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Offener Wettbewerb | 12/2014

Konversionsfläche Rohrbach – ehemaliges Hospital

4. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Architektur

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Quartier

Das Freiraumgerüst gliedert sich in eine Folge von drei unterschiedlichen Stadträumen, dem nördlichen Nachbarschaftsplatz, der zentralen Grünen Mitte und dem Quartiersplatz an der Freiburger Straße. Über diese Platzfolge wird die diagonale Radwegeachse geführt.

Jeder Stadtraum funktioniert eigenständig, ist räumlich vernetzt und bildet das Vorfeld für angrenzenden Gebäude:

Das Baufeld am Quartiersplatz besitzt gewerbliche Nutzungen mit Läden, Büros und gemeinschaftlichen Wohnformen in den Obergeschossen. Das Baufeld vermittelt zwischen den angrenzenden Gebäude der Lebenshilfe und dem gemeinschaftlichen Quartiersplatz. Entlang der Freiburger Straße entsteht ein gemeinsamer Vorbereich der in das Quartier hinein führt.

Die alte Kirche wird als Quartiershaus mit Gastronomie genutzt und bildet einen zentralen Treffpunkt im Übergang zwischen dem Quartiersplatz und der Grünen Mitte. Das angrenzende Mehrgenerationen-Wohnen mit der erdgeschossigen Kita stärkt den gemeinschaftlichen Ort.

Die beiden Wohnhöfe westliche der Grünen Mitte sind für Familienwohnen vorgesehen, mit der Möglichkeit hier verschiedene Wohnformen auf unterschiedlichen Parzellengrößen zu realisieren. Die vorgelagerten Punkthäuser bilden eine markante Raumkante zur Grünen Mitte und können durch ihre unterschiedlichen Wohnungsgrößen flexibel für Großwohnungen oder für Sonderwohnformen wie Studenten oder Senioren genutzt werden.

Hinter den Bestandsgebäuden entlang der Karlsruhrer Straße, die durch ihre Hochschulnutzung als Lärmschutzbebauung dienen, befinden sich zwei Höfe mit einem Schwerpunkt für Wohnen und Arbeiten.
Das Bestandsgebäude wird hier in den nördlichen Hof integriert und für Ateliers umgenutzt.

Die nördliche Gebäudezeile ist baulich niedriger, vermittelt zu der Bestandsbebauung entlang der Ortenauer Straße und schafft hier ruhige Gartensituationen.


Grüne Mitte

Das freiräumliche Herzstück des Quartiers wird durch die grüne Mitte als kommunikative und gemeinschaftliche Parkfläche gebildet. Die großen Bestandsbäume werden hier durch Neupflanzungen ergänzt und prägen den Charakter des neuen Stadtteils. Als zentrale Grünfläche bildet sie die freiräumliche Mitte und fördert die Identifikation mit dem Quartier.

Durch die Nutzung für Spiel und Freizeit trägt die grüne Mitte zur Qualitätssteigerung des gesamten Stadtteiles bei und bildet ein neues zentrales Freiraumelement für Rohrbach mit einer hohen Aufenthaltsqualität.

Die Grüne Mitte wird naturnah ausgebildet und nimmt die erforderlichen Ausgleichsflächen für das Gebiet auf. Gleichzeitig übernimmt sie die Funktion eines zusätzlichen Retentionsraumes für das anfallende Regenwasser. Die Grüne Mitte trägt durch ihre Aufenthaltsqualität und ökologische Funktion als Regenwasserretentionsfläche zur Qualitätssteigerung des Quartiers bei.



Der Quartiersplatz

Im Kreuzungspunkt der Wegeachsen befindet sich der zentrale Quartiersplatz, der hier als Drehscheibe der Fuß- und Radwege und als Trittstein zwischen Alt-Rohrbach und dem Einzelhandelszentrum Rohrbach-Süd Grünräumen funktioniert.

Der Quartiersplatz bildet das Zentrum des Quartiers und schafft einen Ort für öffentliches und gemeinschaftliches Leben. Kleinere Flächen für die Nahversorgung, Cafe und eine Platzgestaltung mit hoher Aufenthaltsqualität sorgen hier für Kommunikation zwischen Bewohnern des Stadtteils und des neuen Quartiers.

Bänke unter den Bäumen und eine Wasserfläche laden zum Verweilen ein und geben dem Platz den Charakter eines Wohnzimmers für die angrenzenden Bewohner des Quartiers. Als urbaner Platzraum lässt er vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zu und integriert zentrale Spiel- und Aktionsflächen.

Die beiden Bestandsgebäude verleihen dem Platz seinen Charakter und werden als Markthalle, Bürgersaal oder als Kino genutzt.


Wohnhöfe an der Grünen Mitte

Die Grüne Mitte wird durch die angrenzenden Wohnhöfe gerahmt, die hierüber ihre Adresse erhalten. Eine differenzierte Bebauung mit unterschiedlichen Gebäudetypen bildet eine spannungsvolle Raumkante mit abwechslungsreicher Architektur. Die einzelnen Wohnhöfe wirken wie kleine dorfähnliche Einheiten, mit einem zentralen Nachbarschaftsplatz mit Spiel- und Kommunikationsflächen.

Die Baufelder der Wohnhöfe ermöglichen auf verschiedenen Parzellengrößen eine flexible Bebauung für Geschoßwohnungsbau, Baugruppen und Stadthäuser mit dem Schwerpunkt familiengerechtes gemeinsames Wohnen. Unterschiedliche Wohn- und Arbeitsmodellen können integriert werden

Das Konzept bildet so die bautypologische Voraussetzung für ein dichtes innerstädtisches gemischtgenutztes Stadtquartier, für ein nebeneinander von Wohnen, Arbeiten und Freizeit.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit formuliert als zentrales Ziel, das neue Quartier vielfältig mit der städtebaulichen Umgebung zu verknüpfen. Das wird vor allem durch differenzierte Freiraumstrukturen und Wegesysteme erreicht.

„Herzstück“ des Quartiers ist die Grüne Mitte, ein großer angenehm schlicht gehaltener Park, der durch umgebende Erschließungsstraßen und Wege einen eindeutig öffentlichen Charakter erhält. Die Bestandsbäume werden integriert und ergänzt.

Im Süden setzt sich der Park in einer Folge von Plätzen fort, die Kapelle wird zum Mittelpunkt des neuen Quartiersplatzes, ein Mehrgenerationenhaus mit Kita soll den Bereich beleben. Nach Osten entsteht ein Durchgang der zur Karlsruher Straße verbindet. Die Bestandsgebäude sind insgesamt gut in das Konzept eingebunden und erhalten jeweils ein angemessenes Umfeld. Der Baumhain zwischen den südlichen Bestandgebäuden ist sehr angenehm.

Hier erscheint die Folge der Platzflächen allerdings in der Summe sehr groß sind, es wird schwer sein sie zu beleben. Würde man diese Zonen zu Gunsten des Parks zurück nehmen, würde das die Grüne Mitte stärken.

Der Hasenleiser ist über drei kräftige Erschließungsstraßen gut an den neuen Stadtpark angebunden, nach Norden bildet ein Nachbarschaftsplatz einen neuen Eingang, auch die Verknüpfung zur Karlsruher Straße wird positiv gesehen.

Die Verkehrserschließung ist über zwei Schleifen gedacht, damit bleibt die Mitte weitgehend verkehrsfrei.
Die verschiedenen Bauquartiere sind in ihrer stadträumlichen Strukturierung prinzipiell richtig, allerdings wird die bauliche Ausformung als sehr schematisch und gleichförmig empfunden, hier gelingt die Verknüpfung mit der Umgebung nicht ebenso gut wie bei den öffentlichen Räumen. Trotz dieser Homogenität wird allerdings eine interessante und vielfältige Mischung von Wohnungstypen angeboten. Auch die großen und relativ ungestörten Innenhöfe sind ein qualitätsvoller Beitrag zur Wohnqualität.

Unverständlich ist die starke Betonung der Punkthäuser am Park, sie stellen die dahinter liegenden Quartiere in den Schatten und beeinträchtigen die Atmosphäre des Parks.

In der Summe bietet die Arbeit einen funktional stimmigen und tragfähigen Rahmen für die Entwicklung des neuen Quartiers, in der gestalterischen Umsetzung wirkt sie allerdings oft etwas bieder und spannungsarm.