#Wir bleiben zu Hause: Das ist die einfach klingende, in Wirklichkeit jedoch extrem schwierige Aufgabe der Zeit. Der gemeinsame Kampf gegen das Virus zwingt uns dazu, physisch auf Distanz zu gehen. Und stellt damit das Zusammenleben und Arbeiten vor eine bisher unbekannte Herausforderung: Wie bleiben wir trotzdem in Verbindung?

Für die von intensiver sozialer Kooperation und kreativen Teamprozessen geprägte Architektur ist die Frage existenziell. Viele Büros wechseln nun zum ersten Mal in den Homeoffice-Modus. Und das gleich in großem Umfang, auf unbekannte Dauer und mit zusätzlicher Kinderbetreuung und Homeschooling in vielen Familien. Es ist, darum kann man nicht herumreden, ein Experiment mit offenem Ausgang. Ist unter solchen Zumutungen, von Auftragseinbrüchen und fundamentalen Planungsunsicherheiten einmal abgesehen, auch nur annähernd so produktives Arbeiten wie im Büro erwartbar?

Die Meinungen in der Branche gehen auseinander. So schreibt die Architektin Nina Hell ernüchtert: „Effizienz sieht anders aus als Homeoffice jeden Tag – und das vielleicht auf Monate als Team.“ Ganz anders dagegen die Erfahrungen von Stefan Forster Architekten: „Bisher dachten wir, man könne mit Homeoffice keine Architektur machen – nun stellen wir fest: Es geht doch! Unser einziges Problem ist der zu kleine Bildschirm, um bei der Bürositzung alle auf einmal zu sehen – man muss scrollen.“

Ruckelnde Videokonferenzen, abgebrochene Datenübertragungen, familiäre Ablenkungen: Auch wir bei competitionline absolvieren seit Wochen ein intensives Learning zu den Schwierigkeiten der Arbeitswelt im Krisenmodus. Erleben können wir aber auch, wie spielentscheidend in dieser Situation eine professionelle, und das heißt: klare und empathische interne Kommunikation ist. Denn die räumliche Distanz, das Fehlen der direkten Begegnung verlangen eindeutig nach einer großen Portion zusätzlicher Interaktion: ob per E-Mail, Telefon, Chat und Videokonferenz. Nicht nur, um mit den Projekten voranzukommen. Sondern auch, damit sich niemand abgeschnitten und von unbegründeten Anordnungen überrumpelt fühlt, damit alle tagesaktuell über die nötigen Schritte informiert sind. Und damit sich jeder und jede Mitarbeiter*in trotz der Entfernung zu Chef und Team wertgeschätzt und gebraucht fühlt – und engagiert weiterarbeitet.

Eine aktuelle Umfrage der Archdaily unter mehr als 600 spanischen, englischen und portugiesischen Architekt*innen zu ihrem Arbeitsalltag unter den Bedingungen der Corona-Krise bezeichnet die fehlende Möglichkeit, sich mit Kolleg*innen zu informellen Gesprächen zu treffen, als eine der größten Belastungen der Arbeit im Homeoffice. Als unser Team die physische Verbundenheit aufgeben musste, war klar, dass wir auch für das Treffen in der Küche schnellstmöglich einen digitalen Ersatz benötigen. Jetzt loggen sich die Mitarbeiter*innen jeden Tag in den Chatkanal „An der Kaffeemaschine (auch für Teetrinker)“ ein: für das morgendliche Begrüßungsritual, kleine Plaudereien zwischendurch und Themen, die alle bewegen. Auch die Büroleitung schreibt dort gern mit, schließlich sind informelle Treffen an der Kaffeemaschine der einfachste Weg, um herauszufinden, was das Team gerade braucht.

Ist der elektronische Chat ein vollständiger Ersatz für die Büroküche? Nein, Sie kennen unsere Kaffeemaschine nicht. Möchten wir im Moment auf ihn verzichten? Auf keinen Fall. Gut möglich, dass wir ihm auch treu bleiben werden, wenn wir in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft in unser Büro zurückkönnen. Er macht einfach großen Spaß.

Übrigens: Wie gut Homeoffice funktioniert, sagen Experten wie Robert L. Sutton von der Stanford University, sei zu einem wesentlichen Teil Beziehungssache. Und die hänge vor allem von der Qualität der Führungskräfte ab. Das bedeutet: Auch wenn im Moment viele und schwierige Entscheidungen zu treffen sind, sollten sich Büroinhaber*innen jetzt besonders viel Zeit für ihr Team nehmen, klar kommunizieren und für ihre Mitarbeiter*innen in der Krise berechenbar und verlässlich sein.

Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Thema Mitarbeiterkommunikation im Homeoffice?

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Ihre competitionline-Redaktion

P.S. Auch für die Studierenden gelten wegen Covid-19 gerade Ausnahmebedingungen. Erfahren Sie heute bei competitionline, welche Lösungen die Politik für die Unis gefunden hat und wie Homeoffice in Wohnheimen aussieht.