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Einladungswettbewerb | 10/2014

Mühlbach Karree

Perspektive

Perspektive

ein 1. Preis

Preisgeld: 12.250 EUR

Grünenwald + Heyl . Architekten

Architektur

Bauer.Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee Städtebau

Ziel des städtebaulichen Konzepts ist es, die Lagequalität des Mühlbachkarrees am neugestalteten Mühlbachufer mit Blick zu Altstadt und Zwingerpark für möglich viele Wohnungen zu erschließen.

Die Entwurfsidee ist eine das Quartier verbindende Struktur, die den Grünraum des Quartiers mit der öffentlichen Anlage und dem Umfeld verzahnt. Sie schließt sowohl den Blockrand zur Angelgasse mit Gebäuden und abgegrenzten Hofräumen, gewährleistet aber auch die räumliche Offenheit über den grünen Innenraum zu einer aufgelockerten Straßenrandbebauung an der Wilhelm‐Bauer‐Straße.

An der Angelgasse werden 3 nach Süden orientierte Gebäude mit Mauern verbunden, die das Thema der durch Abstände und Freiräume rhythmisierten Blockrandbebauung aufnimmt, jedoch im Kontext der städtebaulichen Struktur neu interpretiert.

Die Bauten an der Wilhelm‐Bauer‐Straße verzahnen mit Ihrer Gebäudeform die Orientierungen zu Mühlbach und Altstadt mit dem Innenhof und der Bebauung an der Angelbachgasse. Gleichzeitig sichern sie die Anforderungen an Wohnqualität mit ruhiger Süd‐, und Hoforientierung der Wohnräume und überschaubarer Zugangssituation.

Diese Struktur ermöglicht sowohl kleinräumliche hausbezogene Außenbereiche als auch einen von Nord nach Süd alle Gebäude zusammenbindenden halböffentlichen Grünraum für gemeinschaftliche Nutzungen. Die Bestandsgebäude werden im Gesamtblock integriert, indem ihre zeitbedingte Architektur‐ und Städtebauauffassung als eigenständige Glieder der Gesamtkette belassen bleiben.
Der um ein Atrium entwickelte Eckbaukörper an Hauptstraße und Angelbachgasse arrondiert das Quartier als ebenfalls eigenständiger Baukörper, der in Höhe und Dimension vermittelt. Hier sind eine großflächige Erdgeschoßnutzung mit Geschäften, in den Obergeschossen Büros und Servicewohnen möglich.

Architektur

Eine zeitlose Architektursprache, die von Proportionen, dem Verhältnis offener zu geschlossener Flächen und für das Wohnen überschaubaren Gebäudevolumen lebt, soll einen wertigen und modernen Ausdruck vermitteln, ohne aufdringlich zu wirken. Ziel ist, ein individuelles und zeitgemäßes Wohnen für unterschiedliche Nutzergruppen anzubieten.

Für die Mietwohnungen werden kompakte Baukörper und optimierte Wohnungsgrundrisse auch bei minimierter Fläche geplant, um eine kostengünstige Bauweise zu erreichen, sowie eine Orientierung der Wohnungen nach Osten, Süden und Westen mit großzügigen Fenstern im Wohnbereich.

Bei den Eigentumswohnungen ermöglicht der im Treppenhausbereich in Ost‐Westrichtung verschobene Baukörper ein markantes Gebäude, das mit dem an die Straße geschobenen Volumen einen räumlich gefassten Eingangsvorbereich bildet.

Die individuelle Ausrichtung der Grundrisse mit offenen Raumübergängen, 2‐seitige Belichtung der Wohnräume, private Terrassen mit Atriumcharakter und eigenem Gartenanteil, tiefe Loggien in den Obergeschoßen, Dachgärten bei den Penthäusern – alle mit Blick zur historischen Altstadt – garantieren eine attraktive Wohnsituation.

Im Erdgeschoß können wahlweise ein Gemeinschaftsraum, Gästewohnung, Werkstatt, Büro, im vorderen Teil am Eingang der Fahrrad‐, Kinderwagen‐ oder Rollstuhlabstellraum integriert werden. Am Querweg zwischen Angelgasse und Wilhelm‐Bauer‐Straße könnte ein Bewohnercafe o.ä. eingerichtet werden. In diesen Zonen sollen sich im EG unterschiedliche Nutzungen, flexibel nach den Wünschen der Bewohner, entwickeln.

Freiraum

Die Freiraumidee besteht aus zwei unterschiedlichen Nutzungs‐ bzw. Gestaltungsansätzen:
‐ dem wohnungsnahen privaten Gartenanteil und hausbezogenen „gardening“ Bereich
‐ und dem halböffentlichen, mit Wegen durchzogenen Quartiersgrün mit Rasenflächen, in das Spielplatzinseln, Plätze und Aufenthaltsorte für das ganze Quartier integriert sind.

Der die Angelgasse mit der Mühlbachanlage verbindende Querweg ist befestigter Weg‐Platzbereich für Spiel und Aufenthalt und ggf. dem Bewohnercafe oder sonst. gemeinschaftlicher Funktion.
Die vorhandene, vom Niveau höher liegende Tiefgarage wird über Rampen und Terrassen an die Quartiersgrünflächen angebunden.

Der Zugangs‐ und Eingangsbereich jedes Mietgebäudes ist räumlich gefasst und flankiert von in das Konzept mit Mauern eingebundene Pavillons für Fahrräder‐ und Entsorgung.

Eine individuelle atmosphärische Zugangssituation jedes Eigentumsgebäudes entsteht durch ein höherliegendes Themenpflanzbeet mit Sitzbank und Solitärbaum, gefasst von Rampen und einen in die Struktur eingebundenen Mülleinhausung.

Für eine angenehme und schnelle Nutzung sind die Fahrrad‐ und Kinderwagenräume der Bewohner direkt am Eingang und Treppenhaus erreichbar und bieten als sicherer Unterstellplatz besonderen Komfort.
Alle Bereiche sind mit Rampen barrierefrei erreichbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept unterscheidet drei Teilbereiche: Östlich entlang des Mühlbach mit Eigentumswohnungen, entlang der Angelgasse mit Mietwohnungen und den Ideenteil mit einer gewerblichen Nutzung.

Besonders positiv ist die städtebauliche Struktur und Gebäudetypologie entlang der Wilhelm-Bauer-Straße zu bewerten. Die Orientierung der drei- bis viergeschossigen Bebauung mit den Eingängen zur Wilhelm-Bauer-Straße wird als richtiger Ansatz gesehen. Durch die Ausbildung von differenzierten Gebäudeköpfen wird eine positive Rhythmik erzielt und die Fassadenabwicklung wirkt nicht langweilig. Die Vielzahl an Nebenanlagen vor den Gebäuden sollte jedoch überprüft und möglichst reduziert werden (evtl. in den angedachten Gemeinschaftsräumen im EG).

Die Zeilenstruktur der Wohnbebauung an der Angelgasse wird als falscher städtebaulicher Ansatz gesehen. Die Gebäude bilden keine Adresse zur Angelgasse aus. Die Chance der
Wohnungsorientierung zur Altstadt und zum Mühlbach wird nicht genutzt. Die Anbindung und Erweiterung des Bestands in der Angelgasse wird als nicht zielführend angesehen.

Die Bebauung des Ideenteils wirkt insbesondere aufgrund der Tiefe sehr massiv. Die Ausbildung von Lichthöfen in der geringen Größe wird in Frage gestellt.

Der Ansatz, die Freiräume im Innenbereich inhaltlich zu differenzieren, ist positiv zu bewerten. Allerdings ist die Treppenanlage zur Einbindung des vorhandenen Tiefgaragenplateaus in ihrer Ausprägung nicht überzeugend. Die erforderlichen Feuerwehrzufahrten sind durch die Form der Freiräume im gesamten Innenbereich in Frage gestellt.

Entlang der Wilhelm-Bauer-Straße werden differenzierte Gebäudeköpfe ausgebildet. Die Gliederung des Baukörpers ermöglicht eine sehr gute Orientierung der Wohnungen und zweiseitige Ausrichtung der Wohnräume, was insbesondere durch die Gebäudeversprünge erreicht wird. Die Gebäude werden als 3-Spänner mit qualitätsvollen Wohnungen organisiert. Ungünstig ist die Orientierung der Balkone der Nordwohnungen nach Nordosten. Dies scheint jedoch reparabel.

Konzeptbedingt bildet der Mietwohnungsbau zur Angelgasse leider nur Gebäudestirnseiten aus, was auch architektonisch nicht überzeugt. Die Gebäudeabstände sind im Hinblick auf die Besonnung und Belichtung der EG-Wohnungen grenzwertig.

Die Ausbildung von drei Tiefgaragen für die unterschiedlichen Abschnitte wird als angemessen betrachtet. Die gemeinsame Zufahrt mit der Bebauung im Ideenteil ist im Grundsatz richtig, wäre hinsichtlich der Umsetzbarkeit zu prüfen.

Das Verhältnis von Eigentums- zu Mietwohnungen ist angemessen. Allerdings ist sowohl innerhalb der Eigentumswohnungen (80% bei zwei Wohnungstypen) als auch im Mietwohnungsbereich (90% bei zwei Wohnungstypen) der gewünschte Wohnungsmix nicht getroffen.

Die Arbeit ist insgesamt differenziert zu bewerten. Insbesondere die angebotene Lösung an der Wilhelm-Bauer-Straße ist als sehr guter Beitrag anzusehen. Leider ist der konzeptionelle Ansatz an der Angelgasse als nicht zielführend einzustufen.
Lageplan

Lageplan

Modell

Modell

Fassadenansicht

Fassadenansicht

Gesamtansicht Ostfassade von der Wilhelm-Bauer-Straße

Gesamtansicht Ostfassade von der Wilhelm-Bauer-Straße