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Nichtoffener kooperativer freiraumplanerischer Realisierungs- und Ideenwettbewerb | 09/2014

Campus Charlottenburg - verlängerte Hertzallee

Engere Wahl

Agence Ter

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wissen verbindet – der vernetzte Campus

Der Campus als Teil des Stadtgefüges
Ziel des Wettbewerbsverfahrens „Campus Charlottenburg – verlängerte Hertzallee“ ist die Neugestaltung und Aufwertung der ehemaligen Kurfürstenallee auf dem gemeinsamen Campus Charlottenburg der Technischen Universität (TU) und der Universität der Künste Berlin (UdK). In Hinblick auf die geplante TU- und UdK-Erweiterung ist eine Aufwertung und Vernetzung der öffentlichen Räume innerhalb des Geländes und zu den angrenzenden Stadträumen vorgesehen, um den Campus für verschiedene Nutzer und Besucher wieder attraktiv und erlebbar zu machen.
Die Freiflächen des Wettbewerbsgebiets sind heute gekennzeichnet durch die Überschneidung von zwei zentralen Systemen: der Achse Hertzallee und dem Grünbereich Campus. Im Spannungsfeld zwischen historischem und heutigem Verständnis von Allee und Universitätscampus sehen wir mit der geplanten Umgestaltung der verlängerten Hertzallee die Chance, ein kohärentes Zusammenspiel zwischen Allee- und Campusidee herzustellen, die Verwebung von Stadt und Universität zu stärken sowie neue stadträumliche Bezüge zu schaffen.

Die Achse Hertzallee – vielschichtiger Campuswalk
Die verlängerte Hertzallee ist als vierreihige, mit Linden gesäumte Prachtstraße nicht mehr erkennbar und rekonstruierbar. Die Intention der Neugestaltung besteht in der Wiederherstellung der atmosphärischen und räumlichen Erlebbarkeit der Lindenallee bei gleichzeitiger Implementierung heutiger Anforderungen an die Campusnutzung:
Zwischen Ernst-Reuter-Platz und dem neu geplanten FasanenForum (Fasanenstraße/Hertzallee) soll ein baumgesäumter ‚Campus Walk‘ mit neuen Ausstattungselementen und Funktionen entstehen, der als lineare Begegnungs- und Aufenthaltszone die Einrichtungen der bestehenden und neuen Campusbereiche verbindet. Mit der Erweiterung Campus-Ost führt die Allee bis zum Tiergarten/Bahnhof Zoo. Im Wechsel lagern sich an die breite Hauptachse Belagsbänder an, die die vielfältigen Ausstattungsansprüche des Campus integrieren: von einer gestalterisch anspruchsvollen Beleuchtung über schattige Sitzmöglichkeiten und ein ausreichendes Stellplatzangebot bis hin zu attraktiven Pflanzbändern.

Das Campus-Grün als vernetzende Grünfläche
Zwischen Hautgebäude und Mensa liegt eine zentrale, dicht mit Bäumen bestandene Grünfläche – das Campus-Grün. Diese Grünfläche bildet die wertvolle Basisebene für alle neuen Plätze und Wegeverbindungen – einschließlich der verlängerten Hertzallee. Wir schlagen eine stringente neue Wegestruktur vor, die sich in der Funktion an einer die Wissensorte vernetzenden Grünfläche orientiert, einer Idee mit vielen erfolgreichen Vorbildern. Klare, sich kreuzende lineare Wegeverbindungen vernetzen die Haupt- und Nebengebäude der Universitäten untereinander, wobei die Verbindung zwischen Hauptgebäude und Mensa eine deutliche Akzentuierung in Dimension und Ausrichtung erfährt. Zwischen den Wegen bilden die baumbestandenen Rasenflächen im Wechsel von Licht und Schatten Aufenthalts-, Lern- und Rückzugsbereiche auf dem Campus. Öffentlich und allseits einsehbar bilden diese Grünflächen das zentrale und attraktive Campus-Grün, frei von Verkehr und Lärm.

Platzfolge und übergeordnete Vernetzung
Eine die Orientierung und Attraktivität stärkende Gliederung der verlängerten Hertzallee erfolgt durch die Implementierung von vier Platzbereichen an wichtigen Orten mit Vernetzungs-, Aufenthalts- oder Repräsentationsfunktion. Diese stehen in direkter Verbindung mit bestehenden Stadträumen wie dem Ernst-Reuter-Platz, dem Universitätsvorplatz, dem Steinplatz und dem Platz an der Volkswagen-Bibliothek. Die vier Platzbereiche sind:
• CampusEck: öffentlichkeitswirksame Öffnung als Link zum Ernst-Reuter-Platz mit Campus-Café, Schauregalen und begrünten Gebäudefassaden
• WasserPlatz: hier verknüpft sich die Verkehrsanbindung mit der Hertzallee und einer zukünftigen Wasserachse zum Landwehrkanal, einer derzeit vernachlässigten Verbindungachse mit großem Potential
• MensaHof: als funktionaler Knotenpunkt und interdisziplinärer Treffpunkt entsteht mit dem neuen HybridLab ein Ort für Austausch und Wissenstransfer und mit dem Außenbereich der Mensa ein gemeinsamer Esstisch für die physische Stärkung
• FasanenForum: ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität bis in die Abendstunden mit dem „Schaufenster der Wissenschaft und Künste“ im Übergang zur Bibliothek und der Campus-Ost-Erweiterung

Baumbestand
Der Baumbestand der Lindenallee bleibt weitestgehend erhalten, sollte jedoch durch baumpflegerische Maßnahmen in Wert gesetzt werden. Leerstellen in der Baumreihung werden stringent nachgepflanzt. An den geplanten Platzaufweitungen und Gebäudezugängen werden einige wenige Solitärbäume entfernt, insbesondere um eine klare Raumfolge, einfache Orientierung und verkehrliche Optimierung zu gewährleisten.

Campus-Leben
Der neugestaltete Campus bietet Aufenthaltsqualitäten für unterschiedliche Bedürfnisse und Situationen: Pausenhocker entlang der Hertzallee erlauben allseitiges Sitzen alleine oder in Gruppen; klassische, linear aufgereihte Parkbänke entlang der Hauptwegeverbindung zwischen Mensa und Hauptgebäude ermöglichen kurze und lange Aufenthalte. Der Esstisch auf dem Mensaplatz lädt ein zum gemeinsamen Essen, Arbeiten und Diskutieren und auf dem FasanenForum bespielen leuchtende Sitzkissen die Platzfläche, die eine vielfältige Nutzung als Informations- und Repräsentationsort im Zusammenspiel mit dem „Schaufenster“.

Beleuchtung
Neben der verkehrstechnisch notwendigen Ausleuchtung durch Mastleuchten entlang der Hauptachse und an den Zugängen zu den Instituten empfehlen wir eine lichtgestalterische Inszenierung von besonderen Orten: Im MensaHof sorgen schwebende Leuchten über dem Esstisch für ein stimmungsvolles Ambiente, am FasanenForum laden Leuchtwürfel als Sitz- und Lichtobjekte ein und stehen dabei im Kontext zur angrenzenden Bibliothek und deren Lichtgestaltung. Durch die Anstrahlung beider Schornsteine des ehemaligen Heizkraftwerks wird zudem für das Forum eine wirkungsvolle Kulisse geschaffen.

Erschließung, Durchwegung und Stellflächen
Der CampusWalk ist in Breite und Tragfähigkeit so dimensioniert, dass alle Verkehrsteilnehmer - insbesondere Fahrradfahrer und Fußgänger - diesen bequem und sicher nutzen können. Durch die Neugestaltung der Eingangssituation an der Fasanenstraße wird diese funktional und gestalterisch aufgewertet. Dabei setzt der Entwurf die unter Denkmalschutz stehende Zaunanlage wieder in Wert. Durch das Öffnen aller Tore können Fußgänger und Radfahrer in direkter Verlängerung der Straßenquerung Fasanenstraße die Zaunanlage passieren. Hier schlagen wir die Installation einer zweiten Fußgängerampel vor, kombinierbar mit einem Belagswechsel im Kreuzungsbereich, um die Abläufe kurzfristig optimieren zu können. Mit der Osterweiterung des Campus ist an dieser Stelle auch die Einrichtung eine Begegnungszone denkbar. Die Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten für Feuerwehr und Rettung verbleiben an ihren bisherigen Standorten. Die Stellplätze zwischen MensaHof und FasanenForum werden zurückgebaut und nur für Anlieferungen befahrbar sein. Eine Ausfahrtskontrolle mittels Schranke oder versenkbaren Pollern am FasanenForum ergänzt die verkehrliche Neuordnung. Perspektivisch regen wir die Verlagerung weiterer Stellplätze zwischen MensaHof und WasserPlatz an, um das Campus-Grün ohne Parksuchverkehr mit dem Campus Walk zu verbinden. Die geforderten 66 Stellplätze sind in ihrer Lage, Dimension und Materialität an die übergreifende Gestaltungsidee des Campus Walk angepasst, so dass eine spätere Umnutzung problemlos möglich ist. Die Anzahl und Verteilung der Fahrradstellplätze ist an die Gebäudezugänge angelagert: in einer wassergebundenen Decke stehen die allseitig benutzbaren Anlehnbügel. Ihre Erweiterung ist jederzeit möglich.

Pflanzenverwendung
Der Campusidee folgend sind die an die verlängerten Hertzallee angrenzenden Rasenflächen wesentlicher Bestandteil des Campusgrüns und können bei Rückbau von Verkehrs- und Nebenflächen auch erweitert werden. Entlang des neuen Campuswalk unter den schattenspendenden Lindenreihen sieht der Entwurf immergrüne Bodendecker vor, die sich wechselseitig an die Hauptwegeverbindung anlagern. Stauden- und Sträucherpflanzungen in den Pflanzbeeten und entlang der Campusgebäude ergänzen punktuell die Vegetationsflächen. Insgesamt soll jedoch eine flächige, ruhige Gesamtwirkung erreicht werden, die Ein- und Durchblicke ermöglicht und die soziale Kontrolle fördert.

Entwässerungskonzept
Die neuen Platz- und Wegeflächen werden über Pflasterrinnen und Punkteinläufe entwässert und an das bestehende Siel unter dem neuen Campus-Walk angeschlossen. Der Versiegelungsgrad wird durch eine leichte Reduktion der befestigten Flächen verringert. Aufgrund der Vorgaben des Wettbewerbs sind ansonsten keine Versickerungs- oder Retentionsflächen vorgesehen.

Sicherheit im öffentlichen Raum, Barrierefreiheit und „Design for All“
Durch den neuen CampusWalk und die stringente Neuordnung der Campuswege entsteht ein Freiraum mit hoher Übersichtlichkeit und einfacher Orientierung, was zu einer gesteigerten Sicherheit des öffentlichen Raums führt. Die Attraktivität und soziale Kontrolle der Räume ist durch niedrige Bepflanzung und hochwertige Materialien gegeben. Der entstehende Freiraum ist stufen- und barrierefrei konzipiert, die Ausstattungselemente sind allseitig erreichbar und einsehbar. Das FasanenForum verliert seinen Höhenversatz, so dass die Fläche als Ganzes begeh- und erlebbar ist. Das Orientieren und Leiten wird durch Materialwechsel, Pflasterbänder, kontrastgebende Wechsel zwischen Belags- und Vegetationsflächen und raumbildende Elemente wie die Lindenreihen erleichtert. Die wenigen, aber notwendigen Absperrungen werden mittels Pollern erreicht. Unterschiedliche Sitzmöglichkeiten und Ausstattungselemente ermöglichen introvertierte oder extrovertierte Aufenthaltsorte alleine oder in Gruppen.

Realisierungsteil

Der neue CampusWalk
Der CampusWalk führt in einer gleichbleibenden Breite von 7,00 m durch den Campus und ist mit dem örtlich vorhandenen Granitpflaster belegt. Eine 5,00 m breite Belagsbänderung aus Granitpflaster schließt mit dazwischenliegender Pflasterrinne und Punkteinläufen an den CampusWalk an. Aus gestalterischen und funktionalen Gründen erfolgt eine Differenzierung über die gesägte Oberfläche der Granitpflaster in der Hauptachse, das durch die ebene Oberfläche für Fahrradfahrer und Fußgänger barrierefrei und sicher begehbar ist. Eingefasst werden die Pflasterflächen seitlich durch breite Rundborde aus Granit. Der Versiegelungsgrad wird durch eine leichte Reduktion der befestigten Flächen verringert, wobei enstsprechend der Vorgaben keine Versickerungs- oder Retentionsflächen vorgesehen sind.
Seitlich der Fahrbahn aktivieren zwischen den Linden Pausenhocker, Pflanzflächen, Straßenleuchten und Papierkörbe den Campus Walk. Die Pflanzflächen sind mit breiten Borden aus Granit gefasst und mit Stauden und Geophyten bepflanzt. Mastaufsatzleuchten gewährleisten die verkehrstechnische und atmosphärische Ausleuchtung. Der Zugang zu den Institutsgebäuden erfolgt über Granitriemchen, die mit Stahlkanten eingefasst werden. Entlang des neuen Campus Walk unter den schattenspendenden Lindenreihen sieht der Entwurf pflegeleichte wintergrüne und immergrüne Bodendecker vor, die sich wechselseitig an die Hauptwegeverbindung anlagern. Zwischen dem WasserPlatz und dem MensaHof reicht die Rasenfläche des Campus-Grüns bis an den Campus Walk, wodurch eine großzügige und ruhige Gesamtwirkung erreicht wird, die Ein- und Durchblicke ermöglicht und die soziale Kontrolle fördert. Die Realisierung des CampusWalk ist abschnittsweise ohne besondere Vorbereitung angrenzender Flächen möglich.

FasanenForum
Der neue Eingang zum Campus wird als offene, barrierefreie Platzfläche gestaltet, die im Norden durch das historische Heizkraftwerk und im Süden durch die fortgesetzte äußere Lindenreihe begrenzt wird. Die drei Durchgänge der historischen Zaunanlage zur Fasanenstraße werden vollumfänglich für Fußgänger und Radfahrer geöffnet. Im Westen wird der Platz durch das Institutsgebäude begrenzt, hier erfolgt der Übergang in den CampusWalk. Ein Raster aus Sitzkissen definiert das Zentrum der Platzfläche. Als Multifunktionsmöbel aus anthrazitfarbenem Betonwerkstein erlauben sie das Warten, Treffen, Aufhalten, aber auch das Ausstellen bei Veranstaltungen der Universität. Eine Leuchtfuge um die Kissen akzentuiert nachts den Platz. Im Raster liegt das Schaufenster – als leicht zu öffnender Pavillon ist er allseitig gut wahrnehmbar, wobei er gleichzeitig die zu erhaltende Nebenanlage verdeckt. Je nach Grundfläche und Design sind Größe und Position des Schaufensters innerhalb des Rasters variabel. Vier bestehende Solitärbäume in freier Anordnung überspielen die strenge Anordnung der Sitzkissen und spenden Schatten für die Verweilenden. Ergänzt wird die Platzgestaltung durch hohe Lichtstelen und Fahrradabstellbügel im Norden, eine Campus-Informationstafel im Süden und die Ausfahrtskontrolle an den Toren. Die Fläche selbst ist in Anlehnung an andere Campusplätze mit hochwertigen und robusten großformatigen Ortbetonplatten und einer Pflasterbänderung gestaltet, die auch die Entwässerung in Verlängerung des Campus Walk gut integrierbar macht. Die Zufahrt für Feuerwehr und Anlieferung ist gewährleistet. Die Neugestaltung des FasanenForums verfügt, wie die anderen Plätze auch, über eine erhöhte Ausstattungsintensität, um Orte der Kommunikation zwischen den Studierenden und die Interaktion mit dem angrenzenden Stadtraum zu schaffen. Der Umbau des Platzes ist zeitnah und ohne tiefgreifende, verkehrliche Neuordnung der Kreuzung Fasanenstraße möglich.
Städtebauliche Einbindung

Städtebauliche Einbindung

Detail Hertzallee

Detail Hertzallee

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitte

Querschnitte