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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2015

Ersatzneubau Wohnsiedlung Kanzleistrasse

Teilnahme

Lütjens Padmanabhan Architekten

Architektur

Bryum GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die dominierende städtebauliche Geste mit der scharfkantigen, siebengeschossigen Gebäudeecke zum Anny-Klawa-Platz markiert eine für diese Eingangssituation angemessene Präsenz. Die beiden Höhensprünge in der Geschossigkeit wirken hingegen zufällig. Die Ausbildung der Westbalkone zur Erismannstrasse bietet sowohl dem Strassenraum als auch den entsprechenden Wohnungen einen zusätzlichen Mehrwert. Die Hauptfassade zur Seebahnstrasse folgt einer klassischen dreiteiligen Gliederung über einen fein abgestimmten Farbhorizont, der über Eck eine spannungsvolle Verschiebung erfährt. Sehr schön ist der Sockel in Kunststein, aus dem das Motiv der eleganten, überhöhten Eingänge entwickelt wird. Fassadengliederung, Farbigkeit, Adressbildung und Öffnungsverhalten dienen trotz eines eigenständigen Ausdrucks einer guten Eingliederung in das Quartier.

Die schlanken Baukörper gewährleisten allen Wohnungen eine gute Belichtung. Das Projekt zeigt ausserdem einen cleveren Umgang mit der Lärmsituation. Die privaten Aussenräume orientieren sich zur gemeinsamen Mitte auf den Wohnhof und akzentuieren dessen Bedeutung als Ort der Gemeinschaft. Die Wohnungstypologie basiert auf einer fliessenden Raumfigur mit zentralem Essplatz. Die Raumgrössen sind präzise ausbalanciert und bieten sehr schöne Raumfolgen. Die hohe Flexibilität des Wohnungslayouts erlaubt den Bewohnerinnen und Bewohnern Freiheiten in der Nutzungszuordnung. Ungünstig stellt sich der unmittelbare Einblick vom Essbereich ins WC dar. Beim Wohnungstyp für Wohngemeinschaften ist zudem die Qualität der inneren Halle mangels angemessener Belichtung der Wohnküche und aufgrund des fehlenden Aussichtsbezugs stark gemindert. Grundsätzlich sind die öffentlichen und gemeinschaftlichen Nutzungen im Erdgeschoss gut platziert. An manchen Stellen wäre eine etwas stärkere Ausstrahlung zur Öffentlichkeit wünschenswert.

Die Vorgartenzone orientiert sich nicht am Leitbild der Stadt Zürich. Auf neue Strassenbäume wird konsequent verzichtet, was hinsichtlich dem Quartiersbild bedauerlich ist. Der Innenhof wirkt stark durchgrünt. Eine ruhige Mitte mit umlaufendem Weg und einem Sitzelement strukturiert den Hof.
Die Ausformulierung der Ausstattung ist noch schematisch, das umlaufende Betonelement kann keine Kraft entfalten. Im Bereich vor den Ateliers zur Karl-Bürkli-Strasse wirken Mauer und Grünstreifen nicht schlüssig. Der vorgeschlagene Pavillonbau erscheint in seiner Lage und in Bezug auf die Hofgestaltung unklar. Die Wohnungszahl liegt nur knapp unter der Zielvorgabe. Das Projekt zeigt einen beherrschten Umgang bezüglich Wohnungsgrössen und eine gute Erschliessungseffizienz. Aufgrund des kompakten Volumens, der einfachen Konstruktion und des effizienten Flächenmanagements lässt das Projekt eine sehr gute Wirtschaftlichkeit erwarten. Die Überschreitung der Erstellungskosten zum vorgegebenen Benchmark liegt im Bereich von nur 1 – 6 Prozent. Auch bezüglich ökologischer Nachhaltigkeit bietet das Projekt eine gute Ausgangslage.

Die Stärke des Projekts liegt trotz einzelner Mängel in seiner soliden Wohnungstypologie und in einer guten Ökonomie der Aufmerksamkeit: Mit sparsamen Mitteln wird ein in sich stimmiges Gesamtbild geschaffen. Letztlich hat die «gelassene» städtebauliche Haltung einen Eindruck unklarer Absicht hinterlassen und auch der formale Ausdruck nicht restlos überzeugen können.