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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 10/2014

„Zurück zu den Wurzeln! – Back to the Roots!“ Nachwuchswettbewerb Gartenschau Enzgärten Mühlacker 2015

2. Preis

Preisgeld: 500 EUR

Philipp Rösner

Student*in Landschaftsarchitektur

Martin Schmitz

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Mühlgarten

Die Gartenschau Mühlacker liegt romantisch in einem Mäander der Enz mit Blick auf
dem hellen Muschelkalkrücken, auf dem sich die Ruine der Burg Löffelstelz erhebt. Die
Dürrmenzer Gärten machen diese prägnante Kulturlandschaft zum Thema:
Ob hochwertige Gartengestaltung, Obst- und Gemüsekultur, Getreideanbau oder farbenfrohe
Blumenrabatten - die Gärten repräsentieren die Vielfalt der Umgebung und der Gartenbaubranche.
Der Mühlgarten schließt genau an diese Interpretation und Ausformulierung der Gartenkultur
an. Der Garten schafft auf sehr einfache Weise die Symbiose aus historischer Garten-
und Pflanzkultur, formal gefasst von einer zeitgemäßen Formensprache. Formales
Vorbild für den Garten bildet der klassische Kloster- und Bauerngarten. Dieser Grundriss
wird zeitgemäß interpretiert und dem räumlichen Kontext angepasst. So verschiebt sich
die zentrale Achse in Blickrichtung der Burgruine Löffelstelz und stellt damit vier polygonale
Pflanzlichen frei. Die nord-westliche Fläche dient dabei als großzügige Aufenthaltsfläche
mit Nutzrasen und den bestehenden Gehölzen. Die restlichen drei Flächen werden
jeweils einem Gartenthema zugewiesen: Der Blumengarten, der Gemüsegarten und der
Kulturgarten. Die jeweiligen Gärten sind in sich nochmals in kleinere, umrundbare Polygonale
Pflanzflächen unterteilt.
Die zeitgemäße Formale Fassung der Beete geschieht durch mit weißer Folie ummantelte
Holzbretter, die es erlauben das Motiv des Hochbeets im Garten zu integrieren. Durch die
leicht geneigten Hochbeete werden die Pflanzen für den Besucher optimal inszeniert und
tragen gleichzeitig zur Raumbildung innerhalb des Gartens bei. Die gesamte Wegefläche
wird aus Holzhäcksel hergestellt, dieser weiche Belag steht im Kontrast zu den sehr plastisch
wirkenden, weißen Beeteinfassungen. Das bestehende Fachwerkhaus bekommt
eine kleine Terrasse aus geschliffenen Asphalt zugeordnet, das neben der Möblierung
als ungewöhnliches Material einen Stilbruch innerhalb des Garten bieten soll. Gefasst
wird der Garten an drei Seiten von einer Hainbuchenhecke und nach Süden von dem
neu gesetzten Staketenzaun, der hervorragen in das Thema eines Bauerngartens passt.
Zusätzliche Highlights bilden weiße Mehlsäcke, die bepflanzt im Garten verteilt werden
und auf die Namensherkunft der Gartenschau eingehen.
Die Pflanzthemen werden dem Betrachter durch ihre eindeutige Bepflanzung schnell ersichtlich:
Im Kulturgarten rankt Hopfen an Stangen empor und Weinreben erheben sich
aus der niedrigen Unterpflanzung. Im Gemüsegarten findet sich alles Essbare. Bohnen,
Erbsen, Rhabarber und Kapuzienerkresse bilden neben vielen weiteren bekannten Kräutern
hier Akzente. Im Blumengarten stehen die prächtigen Blühstauden im Vordergrund.
Neben der bestehenden Rose leuchten hier Rittersporn, Taglilien und Stockrosen. Um
trotz der Differenzierung ein gleichmäßiges Pflanzbild zu erzeugen tauchen die Leitstauden
in allen Gärten auf und bilden gerade zur Zeit der Gartenschau ein aufregendes Blühensemble.
Der Bauerngarten ist geprägt durch die Mischung von Blühte, Essbarem und
alt bekannten Kultursorten. Zwischen den Stauden stehen als vertikalter, linearer Kontrast
unterschiedliche Gerste Sorten, die als Zitat der Geschichte verstanden werden.
Die moderne Interpretation des Bauerngartens bietet dem Bescher anspruchsvolle räumliche
Situationen, eine kulturelle Pflanzenvielfalt und kontemplative Orte der Ruhe. Der
Garten kann rückgebaut werden, eignet sich allerdings auch hervorragend als zukünftiger
Kleingarten mit stolzem Besitzer.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser der Arbeit nimmt Bezug auf den räumlichen Kontext des Standortes. Das ländlich geprägte Dürrmenzer Ufer inspirierte den Verfasser zu einem neu interpretierten, formal gehaltenen Bauerngarten. Ausgehend von einem leicht verschobenen Kreuzgang wird der Garten in unterschiedliche Trapeze eingeteilt, die als einseitig erhöhte Schollen den Gartenraum formen und strukturieren. Die mit Holz und weißer Folie eingefassten Schollen nehmen unterschiedliche Kulturformen auf, die charakteristisch für den Bauerngarten sind. Im Bereich der Bestandsbauten und der malerisch gewachsenen Magnolie wird eine großzügige Rasenfläche vorgesehen. Diese erzeugt gegenüber den eher kleinteilig anmutenden Schollenstrukturen eine spürbare Weite im Gartenraum. Hierfür schlägt der Verfasser die Entfernung von zwei Bestandsgebäuden vor.
Der Entwurf besticht durch die klare Strukturierung des Gartenraums in Form von stilisierten Erdschollen und der zeitgemäßen Umsetzung eines traditionellen Bauerngartens. Die vom Verfasser gewählte Mühlthematik ist aber nicht in Gänze dem Entwurf abzulesen, nur vereinzelte Accessoires wie Mehlsäcke bezeugen den Ursprung der eigentlichen Entwurfsidee.
In der Arbeit ist die Auswahl der Pflanzen themengerecht ausgearbeitet und überzeugt in qualitativer und quantitativer Hinsicht. Die Materialverwendung bei Wegen und Einfassungen mit Rindenmulch, folienbespannter Holzrahmen und feingeschliffener Asphalt setzt ungewohnte Kontraste im ländlichen Kontext. Nicht immer erscheint dies der Entwurfsidee gerecht zu werden.
In der Nachnutzung erscheint die vom Verfasser vorgeschlagene Einfassung der Schollen langfristig nicht haltbar. Mit geringfügigen Änderungen der Materialart lässt sich dieser Zustand verbessern. Die schrägen Schollenflächen werden in der Bewirtschaftung und Pflege der Kulturpflanzen eine Herausforderung für den Gartenbesitzer sein.
Die Plandarstellung und Freihandzeichnungen sind von hoher Qualität und stellen sehr anschaulich die Idee des Entwurfs dar.
Der angegebene Kostenrahmen wird nicht als auskömmlich angesehen.