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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2014

Stadträumliche Entwicklung Altstadt

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 16.000 EUR

Büro für Städtebau und Architektur Dr. Holl

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

1. Entwurfsidee und Städtebauliches Gesamtkonzept

Ziel des Gesamtkonzeptes ist es die prägenden Elemente des Kulturdenkmals Altstadt zu erhalten und hervorzuheben.
Prägende Elemente sind vor allem:
die Form des Rundlings mit dem begrenzenden Ringweg
die marktartig verbreiterte Hauptstraße mit ihren s-förmig geschwungenen Lauf
der Kirchplatz mit seinem Zugang über die Kirchgötter Pforte
das die südliche Altstadt durchfließende Gewässer des Mühlbaches

In Zukunft wird es darauf ankommen, durch den Wechsel der unterschiedlichen Szenarien zu einem erlebnisreichen Stadtrundgang beizutragen.

2. Die Form des Rundlings mit dem begrenzenden Ringweg

Die Form des Rundlings soll durch einen Baumring deutlich von der anschließenden Bebauung abgegrenzt werden und die unbebauten Grünflächen erhalten werden.
Als Baumart werden verschiedene „Sorbus-Arten“ als mittelgroße Bäume (7-10m) mit Blühaspekt und Beeren (schmückend auch im Winter, als Bienenweide und Vogelschutzfunktion) vorgeschlagen.
Verschiedene „Sorbus-Arten“, wie Sorbus aria, Sorbus vitermedia und Sorbus amoldiana „Golden Wunder“, variieren die Baumreihe.
Der Ringweg sollte als eingestreute Asphaltdecke mit Pflasterrand ausgebildet werden.

3. Umgestaltung der Hauptstraße zum Straßenmarkt

Die marktartig verbreiterte Hauptstraße mit ihrem s-förmig geschwungenen Lauf sollte in ihrer charakteristischen Form hervorgehoben werden. Der geschwungene Lauf ist Merkmal einer bewusst geplanten Anlage einer Zähringerstadt.
Das historische Profil in der Dorfteilung ist zu erhalten und vom nordwestlichen Stadttor bis zum südöstlichen Stadttor als Raumeinheit fortzuführen, auch wenn nach dem derzeitigen Verkehrskonzept nur ein Teil Fußgängerzone wird.
Die einheitliche Gestaltung ermöglicht einen späteren Umbau zur Fußgängerzone ohne bauliche Eingriffe.
Die Trennung der befahrbaren Teile der Hauptstraße kann mit herausnehmbaren Pollern, eventuell auch mit elektrisch zu steuernden versenkbaren Pollern erfolgen.

4.

Das entscheidende Wahrzeichen der Altstadt war früher die am alten Rathaus stehende Löwensäule, die in den 60iger Jahren in einen Brunnen umgebaut wurde.
Die Löwensäule sollte wieder wiederhergestellt und vor dem Rathaus wieder aufgestellt werden. Die Brunnensäule kann erhalten bleiben; statt des Löwen kann ein neuer Säulenkopf im Rahmen eines künstlerischen Wettbewerbs entworfen werden.
Brunnen und Löwensäule die jeweils in den Ausbuchtungen des Straßenmarktes stehen prägen den Raum. Die sonstige Möblierung sollte auf das unbedingt Nötige beschränkt werden.

5. Kirchplatz und Kirchhof

Ein wichtiger Teil des Stadtraums ist der Kirchplatz. Der südwestliche Teil des Kirchplatzes sollte als ruhiger Kirchhof ausgebildet werden. Die öffentlichen Parkplätze in diesem Teil sollten entfallen. Eine Zufahrt besteht nur noch für Anlieger.
Verschiedene sakrale Elemente an der Kirche, der im Bodenbelag ablesbare Grundriss der alten Kirche und der spitzköpfige Durchgang zwischen Kirchhof und Hauptstraße erinnern an die historische Situation des ehemaligen Kirchhofes.
Zwei Ruhebänke unter diesen Bäumen ermöglichen einen ruhigen Aufenthalt jenseits der Hauptstraße.

6. Neugestaltung der Bachanlage

Die Neugestaltung der Bachanlage als prägender Stadt- und Aufenthaltsraum der Altstadt ist wesentlicher Teil des Gesamtkonzeptes.
Der Aufenthalt am Wasser soll mit einer großzügiger Sitzstufenanlage verbessert werden. Eine wassernahe Holzterrasse ermöglicht den Freizugang zum Wasser.
Das Gewässer ist nachts beleuchtet.
Ein Großbaum (filia cordata) am Walachenbrunnen begrenzt die Raumeinheit Bachanlage.

7. Stadtboden

Tragende Idee für den öffentlichen Raum stellt die Neugestaltung des Stadtbodens dar. Mit einem durchgehenden Bodenbelag aus Porphyrpflaster in rotbraunen Farbstufen soll die Zusammengehörigkeit des Stadtbodens wieder hergestellt werden, - in Anlehnung an das Porphyrpflaster in der südwestlichen Altstadt, das nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Erwägungen größtenteils erhalten werden kann.
Eine Differenzierung der Stadträume wird durch die Formate und die variierende Farbgebung des Pflastermaterials erreicht. Während die Gestaltung der Hauptstraße im regelmäßigen Reihenverbund verlegt wird, wird der Kirchplatz in veränderten Farbnuancen in Graubraun und Anthrazit im wilden Verband verlegt.
Der Grundriss der alten Kirche wird mit einem breiten Band aus Sandsteinplatten hervorgehoben. Alle Gassen werden mit einem bodenbündigen Schriftband aus Corten-Stahl hervorgehoben.
„Breite und schmale Gassen und offene platzartige Situationen bieten viele Möglichkeiten, die einzelnen spannungsvoll gestaltenden Szenarien in Verbindung mit der historischen Bausubstanz atmosphärisch zu verbinden.“
Die Entwässerung wird über ein Rinnensystem entlang der bestehenden Einläufe geführt. Im Natursteinbelag eingearbeitet sind taktile dunkle Bänder im optischen Kontrast zum Belag (DIN32984).

8. Möblierung

Entscheidender Bestandteil des neuen Gestaltungskonzeptes ist das Freiräumen des Stadtraumes durch die Reduzierung der Möblierung und Beschilderung.
Wichtigstes Element der neuen Altstadt sind die Bankgruppen als Ruhepunkte der Altstadt. Die Bankgruppen durchziehen als Ruhepunkte die gesamte Altstadt und sind vornehmlich an besonderen Plätzen aufgestellt. Die Bank selbst bietet bequemes sitzen aber auch eine Fläche ohne Rückenlehne.
Alle Möblierungselemente sollen in einem einheitlichen Erscheinungsbild gestaltet werden. Alle metallischen Teile erhalten einen bronzefarbenen Farbton durch eine Oberflächenveredelung aus einer Messingkupfer Legierung (Poller, Schaltschränke, Masten).
Im Rahmen eines Gestaltungsleitfadens sollten Ladeneinbauten in den Erdgeschossen einschließlich der Werbetafeln gestalterisch geordnet werden.
Ein optisch stark auffallendes Element in der Altstadt ist das Mobiliar der Freiräum-Gastronomie, einschließlich Sonnenschirme. Bei Schirmen und Möblierung sollte ein durchgehender Material- und Farbcharakter gefördert werden. Die Anzahl der Sonnenschirme kann durch Markisen reduziert werden.

9. Beleuchtung

Die Inszenesetzung der Altstadt durch Beleuchtung bei Nacht ist ein wichtiges Anliegen der Neugestaltung.
Alle Gassen und Platzräume werden durch ein flexibles Leuchtsystem mit unterschiedlichen LED basierten Strahleroptiken ausgeleuchtet. Das System ermöglicht sowohl differenzierte und spannungsreiche Lichtszenen, als auch eine DIN-Konforme Ausleuchtung der Altstadträume. Es ermöglicht auch das Anstrahlen von Fassaden einzelner Gebäude und ganzer Häuserreihen.
Die Hauptstraße sollte mit Überspannungen in regelmäßigen Abstanden eine helle Grundausleuchtung bekommen. Von den mittig angeordneten Leuchtkörpern können zusätzliche Strahler zum hervorheben der Fassaden und Raumwände angeordnet werden. In den engen Gassen bieten sich Wandarme an. In der oberen und unteren Hauptstraße ist der Wechsel auf Stelen angeraten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Idee des Konzepts ist prägnant und zeigt klare und überzeugende städtebauliche Strukturen als Grundlage einer weiteren Ausarbeitung auf. So werden die besonderen Elemente des Kulturdenkmals Stadt erhalten und besonders hervorgehoben:

Zum einen wird die Form des Rundlings durch einen Baumring deutlich von der anschließenden Bebauung abgegrenzt und die unbebauten Grünflächen bleiben erhalten. Zum anderen wird die marktartig verbreiterte Hauptstraße mit ihrem s-förmig geschwungenen Lauf, Merkmal einer bewusst geformten Anlage einer Zähringerstadt, durch eine zurückhaltende Ausgestaltung überzeugend in ihrer charakteristischen Form hervorgehoben.

Das historische Profil der Stadtteilung wird vom nordwestlichen Stadttor bis zum südöstlichen Stadttor als Raumeinheit fortgeführt auch wenn nach dem derzeitigen Verkehrskonzept nur ein Teil Fußgängerzone wird. Die einheitliche Gestaltung birgt große Potenziale und ermöglicht verschieden artigste Aktivitäten. Auch ist die spätere Umnutzung zur Fußgängerzone ohne bauliche Eingriffe möglich. Durch den Materialwechsel und die räumliche Einengung mit subtil gesetzten Bäumen gelingt es dem Verfasser besonders gut, den Rundling an den Zufahrten / Zugängen zur Hauptstraße als Stadteingang erlebbar zu machen. Darin erkennt das Preisgericht eine besondere Qualität der Arbeit.

Tragende Idee für den öffentlichen Raum stellt die Vernetzung durch einen durchgehenden Bodenbelag in Porphyrpflaster in verschiedenen Farbstufungen dar. So kann die Zusammengehörigkeit des Stadtbodens in Anlehnung an das Porphyrpflaster der südwestlichen Altstadt wieder hergestellt werden, das dort auch aus wirtschaftlichen Gründen erhalten werden kann. Die Vorschläge für die Differenzierung der Stadträume werden begrüßt.

Die ruhige Gestaltung der Hauptstraße in regelmäßigem Reihenverband und gegliederte Pflasterrinnen, die in ihrem Verlauf die Straßenkrümmung nachzeichnen, sind ebenso überzeugend, wie der im Bodenbelag ablesbare Grundriss der alten Kirche. Dagegen wird der Vorschlag, den nördlichen Kirchplatz weiterhin in diesem Umfang als Parkplatz zu nutzen, kritisch gesehen. Begrüßt wird der Vorschlag, den Aufenthalt am Wasser der Bachanlage durch großzügige Sitzstufen und eine wassernahe Holzterrasse aufzuwerten.

Weitere entscheidende Bestandteile des neuen Gesamtkonzepts sind das Freiräumen des Stadtraums durch die Reduzierung der Möblierung und Beschilderung. Die Vorschläge hierzu werden ebenso begrüßt wie das flexible Lichtsystem, das auch das Ausstrahlen einzelner Gebäude und ganzer Häuserreihen ermöglicht.

Die im Vergleich wirtschaftliche Lösung kann gut in Stufen umgesetzt werden und birgt große Potenziale.

Die Arbeit stellt einen bemerkenswerten Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar. Mit dem Gestaltungskonzept wird eine überzeugende Leitidee konsequent durchgesetzt und bis ins Detail nachvollziehbar dargestellt.