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Offener Wettbewerb | 02/2015

Galerie Niederösterreich

4. Rang

Elmar Ludescher

Architektur

Philip Lutz ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Die Galerie Niederösterreich bekommt nicht nur ein zentrales Gebäude mit Fernwirkung, sondern auch einen öffentlichen Platz als Ergänzung und Höhepunkt der Kunstmeile.

So wie die alten Plätze der Stadt Stein, Schürerplatz, Rathausplatz, soll sich auch dieser neue Platz nach Süden zur Donau hin öffnen. Aus Sicht der Stadt Krems wird dies der Ort, an dem sich das Stadtgewebe mit dem Freiraum der Donau verbindet. Die Besucher, die von der Donau kommen, sollen an diesem Platz die Stadt betreten. Die Kunstmeile als Verbindung zum Stadtkern soll sich dem Licht von Süden und zur Donau hin öffnen. Die Fußgängerzonen „Kunstmeile“ und „Altstadt Stein“ begegnen dem dynamischen Raum der Transitstraßen, es entsteht ein urbaner Ort mit vielfältigen Blickbeziehungen und Nutzungsüberlagerungen.

Die Galerie Niederösterreich wird ein zeichenhaftes Gebäude. Dieses verbindet die bestehenden Institutionen der Kunstmeile, schafft einen Fokus für alle Wege, spannt einen Raum der öffentlichen Begegnung auf und verweist auf die überregionale Bedeutung der Kunstsammlungen Niederösterreich.

Die innere Organisation des Gebäudes entspricht dem Zweck einer Kunstsammlung mit neutralen Räumen, die über eine transparente Decke gleichmäßig mit Kunstlicht versorgt werden. Ein Gang durch die Ausstellungen kann mit der Fahrt im Aufzug in das 4. Og begonnen werden. Die Geschosse sind über einen dreieckigen Luftraum mit Tageslicht versorgt, zu dem sich alle Ausstellungssäle hin orientieren. Die Verbindungsstiegen führen aus dem Gebäude hinaus und ermöglichen überraschende Panoramablicke in die Umgebung.

Die Anbindung an die Kunsthalle erfolgt unterirdisch vom Boden des Luftraumes im 1. Untergeschoss aus, die Wege werden durch Ausstellungen hindurch geführt. Großzügig geschnittene Ausstellungsflächen mit einer Höhe von 4,50m ordnen sich um einen Tageslichthof, der Blickbeziehungen zum Außenraum ermöglicht. Die Anbindung an das Karikaturmuseum wird ebenerdig geführt. Hier belebt der neue Museumsshop mit seiner Glasfassade die Kunstmeile. Der Veranstaltungsbereich im obersten Geschoss bietet mit Dachterrasse und Panoramablick auf Stift Göttweig ein exklusives Ambiente. Um Veranstaltungen für bis zu 500 Leute zu ermöglichen, werden vier Aufzüge angeboten. Bei Sonderveranstaltungen außerhalb der Öffnungszeiten wird das Foyer durch verschiebbare Wände gegen das Museum abgegrenzt.

In der Kunsthalle Krems wird die bestehende Gastronomie konzentriert und erweitert. Ein Gastgarten ist dem Gebäude auf einer Terrasse vorgelagert, die von Süden Sonne und Ausblick erhält und zur Belebung des Platzes beiträgt. Ansonsten werden in dem denkmalgeschützten und hochwertigen Gebäude Ausstellungsflächen angeboten, die Büronutzungen werden in das Eyblhaus ausgelagert. Über eine Treppenanlage und einen Aufzug werden die von der Donau kommenden Besucher auf den neuen Steg geführt, der in weitem Schwung vielfältige Blickbeziehungen in die Stadt und die umgebende Landschaft ermöglicht. Sein platzseitiges Ende läuft in einer Rampenstiege aus, die sich verbreitert und Aufenthaltsqualitäten bietet. Am Platz angekommen findet der Besucher den Auftakt der Kunstmeile: den Haupteingang zur neuen Galerie Niederösterreich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die stadträumliche Qualität des Projektes liegt in seiner kompakten Positionierung im Anschluss an das Karikaturmuseum. Auch wenn die Qualität des Platzes mit seinem noch undifferenzierten Übergang zu den stark frequentierten Verkehrsflächen kontrovers diskutiert wird, überzeugen die Großzügigkeit sowie der freie Blick auf die bestehende Kunsthalle. Die in der Überarbeitung vorgenommenen Veränderungen des Baukörpers können jedoch nicht gänzlich überzeugen. So ist der Anschluss an das Karikaturenmuseum innenräumlich nachvollziehbar, verunklart aber ist die Setzung des Solitärs im Stadtraum. Auch der neu eingeführte Knick im Baukörper erscheint unmotiviert. Die in der ersten Phase kritisierte Hermetik des Erdgeschoßes wurde behoben. Die räumliche Aufwertung der inneren Erschließung durch einen vertikalen Luftraum wird mit der Zergliederung der Ausstellungsflächen erkauft - es entstehen zum Teil zu Verkehrsflächen degradierte Ausstellungsbereiche. Interessant dagegen erscheint das neue Erschließungssystem über die an den Fassaden austretenden Treppen mit differenzierten Außenbezügen, deren formale Ausprägung durchaus kontrovers diskutiert wurde. Die unterirdische Verbindung zur Kunsthalle wurde aufgewertet, der eingeführte Lichthof wird in seiner räumlichen Wirkung gewürdigt, auch wenn die Tagesbelichtung der Ausstellungsbereiche in der dargestellten Form kritisch gesehen wird. Das Projekt wurde zwar in Teilbereichen weiterentwickelt, in der Gesamtheit aber seiner ursprünglichen Klarheit beraubt. Das veränderte architektonische Erscheinungsbild nimmt das Preisgericht irritiert zur Kenntnis. Die Erfüllung des Raum- und Funktionsprogramms ist exakt erfolgt. Im Bestandsbereich werden wesentlichen Flächen umgeplant.