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Einladungswettbewerb | 01/2015

Wohnungsbau an der Seelhorststraße / Zeppelinstraße

1. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

RTW Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Villa Zeppelin – Zoo…will ich wohnen!

Hochwertiges Wohnen im städtischen Umfeld ist der Kerngedanke des Entwurfs, hierbei sind die besondere Wohnlage im Zooviertel Hannovers und das gebaute Umfeld der Anspruch, an dem es sich zu messen gilt. Die sorgfältige Eingliederung in den Kontext und der Dialog mit diesem stellt eine Aufwertung für das gesamte Quartier dar. An städtebaulich markanter Lage ist eine klare Adressbildung durch die strukturierte Frontalseite gegeben. Die Villa orientiert sich an der grundstücksbegleitenden Seelhorststraße im Norden und der Zeppelinstraße im Westen und wird von dieser direkt erschlossen. Die Eingangssituation wird dabei durch einen Mittelrisalit, in dem auch die nach Südwesten orientierten Balkone liegen, betont. Klare Symmetrien erzeugen ein einheitliches Bild und prägen die Fassadengestaltung.

Die Villa ist in zwei Parteien je Geschoss gegliedert und bietet Platz für 7 Wohneinheiten.
Jede Wohneinheit verfügt über eigene Freiräume. Durch die Positionierung der Villa
entstehen Ausblicke in alle Richtungen. So wird ein unmittelbarer Bezug in diesen Freiraum geschaffen. Spiegelungen des Naturraumes in den Glasflächen entmaterialisieren sie förmlich wodurch die raumhohen Fenster den Aussenraum im Innenraum erlebbar machen. Besonderer Wert wird auf den Erhalt der Bestandsbegrünung gelegt. Die Villa wird von dieser regelrecht umrahmt. Unterirdisch ist eine eingeschossige Tiefgarage geplant.

Die Kompaktheit dieser Villa verleiht ihr einen hochwertigen ökologischen Fußabdruck.
Das energetische Konzept dieser Villa leistet dabei einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz. Dieses Bewusstsein gilt als Basis für die Planung, die sich konsequent an den KfW-Kriterien orientiert. Die Villa wird nach dem KfW-55 Standard gebaut. Die thermische Hülle verfügt über hervorragende Materialien mit denen sich ein behagliches Wohlfühlklima schaffen lässt und die Nebenkosten für die Energie von Warmwasser und Heizung minimiert.

Innovativ gestaltet sich auch die Energieversorgung: Optimal genutzt wird die Dachfläche der Gauben durch Belegen mit Solarkollektoren. Die erzeugte Energie wird direkt in die Villa gespeist. Zusätzlich benötigte Energie für Heizung und Warmwasser wird über das
Fernwärmenetz von enercity geliefert. Neben der Energieerzeugung wird mit der Dachfläche ein Beitrag zum Stadtklima geleistet.

Die Lage und Positionierung des Gebäudes bringt den weiteren Vorteil der optimalen
Tageslichtnutzung mit sich. Zu jeder Tageszeit werden auch die in den unteren Geschossen liegenden Wohneinheiten mit Sonnenlicht versorgt, was einen geringen Kunstlichtanteil und damit verbunden geringe Stromkosten bedeutet. Neben öffenbaren Fensterflügeln bietet die Villa bodentiefe Verglasung mit der sich hohe interne solare Gewinne erzielen lassen.

Einer sommerlichen Überhitzung beugt die vorhandene Baumanordnung mit ihrer passiven Verschattung vor. Um den notwendigen Mindestluftwechsel im Wohnungsbau erfüllen zu können wird eine kontrollierte Abluftanlage eingebracht. Zuluft gelangt über Fenster in die Villa.

Die Villa wird durch die symmetrische Anordnung geprägt. Großzügige, moderne
Wohnungen mit Wohnflächen zwischen 100 und 140 qm verteilen sich vom Erdgeschoss bis ins Obergeschoss und eine 160 qm große Wohnung im Dachgeschoss. Hierbei winden sich die Wohnungsgrundrisse um einen innenliegenden Erschließungsskern mit einem gläsernen hinterleuchteten Aufzug und bieten unterschiedlichste Ausblicke in die Natur oder in die Nachbarschaft. Die klare Zonierung in Haupt- und Nebenräume ist im Fassadenbild ablesbar.

Balkone sind in der Konzeption als der „intime Außenraum“ der Bewohner zu sehen. Den
Wohnungen vorgelagerte Terrassen mit privaten Gärten, in die Fassade eingeschnittene und großzügig bemessene Balkone formulieren (blick-) geschützte Räume mit einem lebhaften Licht- und Schattenspiel und inszenierten Blickführungen.

Die Wohnungen sind über den zentral angeordneten vertikalen Erschließungskern
barrierefrei zu erreichen. Der Erschließungskern erstreckt sich bis in die Tiefgarage –
9 Parkplätze, Fahrradabstellplätze, E-Tankstelle, Mieterkeller und weitere notwendige
Nebenräume sind im UG geplant. Die Einfahrt zur Tiefgarage erfolgt über eine großzügig
bemessene Rampe von der Zeppelinstraße, ein Aufgang führt in den zentralen
Eingangsbereich.

Klassische Elemente der Moderne werden aufgenommen und im Zusammenspiel mit der
Umgebung neuinterpretiert: leichte Strukturierung der Fassadenoberflächen, angemessene Fensterflächen im Maßstab gegliedert und die sich daraus entwickelnden in den Freiraum auskragenden Terrassen und Balkone sind die Charakteristika der neuen Villa.

Die Villa ist mehr als eine architektonische Geste, sie stärkt das Erscheinungsbild der
Umgebung und vermittelt den zukünftigen Bewohnern und Besuchern eine hohe Identität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf ist als symmetrischer Solitär eindeutig zum Platz orientiert und städtebaulich gut auf dem Grundstück positioniert. Das Haus ist in seiner Außenwirkung wohltuend ruhig, zurückhaltend und gut in das aus hochwertigen Stadtvillen geprägte Umfeld integriert. Die Fassade präsentiert sich mit einem guten Verhältnis von offenen und geschlossenen Flächen, die Gauben erscheinen in ihrer Ausformulierung jedoch zu wuchtig und dominant. Die Grundrissorganisation ist funktional durchdacht, sie wirkt klar gegliedert und „aufgeräumt“. Die gleichwertige Behandlung der Aufenthaltsräume gewährt ein hohes Maß an Flexibilität für den künftigen Nutzer. Das geforderte Hochparterre lässt der Entwurf vermissen, ermöglicht jedoch einen unkomplizierten barrierefreien Zugang. Aufgrund des fehlenden Hochparterres wirken die den Wohnungen zugeordneten, privaten Terrassen vom öffentlichen Raum nicht klar genug abgegrenzt. Diesbezüglich wäre im Falle der Realisierung eine Überprüfung bzw. Überarbeitung erforderlich. Die Nord-Ostbalkone als auskragende Bauteile werden als stilistischer Bruch empfunden, da sie nicht wie die übrigen Freisitze als Bestandteil des Gebäudevolumens entwickelt sind. Insgesamt würdigt das Preisgericht die Angemessenheit des Gebäudeentwurfs, sein äußeres Erscheinungsbild und die Qualität der Wohnungen.