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Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) | 02/2015

AIV-Schinkel-Wettbewerb 2015 | Neuland Lichtenberg

Vernetzung - öffentlicher Raum

Sonderpreis Landschaftsarchitektur

Preisgeld: 1.000 EUR

Wolfgang Hilgers

Student*in Landschaftsarchitektur

Max Georgi

Student*in Landschaftsarchitektur

Kriss Gabriel

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

NEULAND BERLIN LICHTENBERG _ „GRÜNKULTUR – SPREEBEZUG“

Konzept:
Ziel der Planung ist eine Verschneidung von Stadt und Naturraum. Die historische Verbindung der Waldgebiete von Wuhlheide und Plänterwald wird aufgegriffen und differenziert ausgebaut. Die Vernetzung der verschiedenen Freiraumtypen und die Erschließung der Spreebereiche sind Grundanliegen des Entwurfs. Ebenso werden die sehr heterogenen Stadtquartiere verbunden und zu einer identitätsstiftenden Einheit gebracht, ohne dabei die örtlichen Besonderheiten zu übergehen. Der sensible Umgang mit dem Bestand und speziell mit den denkmalgeschützten Objekten ist ein wichtiger Bestandteil des Entwurfs, um diese als Zeitzeugen in das zukünftige Stadtbild zu integrieren. Der Städtebau entwickelt sich schollenförmig von Oberschönweide über die neuen Quartiere bis nach Rummelsburg. Entlang der Bahntrasse soll die Bebauung in der Struktur des Prinzenviertels erweitert werden, um diesem Bereich einen angemessenen Abschluss zu geben. Das Prinzenviertel und die Waldsiedlung als bereits sehr hochwertige Bereiche sollen in das Konzept integriert aber intern nicht verändert werden. Als übergeordnete Achsen schneiden der Hegemeisterweg und das Eichgestell das Bearbeitungsgebiet und ermöglichen es dem Nutzer, trotz ihrer Geradlinigkeit vielseitige Szenarien zu durchschreiten.

Entwurf:
Ausgehend von der Wuhlheide im Süden entwickeln sich die verschiedenen Freiräume als miteinander vernetzte Stränge durch das Bearbeitungsgebiet. Neben der Wuhlheide sollen die Feuchtwiesenhabitate entlang des renaturierten Wallgrabens bis an das Prinzenviertel reichen. Diese entwickeln sich hier zu einem gestalteten, parkartigen Bereich, welcher bis zur „Neuen Brache“ vordringt. In diesem Areal nördlich der Waldsiedlung soll eine Wiederbewaldung, angelehnt an die früher bestehenden Waldbestände, stattfinden. Diese Maßnahme gibt der Siedlung einen Rahmen und stärkt die Grünverbindung zur Spree. Es wird ein offener Mischwald mit Lichtungen und Sichtachsen angestrebt. Der Auenbereich des Wallgrabens prägt auch hier das Erscheinungsbild und wirkt zusätzlich als Biotopverbund. Mit der „Neuen Brache“ entsteht ein Ort, an dem Vergangenheit und Zukunft für die Nutzer greifbar werden. Die Backsteinarchitektur des alten Furnierwerks soll in ein Kreativquartier mit Urban Gardening, Ateliers, Veranstaltungsräumen und Skatehallen umgewandelt werden. Ziel ist es, mit sensiblen Interventionen den Ort so weit aufzuwerten, dass er von den Akteuren selbst weiterentwickelt werden kann, ohne vorher eine feste Richtung vorzugeben.

Auf der östlichen Seite des Hönower Wiesenweges befindet sich der Waldkindergarten, welcher mit den gleichen Motiven wie die Neue Brache spielt, aber gleichzeitig einen Übergang zum urbanen Bereich des Blockdammweges bildet. Der Grünraum entlang des Wallgrabens wird in Form einer Weichholzaue bis zur Spree fortgeführt. Hier trifft er auf den natürlich gestalteten Uferbereich der Spree, welcher im Bereich des Rundfunkhauses einen urbanen, gefassten Charakter einnimmt, bis er im Süden wieder durch ein organischeres Bild geprägt ist. Unterhalb des „Funkviertels“ durchbrechen Grünzüge mit verschiedenen Funktionen die Bebauungsschollen, um so die Verbindung zur Spree zu stärken. Die Kleingartenanlage wird erhalten, kann jedoch für die Zukunft als potentielles Bebauungsfeld angesehen werden. Zentrum des Funkviertels bildet der Franz-Ehrlich-Platz, welcher sowohl Bezüge zur Fassade des Funkhauses als auch zu einem audiovisuellen Pegel aufnimmt.
Parallel zum Reedereibecken soll ein Strand mit Schwimmbecken entstehen, welcher sich in einem geschützten Bereich südlich der neuen Fußgängerbrücke befindet. Der Stichkanal, welcher zukünftig für das Kraftwerk nicht mehr zur Anlieferung genutzt werden muss, bildet den Abschluss des Quartiers am Wasserturm. Dabei sollen die alten Kräne als Relikte erhalten bleiben. An dieser Stelle schließt sich auch die Verbindung zum Hönower Wiesenweg. Dieser verläuft entlang des neuen Parks zwischen den Quartieren. In diesem „Hönower Dreieck“ werden die denkmalgeschützten Gebäude des alten Kraftwerkstandorts erhalten und einer neuen Nutzung zugeführt. Im Bereich des alten Wasserturms entsteht ein neues Zentrum aus Gewerbe und Wohnen mit einer repräsentativen Platzfläche. Der Platz führt über den Blockdammweg, um Autofahrern auf die erhöhte Fußgängerfrequentierung aufmerksam zu machen. Die Rasenplateaus gliedern den Platz in verschiedene Nutzungsbereiche und betonen den Wasserturm. Die Einlassung von prägnanten Wegweisern im Boden ermöglicht dem Nutzer eine optimale Orientierung und bindet zusätzlich die internen und externen Wander- und Radwege an.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die prägende Idee der Arbeit resultiert aus einer übergeordneten landschaftlichen Perspektive, die die historische Verbindung der Waldgebiete der Wuhlheide und des Plänterwaldes aufgreift. Die Wuhlheide wird bis zur Spree hin entlang des renaturierten Wallgrabens fortgesetzt und durch eine Brücke mit dem Plänterwald verbunden.

Dem großzügigen Landschaftsraum gegenübergestellt werden drei neue, baulich stark verdichtete Quartiere. Die Waldsiedlung und das alte Prinzenviertel bleiben als solitäre Inseln erhalten. Ein auf den Bestand aufbauendes Erschließungsnetz verknüpft die Quartiere und bindet sie in den großräumlichen Kontext ein.

Die neuen Quartiere sind geprägt von einer differenzierten Blockrandbebauung, die im Dialog mit dem Kontext variiert wird. Eine geschlossene Blockrandbebauung bildet die Raumkanten der übergeordneten Erschließungstrassen. Zu den Uferbereichen hin lösen sich die Blockstrukturen zu einer aufgelockerten Bebauung auf.

Die Verfasser sehen eine gemischte Nutzung vor, wobei der Schwerpunkt auf Wohnen liegt. Das Funkhaus und der Wasserturm sind Ankerpunkte für die Herausbildung urbaner öffentlicher Räume und einer konzentrierten Nutzungsmischung aus Gewerbe, Kultur und Freizeit. Untergeordnete Grünzüge verbinden die Quartiere mit dem Spreeufer.

An der Spree entsteht ein neuer Uferpark, der als komplementärer Raum zum Plänterwald durch offene Wiesenflächen geprägt ist. Ein großzügiges Areal mit Kultur- und Freizeiteinrichtungen um ein Hafenbecken und um das alte Funkhaus herum bildet das Zentrum des Parks und der neuen Stadtquartiere.

Die Arbeit überzeugt durch ihr klares, konsequent durchgearbeitetes Konzept, das durch vielfältige Bezüge auf dem Bestand aufbaut, identitätsstiftende Elemente integriert und durch neue Setzungen die Kraft entwickelt, die heterogenen Strukturen aufzuwerten und weiterzuentwickeln.

Kontrovers diskutiert wird der hohe Freiraumanteil, dessen Qualität nicht durchgängig gegeben scheint. Die Verinselung der beiden Siedlungen und die daraus sich ergebende Exklusivität werden ebenfalls kritisch gesehen.