modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2015

Neubau für Sprach- und Kulturwissenschaften auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt am Main, 3. Bauabschnitt

Perspektive

Perspektive

Anerkennung

Preisgeld: 3.173 EUR

Ferdinand Heide Architekt

Architektur

Alhäuser + König Ingenieurbüro GmbH

TGA-Fachplanung

KREBS+KIEFER Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Unser Konzept verfolgt daher für die Nahtstelle zwischen Campus und nördlichem Eingangsplatz in zweierlei Hinsicht eine neue Herangehensweise:
1. Erstmalig soll auf dem Campus Westend eine „extrovertierte" Bibliothek gebaut werden. D. h. sie ist nicht wie die Bereichsbibliotheken von RUW und PEG zu Innenhöfen orientiert, sondern sucht die räumliche und visuelle Verzahnung nach außen und ist integrativer Bestandteil des Campus.
2. Erstmalig soll an der Einengung des östlichen Parkbandes ein Institutsgebäude nicht als kompaktes geschlossenes Volumen mit Innenhof entwickelt werden, sondern analog zum IG-Farben-Haus als eine Figur, die sich zum Campus hin öffnet. Die Baufeldgrenzen werden dennoch durch eine geschlossene Bebauung und durch einen zweigeschossigen Sockel abgebildet.
Damit wird den Gebäudetypologien und charakteristischen Raumtypen der Neubauten eine weitere hinzugefügt: Der Raumtyp der "Atrium-Häuser" mit Bibliothek und Innenhof bei RUW und PEG, der "kompakten Würfel" von PA und House of Finance, der "verschachtelten Volumen" und Lufträume von HSZ und Seminarhaus, der "Stapelung" beim Hochhaus DIPF wird ergänzt um den "horizontalen Raum" der aktuellen Bauaufgabe. Dieses Motiv ist aus den Longrooms berühmter Lesesäle bekannt und reagiert hier auf die besondere städtebauliche Situation: Der Neubau mit seiner hauptsächlich den Sockel einnehmenden Bibliothek spannt sich als fließende Raumfigur zwischen dem Universitätsplatz an der Miquellallee und der neu geschaffenen Platzfläche zum Seminarhaus auf. Damit übernimmt das Erdgeschoß analog zum IG-Farben-Haus und zum Hörsaalzentrum die Aufgabe einer räumlichen und funktionalen Querverbindung. Eingänge an den gegenüberliegenden Seiten stellen den Bezug zum Stadtraum und gleichzeitig zum Campus her. Im Haus erlaubt die verbindende Magistrale eine halböffentliche Durchwegung und bindet die eigenständigen Vertikalerschliessungen der Büros und Institute optimal an.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine großzügige Mall in Nord-Süd-Richtung aus. Mit deren Hilfe erhält das neue Gebäude Eingänge sowohl auf der Nordseite als auch auf der Südseite, womit die städtebaulichen Situation gestärkt wird. Die Erschließungskerne sind auf kurzem Wege erreichbar. Die Bibliothek ist in zwei Ebenen großzügig organisiert. Deckenöffnungen verbinden die Ebenen und ermöglichen – als Teil einer Dachterrasse – auch eine Belichtung von oben. Auf der Südseite soll ein grüner Stadtplatz ausgebildet werden, der, trotz Unterbauung mit einer Tiefgarage, eine hohe Aufenthaltsqualität verspricht – jedenfalls nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts. Leider wird die Chance nicht genutzt, die Cafeteria gegenüber diesem Platz zu öffnen.

Problematisch erscheint der zweite Bauabschnitt im Zusammenspiel mit Tiefgaragenzufahrt und Lieferhof. Der – mangels baulicher Verbindungen – notwendige eigenständige Eingang besitzt zu wenig Tiefe, um attraktiv sein zu können. Auch führen die Wege zwischen zweitem Bauabschnitt und Bibliothek ungeschützt über den Stadtplatz.

Der Baukörper wird auf seiner Nord-, Süd- und Ostseite überzeugend gegliedert in zwei transparente Basisgeschosse und vier darüber befindliche Nutzungsebenen mit der Anmutung von Bürogeschossen. Ob die sich gegenüber der Einfamilienhaussiedlung öffnende U-Form angemessen ist, wird überwiegend kritisch diskutiert. Ähnliches gilt für den Vorschlag, die Gebäudehauptflucht entlang der Hansaallee von der Straße abzulösen und lediglich mit einem zweigeschossigen Vorbau die Straßenflucht zu definieren. Negativ wird die Erschließungsstruktur der Geschosse oberhalb des ersten Obergeschosses auf Grund der Länge und Geradlinigkeit der Flure beurteilt. Der Wirtschaftshof ist großzügig bemessen – verhindert aber eine bauliche Verbindung zwischen den beiden Bauabschnitten.

Die Arbeit befindet sich bezüglich der Energieeffizienz im oberen Drittel der abgegebenen Arbeiten. Die Anforderungen nach der Richtlinie Energieeffizientes Bauen in Hessen sind erfüllbar Ein Energiekonzept und die Beschreibung von Nachhaltigkeitsaspekten liegen nicht vor.

In der Gesamtbetrachtung zeichnet sich die Arbeit durch gestalterische Qualitäten aus, zeigt aber auch Schwächen im stadträumlichen Auftritt und in ihrer Funktionalität auf.
Lageplan

Lageplan

Schnitt

Schnitt

Ansicht West

Ansicht West