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Einladungswettbewerb | 08/2015

Bebauung Habsburger-/Wölflinstraße

Perspektive Habsburgerstraße

Perspektive Habsburgerstraße

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

Spiecker Sautter Lauer Dipl.-Ing. Architekten

Architektur

AG FREIRAUM

Landschaftsarchitektur

LINK3D

Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebau
Das neue Wohn- und Geschäftsquartier orientiert sich städtebaulich an der gegenüberliegenden und nördlich angrenzenden Blockrandbebauung. Es vermittelt dabei in seiner Höhenentwicklung zwischen dem Keplerareal und der weiterführenden, 3- bis 4-geschossigen Bebauung der Habsburgerstraße.
Durch die eingerückte Bebauung des Herdergebäudes und des sogenannten Keplerparks entsteht im Zusammenspiel mit dem gegenüberliegenden Eckgebäude eine Torsituation, die den Eingang des Stadtteils Herdern markiert.
Die topographisch bedingten Höhenversprünge der einzelnen Gebäude werden genutzt, um an der Habsburgerstraße eine parzellenartige Baustruktur zu erzeugen.
Im Blockinnenbereich sorgen drei Einzelhäuser für die städtebaulich adäquate Grundstücksausnutzung und Baudichte. Dabei wird die offene, unregelmäßige Bebauungsstruktur der gründerzeitlichen Blockinnenbereiche aufgenommen.

Erschließung
Beide Grundstücke werden real geteilt und erhalten separate Tiefgaragen mit eigenen Zufahrten. Die Stellplätze können so unmittelbar den einzelnen Gebäuden zugeordnet werden. Dabei wird die vorhandene Tiefgaragenabfahrt an der Wölflinstraße mitverwendet. Eine Ampelregelung und nach Tiefgaragen getrennte Fahrspuren sorgen hier für reibungslosen Verkehr.
Die Feuerwehrzufahrt zum Innenbereich dient auch der Erschließung der Blockinnenbebauung und der oberirdischen Kundenstellplätze bzw. der Ladezone. Die Grundstückszufahrten sind so platziert, dass eine Störung des Verkehrsflusses im Bereich der Kreuzung Habsburger-/Wölflinstraße ausgeschlossen werden kann.

Freiraumkonzept
Für die Gestaltung der Vorbereiche entlang der Habsburger Straße und der Wölflinstraße wird der vorhandene stadträumliche Rahmen aufgegriffen. An der Habsburgerstraße steht das Gebäude direkt am Gehweg, im Bereich des Kopfgebäudes, vor dem repräsentativen Foyer weitet sich der Gehweg zu einer kleinen Platzfläche, die für das Café zur Außenbewirtung zur Verfügung steht.
Im Bereich der Wölflinstraße wird für das Wohngebäude ein kleiner Vorbereich geschaffen, der zum öffentlichen Raum eine wohltuende Distanz entstehen lässt. Hier finden Fahrräder Platz, eine Sitzbank markiert die neue Adresse. Die vorhandene Tiefgaragenabfahrt wird in das Gebäude integriert.
Der Innenbereich gliedert sich in eine großzügige Erschließungsspange mit Stellplätzen entlang der Gebäude Habsburgerstraße sowie grüne Wohnterrassen mit Quartiersplätzen. Die Zugangsbereiche zum Gebäude Habsburgerstraße werden mittels Fahrraddächern und Baumquartieren mit Holzdecks rhythmisch betont. Eine Durchfahrt einschließlich Aufstellflächen für Rettungsfahrzeuge ist gewährleistet.
Aufgrund der topografischen Gegebenheiten stehen die drei Punkthäuser auf „Grünen Terrassen“, die sich durch einen Höhenunterschied von jeweils ca. 50-60 cm abbilden. Den Erdgeschosswohnungen werden jeweils großzügige Gartenflächen zugeordnet, die von Hecken eingefasst sind. Drei unterschiedlich gestaltete gemeinschaftliche Platzflächen bieten viel Platz für Spiel, Treff und Kommunikation und unterstreichen so die hohe Aufenthaltsqualität im neuen Quartier.

Das Vegetationskonzept
Lichte Baumhaine aus Kirschen, Feldahorn und Zürgelbaum überstellen die kleinen Quartiersplätze, Hecken aus Hainbuchen fassen die privaten Gartenflächen ein.

Regenwasserkonzeption
Das vorgefilterte Niederschlagswasser der begrünten Dächer wird direkt Rigolen zugeführt, die unter dem Tiefgaragenboden angeordnet werden. Das Niederschlagswasser der restlichen Flächen wird über Reinigungsschächte ebenfalls den Rigolen zugeleitet.

Bauteil Gisinger-Gruppe
1. Firmensitz
Der Zugang zum neuen Firmensitz der Gisinger Immobilien-gruppe erfolgt über einen kleinen Vorbereich an der Wölflinstraße, der durch die Auskragung der darüber liegenden Geschosse wettergeschützt ist. Ein abtrennbares Café/Bistro an der Habsburgerstraße unterstützt den einladenden Charakter des Eckgebäudes.
Im 4. und 5. Obergeschoss wird für die Skylobby im Konferenz-bereich (5. OG) bzw. für einen attraktiven Besprechungsraum auf der Geschäftsführer-Ebene (4. OG) der besondere Ausblick zum Münsterturm durch ein zur Habsburgerstraße gerichtetes Fenster inszeniert, das Auge zur Stadt. Der Grundriss der einzelnen Büroetagen gewährleistet gleichermaßen eine Einzel-, Kombi- oder Großraumbüronutzung.
Das Dach des ergänzenden Bürohauses wird vom Konferenzbereich aus als großzügige Dachterrasse für sommerliche Empfänge und besondere Events genutzt.

2. Eigentumswohnungen/Läden Habsburgerstraße
Die Häuserzeile an der Habsburgerstraße gliedert sich in drei einzeln ablesbare Wohnhäuser (mit Ladennutzung im EG), die als 4-Spänner organisiert sind. Die zentralen Treppenhäuser erhalten einen direkten Zugang zum attraktiven Hofbereich.
Bei Bedarf kann eine je 2- und eine 3-Zimmer-Wohnung zu einer großen 5-Zimmer-Wohnung zusammengelegt werden. In den Wohnungen sind die Schlafräume überwiegend zum ruhigen Innenhof orientiert. Die durchgesteckten 3- und 4-Zimmer-Wohnungen verfügen über Loggien auf beiden Seiten.
Die Nassbereiche sind kompakt angeordnet und werden in den besonders hochwertigen DG-Wohnungen über Lichtkuppeln belichtet und belüftet.

3. Eigentumswohnungen Blockinnenbereich
Das Gebäude orientiert sich mit seinem großzügigen, überdachten Eingangsbereich zur Habsburgerstraße. Hier ist Platz für die Kinderwägen, Fahrräder und Briefkästen.
Die geschossweise Variation von 3-Spänner zu 2-Spänner ist in den Obergeschossen je nach Bedarf möglich. Das EG bietet zwei familienfreundliche Wohnungen mit großem Gartenanteil.
Grundsätzlich sind die Wohn-Essbereiche und Loggien nach Süden ausgerichtet.

Bauteil Deutscher Caritasverband e.V.
1. Mietwohnungen Wölflinstraße
Die Nord-Süd-Ausrichtung erfordert 2-Spänner-Typen (durchgesteckte Wohnungen) mit den Wohnbereichen und Loggien nach Süden und den Schlafzimmern zum ruhigen Hofbereich im Norden. Die einheitlichen Grundrisse über alle Geschosse ermöglichen eine wirtschaftliche Erstellung der Gebäude.
Das Hochparterre und der kleine Vorbereich schaffen für die EG-Wohnungen den nötigen Abstand zum Straßenraum.

2. Mietwohnungen Blockinnenbereich
Alle Wohnungen orientieren sich mit ihren Loggien nach Süden oder Westen. Die einheitlichen Grundrisse über alle Geschosse ermöglichen eine wirtschaftliche Bauweise.
Der großzügige Eingangsbereich mit überdachter Briefkasten-anlage und Abstellmöglichkeit für Kinderwägen etc. wirkt einladend und bietet Raum für nachbarschaftliche Gespräche. Den EG-Wohnungen wird ein großer Gartenanteil zugeordnet.

Energie
Die äußerst kompakten Baukörper sorgen für ein gutes A/V-Verhältnis und damit für einen geringen Anteil an Auskühl-flächen. Eine vertikal durchgehende Dämmebene verhindert aufwändige Details und Wärmebrücken, die Loggien sind dabei bevorzugt an den Gebäudeecken und grundsätzlich über-einander angeordnet. Der Fensterflächenanteil ist angemes-sen zu Nutzung und Gebäudetiefe.

Tragwerk
Die Gebäude werden wirtschaftlich in Stahlbeton-Massiv-bauweise errichtet. Die Gebäudeaussteifungen werden durch die mittig-zentrale Lage der Treppenhauskerne begünstigt. Die aussteifenden Wände gehen ohne Versprünge von oben bis unten durch. Grundsätzlich ermöglichen die Wohnungsgrund-risse wirtschaftliche Deckenspannweiten. In den Tiefgaragen sind Stützen nach jedem zweiten Stellplatz vorgesehen.

Fassade und Dach
Die Fassaden der Wohn- und Geschäftshäuser werden durch verklinkerte Brüstungsbänder und Sockelzonen gegliedert. In den Bereichen der Fensterbänder kommt durchgefärbter, mineralischer Putz auf Mineralwolldämmung mit Putzträgerplat-ten zum Einsatz. Die Fenster sind als Holz-Alu-Fenster aus-geführt. Die straßen- und hofseitigen Fassaden der Blockrand-bebauung sind mit Rücksicht auf die Umgebungsbebauung mit einer Dachschräge mit deutlich ausformulierter Traufkante versehen, die mit Titanzink gedeckt ist und durch Gauben rhythmisiert wird.
Der Firmensitz der Firma Gisinger an der Ecke Habsburger-/ Wölflinstraße nimmt das Fassadenmaterial Klinker auf, ist durch die gerasterte Lochfassade im hoch flexiblen Fassaden-raster 1,35 m jedoch als Bürogebäude zu erkennen. Die maßvolle Überhöhung der Ecke schafft den erwünschten städtebaulichen Akzent.
Zeitlose Gestaltung und hohe Dauerhaftigkeit der verwendeten Materialien garantieren eine hohe Werthaltigkeit der Immobilien.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die klare Winkelbebauung entlang der Habsburger- und der Wölflinstraße wird anerkannt und fügt sich in die vorhandene Körnung der umliegenden Quartiere ein. Es wird jedoch diskutiert, ob diese geschlossene Haltung ohne Durchgänge und ohne Vor- und Rücksprünge entlang der Habsburgerstraße die richtige Haltung ist.

Der Kopfbau mit der Gisinger-Hauptverwaltung wird in den oberen Geschossen herausgedreht und schafft an der Ecke Wölflin- und Habsburgerstraße eine unangemessene stadträumliche Verengung. Die vorhandene Eckausbildung des Keplerareals wird in den neuen Quartiersblock hineingespiegelt und löst somit die neue Ecke baukörperlich aus dem Quartierszusammenhang heraus.

Die Positionierung dreier Solitärbauten im Hinterhof wird einerseits begrüßt, da sie durch die Verdichtung in nur 3 Punktbauten viel Freibereich schafft, andererseits entstehen dadurch sehr verdichtete, massige Wohnbauten.

Die Fassadengestaltung des Hauptbaukörpers fügt sich mit seiner Thematik von einerseits Lochfassaden und gleichzeitig Fensterbändern in den heterogenen Kontext ein, lässt jedoch eine überzeugende, klare gestalterische Haltung vermissen. Ein Zusammengang zwischen der Befensterung der Obergeschosse und den Großöffnungen der Ladenzone ist schwer erkennbar.

Die gesamte, lange Fassadenabwicklung entlang der Habsburgerstraße bietet eine Gliederung und einen Fassadenrhythmus allein über unterschiedliche Farbigkeiten von Verblendmauerwerk an. Dies wird für eine gewünschte stadträumliche Gliederung als zu wenig empfunden.

Ebenso wird der Bürobaukörper nur dezent in der Fenstergliederung zur Wohnfassade unterschieden, sodass es eine Mühe ist die unterschiedlichen Nutzungen am Baukörper abzulesen. Obwohl der massive Gesamtzusammenhang angestrebt wird, löst sich der Bürobaukörper als Eckkörper aus der Abwicklung heraus und lastet an seiner wichtigsten Ecke scheinbar auf einer 2-geschossigen Glasfassade.

Der Vorteil der Arbeit ist die durchgängige Erfüllung der Nutzerwünsche in Bezug auf eine klare funktionale Trennung der beiden Bauherrennutzungen. Dies zeigt sich konsequent in sämtlichen Bereichen inklusive Tiefgarage. Die fehlenden Tiefgaragenplätze können dadurch jedoch nicht wett gemacht werden.

Die Qualität der gewonnenen Freifläche durch komprimierte Bebauung leidet unter einer Zufahrts- und Parkierungszone, die gegen die gewünschte Privatheit der Wohnzone und die Orientierung der Loggien arbeitet. Die dargestellten Aufkantungen und Mauern stören und trennen den Freiraum eher, als dass sie Aufenthaltsqualitäten schaffen.

Die Tiefgaragen – und die Hinterhofzufahrt sind von der Habsburgerstraße aus massive Störstellen.

Die Arbeit hat ihre Stärken in der Erfüllung und Umsetzung funktionaler Anforderung an Raumprogramm und Grundstücksaufteilung. Sie bietet jedoch keine überzeugende Entwurfshaltung die sie als Bereicherung und qualitätsvollen Stadtbaustein auszeichnen könnte.
Perspektive Innenhof

Perspektive Innenhof

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

2. u. 3. Obergeschoss

2. u. 3. Obergeschoss

Detail Fassade

Detail Fassade