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Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) | 02/2015

AIV-Schinkel-Wettbewerb 2015 | Neuland Lichtenberg

Intervention - Objekt

Schinkelpreis und Sonderpreis Architektur / Denkmalpflege

Preisgeld: 4.500 EUR

David-Manuel Hein

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Seil.Bahn.Hof. Rummelsburg.

Die unvergleichbare Lage des Entwurfsgebietes westlich der Köpenicker Chaussee und östlich der Spree liegt direkt gegenüber des alten und wundervoll gewachsenen Plänterwaldes. Es ist dem Berliner Stadtzentrum so nahe, wie es ihm ebenso durch eine mangelhafte und zu komplizierte infrastrukturelle Anbindung des ÖPNV fern ist.

Es ist an der Zeit in genau diesem Ortsteil in Berlin Lichtenberg ein neues System der Personenbeförderung und öffentlichen Anbindung zu wagen und als Pionier der ganzen Stadt vorauszuschreiten.
Um solch einen besonderen Ort wohnbar zu machen, verknüpft die Seilbahn das neue Arbeits-, Wohn- und Kulturzentrum in Lichtenberg über eine Strecke von 3,2 km mit der auf der Ringstrecke liegenden S-Bahnstation Treptower Park, die direkt an das von Kreuzberg kommende Veranstaltungsviertel „Arena Berlin“ grenzt.
Zwischenstationen gibt es auf dem Südende der ebenfalls dürftig angebundenen Halbinsel Stralau und auf dem idyllischen Gelände des Plänterwaldes. Die Seilbahn die schnellst mögliche ÖPNV Anbindung direkt in das Neuland Lichtenberg.

Im Vergleich zu herkömmlichen Verkehrsmitteln glänzt die Idee der Seilbahn als ÖPNV vor allem durch geringen Platzbedarf . Es gibt nur Stützen und Stationen. Andere Verkehrsteilnehmer stören den kontinuierlichen Betrieb nicht und die Pünktlichkeit ist auch ohne Fahrplan und Wartezeit sehr zuverlässig. Die Betriebs- und Personalkosten sind bei gleicher Beförderungsleistung (5.000 Personen/h) geringer als bei Straßenbahn und Bus. Die Einseilumlaufbahn hat Kabinen für 10 Personen und fährt mit 6m/s.
Der Plänterwald wird erreichbar ohne die friedliche Stille zu stören und wird von der mit Strom betriebenen Seilbahn, die sogar eine positive Energiebilanz aufweist, nicht beeinträchtigt.

Das Ankommen im alten Kraftwerk Rummelsburg mit Baubeginn 1907 in der Blütezeit der Elektropolis Berlin ist das Kernstück des neuen Zentrums in Lichtenberg. Wie ein Bahnhof aus Zeiten der Industrialisierung setzt das alte Kraftwerk das Herzstück des neuen Stadtgebiets.
Das Denkmal bietet durch das im Osten ehemals anliegende Kesselhaus eine große alte Brandwand, durch die die Seilbahn in das Gebäude stößt. Angekommen inmitten des alten Charmes industrieller Baukunst eröffnet sich linker Hand ein Marktplatz im großen

Hauptgeschoss mit Bar- und abendlichem Musikbetrieb sowie ein Konzertsaal mit Blick auf die durch Hans Müller 1925 gebaute Fensterfront im Süden. Durch offene Werkstätten aus Glasboxen (1.OG) werden transparent Produkte für den Marktverkauf hergestellt und durch großzügige Ateliers (2.OG) werden Künstler den Marktplatz nutzen können. Ein regionaler Supermarkt in den alten Gewölben des UG‘s bietet eine besondere Art des Lebensmitteleinkaufs. Der Marktplatz, die Seilbahn und die Büros brechen aus der Halle hinaus. Um dennoch so wenig wie möglich den Bestand zu beeinträchtigen, wird die Halle mit eingestellten Boxen bespielt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Vorstellung eines neuen Systems der Personenbeförderung wagen die Verfasser Pioniergeist: Eine Seilbahn verknüpft verkehrstechnisch überzeugend und leistungsfähig sowie landschaftsplanerisch gut eingebunden den „entlegenen Ort“ mit dem Zentrum der Stadt. Anfangs- bzw. Endpunkt der neuen Verbindung bildet der Seilbahnhof im ehemaligen
Kraftwerksgebäude.

In Analogie zu historischen Bahnhöfen in ihrer Entstehungszeit als Motor der Stadtentwicklung wird das historische Gebäude zu einer neuen „Energiezentrale“ für das Entwicklungsgebiet. Mit der Anbindung des westlichen Spreeufers und der Kulturszene am Treptower Park durch die Seilbahn erfährt das Gebäude eine angemessene Aufwertung.
Ein in der Denkmalpflege oft gefordertes, aber selten erreichtes Ziel – eine dem Denkmal angemessene Nutzung zu finden – ist hier mindestens teilweise umgesetzt worden. Das historische Technikgebäude erhält wieder eine technische, aber zeitgemäße Bestimmung. Die Eingriffe in die denkmalgeschützte Substanz sind minimiert und vertretbar.

Auch ergänzenden Nutzungen wie Ateliers, Bars und Werkstätten respektieren den Bestand als eingestellte Kuben und machen – ebenso wie der die ganze Breite ausfüllende Konzertsaal – die Großstruktur des Gebäudes erlebbar.

Insbesondere werden in dieser Arbeit sowohl der konzeptionelle Ansatz als auch die konkrete Umsetzung auf der Gebäudeebene überzeugend gelöst.