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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2015

Wohnquartier 'Strampelspitze'

BILD 2 Luftbild

BILD 2 Luftbild

ein 3. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Beike + Herrmann Architekten

Architektur

Erläuterungstext

BILD 2 - LUFTBILD

Die Stadt Nordhorn wird vom einem Fluss ,der Vechte, durchzogen und geprägt.

Neben der Innenstadtinsel, ergibt sich durch Gabelung des Flusses im Bereich Kornmühle / Stadtpark eine zweite Flussinsel, deren westliche Landspitze das Wettbewerbsareal bildet – die Strampelspitze.

Auf dieser Insel finden sich Versatzstücke von drei städtebaulichen Typologien.

Zum einen die offene Bauweise kleiner Ein- und Mehrfamilienhäuser direkt an den Stadtpark angrenzend,

entlang des Stadtrings, der die Insel in nord-südlicher Richtung durchschneidet, eine geschlossene Blockrandstruktur

und schließlich – direkt an das Wettbewerbsareal angrenzend – eine Zeilenbausiedlung, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts errichtet wurde.

Je nach Standpunkt ergeben sich bei heutiger Betrachtung dieser Landspitze zwei divergierende Anschauungen:

Vom Inselstandtpunkt aus bildet sie einen baulich undefinierten, mehr oder minder unzugänglichen, grünen „Hinterhof“ der Strampelsiedlung.

Von anderer Seite der Flussufer aus betrachtet stellt die baumbestandene Landzunge seit je her einen kleinen, „verwunschenen Sehnsuchtsort“ dar, einen ganz besonderen Ort im nordhorner Stadtgebiet.

Der sogenannte Zeilenbau ist eine städtebauliche Typologie aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts.

Gemäß ihrem Dogma „Licht, Luft und Sonne“ für Jedermann sollte eine Antwort auf städtebauliche und soziele Probleme extrem verdichteter Siedlungsformen gegeben werden.

Man denke zum Beispiel an die typsche Berliner Mietskaserne mit ihren eng gestaffelten Hinterhäusern.

Zugunsten der Lebensqualität jeder einzelnen Wohnung wurde allerdings die klassische Ausbildung identifikationsstiftender öffentlicher und halböffentlicher Räume wie Straße, Platz und Hof aufgegeben.

Die bestehende Strampelsiedlung zählt sicherlich zu den gelungeneren und funktionierenden Beispielen dieser Entwicklung.

Dies zeigt zum einen die vollständige Auslastung der vorhandenen Wohnflächen an.

Die eher undogmatische Setzung der einzelnen Baukörper auf der Insel, die gestalterische Qualität der Fassaden auch nach umfänglichen Modernisierungsmaßnahmen und die angenehmen Grünflächen mit dem punktuellen alten Baumbestand unterstreichen dieses Bild.


BILD 3 - LAGEPLAN

Vor diesem Hintergrund hat sich die Grundidee unseres Entwurfs herausgebildet:
Eine Art hybride städtebauliche Setzung zu entwickeln, welche die grundlegende Struktur der vorhandenen Bebauung aufgreift, Voraussetzungen für Wohnungen mit hoher Lebensqualität schafft,

Alt durch Neu ausgewogen ergänzt

und gleichwohl das Potential aufweist als eigenständige Konstellation öffentlichen Raum zu definieren.

Des Weiteren ergab sich für uns aus der Abwägung von tragfähiger Wirtschaftlichkeit und tragbarer Verdichtung die Schaffung von knapp 80 Wohneinheiten als gesundes Maß.

Resultat dieser Leitfäden sind diese drei jeweils einmal in sich gewinkelten Bausteine, die mit ihren dreigeschossigen Volumen die vorhandenen Größen,

in Ihrer Poistionierung die baulichen Abstände des Bestands aufgreifen,

eine prägnante städtebauliche Setzung zur grünen Landspitze hin bilden

und in Ihrer Setzung zueinander einen halböffentlichen Hof ausbilden, von dem sämtliche neuen Wohnungen erschlossen werden.

BILD 4 - GRUNDRISS

In diesen Baukörpern schlägt der Entwurf zunächst die Schaffung eines vierspännigen Systems mit Wohnungen von 50 – 60m², stets mit zugehöriger Loggia, vor.

Dieses Erschließungssystem ermöglicht ohne weiteres die Bildung größerer Wohnungen, um einen variableren Wohnungsmix anbieten zu können.

BILD 5 – ANSICHTEN

Die horizontal gegliederten Ansichten greifen in zeitgemäßer Materialität die fließende Bewegung der drei neuen Baukörper untereinander auf.

Ebenso wirkt die Positionierung der Loggien jeweils in den Gebäudeecken.

Die leicht auf- und abschwingenden Attiken der Baukörper erweitern die sich vom Stadtring her abtreppende, gegebene Dachlandschaft

und stellen einen unaufdringlichen Bezug zum umfließenden Gewässer her.

BILD 6 – LAGEPLAN

Erschlossen wird das neue Ensemble durch die Addition einer weiteren Straßenschlaufe.

Der Entwurf schlägt eine Mischung aus Stellplätzen in Tiefgaragen und offenen, straßenseitigen Flächen vor.



Überschlägige Kalkulationen zeigten, dass die sicherlich wünschenswerte Unterbringung sämtlicher Stellplätze in Tiefgaragen wirtschaftlich tragfähig nur bei einer wesentlich höheren Wohnungszahl wäre,

welche die gegebene Lebensqualität im gesamten Strampelgebiet voraussichtlich maßgeblich beeinträchtigen könnte.

Die maßlich leicht variierenden Öffnungen zwischen den Baukörpern greifen bestehende Erschließungsachsen auf und erlauben eine vielfältige Durchwegung und Sichtbeziehungen.

Die naturnahe Landspitze verbleibt in weitem Teil unberührt.

Eine Fuß- und Radwegverbindung, das Waldstück querend und über eine Brücke zu Frentjen’s Kuhle hinüber reichend schafft eine abwechslungsreiche Verbindung zwischen Nordhorner Innenstadt und dem Kloster Frenswegen.

Darüber hinaus schafft sie eine sinnvolle Verbindung für Bewohner der Strampelspitze zum Sport- und Spielareal „Frentjen‘s Kuhle“ und den angrenzenden Wohngebieten.

Gemeinsam mit einem zentralen Weg von der neuen Bebauung zur Inselspitze wird dieser Ort so sanft erschlossen ohne seinen poetischen Charakter einzubüßen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf sieht ein Ensemble aus drei stumpfwinkligen L-förmigen Baukörpern vor, die sich windmühlenartig um einen Hof gruppieren.
Die subtile Fortführung des zeilenartigen Bestandes und der gelungene Abschluss von der Strampelspitze stellt einen angemessenen und zurückhaltenden Städtebau dar.
Die Winkelform der Baukörper ermöglicht interessante Blickbeziehungen untereinander und zum Wasser bzw. Grünräumen.
Die angebotene Wohnungszahl von 78 Einheiten und die Geschossfläche liegen im mittleren Bereich aller Arbeiten, jedoch werden ausschließlich 2-Zimmer-Wohnungen angeboten.
Die Tiefgaragen bieten lediglich die Hälfte der benötigten Stellplätze, was eine dicht beparkte Erschließung ohne Begrünungzur Folge hat, die als Barriere wirkt. Darüberhinaus sind senkrecht zur Straße aufgestellte Stellplätze problematisch.
Die Loggien sind richtig mit Blick ins Grüne angeordnet, die Fassaden klar gegliedert.
Bei der zurückhaltenden Architektur ist ein 4. Geschoss zur größeren Ausnutzung ohne Qualitätsverlust denkbar.
Zu der Gestaltung der Außenanlagen werden nur wenige klare Aussagen getroffen; das Wegemikado im Hof ist eher fragwürdig.
BILD 3 Lageplan

BILD 3 Lageplan

BILD 4 Grundriss

BILD 4 Grundriss

BILD 5 Ansichten

BILD 5 Ansichten

BILD 6 Lageplan

BILD 6 Lageplan