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Einladungswettbewerb | 03/2014

Neubau an der Hildegardstraße

1. Preis

Preisgeld: 41.000 EUR

Nieto Sobejano Arquitectos

Architektur

Atelier Loidl

Landschaftsarchitektur

González Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Der Entwurf für das neue Quartier Hildegardstraße wird als Antwort auf den umgebenden städtebaulichen Kontext, auf den er reagiert, verstanden. Seine exponierte Lage an der Stelle ehemaliger Befestigungsanlagen ist bestimmt durch eine sehr heterogene Umgebung die den Übergang zwischen dicht bebauter kleinteiliger Altstadt und großmaßstäblicher öffentlicher Bauten der Kammerspiele und der Grundschule. Das neue Quartier Hildegardstraße erfordert daher nicht nur eine funktionale und volumetrische Umsetzung des geforderten Raum- und Funktionsprogrammes, sondern insbesondere eine bewusste architektonische Antwort auf die umgebende Bebauung.

Der Entwurf für den Neubau reagiert mit einem einheitlichen Erscheinungsbild und einer fein differenzierten Höhenstaffelung auf diese schwierige Ausgangssituation. Die einheitliche Fassade für beide Gebäude unterstreicht auf der einen Seite die Eigenständigkeit des Quartiers als neuer Mittelpunkt und wirkt gleichzeitig als verbindendes Element für die sie umgebende heterogene Bebauung.

Die Plastizität der Fassade in einer einheitlichen Materialität aus hellem Kalkstein und raumhohen Verglasungen ermöglicht ein Spiel aus Licht und Schatten. Mit ihrer Detailierung bildet sie die zeitgenössische Antwort auf die hohe Qualität der Fassade des bestehenden Mandarin Hotels. Entlang der Neuturmstraße und der Hochbrückenstraße reagiert ein leichter Knick auf die Geometrie der angrenzenden Stadtblöcke, gliedert die sonst überlangen Straßenfluchten und markiert zugleich die wichtigsten Gebäudezugänge. Ein großzügiger Ausschnitt in der Fassade der Hotelerweiterung im Bereich der Brückenverbindung bildet einen visuellen Bezug zwischen Neu- und Altbau im Bereich der Geschossfoyers vor den Aufzügen.

Der Entwurf für das neue Quartier Hildegardstraße behauptet seine herausragende städtebauliche Lage in der Stadt. Er etabliert an diesem besonderen Ort eine moderne Interpretation klassischer Konzepte.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit ihrer wohltuenden Zurückhaltung erweisen die Verfasser der kleinteilig differenzierten Münchner Innenstadt ihre Referenz. Durch ein geschicktes geometrisches Spiel der steil geneigten Mansarddächer und des polygonen Baukörpers ergeben sich an allen Blockecken unterschiedliche markante Giebel. Im Sinne eines, wie es die Verfasser formulieren, malerischen Städtebaus, bilden die Giebel, welche quasi in die jeweiligen Stadträume „schauen“, den wesentlichen Entwurfsansatz – diese Entwurfsstrategie wird im Preisgericht kontrovers diskutiert, erscheinen die beiden Giebelflächen eigentümlich geschrumpft und wie eine Applikation, ein zu offensichtliches Zitat vor viel mächtigeren Baumassen. Konsequenterweise werden die Fassaden in die klassischen Zonen, Sockel,
Mittelbereich und Dach aufgeteilt. Unter Bezugnahme auf Theodor Fischer werden die Fassaden mit geschlämmtem Mauerwerk vorgeschlagen. Wegen der dadurch erzielten Ungenauigkeit in der Oberfläche wird ein Einfügen in die Umgebung einerseits und die Möglichkeit der Differenzierung der beiden Häuser andererseits erreicht. Der vorgestellte Entwurfsansatz wird der besonderen denkmalpflegerischen Situation des Altstadtensembles gerecht. Dies gilt auch für den Umgang mit den Einzelbaudenkmälern.
Die Grundrisse sind klar strukturiert. Beim Wohngebäude an der Hochbrückenstraße stellt sich die Frage, ob die im 2.Obergeschoss liegenden, einseitig in die enge Gasse orientierten, bis zu 10 m tiefen Wohnungen in dieser Form möglich sind. Gleiches gilt für die sehr großen rein nach Osten orientierten Wohnungen im 5.Obergeschoss des Hauptgebäudes. Die Setzung der Fenster auf den Längsfassaden erscheint logisch und konsequent aus dem Kontext und der gestellten Aufgabe entwickelt. Die Fassaden aller Giebel können jedoch nicht überzeugen. Die Setzung der dort positionierten Fenster, Balkone und Gauben lösen den besonderen städtebaulichen Anspruch der Giebel nicht ein.
Als Verbindung zum Altbau des Mandarin Oriental schlagen die Verfasser zwei Brücken vor, welche bewusst nicht gläsern formuliert werden. Dadurch kann der Mittelrisalit des Altbaus durch die Brückenintervention verschont bleiben. Gleichzeitig formulieren die Brücken einen städtischen Raum welcher die Hoteleingänge in Alt- und Neubau im Besonderen betonen.
Die Detailausformulierung der Fassaden stellt einen hochwertigen, konsequent aus dem Entwurfsansatz entwickelten Beitrag dar. Die Verfasser stellen eine ruhige, ohne große Geste formulierende Arbeit zur Diskussion; ob diese jedoch dem Anspruch an ein international agierenden Hotelkonzern an dieser Stelle gerecht werden kann, wird in Frage gestellt.
Die Außenräume werden mit anspruchsvoller Selbstverständlichkeit in die Umgebung integriert, wobei eine Brunnenschale auf die Stadtgeschichte verweist und der Plattenbelag und Baumpflanzungen die Raumstruktur des öffentlichen Raums subtil stützt. Der positive Vorschlag einer verkehrsfreien Zone zwischen dem neuen Vorplatz der Passage und dem Spielplatz am südlichen Platz soll gewürdigt werden.
Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten in Kooperation mit Nieto Sobejano Architekten

Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten in Kooperation mit Nieto Sobejano Architekten