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Offener Wettbewerb | 03/2015

Wohnbauliche Entwicklung Wedel-Nord

2. Preis

Cappel + Kranzhoff Stadtentwicklung und Planung GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Büro Düsterhöft - Architektur und Stadtplanung

Architektur

schaper+steffen+runtsch

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einbindung
Grundidee ist die Gliederung des neuen Stadtteils in fünf Quartiere, die sich hinsichtlich ihrer Größe, Topografie und Struktur am dörflichen Maßstab orientieren – Es entstehen fünf überschaubare, eigenständige und unverwechselbare „Dörfer“ - „FIEF STÜCKEN WEDEL“.
Zentral gelegene Quartiersplätze, die jeweils von einem mehrgeschossigen markanten Wohnhof flankiert werden, geben jedem Quartier eine eigene Identität. Die fünf Quartiere sind baulich-räumlich durch öffentliche Grünstrukturen voneinander abgegrenzt, jedoch sowohl durch eine „Kommunaltrasse“ als auch durch Fuß- und Radwegeverbindungen miteinander verbunden. Die Vielzahl der Fuß- und Radwegeverbindung dient sowohl der Vernetzung innerhalb des Stadtteils, als auch der Anbindung an die umliegenden Stadtquartiere. Die fünf „Dörfer“ bieten eine gute Orientierungsmöglichkeit innerhalb des neuen Stadtteils, gliedern das Gebiet in überschaubare, sozial durchmischte Nachbarschaften und ermöglichen eine Realisierbarkeit in mehreren adäquaten Bauabschnitten.
Um einen größeren Wohnhof gruppieren sich jeweils mittig im Quartier Wohngebäude mit einer Mischung aus unterschiedlichsten Wohnformen: vom Einzelapartment, der barrierefreien Seniorenwohnungen, über Maisonetten - das Haus im Haus - bis zu größeren Familienwohnungen und Gemeinschaftsflächen. Die Quartiersmitten sind so mit einer im Wohngebiet größtmöglichen Öffentlichkeit besetzt und eignen sich für Mehrgenerationswohnen, Wohn-/Genossenschaftsprojekte und besondere Nachbarschaften für Jung und Alt mit unterschiedlichen Lebensstilen. Die Innenhöfe sind z.T. von Tiefgaragen belegt. Hier könnten darüber hinaus auch weitere Stellplätze für Anlieger bereitgestellt werden.
Zur weiteren Betonung des dörflichen Charakters sind Satteldächer von 30-45/60 Grad Neigung vorgeschrieben, die ausreichend Spielraum für Dachausbau und Galerienutzung belassen.
Nutzung
Es werden insgesamt 840 Wohneinheiten im Plangebiet vorgesehen. Für jedes einzelne „Dorf“ wird eine sozial ausgeglichene Durchmischung der Bewohnerschaft über die Wohnungsbautypen von EH/DH über RH/KH bis zu MFH angestrebt. Dies fördert langfristig größere Anpassungs- und Integrationspotentiale der Quartiere sowie eine höhere Vielfalt an Interaktionspartnern und Beziehungsgeflechten. Der verdichtete Wohnungsbau positioniert sich hauptsächlich in Form von MFH (III+D) an den jeweiligen Quartiersplätzen. Stadtvillen (II+D) mit je 7-8 Wohneinheiten orientieren sich an den Haupterschließungsstraßen und markieren die Quartierseingänge im Süd- und Nordwesten.
Der geförderte Wohnungsbau wird mit seinem entsprechenden Anteil an Nettobauland auf die einzelnen Quartiere verteilt, um eine Konzentration zu vermeiden und eine vollständige gesellschaftliche Mischung innerhalb der Quartiere zu intendieren. Der soziale Wohnungsbau und das geförderte Eigentum sind in Teilen für den Geschosswohnungsbau und für einen Teil der Reihenhäuser vorgesehen.
Die soziale Infrastruktur - in Form einer Grundschule inkl. Turn- und Mehrzweckhalle sowie einer Kindertagesstätte - des neuen Stadtteils liegt verbunden mit dem Freiraumsystem im Westen des Plangebietes. Die Lage der Schule ermöglicht eine gute Erreichbarkeit sowohl der neuen Bewohner als auch der Bewohner der bereits bestehenden umliegenden Quartiere. Gleichzeitig kann aber auch das Quartier um weiteren Wohnungsbau entlang des mittleren Grünzuges ergänzt werden.
An den Quartiersplätzen sind neben dem Wohnen auch ein kleiner Nahversorger sowie z.B. in den Erdgeschoßzonen Flächen für private Dienstleistungsangebote vorstellbar. Die Dichte der Bebauung und damit die Quartiersöffentlichkeit nehmen zu den Rändern ab. Innerhalb der einzelnen Dörfer bilden sich je nach Lage und Bauform kleine Nachbarschaften mit ca. 25-40 WE heraus. So entstehen Quartiere mit einer nachhaltig funktionalen und sozialräumlichen Qualität.
Freiflächenkonzept / Entwässerungskonzept (Regenwasser)
Das Freiraumsystem wird an das bereits bestehende Grünwegenetz Wedels angeschlossen und erweitert. Die Grünachsen ziehen sich jeweils bis zu den Quartiersmitten hin, sodass eine fußläufige Erreichbarkeit der Plätze sichergestellt werden kann. Wertvolle Bestandsgehölze bilden in Teilflächen das Gerüst der neuen Grünverbindungen. So werden die wertvollen Landschaftsbestandteile im Osten des Gebietes vollständig erhalten und durch neue Wegeverbindung in den Grünzug integriert. Darüber hinaus sind Teile der Knickstrukturen im westlichen Teilbereich gestaltendes Element der Grünachsen. In den Grünstrukturen sind Flächen für Erholung und Aktivität vorbehalten. Neben einer ausreichenden Versorgung an Spielplätzen werden ebenso Quartiersgärten und Almende-Gärten Raum gegeben.
Das Entwässerungskonzept wird als gestaltendes Element in das Freiraumsystem eingebettet. Die im Straßenraum angelegten Gräben und Mulden führen von den einzelnen Quartieren in die Staugräben im Grünverbundsystem. Diese ziehen sich kaskadenartig durch die Grünzüge zu den jeweiligen Einleitepunkten. Ebenfalls in das Freiraumsystem eingebunden ist die soziale Infrastruktur mit Kita und Grundschule inklusive der Turnhalle, die neben den Schülern auch von Bewohnern und Vereinen als Mehrzweckhalle bzw. Dorfgemeinschaftshaus genutzt werden kann.
Erschließung / ruhender Verkehr
Die neuen Stadtquartiere werden über drei Hauptanschlusspunkte (Süd-West / Nord-West / Nord-Ost) und einen Nebenanschlusspunkt (Süd-Ost) erschlossen, sodass die bereits bestehenden Wege (Aschhoopstwiete/Voßhörntwiete/Bündtwiete) im Plangebiet weitestgehend als Anliegerstraßen sowie Fuß- und Radwegeverbindungen dienen.
Die einzelnen „Dörfer“ verfügen jeweils über ein in sich geschlossenes Erschließungssystem für den MIV. Dies besteht aus einer Wohnsammelstraße, die als Ring um den Quartierskern geführt wird und den vom Ring abgehenden Wohnwegen in Form von Stichstraßen. Die öffentlichen Stellplätze befinden sich am Straßenrand der Ringstraße, während die privaten Stellplätze in Quartiersgaragen beim jeweiligen Dorfplatz, in den gemeinsamen Erschließungs-Wohnhöfen und auf dem eigenen Grundstück angeordnet werden.
Eine Anbindung an den ÖPNV erfolgt über eine Buslinie in Form einer Ringlinie die von / zu der S-Bahnhalstestelle Wedel geführt wird. Innerhalb des Plangebietes sind drei Bushaltestellen (An der Schule/Kita, am Quartiersplatz im Nordwesten, am Anschlusspunkt zur Nordumgehung) vorgesehen. Zudem sind entlang des Steinbergs zwei weitere Haltepunkte eingeplant um eine bestmögliche Erreichbarkeit zu den Haltepunkten für den gesamten Stadtteil zu gewährleisten.
Zur Vernetzung der einzelnen Quartiere mit dem Ziel der Minderung des MIV verbindet eine „Kommunaltrasse“ die einzelnen Dörfer. Sie ist ausschließlich für Busse, Müllfahrzeuge sowie Fußgänger und Radfahrer zugänglich. Weiterhin besteht an den Anschlusspunkten im Süd-Westen und Nord-Osten das Angebot einer Carsharing-Station, zur Verringerung des Verkehrsaufkommens innerhalb der Quartiere. Durch die Carsharing-Stationen, das dichte Wegenetz und die Busverbindung über die „Kommunaltrassen“ wird ein gutes, differenziertes Mobilitätsangebot für ein autofreies Wohnen im gesamten Gebiet erreicht.
Klimagerechte Energieversorgung
Neben der Bedeutung von energieeffizienten Gebäuden hinsichtlich ihrer Wärmedämmung, Abdichtung, ihrer Anlagentechnik zur Beheizung, Kühlung und Belüftung sowie ihrer Ausrichtung spielen auch klimagerechte Energieversorgungssysteme auf Quartiersebene eine wesentliche Rolle. Die einzelnen „Dörfer“ werden dezentral mittels eines Nahwärmenetzes in Form von Mini-Blockheizkraftwerken mit Strom und Wärme versorgt. Sie werden mit Biogas bzw. Biomethan betrieben. Durch den Betrieb einer Kraft-Wärme-Kopplung ist ebenso eine regenerative Stromerzeugung möglich. Die BHKWs befinden sich an den Quartierskernen und versorgen das jeweilige Dorf. Dies fördert die abschnittsweise Realisierbarkeit und die Unabhängigkeit der Quartiere.
Für den individuellen Einsatz von Solarthermie-Anlagen eignet sich die Ausrichtung der Dächer der Wohngebäude. Auf größeren Dachflächen mit optimaler Südausrichtung, wie beispielsweise die Pultdächer der Schule und der Kita, sind ebenso Photovoltaikmodule vorstellbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee

Wedel wird mit diesem Konzept, das eine Gliederung in fünf dörfliche Quartiere vorschlägt, Stück für Stück erweitert, ohne den Charakter Wedels zu verändern. Der Entwurf gewährleistet die Realisierung in zeitlichen Abschnitten.

Städtebau und Freiraum, funktionale und soziale Mischung

Durch die Bildung von modulartigen städtebaulichen Einheiten (Quartiere) wird sowohl den demographischen Anforderungen bedarfsgerecht gefolgt, als auch eine städtebauliche Gesamt-Geschlossenheit erreicht, ohne die typische Wedeler Siedlungsstruktur zu verlassen. Bei der Zuordnung der Quartiere zueinander sind identitätsbildende Ordnungsmerkmale stärker herauszuarbeiten.
Das Freiraumkonzept gewährleistet sowohl ein funktionales Ganzes als auch eine ausreichende Grünraumversorgung für alle künftigen Nutzer. Ein verbindendes Thema ist noch zu definieren.
Entsprechend einer natürlich gewachsenen Siedlungsstruktur von Geschosswohnungsbau zu Einfamilienhausbebauung in jedem einzelnen Quartier erlaubt der Entwurf unterschiedliche soziale Wohnraumstrukturen und generationsübergreifende Nutzungseinheiten.

Verkehr

Das Erschließungssystem ist sowohl wirtschaftlich, übersichtlich und orientierungsfreundlich. Die verkehrlichen Vorgaben sind erfüllt. Eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr wird gewährleistet. Die Anbindung über die Aastwiete ist noch überprüfungsbedürftig.

Klima und Entwässerung

Die Anforderungen an eine vollständig gesicherte Entwässerung können mit kleinen Anpassungen umgesetzt werden. Die vorgeschlagene Bebauungsstruktur lässt eine klimagerechte Ausrichtung der Quartiere zu.


Der Arbeit gelingt es, durch die Schaffung von kleineren Einheiten mit jeweils eigener Quartiersmitte, die durch einen zusammenhängenden Grünraum voneinander abgegrenzt sind, überschaubare Nachbarschaften zu bilden.