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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2014

Neubau und die Neugestaltung von Busbahnhof und Bahnhofsumfeld

Lageplan

Lageplan

4. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

Bohn Architekten

Architektur

Studio Rockinger Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Zentraler Omnibus-Bahnhof (ZOB)
Die funktionale Verknüpfung von Bus und Bahn wird gestalterisch mit einheitlichen Dächern gelöst. Da die Bahn nur ihr Dach auf ihren Bahnsteigen zulässt, wird im Sinne eines gemeinsamen Längsbahnsteiges von Bahn und Bussen die schön und zweckmäßig gestaltete Regeldachkonstruktion der DB verwendet. Die ohnehin vorgesehene Überdachung des Bahnsteiges 1 wird nach Norden verlängert. Ein weiteres solches Dach erhält der zweite Bahnsteig für die notwendige Anzahl an Haltestellen. Verbunden werden beide mit einem textilen Dachsegel über dem Fußgängerbereich. Wir schlagen vor, das Gleis 1 Dach auch nach Süden zu verlängern, sodass eine durchgehende witterungsgeschützte Verbindung aller Bahn und Bussteige von allen Fuß- und Radwegzugängen möglich ist.
Die 6 Haltestellen der RVO Busse sind an zwei Längsbahnsteigen mit je 3 Haltebuchten in Sägezahnaufstellung untergebracht, die so großzügig bemessen sind, dass sie von allen Busarten angefahren werden können. Die Fahrbahnbreiten sind für unabhängiges Ein-und Ausfahren ausgelegt. Die lichte Höhe der Dächer über den Fahrbahnen beträgt 4m. Die Bereitstellungsfläche weiterer 6 Busse und des Schienenersatzverkehrs mit 4 Bussen ist an einem gemeinsamen Längsbahnsteig im Osten organisiert. Nördlich der Bahnsteige dient eine große befestigte Fläche dem zügigen Wenden der Busse und der Zufahrt zum privaten Busunternehmen.

Bahnhofsumfeld
Das Umfeld des Bahnhofes der Stadt Weilheim i. OB wird durch die vorgeschlagene Neugestaltung eines 'Bahnhofsboulevards' entscheidend aufgewertet in seiner Funktion und Bedeutung als städtebauliches Entrée für die Stadt Weilheim.
Mit einem zusammenhängenden zentralen Bereich, der die Abschnitte 'Bahnhofstraße' und 'Bahnhofplatz' als neuen großzügigen Boulevard definiert, kann eine Aufenthaltsqualität - vergleichbar der Weilheimer Altstadt - initiiert werden. Durch den Verzicht auf die klassische Teilung der Verkehre über Belagstrennungen und -kanten entsteht ein beruhigter Bereich, der mit einheitlichen Belägen und Ausstattungselementen, sowie abwechslungsreichen Baum- und Strauchpflanzungen einen hohen Identifikationswert für diesen zentralen Ort in der Stadt erlangt.
Die konsequent ebenengleiche und damit barrierefreie Ausbildung der einheitlichen Belagsfläche ermöglicht eine große Variabilität in der Nutzung bei gleichzeitig klarer Definition der Fahrbereiche für den motorisierten Verkehr. Dies wird erreicht durch die Anordnung der Ausstattungs- und Pflanzelemente, die aus der perspektivischen Sicht des Autofahrers eine Fahrgasse freihalten.

Die Ausstattung setzt sich einheitlich aus den Elementen Bänke, Fahrradbügel, Lichtmasten, Müllkörbe und Pflanzbeete zusammen. In unterschiedlicher Kombination und Anordnung ermöglichen sie abwechslungsreich gestaltete Räume mit hohem Wiedererkennungswert.
Der gesamte Bereich wird locker überstellt mit Bäumen verschiedener Wuchstypologien. In Ergänzung zu den Bestandsbäumen gliedern die Bäume und Gehölzgruppen die Räume und inszenieren mit dem Wechsel aus dichten und lichten Schattenzonen und lichtdurchfluteten Bereichen einen abwechslungsreichen öffentlichen Aufenthaltsbereich - den Bahnhofsboulevard.

Die Beläge im Bahnhofsumfeld werden mit wenigen, sorgfältig aufeinander abgestimmten, Materialien ausgeführt: Bahnhofsboulevard: Betonstein 30/60/16, Oberfläche gestrahlt, hellgrau
Fahrbahnen zentraler Omnibus-Bahnhof: Ortbeton, Oberfläche Besenstrich, hellgrau
Fußläufige Busbahnhofs- und Bahnhofsbereiche: Betonstein 20/30/8, Oberfläche gestrahlt, weißgrau
Straßenbegleitende Gehwege Münchner Straße, Bahnhofsallee und Bahnhofstraße: Granit Großstein, wie Weilheimer Innenstadt

Die Grundausleuchtung im Bahnhofsumfeld wird mit im regelmäßigen Raster platzierten Mastleuchten (Lichtpunkthöhe ca. 5 m) erreicht. Zusätzlich erzielen horizontale Lichtstreifen in den Aufkantungen der Pflanzbeete und beleuchtete Fassaden Lichtakzente auf dem Bahnhofsboulevard.

Ergänzende Infrastruktur im Bahnhofsumfeld
Die überörtliche Radwegverbindung Nord-Süd und die innerörtliche Ergänzung zur Münchner Straße werden über den Boulevard geführt. Im Norden wird der Rad- und Fußweg an der östlichen Hangkante parallel zum Busbahnhof in einer flachen Rampe direkt auf den Boulevard und zur nördlichen Bike+Ride-Anlage geführt.
Südlich des Bahnhofsgebäudes schließt eine Radstation kombiniert mit einer weiteren Fahrradabstellanlage an. Rückwärtig zu den Gleisen beginnt am ‚Radlhof‘ der nach Süden anbindende überörtliche Radweg, der über die Radwegebrücke Schützenstraße aus dem Ort heraus führt.
Ein Taxistand unmittelbar vor dem Bahnhofsgebäude, behindertengerechte Stellplätze gegenüber vor der Post
und Informationsanlagen im Kreuzungsbereich von Bahnhofsalle und Bahnhofsboulevard ergänzen die Infrastruktur.
Die kurzen Wege zum direkt an den Boulevard im Norden und an Gleisbahnsteig 1 nordöstlich anschließenden zentralen Omnibus-Bahnhof ermöglichen eine attraktive direkte Verbindung aller Verkehrsmittel am Verkehrsknotenpunkt Bahnhof Weilheim.
Eine durchgängige Gestaltung mit Großbäumen, Leuchten und Sitzbänken lässt Busbahnhof und Boulevard als eine Gestaltungseinheit erleben.

Weiteres Wettbewerbsgebiet

Bahnhofsquartier
Die bebauten Quartiere im Süden des Bahnhofs werden mit Geschosswohnungsbauten neu strukturiert und können als letzter Bauabschnitt der Gesamtmaßnahme umgesetzt werden. Entlang der Bahntrasse sind die Grundstücke mit Büro- und Wohnzeilen schon vorher bebaubar. Die Wohnnutzungen werden durch Vorbauten von Balkonen entlang der Bahn vom Lärm abgeschirmt. Mit einer Mischung aus Stadthäusern mit kleinem Garten, Geschosswohnungsbau und Sondernutzungen, wie z.B. den Kindergarten im Südwesteck, entsteht ein attraktives neues Quartier, welches mit seiner Abfolge von Straßen, Plätzen und Innenhöfen optimal an die umgebende Bebauung angeschlossen wird.

Anbindung zur Altstadt
Über dieses Wegenetz ist auch die Altstadt für Fußgänger angebunden. Aber auch die Münchner Straße wird mit einer massiven Ergänzung von Bäumen angenehmer gestaltet. Um die Verbindung zur Altstadt für Ortsfremde erkennbar werden zu lassen und für alle Verkehrsteilnehmer sowohl einen angemessenen und repräsentativen Charakter zu vermitteln, als auch die fußläufigen Verbindung zwischen Innenstadt und Bahnhof zu verbessern, wird vorgeschlagen, die Gehwege in der Bahnhofsstraße, in der Bahnhofsallee und in der Münchner Straße mit Granitbelag vergleichbar dem der Innenstadt zu gestalten. So führt dieser Belag die Fußgänger vom Bahnhofsboulevard zur Innenstadt. In diesem Zuge werden die Fahrbahnbreiten auf das jeweilige Mindestmaß reduziert und die fahrbahnbegleitende Parkierung in der Münchner Straße neu geordnet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Grundidee, das geplante Bahndach als Entwurfsthema aufzugreifen und Bus und Bahn
gestalterisch und funktional mit einheitlichen Dächern zu verknüpfen, wird als positiver Beitrag gesehen. Ein Bahnhofsboulevard als shared space bildet den Bahnhofsvorplatz aus.
Die im Ideenteil vorgeschlagene Bebauung in Bahnnähe ist vorstellbar, jedoch sehr dicht. Die Nutzungen Wohnen und Kindergarten im südlichen Bereich erscheinen gut umsetzbar,
ebenso die Mischflächen im mittleren Teil. Die Nachverdichtung auf dem Telekomgrundstück mit der gewerblichen Nutzung erscheint städtebaulich grundsätzlich vertretbar, wird aber in Teilen als zu dicht und zu hoch empfunden.
Das siebengeschossige Punkthaus am Gelenk Bahnhofsallee-Bahnhofsplatz überzeugt nicht (es käme zudem auf bahneigener Fläche zu stehen), während das viergeschossige Zeilengebäude an der Einmündung Bahnhofsgasse städtebaulich richtig in die Altstadt umlenkt.
Der Zentrale Busbahnhof (ZOB) ist kompakt angeordnet und funktioniert verkehrsplanerisch
ohne Einschränkungen. Die nördliche Bike & Ride-Anlage engt die Zufahrt zum ZOB ein.
Die architektonische Qualität der Gebäude bzw. Dächer ist schwer erkennbar und eher dürftig. Eine Realisierung der Verlängerung des Bahndaches ist zudem nur dann möglich, wenn sich Konstruktion und Entwässerung auf stadteigenem Grund realisieren und unter Beachtung der Schutzzonen bauen lassen.

Die Arbeit spannt von der Bahnhofsstraße über die Bahnhofsallee bis zum Stellwerk einen großzügigen Raum auf, den „Bahnhofsboulevard“. Dieser wird als shared space definiert. Die Ausbildung eines Boulevards mit beidseitigen Baumreihen wird als Gestaltungsansatz gewürdigt. Durch die Setzung von 2 höheren Gebäuden an den Längsseiten und der fast mittigen Bike & Ride Anlage wird dieser Raum in Teilräume untergliedert. Die Idee des Boulevards wird durch den nicht räumlich definierten Übergang in den Busbahnhof verunklärt. Start und Endpunkt sind nicht gelöst. Der Versuch, die Bestandsbäume zu erhalten, führt zu einem nicht erkennbaren Rhythmus und erzeugt eine unruhige Gesamterscheinung, die zudem noch durch die freie Anordnung von neuen Bäumen verstärkt wird.

Die Hauptfahrradroute ist wegen der Vermischung Fußgänger/Radfahrer in zwei Richtungen ungünstig Es wird eine eventuelle Trennung des Geh- und Radweges in einen Gehweg und Radweg im Süden empfohlen, so wie es im Norden bereits vorgesehen ist. Der Fahrradweg wird über eine Rampe abgelöst vom Busbahnhof geführt. Die weitere Führung durch das neue Platzgebäude mit dem Kreuzungspunkt im Umfeld des Baumes ist sehr problematisch.
Der erforderliche Trassenwechsel des Geh- und Radwegs zwischen Nord und Süd stellt sich schwierig dar.
Die vorgeschlagenen großformatigen Betonplatten entsprechen nicht der Idee des Boulevards, sie erzeugen eher einen Platzcharakter. Die Bahnhofsallee wird durch zusätzliche Baumpflanzungen herausgearbeitet.
Der eher spröde Entwurf verzichtet auf aufwendige Sonderlösungen und lässt mit der Materialwahl Betonpflaster und Systemdach eine wirtschaftliche Lösung erwarten.

Insgesamt setzt der Wettbewerbsentwurf die Vorgaben des Auslobungstextes zum Thema Immissionsschutz teilweise gut um. Dennoch werden die Anforderungen an die nördlichen Stellplätze am ZOB etwas überschritten. Der geplante Ortbeton bzw. Betonsteinbelag im Bereich des ZOB sowie der Bahnhofsstraße führt zu etwas erhöhten Schallimmissionen in der Nachbarschaft. Im Bereich der geplanten Wohnbebauung an der Schiene sind ergänzende schall- und erschütterungstechnische Untersuchungen und Maßnahmen erforderlich.
Perspektive Busbahnhof

Perspektive Busbahnhof

Ausschnitt Bahnhofspromenade

Ausschnitt Bahnhofspromenade

Schwarzplan - Nachverdichtung

Schwarzplan - Nachverdichtung

Ausschnitt Busbahnhof

Ausschnitt Busbahnhof

Bahnhofsumfeld - Bahnhofboulevard

Bahnhofsumfeld - Bahnhofboulevard

Bahnhofsumfeld - Busbahnhof

Bahnhofsumfeld - Busbahnhof

Längsschnitt

Längsschnitt

Schnitt Busbahnhof

Schnitt Busbahnhof