum am Wasser, usw.
- Wir schaffen ein neues Netzwerk von Verbindungen, das die Landschaft erlebbar und die Anlagen und Stadtteile besser zugänglich macht. Bessere Verbindungen für Fußgänger und Radfahrer sind nötig, vor allem quer durch das Tal: so verbinden wir die Natur mit dem Zentrum der Unteren Stadt, entstehen neue kinderfreundliche Routen vom Zentrum zu dem Schulengelände, aber auch neue Brücken für eine bessere Verbindung der zwei Nagoldufer, usw.


Entwicklungskonzepte

Diese drei Strategien haben wir in einer Serie räumlicher Entwicklungskonzepte konkretisiert, die den Stadtraum von Altensteig im allgemeinen und die Untere Stadt im Besonderen neu definieren.

Brückenschlag im Nagoldtal | Wir verstärken die transversalen Relationen zwischen den zwei Seiten des Nagoldtales und dem aktiven Kern im Tal, sodass die Einheit und Identität von Altensteig allgemein gesteigert wird. Dabei erzielen wir ein Netzwerk von Querverbindungen für Fußgänger, die Einrichtung neuer Parkanlagen an strategisch wichtigen Orten (an erster Stelle beim Wasser) und die Eröffnung von Aussichtspunkten, die eine Verbindung herstellen zwischen verschiedenen Teilen des Stadtraumes. In der Unteren Stadt entstehen drei zentrale Schaltstellen um den Sternenplatz, den Marktplatz und den Postplatz. Hier gestalten wir einen neuen qualitätsvollen öffentlichen Raum, in Verbindung mit dem Wasser. Jeder Raum bekommt seine eigene, erkennbare Form und Funktion: auf dem Wasser, am Wasser, über dem Wasser.

Identitätsreiche Raumabfolge in der Unteren Stadt | Im Nagoldtal herrschen longitudinale Strukturen, denen es momentan an räumlicher Qualität fehlt. Die Verkehrsader leidet unter dem Impact des MIV-Verkehrs, die Nagold ist zur Rekreation ungeeignet und ihre Ufer und Kais sind wenig qualitätsvoll gestaltet, die Radwege verlaufen unlogisch und sind kaum spürbar. Diese drei Strukturen wollen wir neu definieren und eingliedern in ein Konzept aufeinanderfolgender Raumabfolgen mit eigener Atmosphäre und eigenem Programm. Wo möglich, werden strategische Hochbauprojekte realisiert: beim Freizeitpark entstehen ein Wohnprojekt und ein neuer Erholungsraum, am östlichen Stadteingang ein neues Wohnviertel. Im zentralen Bereich der Unteren Stadt wird der öffentliche Raum neu gestaltet und entstehen strategische Eingriffe mit Wohn-, Einkaufs- und Gemeindefunktionen. Das Gelände um die katholische Kirche wird als Campus mit sozialen Einrichtungen vorgesehen, der Gewerbecampus im Osten bekommt eine neue Erschließungsstruktur und eine verbesserte landschaftliche Einkleidung. Die longitudinalen Strukturen passen sich diesen Raumabfolgen an: die Poststraße/Wilhelmstraße bekommt eine logische Segmentierung, der Fluss wird besser in den Stadtraum integriert, die Fahrradroute bekommt eine deutlichere Position.
Vernetzung der Wege für Fußgänger und Radfahrer | Eine entscheidende Rolle wird einem verbesserten Netzwerk von Fußgänger- und Radwegverbindungen vorbehalten, das wie ein feingliederiges Gewebe die Untere Stadt erschließt und alle wichtigen Orte miteinander verbindet. Der Nagoldradweg wird von der Hauptstraße getrennt und auf sichere Weise in den parallelen Wohnstraßen oder neben dem Wasser situiert. Ein Netzwerk von Pfaden und öffentlichen Räumen am Ufer entlang bietet den Fußgängern angenehme Wanderwege und funktionelle Verbindungen, die momentan nur latent vorhanden sind. Besondere Aufmerksamkeit gilt den transversalen Verbindungen mit dem Landschaftsgebiet im Süden (Altensteiger Panoramaweg) und der Altstadt im Norden. Rund um die Altstadt (außerhalb der Wettbewerbsaufgabe und deshalb nur optional) wird ein neuer Panorama-Rundweg suggeriert, der den unbenutzten Grünraum auf dem Hang validiert und eine neue, qualitätsvolle touristische Route bildet mit Aussichtspunkten über die Landschaft und die Stadt. Außerdem bekommt die Nagold durch neue Fußgängerbrücken, Aufenthaltsraum am Wasser und öffentliche Uferwege, eine klare Position auf dem Mental Map von Altensteig.

Erlebnis- und Aufenthaltsqualität statt Durchfahrtstrasse | Ein deutlicher Unterschied in Gestaltung und Verkehrsorganisation macht die südliche Ortsentlastungsstraße zur ersten Wahl für den sämtlichen Durchfahrtsverkehr. Die Poststraße und Wilhelmstraße werden wesentlich neu definiert und dienen noch ausschließlich dem lokalen Ziel- und Quellverkehr. Dazu haben wir eine deutliche Sequenz in der Verkehrsorganisation ausgearbeitet und die Gestaltung der Straße sowohl im Profil wie in der Materialisation darauf abgestellt. Auch wird die Landschaft deutlicher spürbar: Altensteig ist eine lichte Stelle im Schwarzwald, Bäume am Straßenrand betonen dieses Gefühl. Durch eine besondere Materialisation und eine beschränkte Fahrbahnbreite wird der zentrale Teil der Poststraße, zwischen Sternenplatz und Postplatz, zu einer verkehrsberuhigten Zone umgewandelt und so zu einem deutlichen Bestandteil des Aufenthaltsbereiches im Kern der Unteren Stadt. Um den Schleichverkehr völlig auszuschließen, wird die Rosenstraße zu einer Einbahnstraße transformiert. Um den meisten LKW-Verkehr aus dem Zentrum abzuwehren, wird zu dem Gewerbegebiet im Osten über die Bahnhofstraße eine LKW-Schleife entwickelt. Die gefragte Buswendeschleife wird im westlichen Abschnitt vorgesehen, neben dem Freizeitpark und dem neu zu entwickelnden Wohngebiet. Durch das ganze Gebiet der Unteren Stadt werden landschaftlich gestaltete Parkbuchten vorgesehen, die auf optimale Weise an das sanfte Fußgänger- und Radnetzwerk und an den lokalen Funktionen anschließen.


Integration von Landschaft in die Stadt

Altensteig wird durch die umgebende Landschaft definiert, aber diese Landschaft ist im Stadtbild schwer sichtbar: die Nagold ist unsichtbar, das Relief zwar spürbar, die Hänge jedoch schwierig zugänglich, und die einzigartige Waldlandschaft des Nordschwarzwaldes endet gerade kurz bevor die Stadt beginnt. Darum laufen durch diesen Masterplan drei Leitfäden, die dafür sorgen, dass auch im Stadtraum von Altensteig die landschaftliche Qualität maximal hervorgehoben wird: der Fluss soll erneut zu einem wesentlichen Bestandteil des Stadtbildes werden, wir kreieren oder verdeutlichen Querverbindungen, die beide Seiten des Nagoldtales miteinander verbinden und so die Altstadt und den Naturraum im Süden vom Zentrum aus zugänglicher machen, und wir führen möglichst viel Grün und Bäume in das Straßenbild der Unteren Stadt ein.

Stadtfassade zum Fluss

Die Nagold läuft wie ein blauer Faden durch die Geschichte von Altensteig. Trotzdem zeigt die Stadt momentan ihrem Fluss die Hinterseite und ist die Nagold nur selten sichtbar und fast nirgends zu erreichen für diejenigen, die in Altensteig wohnen oder spazieren. Wir möchten, dass die Stadt dem Fluss erneut ihr Angesicht zeigt. Darum werden an zahlreichen Stellen neue Uferwege geschaffen, sowohl für Radfahrer (südlich vom Gewerbecampus) wie für Fußgänger (an verschiedenen Stellen im Zentrum). Wir optieren jedoch bewusst nicht für einen durchgehenden Uferweg, damit den parallel verlaufenden Einkaufsstraßen nicht zu viel Konkurrenz gemacht wird. Im Zentrum und im Freizeitpark sind einige neue Fußgängerbrücken vorgesehen, damit auch die Überquerungsmöglichkeiten der Nagold verbessert werden. An strategisch bedeutenden Stellen, wo die Nagold die wichtigen transversalen Verbindungen zur Landschaft oder zur Altstadt kreuzt, möchten wir neuen Aufenthaltsraum schaffen, bei oder über dem Wasser: am Postplatz entsteht eine angenehme Grünanlage mit grünen Treppen, die bis zum Wasser reichen; am Sternenplatz verbreitern wir die Brücke, sodass ein kleiner Platz über dem Wasser entsteht. Am Marktplatz bieten kleine Patios zwischen den Gebäuden überraschende Ausblicke über den Fluss.

Wo momentan Gebäude ganz nah am Fluss gebaut sind, fehlt oft Raum für eine Terrasse oder einen Garten, sodass die Hinterseiten dieser Häuser meistens nur als Abfalllager benutzt werden. Darum möchten wir allen Gebäuden, die weniger als 2 Meter von der Nagold liegen, das Recht bieten um eine Auskragung von 1 bis 2 Meter über dem Wasser zu bauen, sodass genügend Platz entsteht für eine private Terrasse oder einen Privatgarten. Dies wird die Bewohner dazu ermutigen, die Hinterfront ihrer Häuser als Teil des zukünftigen Sanierungsgebietes Untere Stadt zu renovieren. Zusammen mit den neuen öffentlichen Pfaden und Aufenthaltsräumen entsteht so eine diversifizierte und aktive Stadtfassade, die die Nagold erneut nach ihrem Wert zu schätzen weiß.

Entwicklungsschwerpunkte zur Wiederbelebung der Unteren Stadt

Die Untere Stadt ist das aktive Herz von Altensteig, leidet aber unter das Veralten des Gebäudebestands, einen Überfluss an undefiniertem öffentlichem Raum und die Dominanz des Durchgangverkehrs. Indem wir die Poststraße radikal in eine Straße für Ziel- und Quellverkehr transformiert haben, wird die Möglichkeit für neue Entwicklungen in der Unteren Stadt geschaffen. Die wichtigsten Projekte sind zwei neue Wohnanlagen, jede am Rande der Unteren Stadt gelegen: eine neben dem neu einzurichtenden Freizeitpark, die andere an der Wilhelmstraße, gerade vor dem Postplatz. Beide Projekte bieten eine Wohnform, die an das Stadtgewebe der Unteren Stadt anschließt und die so eine Alternative darstellt zu den vielen Einfamilienhäuser auf beiden Hängen. Hier entstehen großzügige Geschosswohnungen und Reihenhäuser mit Privatgärten.
Im zentralen Bereich der Unteren Stadt werden einige leerstehende Gebäude oder unterbenutzte Parzellen geräumt, vor allem in dem ziemlich vernachlässigten Teil zwischen dem Marktplatz und dem Sternenplatz, damit Raum freikommt für punktuelle Hochbauinterventionen. Hier können Kombinationen entstehen von Geschäftsräumen im Untergeschoss und Geschosswohnungen in den Etagen, die über einen großen Balkon oder eine Terrasse verfügen. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Parzelle, die den Übergang markiert zwischen der Rosenstraße und der Altstadt. Nach Abriss des Gebäudes an der Rosenstraße 28 entsteht hier Raum für einen erneuerten Platz in Kombination mit einem solitären Gebäude, das sich als architekturaler Schwerpunkt als Gegengewicht zu dem neuen Verwaltungszentrum am Marktplatz gestaltet. Für dieses Gebäude wäre eine öffentliche kulturelle oder Gemeinschaftsfunktion wünschenswert, aber es kann auch als Einkaufszentrum fungieren.

Ein letzter Schwerpunkt bildet der Raum um den Freizeitpark, das Freibad und den Stadtgarten. Durch den Umzug des Jahnstadions wird hier Platz geschaffen für einen mehr öffentlich zugänglichen Sport- und Freizeitpark, im engsten Kontakt mit dem Wasser. Im Norden können kleine Sportplätze angelegt werden, im Süden gibt es beim Fluss Raum für eine große Liege- und Picknickwiese. Eine neue Fußgängerbrücke macht die Verbindung mit dem Stadtgarten, wo das Ufer ebenfalls bis zum Wasser gesenkt wird. Zusammen mit der Erneuerung des bestehenden Biergartens besorgt dieser Eingriff dem Park von Altensteig einen ganz neuen Elan. Das Freibad kann in Richtung Norden vergrößert werden: hier könnte man ein neues Gebäude mit Cafeteria hinzufügen. Die Stadtwerke Altensteig behalten ihren heutigen Standort, benutzen aber den vorhandenen Raum mit mehr Effizienz: einige Nebengebäude räumen Platz für einen qualitätsvollen öffentlichen Raum, der auch für Veranstaltungen benutzt werden kann.

Parken in der Unteren Stadt

Infolge der extremen Topografie der Landschaft und der dichten Struktur der Unteren Stadt ist parken in Altensteig nicht einfach. Heute wird der öffentliche Raum jedoch fast überall durch geparkte Autos dominiert, was die Attraktivität und Qualität der Stadt sehr beeinträchtigt. Darum wollen wir die geparkten Autos so viel wie möglich in mittelgroße Parkbuchten sammeln, sowohl bei den beiden Stadttoren, wie bei den wichtigsten öffentlichen Funktionen (Freizeitpark, Freibad, Stadtgarten, Marktplatz, usw.). Diese Parkzonen werden mit viel Grün und Bäumen versehen, sodass sie auch als kleine Grüne Lungen fungieren. Sie sind alle ans Netzwerk der Fußgänger- und Radverbindungen angeschlossen, damit Besucher schnell und auf angenehme Weise zu ihrem Ziel spazieren können.
Zur möglichst großen Unterstützung der Geschäftsbranche von Altensteig, behalten wir aber auch Parkplätze in der Poststraße. Diese werden parallel zu der Straße eingerichtet und sind ausschließlich fürs Kurzparken bestimmt.


REALISIERUNGSKONZEPT UNTERE STADT

Die Untere Stadt, als Bindeglied zwischen Sternenplatz und Postplatz, wird im Konzept als zugleich einheitlicher und vielfältiger urbaner Raum ausgearbeitet, welcher sowohl den longitudinalen als auch transversalen Verbindungen Rechnung trägt, welche die Identität Altensteigs wesentlich bestimmen und auszeichnen. Ziel des Konzeptes ist es, die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes zu erhöhen und die jeweiligen Bereiche zu qualifizieren und zu charakterisieren, so dass für die vielfältigen Nutzergruppen Räume und Atmosphären geschaffen werden, die einerseits die Lebensqualität der Nutzer maximalisiert und andererseits das Stadtbild Altensteigs fördern, bereichern und nachhaltig prägen.

Plätze strukturieren die Stadt

Die Neuordnung der Unteren Stadt ermöglicht das Anlegen zweier deutlicher Stadtportale – Sternen- und Postplatz, zwischen denen sich die Untere Stadt aufspannt. Zentral zwischen beiden liegt der Marktplatz, welcher die wichtigste Achse zur Altstadt darstellt. Diese Funktion ist gegenwärtig nicht erfüllt, im vorgestellten Konzept wird sie jedoch deutlich lesbar. Bewusst sind die drei wichtigen Plätze in derselben Materialität ausgeführt, so bewirken sie Einheit und sind wiedererkennbar. Jedoch unterscheiden die Plätze sich deutlich in ihren Funktionen und ihrerer Charakteristik.

Sternenplatz – Platz auf dem Wasser

Der Sternenplatz wird im Konzept als Platz auf dem Wasser ausformuliert, von dem aus man die Nagold und das städtische Geschehen beobachten kann. Seitens der Poststraße führen künftig Rasenstufen auf ein grünes Plateau mit Bänken und einer Boccia-Anlage, von welchem aus die rückliegende Schleuse sichtbar wird. Direkt an die Rasenfläche schließt sich die neue Außenterrasse der Gastronomieeinrichtung an. Gegenüber, am Eingang zum Parkbereich, wird der Platz ebenfalls erhöht und durch das Anlegen von Treppen zugänglich gemacht. Südlich der Sternenbrücke, zur Stadt hin, wird eine großzügige Fußgängerbrücke angebaut, welche sich in Form und Materialität der Platzfläche angleicht. Hier entsteht auf einem tiefer gelegenen Plateau ein Aufenthalts- und Ruhebereich über dem Wasser, von welchem aus die Nagold und die Sicht auf die Stadt erlebbar werden.

Postplatz – Platz Am Wasser

Beide Plätze, Postplatz und Kaufhausplatz, werden im Konzept als ein Raum betrachtet, da hier einerseits die Stadt aus östlicher Sicht betreten wird und andererseits die raumbegrenzenden Bebauungsstrukturen nach der Ausformulierung eines einheitlichen Raumgefühls verlangen. Am Eingangsbereich der Poststraße entsteht ein neues Bürgerzentrum mit Gastronomiebetrieb, ein Anlaufpunkt für Einwohner und Touristen, welcher optisch den Stadteingang markiert. Der Pavillon wird erhöht und zentral auf dem Postplatz eingeordnet. Durch eine großzügige Treppenanlage mit Sitzstufen zur Nagold hin richtet sich der umgebende Freiraum sowohl zum Wasser als auch zur Stadt. Am gegenüberliegenden Ufer werden die privaten Rückseiten eingekürzt und eine neue Fußgängerpromenade entlang der Nagold geschaffen, welche beide Ufer miteinander in Kontakt treten und die Nagold hier für Anwohner erlebbar werden lässt. Auch auf der der Altstadt zugewandten Seite der Brücke werden Terrassen und Treppen angelegt. Durch die neue Trassierung der Bahnhofstrasse und der Postplatzstraße wird die Ausformulierung von deutlichen Raumkanten und Platzbereichen möglich, welche im Profil leicht erhöht ausgestaltet sind und mit großzügigen Grünflächen ausgestattet sowie mit Flächen für Außengastronomie belebt werden. Besonderes Augenmerk liegt bei dem Postplatz auf der Integration des Bachlaufes: Der gegenwärtig verrohrte Verlauf wird aufgegeben und in das Platzprofil eingearbeitet. Durch das Ausformulieren eines urbanen Bachbettes mit Sitzstufen, Schrägen und Überquerungen verleiht die Profilierung dem Platz eine spannungsvolle Qualität und kann auch dann vielfältig genutzt werden, wenn der Bach zeitweise kein Wasser führt.

Der am Postplatz versteckte Patio und der auf der anderen Seite der Nagold befindliche Bereich werden durch eine neue, barrierefreien Fußgängerbrücke miteinander verbunden. Hier werden beiderseits Spielbereiche in Ergänzung der bereits bestehenden Spielfunktion geschaffen. Durch die vielfältige Integration des Themas Wasser und der Nagold an diesem Stadtportal charakterisiert sich der Postplatz als Platz am Wasser.

Marktplatz – Zentrale Achse

Zukünftig ist der Marktplatz nicht mehr nur Teil der Unteren Stadt, sondern reicht bis in die Altstadt hinein und verbindet so beide zentralen Bereiche von Altensteig. Die Neubauten am nordöstlichen Platzende mit den neu angelegten grünen Terrassen einerseits und der Rathausplatz mit der neu angelegten Querverbindung über das Parkhaus hinweg in die Landschaft andererseits bilden deutliche Endpunkte der zentralen Achse. Diese wird durch die Einarbeitung großformatiger Natursteinplatten und deren Begleitung durch Cortenstahlakzente im Plaster sowie eine parallel angeordnete Reihe von Beleuchtungselementen deutlich lesbar. Durch diese Gestaltungselemente wird die wichtigste Querverbindung der Stadt visualisiert und erlebbar.
Der Marktplatz selbst wird im östlichen und westlichen Bereich durch das Anlegen von grünen Fächern, bestehend aus Rasen, Bepflanzung und Stadtbäumen, verengt und optisch abgeschlossen, so dass der Platz selbst als eine Raumeinheit und nicht wie bisher als Durchgangsbereich wahrgenommen wird. Zentral wird der Platz für das Markttreiben und Feierlichkeiten bewusst freigehalten, in den Bereichen zur Bebauung hin ordnen sich langgestreckte Sitzmöglichkeiten ein. Auch durch das Einbringen von Bushaltestellen in beide Richtungen wird der Marktplatz zukünftig seiner zentralen Rolle in der Stadt gerecht.


Urbaner Stadtraum

Für die Schaffung eines durchgängigen, urbanen Stadtraumes ist eine Neuordnung des motorisierten Verkehrs notwendig, beziehungsweise dessen Reduzierung und der Belastung durch diesen. Bei dem Einfahren in die Stadt werden entlang der Poststraße Grünzüge aus Sträuchern und Bäumen angelegt, welche einerseits Fußgänger und Straßenverkehr scheiden und andererseits zu einer optischen Profilverschmälerung leiten, wodurch das Tempo des Verkehrs verringert wird. Am jeweiligen Stadteingang des Sternen- und Postplatzes erfährt das Profil eine weitere optische Verengung: Der Asphalt geht allmählich über in einen 5,5m breites Profil aus Beton. Da auch hier der Radverkehr auf die Fahrbahn geführt wird, haben Radfahrer durch die Gestaltung der Übergänge und deren optische Wirkung auf selbstverständlichem Weg Vorrang vor Autoverkehr.

Unmittelbar am Profilübergang werden zwei Parkplätze angelegt, die in erster Linie als Abstellmöglichkeit für Besucher und Touristen genutzt werden sollen. Von diesen aus lässt sich die Stadt durch die neu angelegten oder aufgewerteten Wegeverbindungen erkunden. Nahe dem Marktplatz wird ein dritter Sammelparkplatz angelegt, welcher auch oder insbesondere durch Anwohner genutzt werden kann und welcher die entlang der Poststraße entfallenen Stellplätze kompensiert.

Das Profil der Poststraße ist auf der gesamten Länge ebenerdig ausgebildet, ein seitlicher Randstreifen von 60cm Breite markiert deutlich die Fahrbahngrenze und wird durch seine großzügige Breite dem Fußweg zugeordnet. Entlang der Straße befinden sich an den Aufweitungen im Profil seitlich eingeordnete Park-Pockets: An diesen Stellen verbreitert sich der Randstreifen auf 2,10m. Hier kann Kurzzeitparken für das Erledigen von kurzen Wegen stattfinden. An wenigen Stellen, insbesondere in den erweiterten Bereichen vor Gebäuden mit Einzelhandel, befindet sich auch Parken im Fußgängerbereich. Diese Parkplätze sind jedoch in ihrer Materialisierung wesentlich weniger sichtbar und somit lediglich für Zielverkehr bestimmt.

Entlang der Hauptstraße wird bewusst auf das Setzen einer profilbegleitenden Baumreihe verzichtet. Zum einen wäre das Straßenprofil hierfür zu schmal, zum anderen wäre dies mit einer beschleunigenden Wirkung für den Autoverkehr in Kombination mit schlechterer Sicht auf Fußgänger verbunden. Vielmehr wird die Durchfahrt und Durchsicht für den Autoverkehr durch das Setzen von markanten Stadtbäumen an prägnanten Stellen unterbrochen.

Die von der Poststraße gehenden Nebenstraßen werden, der Platzfläche gleich, in kleinformatigem Pflaster angelegt und integrieren sich dadurch optisch. Durch eine Reduzierung des Gesamtprofils auf 5,5m wird Fußgängern mehr Raum gewährt und Parken auf der Fahrbahn vermieden. Parkmöglichkeiten werden an geeigneten Stellen entlang der Straßen vorgesehen, heben sich aber, abgesehen von der Markierung der Ränder, optisch nicht von der Oberfläche ab.

Die im Fußgängerbereich quer zur Fahrbahn verlaufenden Streifen werden im Natursteinmaterial der Plätze ausgeführt, die dunklere Farbe verbreitert das enge Straßenraumprofil dabei optisch und verweist daneben Richtung Altstadt und den neuen Querverbindungen in die Landschaft. Dazwischen verläuft im gesamten Profil kleinformatiges Natursteinpflaster, welches durch die Platzflächen unterbrochen wird. An Stellen, an denen Fluchten zurückspringen, werden Sitzmöglichkeiten vorgesehen und die kleinen Platzbereiche mit Stadtbäumen akzentuiert, hiermit werden neue Aufenthaltsbereiche im urbanen Raum geschaffen.

Dort wo fußläufige Querverbindungen in die Landschaft, die Altstadt oder auf den Schlossberg im Profil des urbanen Raumes ankommen, werden diese durch in das Profil eingearbeitete Markierungselemente visualisiert. Diese Markierungselemente ziehen sich als Cortenstahlbänder, ob profilgleich, als vertikale Sichtschutzelemente oder als Geländer der Fußgängerbrücken, durch den gesamten urbanen Raum hindurch und erzeugen den Wiedererkennungswert der Verbindungen. Die Elemente verweisen auf den jeweiligen Verlauf der Querverbindungen und fuhren den Fußgänger über die Brücken der Nagold oder zu den neu entstandenen Patios.

Patios

Die sich gegenwärtig zwischen Nagold und Poststraße befindliche Bebauungsstruktur wird zugunsten der Schaffung neuer Stadträume im dafür notwendigen Maß zurückgebaut. Private und öffentliche Freiflächen erfahren eine klare Trennung. Durch diese Maßnahmen ist es möglich, 5 neue Plätze zu schaffen, welche urbanen Stadtraum und die landschaftliche Qualität der Nagold unmittelbar verknüpfen. Die Patios sind direkt am Wasser gelegen und schaffen neue Orte des Aufenthaltes abseits der Poststraße, manchmal verborgen, manchmal einsehbar. Der Wiedererkennungswert dieser Räume liegt in ihrer einheitlichen Materialisierung, die Ausstattung jedoch verleiht jedem von ihnen eine anderer Qualität und Ausstrahlung: Sie präsentieren sich als Terrasse am Wasser, als Außenraum für Gastronomie, als Spielplatz,… Zusätzlich werden hier an den Fußgängerbrücken kleine Treppen angelegt, welche zu Stegen an der Nagold führen, die beispielsweise zum Picknick genutzt werden können und von denen aus die Nagold ganz neu erlebt werden kann.

Erlebnisraum Nagold

Neben dem Anlegen öffentlicher Terrassen und Stege entlang der Nagold sieht das Konzept wesentliche Maßnahmen zur Aufwertung des Flusses und dessen Umgebung vor.

Zwar ist das Flussprofil mit der hohen Ufermauer aufgrund der stark schwankenden Wasserstände zu erhalten, jedoch kann das momentan monoton verlaufende Profil durch das Anlegen verschiedener Längs- und Querprofile wesentlich aufgewertet werden. An wassertechnisch geeigneten und visuell sinnvollen Stellen werden im Flussverlauf Flachwasserzonen vorgesehen. Diese in den Randbereichen eingeordneten oder als zentrale Inseln ausgebildeten Zonen werden mit vielfältiger einheimischer Vegetation bepflanzt und tragen in ökologischer Weise zur Biotopbildung und der Steigerung der biologischen Artenvielfalt bei. Daneben führt das Ausbilden verschiedener Zonen zu einer Variation von Fließgeschwindigkeiten, was neben der optischen Qualifizierung auch bewirkt, dass das Wasser auf vielfältige akustische Weise wahrgenommen werden kann.

Vor allem jedoch ist es notwendig, die privaten Flächen, welche im gesamten Verlauf unmittelbar an das Flussufer grenzen zu bereinigen, von unattraktiven An- und Ausbauten zu befreien und die entstehenden Gärten mit einer vielfältigen Grünstruktur auszustatten, von Bepflanzungen über Fassadenbegrünungen bis hin zur Anpflanzung einer wasserbegleitenden Gehölzstruktur. Durch das “Eingrünen” der Flußränder wird die doch vorwiegend auf Sichtbeziehung beschränkte Wahrnehmung der Nagold von den Brücken und Stegen aus um eine landschaftliche Dimension bereichert. Die Anwohner kehren der Nagold momentan den Rücken zu. Durch das Anbauen von privaten Terrassen und Balkonen zum Wasser hin jedoch profitieren auch sie von der neuen landschaftlichen Qualität der Nagold. Zudem wird auch die Sichtbeziehung von den Fußgängerbrücken aus aufgewertet, wenn die Einwohner die dem Wasser zugewandte Seite kreativ und vielfältig nutzen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Leitidee / Alleinstellungsmerkmale

- 3 Plätze (Sternen-, Markt- und Postplatz)
- Anbindung Altstadt an Untere Stadt durch neue Trassenfindung
- Aufweitung der Nagold beim Parkdeck und Auflösung Parkdeck durch oberirdische Parkplätze
- Postplatz und Kaufhausplatz verschmelzen zu einem Platz durch die Öffnung des Seltengrabens
- Großzügige Treppenanlage mit künstlichem Nagoldbachlauf
- Sämtliche Einfassungen werden mit Cortenstahl erledigt
- Rosenstraße wird Einbahnstraße
- Nagold erleben durch Gestaltung der privaten Hinterhöfe und Fassaden (Stadtbalkone)
- Verbindung Untere Stadt mit Oberer Stadt durch Einlegung von Cortenstahl in Belägen - Marktplatz stellt zentrale Achse der Unteren Stadt dar
- Trennung von Fahrbahn und Gehweg durch Sträucher und Bäume in der Poststraße
- Baumreihen nur zur Akzentuierung von Nagold und Randbereichen
- An den 3 Straßenbrücken, nördlich der Nagold sollen neue Raumordnungen entstehen (Rosen-, Sternen- und Kaufhausplatz)
- Terrassenbildung im Stadtgarten Uferbereich
- Auflösung Jahnstadion und Vergrößerung Freibadbereich und Entstehung Sport- / Freizeitpark
- Wohnprojekt am Bolzplatz
- Buswendeschleife zwischen Weiher-/Gustav-Werner-Straße
- Schaffung von 3 neuen Fußgängerstegen über die Nagold
- Keine großen städtebaulichen Eingriffe, daher wirtschaftlich und realisierbar

Das Beleuchtungskonzept beschränkt sich auf den Realisierungsbereich des Wettbewerbes. Dabei behandelt es überzeugend die Hauptachsen über die Nagold. Die Beleuchtung des Flusslaufes könnte ein atmosphärisches Highlight werden.

Die Arbeit wurde kontrovers diskutiert. Cortenstahl als Material kann nicht überzeugen. Die Gestaltungsabsichten wirken zu stark inszeniert. Es fehlt eine angemessene Würdigung des Bestands.
Detail Postplatz

Detail Postplatz

Atmosphären

Atmosphären

Lageplan

Lageplan

transversale Relationen

transversale Relationen

Detail Patio Marktplatz

Detail Patio Marktplatz

Mobilität I

Mobilität I

Perspektive Sternenplatz

Perspektive Sternenplatz

Mobilität II

Mobilität II

Stadträumliches Entwicklungskonzept, Ideenteil

Stadträumliches Entwicklungskonzept, Ideenteil

Freiraumkonzept Realisierungsgebiet "Untere Stadt"

Freiraumkonzept Realisierungsgebiet "Untere Stadt"

Nachtplan "Untere Stadt"

Nachtplan "Untere Stadt"

Detail Marktplatz

Detail Marktplatz

Detail Patio, Fussgängerbrücke und Nagold

Detail Patio, Fussgängerbrücke und Nagold

Visualisierung Fussgängerbrücke Sternenplatz

Visualisierung Fussgängerbrücke Sternenplatz

Visualisierung Patio

Visualisierung Patio