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Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) | 02/2015

AIV-Schinkel-Wettbewerb 2015 | Neuland Lichtenberg

Vernetzung - öffentlicher Raum

Sonderpreis Landschaftsarchitektur

Preisgeld: 1.500 EUR

Sebastian Lensch

Student*in Landschaftsarchitektur

Tina Simon

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Planungsgebiet ist aufgrund seiner historischen Entwicklung stark industriell geprägt. Isolierte Industriegebäude prägen ebenso den Ort wie ausgeräumte Altindustriebrachen. Durch die lückenhaften, grobmaschigen Strukturen sowie fehlenden Verbindungen und Zugängen entsteht ein Zwischenort, welcher trotz großer Potentiale wie den industriellen Landmarken (Wasserturm, Kraftwerk Rummelsburg) und landschaftlichen Charakteristiken (günstige Lage an der Spree mit Sicht auf den Plänterwald, Ausläufer der Wuhlheide, Feuchtwiesenniederung und hohen Wallgraben) keine eigene Position als eigenständiger Stadtteil Berlins mit definierten Erholungs- und Freiflächen besitzt.

Das Konzept sieht vor die bestehenden Qualitäten und Strukturen über ein neues urbanes Zentrum und Stadtgefüge entlang des Blockdammweges in Richtung Spree zu ergänzen sowie zu vernetzen. Die Bebauung orientiert sich hin zur Spree und fasst den vorhandenen Blockdammweg, welcher durch den Wiederaufbau der Blockdammbrücke eine größere Bedeutung zukommt. Aus der strukturellen Anordnung des Städtebaus ergeben sich lineare Spreeachsen, welche das Zentrum mit dem Spreeufer verzahnt und dieses städtebaulich einbindet.

Die neue Waldsiedlung Wuhlheide fügt sich schonend in Körnung und Typus an die vorhandene Bebauung im Süden an. Der eigenständige, losgelöste Charakter der Siedlung bleibt erhalten. Die neue Waldsiedlung wird ebenfalls stark durchgrünt und in die Wuhlheide eingebettet, so dass ein Wohnerlebnis in der Heide entsteht.
Die Wohnsiedlung am Wallgraben ermöglicht Wohnen in exponierter Lage mit Blick auf die Spree sowie den Plänterwald und ist in unmittelbarer Nähe zum Hohen Wallgraben.
Die besonderen Landmarken wie der Wasserturm, die Gaswerksiedlung und das alte Kraftwerk Rummelsburg werden städtisch in die neue Planung integriert.

Durch das städtebauliche Gerüst ergeben sich drei charakteristische Freiraumtypologien, welche spannende, unterschiedliche Qualitäten bieten:


Urbanes Zentrum (Blockdammweg/ Hönower Wiesenweg)

Für die Bebauung wird eine Mischnutzung aus Wohnen, Gastronomie, Arbeiten und Einzelhandel vorgesehen. Die Gehwege werden verbreitert und zu s.g. Stadtpromenaden ausgestaltet. Begleitet werden diese durch Baumalleen, welche vereinzelt Parkbuchten beinhalten. Beidseitige Radwege verbinden die Stadtteile miteinander und fördern den Fahrradverkehr. Der Hönower Wiesenweg kreuzt den Blockdammweg und fungiert mit den umliegenden Grünflächen als
grüne Fuge. Zusätzlich werden die bestehenden Relikte der Industriegleise in die Freiraumgestaltung integriert und neu inszeniert.


Die Spreepromenade

Die Spreepromenade bietet eine durchgehende Verbindung vom Stichkanal im Norden bis nach Oberschöneweide im Süden mit Anbindung an die Fähre. Im Planungsgebiet flaniert der Akteur durch unterschiedliche Sequenzen am Wasser. Die städtischen Spreeachsen kreuzen diesen an Übergangsbereichen und bieten besondere Orte mit Spreeblick.

Die zentrale Sequenz stellt hier die städtische Marina „Am Wallgraben“ dar, welche das Zentrum für Wassersportarten, sowie Freizeit- und Erholung bildet. Hier befindet sich auch das mobile Poolboot und diverse Gastronomie- und Erholungsangebote. Blockstufen ermöglichen den direkten Zugang zum Wasser. Großzügige Rasenpodeste mit integrierten Gräserbändern und typischen Auengehölzen greifen die Wasserthematik auf und laden gleichzeitig zum Entspannen ein. Weiter wird auf dem Grundfläche der ehemaligen Kesselhalle des Kraftwerks Rummelsburg eine großzügige Platzfläche für verschiedene Open-Air-Veranstaltung integriert und bildet zusammen mit dem bestehenden Maschinehaus und der umliegenden Bebauung ein kreatives Kultur- und Arbeitsviertel.


Der Wald- und Wiesenpark Wuhlheide

Der prägnante Wald- und Wiesenpark Wuhlheide integriert die wesentlichen landschaftlichen Charakteristiken des Ortes. (Wuhlheide, Wiesenniederung, hoher Wallgraben)
Durch abnehmenden Pflegebedarf, von der Spree bis zu den Feuchtwiesen werden die intensiven Rasenflächen zu extensiven Wiesenflächen und bieten genug Platz für Wechselnutzungen. Begleitet wird der Park durch zwei Waldbänder im Randbereich, welche punktuelle Angebote (Waldspielplatz, Quartierscafé Wuhlheide, Gemeinschaftsgarten/Experimentierflächen, Sportbereich) sowie Platzsituationen und Waldstaudenbeete integrieren. Im Bereich der Kleingartenanlagen bleiben die Obstbäume als Relikte erhalten.
Das markante Wegesystem ist so konzipiert, dass die umliegenden Quartiere optimal angebunden sind und eine durchgehende Verbindung von der Spree bis zur Wuhlheide angeboten werden kann. Der bestehende Seepark wird in das Parkkonzept integriert.
Der Wald- und Wiesenpark leistet einen wichtigen Beitrag zur städtischen Naherholung und bildet eine wichtiges Verbindungsglied zwischen den umliegenden Quartieren, der Spree und der Wuhlheide.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Planungsgebiet wird als Ort lückenhafter, grobmaschiger Strukturen und Industriebrachen wahr genommen, in dem sich aber interessante Landmarken – der Wasserturm, das Kraftwerk Rummelsburg, die Spreelage mit den Plänterwald, Ausläufer der Wuhlheide mit Feuchtwiesenniederungen und der hohe Wallgraben - befinden.

Das Konzept entwickelt den Städtebau aus dem Bestand. Köpenicker Chaussee und Blockdammweg bleiben erhalten, er wird nach Osten als Brücke über die Bahn geschlagen.

Entlang des Blockdammwegs entsteht die neue Bebauung in Blockrandstruktur aus drei Teilen, die in einem Bogen an das Prinzenquartier anschließt und sich nach Westen über die Köpenicker Chaussee hinweg bis zum Uferpark erstreckt.

Am Blockdammweg wird die urbane Mitte des Quartiers definiert, mit zurückhaltender Schwerpunktsetzung am Wasserturm. Am Hafenbecken entsteht ein Ort für Kultur, Freizeit wie Erholung am Wasser.

Die neue Waldsiedlung (Wuhlheide) ergänzt den historischen Bestand. Er ist stark durchgrünt und bleibt als Solitär in der Wuhlheide eingebettet.

Die Freiräume strukturieren das neue Quartier, sie entwickeln sich jeweils unterschiedlich und verweben Neues mit dem Bestand.
Der neue Wald- und Wiesenpark Wuhlheide bildet eine räumliche Zäsur zwischen den Quartieren und ist gleichzeitig identitätsstiftend und ortsprägender verbindender Landschaftsraum von der Wuhlheide bis zur Spree.
Im Gegenspiel zum Forstbestand der Wuhlheide wird der Wald- und Wiesenpark zur Mitte hin offen gestaltet, sodass ein gut nutzbarer Naherholungsraum entsteht.
Der Hönower Wiesenweg verbindet als grüne Fuge das Quartier Blockdammweg und die Waldsiedlung Wuhlheide.

Der Uferpark wird als breiter, locker bepflanzter Wiesenraum gestaltet und bildet so ein interessantes und gut nutzbares Gegenüber zum Forst des Plänterwaldes.
Der Parkweg wird bewusst zurückgesetzt und mit Zugängen zur Spree rythmisiert. So entsteht eine großzügige Erholungsfläche im Gefüge der heterogenen städtischen und landschaftlichen Ufer im Verlauf der Spree.

Die Gewerbegebietssetzung auf der Vorhaltefläche Gas-Kraftwerk ist richtig, die anschließende Wohnbebauung am Stichkanal ist aufgrund der Nachbarschaft zum Kraftwerk nicht realisierbar.
Der Wallgraben ist zwischen dem Wiesenpark und der Rummelsburger Landstraße stadträumlich nicht gut eingebunden und so verzichtbar.

Die Arbeit stellt insgesamt eine ausgewogene, klar gegliederte, städtebauliche und -räumliche Struktur dar, die die Stadt- und Landschaftsräume massvoll und schlüssig miteinander vernetzt.