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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2015

Neubau für Sprach- und Kulturwissenschaften auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt am Main, 3. Bauabschnitt

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Preisgeld: 59.500 EUR

BLK2 Architekten

Architektur

wup Modellbau Wiens + Partner GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebau und Architektur

Weiterbauen!
Der Neubau der Sprach- und Kulturwissenschaften fügt sich in die Struktur und Materialität des Campus Westend ein – und wird damit ein weiterer natürlicher Baustein der gegebenen Ordnung.
Der Entwurf besetzt das Baufeld über die gesamte Länge und entwickelt ein städtebauliches Ensemble aus 4 kubischen in Höhe und Breite verschiedenen Baukörpern, die die unterschiedlichen Nutzungen aufnehmen und ablesbar werden lassen. Das Ensemble reagiert auf die unterschiedlichen Seiten städtebaulich angemessen:
Die westliche Raumkante an der Rostocker Straße wird vom südlichen Volumen aufgenommen, weicht im Übergang zum Platz an der Miquelallee auf die Bauflucht der nördlichen zukünftigen Campusbebauung zurück, um hier die Verbindung zwischen dem Campusgelände und der zukünftigen Zentralbibliothek am Platz der Miquelallee zu stärken- zugleich entsteht damit ein attraktiver mit gezogenen Dachplatanen bestandener Eingangsplatz, der von Cafeteria und öffentlich frequentierten Nutzungsbereichen begleitet wird.
Im Norden wird die Platzkante zur Miquelallee durch ein kräftiges 5-geschossiges Volumen markiert, dieser Bau wird im Bereich der Hansaallee von einem 2-geschossigen Körper unterschnitten, der die Bibliothek aufnimmt.
Der 6-geschossige Erweiterungsbau für Kunstpädagogik befindet sich im Südosten im Bereich Hansaallee und fügt sich in seiner Proportion ambivalent sowohl in den Neubau der Sprach- und Kulturwissenschaften als auch in die Kubaturen der südlich angrenzenden Bestandsbauten Seminar und Exzellenzcluster ein. Somit kann der Neubau auch ohne Erweiterungsbau als eigenständiges - kompositorisch abgeschlossenes- Gebäudeensemble gelesen werden. Der Erweiterungsbau kann zu späterem Zeitpunkt problemlos sowohl unterirdisch wie aber auch oberirdisch errichtet werden, ohne den laufenden Betrieb der Sprach– und Kulturwissenschaften zu stören.

Die Architektur an diesem Ort muss sich in dem Spannungsfeld zwischen Weiterbauen im Sinne eines homogenen Passepartouts des Campus mit einheitlicher Gestaltung und Kontinuität und der architektonischen Eigenständigkeit definieren und bewähren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt nimmt die Raumkante an der Rostocker Straße und Hansastraße auf und weicht am Platz an der Hansaallee auf die Bauflucht der zukünftigen nördlichen Campusbebauung zurück. Die Verbindung zwischen Campusgelände und zukünftiger Zentralbibliothek wird mit einem baumüberstandenen Eingangsplatz definiert, der von Cafeteria und frequentierten Foyerbereichen öffentlich begleitet wird.

Das vorgeschlagene Ensemble aus drei kubischen Baukörpern, die unterschiedliche Programme aufnehme und dabei ablesbar machen können, wird durch einbeschriebene Innenhöfe und einen Tiefhof räumlich strukturiert. Es entsteht die Typologie einer kleinen Stadt - als eigener Organismus in sympathischem Maßstab.

Das verbindende Erdgeschoss-Plateau verknüpft selbsterklärlich die horizontalen Raumfolgen in die Geschosserschließungen und kann dabei eine hohe Orientierbarkeit und Identität entwickeln.

Die Erweiterung der Kunstpädagogik funktioniert als selbstverständlicher Baustein im Ensemble der Gebäudefigur und ist in die Erschließung eingebunden. Ein zusätzlicher Eingang im Süden ergibt sich ebenso ganz beiläufig.

Die separate Erschließung von Bücherei und Cafeteria außerhalb der Öffnungszeiten stellt einen Vorteil für die Betriebsabläufe dar. Die Erschließung der Seminarbereiche ist dagegen weniger überzeugend, wohl aber sind die Organisation von Café, Bibliothek, An-/und Ablieferung der Werkstätten und auch der zentralen Müllsammelstelle über Betriebshof und Rampenerschließung ins Untergeschoss gut gelöst. Der zentrale Müllsammelplatz könnte näher an die Rampe kommen.

In der Materialisierung setzt sich der Beitrag eigenständig mit dem vorgefunden Kontext des Campus auseinander und dekliniert das Prinzip der Lochfassade in eine Schichtigkeit und Teiligkeit. Der Anspruch einer Auseinandersetzung im Spannungsfeld zwischen Weiterbau und architektonischer Eigenständigkeit kann dabei eingelöst werden.

Bibliothek und Institutsbereiche werden aus Nutzersicht funktional positiv und atmosphärisch angenehm beurteilt.

Die Gliederung der Baukörper und die Entwicklung eigenständiger Adressen führen zu einer dem Durchschnitt gegenüber leicht erhöhten Kubatur. Auch die Programmflächen sind leicht überschritten.

In den Grundrissen sind die unterschiedlichen Nutzungen bereits so voneinander getrennt, dass eine Aufteilung in Brandabschnitte möglich erscheint. Ebenso können interne Brandwände hergestellt werden. Die Treppenräume sind günstig im Gebäude verteilt, so dass die Fluchtwegslängen eingehalten werden. Die Bibliotheksflächen sind zwar über Lufträume im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss verbunden, jedoch ist auch innerhalb der Bibliotheksflächen bereits eine Aufteilung angedacht.

Die Arbeit liegt bezüglich der EnEV im oberen Drittel der abgegebenen Arbeiten. Die Anforderungen der Richtlinie Energieeffizientes Bauen in Hessen sind erfüllbar. Ein detailliertes Energiekonzept liegt vor, eine Beschreibung von Nachhaltigkeitsaspekten jedoch nicht.

Das Projekt fügt sich insgesamt präzise in die städtebauliche und typologische Struktur und Materialität des Campus ein und kann zu einem attraktiven Schlussstein werden. Es entstehen spannungsvolle, dabei maßstäbliche Raumfolgen mit guter Orientierbarkeit und einer angemessenen Abstufung von Öffentlichkeiten, die sich zu einem einladenden universitären Ort verdichten, der zum Lernen einlädt.
Lageplan

Lageplan

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Schnitt

Schnitt