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Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) | 02/2015

AIV-Schinkel-Wettbewerb 2015 | Neuland Lichtenberg

Quartier - Mischung

Anerkennungspreis Architektur

Preisgeld: 1.000 EUR

Katharina Ilmberger

Student*in Architektur

Anna Gänsbacher

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Die Grundidee des Konzeptes urban lines ist die aktuell bestehende Parallelität des Uferbereichs der Spree zu Durchbrechen und eine gezielte Zugänglichkeit vom Quartier Lichtenberg zur Spree zu schaffen. Die aktuell vorhandenen Barrieren durch bestehende Industrieareale sollen durchbrochen werden, um auch den bestehenden Bewegungsraum von der Rummelsburger Bucht kommend fortzuführen und einen fußläufigen Weg entlang der Spree zu schaffen.
Es wurden, orientiert an die örtlichen Gegebenheiten, fünf urban lines generiert. Die einzelnen Bänder funktionieren unabhängig voneinander und können zeitlich versetzt realisiert werden. In den überplanten Bereichen vereinen sich die unterschiedlichen städtischen Nutzungen, wie Wohnen, Arbeiten, Handel, Freizeit, Kultur und Bildung. Die Mischung findet sowohl horizontal und als auch vertikal statt. Die städtebauliche Entwicklung des Quartiers Lichtenberg erfolgt über das Bottom-Up Prinzip. Das Entwicklungspotential zwischen den einzelnen Bändern ist offen und wird in einem ersten Schritt nicht überplant. Durch minimale Eingriffe in die heterogene Bestandsbebauung wird der Charakter des Quartiers Lichtenberg weitgehend erhalten.
Die Lage der urban lines orientiert sich an markanten bestehenden Großformen, wie dem ehemaligen Kraftwerk oder dem Funkhaus. Die neuen Gebäude sollen durch die Integration des Bestandes mit diesem verbunden werden. Das Kraftwerk Klingenberg definiert vom Ostkreuz kommend den Auftakt des neuen Quartiers Klingenberg. Das letzte Band ordnet sich am bestehenden Fähranleger an.
Die urban lines werden zum einen durch die neue Spreepromenade und zum anderen durch eine neu angelegte Gleispromenade verbunden. Anfang und Ende markieren zudem prägnante bestehende Großformen und Hochpunkte, die zum Teil ergänzt wurden.
Die bestehenden Freiflächen werden erhalten und durch die Promenaden verbunden und erweitert. Entlang der Gleispromenade ordnen sich Freizeitnutzungen wie der Skatepark, der Fußballpatz und ein Park an.
Aus der Idee der Durchbrechung der weitestgehend zur Spree parallelen Siedlungsstrukturen sind lineare Großformen entstanden, die sich in ihrer Größe an der bestehenden Bebauung orientieren. Diese sind durch differenzierte Nutzungen in Höhe und Breite variabel. Durch die unterschiedliche Höhenentwicklung der Strukturen wird die Sichtbeziehung zur Spree unterstützt. Um eine Durchlässigkeit zu erreichen, sind an besonderen Situationen Ausschnitte in die Baublöcke vorgesehen. Sie stärken die Sichtbeziehungen und die Vernetzung mit dem Quartier Lichtenberg. Durch die mögliche Individualisierung der Grundrisse und Nutzungen entsteht eine heterogene Gebäudestruktur.
An der Kreuzung Köpenicker Chaussee und Blockdammweg entsteht ein gemeinsamer Quartiersplatz für Lichtenberg und das neue Quartier Klingenberg. Hier sind in der Erdgeschosszone öffentliche Nutzungen für Nahversorgung, Gewerbe, Gastronomie und Kultur untergebracht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Gefüge um das Kraftwerk Rummelsburg ist geprägt durch ein komplexes und teilweise widersprüchliches Patchwork aus Industrie-, Siedlungs- und Landschaftsfragmenten. Angesichts dieser Ausgangslage bezweifeln die VerfasserInnen die Umsetzbarkeit eines klassischen Masterplans, der künftige Entwicklungen umfassend antizipieren und dazu eine Entwicklung ‚aus einem Guß‘ erzwingen will.

Stattdessen bietet die Arbeit eine alternative Strategie an, die einen Rückgriff auf ortsfremde Stadtmodelle und Gebäudetypologien vermeidet. Punktuell werden entlang des Spreeverlaufs ‚Stadtfenster‘ eingefügt, die Stadt- und angrenzendem Landschaftsraum miteinander verknüpfen. Jedes dieser Fenster wird akzentuiert durch ein jeweils prägnantes Gebäudeensemble aus Großblocks, schlanken Türmen oder langgestreckten Gebäuderiegeln. Ihre Kompaktheit und Maßstäblichkeit greift Merkmale der bestehenden Industrieareale auf.

Sehr beiläufig entwickelt die Arbeit damit eine zeitgemäße Lösung für aktuelle Fragestellungen. Die vorgeschlagene kompakte Konzentration von Nutzungen und Wohndichten ermöglicht kostengünstiges und flächensparendes Bauen. Sie bildet eine Referenz für künftige Entwicklungen, ohne diese unnötig früh einzuengen. Abweichend und kontrastierend bleibt aber auch eine Weiterentwicklung mit weniger hohen Dichten möglich.

Der Versuch einer umfassenden und homogenisierenden Neuordnung des gesamten Areals ist möglicherweise nicht nur wenig aussichtsreich und kräftezehrend, er wird gleichzeitig auch nicht den besonderen Eigenarten des Ortes gerecht. Die Arbeit verweist dagegen auf das besondere Potential, das mit einer Neuinterpretation des Industriebestandes verbunden ist. Im städtebaulichen Maßstab überzeugt sie durch ihre besondere Sensibilität und ihren Erfindungsreichtum. Dagegen gelingt es ihr nicht diesen Anspruch in den architektonischen Maßstab zu übersetzen.