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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2015

Zehentplatz

1. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

walter huber architekten gmbh

Architektur

Erläuterungstext

Da Mertingen als typisches Straßendorf entwickelt wurde und somit keine identitätsstiftende Ortsmitte besitzt, war der Ansatz des Entwurfs einen lebendigen und attraktiven Mittelpunkt für Mertingen zu schaffen. Da sich wichtige öffentliche und kulturelle Einrichtungen in unmittelbarer Nähe zum Zehentplatz befinden, wurde mit mehreren Plätzen gearbeitet, die sich anhand der Fuggerstraße bis hin zur Dr.-Steichele-Straße ausbilden.

Entwurfsidee
Ausgangspunkt unseres Entwurf ist hierbei 3 in ihrer Gestaltung ähnliche jedoch in ihrer Nutzung unterschiedliche Plätze zu schaffen und somit die Verbindung Fugger- / Dr. Steichele-Strasse zu stärken und als Einheit zu erfassen. Der Zehentplatz nimmt hierbei die Funktion als zentraler Gemeindeplatz ein, wobei die Strasse über den Platz geführt wird. Die einheitliche Pflasterung sowie die passepartoutartige Fassung aus Granitpflaster geben dem Platz eine Einheit. Baumreihen aus geschnittenen Kastanien bilden fehlende Raumkanten und geben dem Platz eine Dimension. Die Einzelbäume wurde grösstenteils erhalten und gliedern den Platz zusätzlich. Der Platz ist bewusst neutral gestaltet und lässt somit unterschiedliche Funktionen wie Markt / Feste zu. Ruhebereiche mit Sitzgelegenheiten sind am Rand angeordnet. Im Gegensatz zum Zehentplatz sind der Museumsplatz und Rathausplatz seitlich der Strassen angeordnet. Der Rathausplatz wiederum ist sehr freizügig und offen gestaltet und mit Symmetrie gefasst, um die repräsentative Nutzung des Gebäudes zu betonen. Baumreihen und Baumdach ebenfalls aus geschnittenen Kastanien gliedern die Fläche und geben dem Platz eine angemessene Proportion. Der Museumsplatz ist komplett baumbestanden und bildet mit dem Baumdach das ehemals an dieser Stelle befindliche Gebäude nach. Des weiteren werden im Kreuzungsbereich klare Raumkanten geschaffen. Der nördliche Rand wird durch eine pergolaartige Stuktur mit integrierter Radgarage und Sitzmöglichkeiten gebildet.

Verkehrsführung / Parkierung
Eine Querung für den Fahrverkehr des Zehentplatzes in Nord-Süd-Richtung bleibt erhalten. Ebenfalls werden die Zufahrten zu allen Grundstücken gewährleistet. Die West-Ost-Achse wurde sowohl für den Buslinienverkehr als auch für die landwirtschaftlichen Maschinen beibehalten. Am südlichen und nördlichen Rand des Zehentplatzes wurden 15 Stellplätze angeordnet. Der neu gestaltete Platz an der Kreuzung Hilaria-Lechner-Straße / Fuggerstraße, sowie der neue Rathausplatz schmiegen sich an die West-Ost-Achse. Der Zehentplatz und somit das neue Zentrum Mertingens wird durch dies Achse durchquert, um eine Wertigkeit zwischen den drei Plätzen zu schaffen. Seitlich des Rathausplatzes wurden15 Fahrradstellplätze und 10 Besucherpstellplätze integriert. Die Bushaltepunkte wurden verlegt und befinden sich zum einen unterhalb des Bewirtungsbereichs des Zott-Cafés und oberhalb des neuen Rathausplatzes.

Materialität
Das neue Zentrum Mertingens, der Zehentplatz, bietet große gepflasterte Flächen für eine multifunktionale Bespielung des Platzes wie mit Festen, Wochenmärkten und anderen thematischen Märkten. Der komplette Bereich des Zehentplatzes wird gepflastert und bis auf die West-Ochse komplett verkehrsberuhigt konzipiert. Der Zehentplatz wird in verschiedene Bereiche zoniert. Der Teil des neu zu planenden Zott-Gebäudes an der Stirnseite zum Zehentplatz wird für die Gastronomie genutzt, die großen Fußgängerbereiche laden zum Flanieren ein und die Insel bildet das Zentrum des dörflichen Lebens mit hoher Aufenthaltsqualität und aktiv zu nutzendem Freiraum.

Der Zehentplatz als Insel hebt sich durch die Größe und Farbe der Pflasterung von dem restlichen Platz und durch einen Begrenzungsrahmen aus Granitpflaster ab. Das Thema der Insel wurde aufgrund der indifferenten Bebauungsstruktur und der starken Bedeutung einer identitätsstiftenden „Mitte“ gewählt.
Der nördliche und südliche Bereich der Insel differenziert sich durch ein graues Kleinpflaster. Genutzt wird dieser Bereich für den ruhenden Verkehr. Die neu gepflanzten Platanen begrenzen diese Bereiche und fassen die Mitte stärker zusammen. Es wurden Bänke positioniert, die sich zur Mitte hin orientieren. Im nördlichen Bereich befindet sich der Maibaum und im südlichen der Brunnen. Der alte Baumbestand am Zehentplatz wird erhalten und durch Bodenleuchten angestrahlt. Die Leuchtstehlen an der West-Ost-Achse, die das Zentrum durchqueren, werden für eine weitere Gestaltung der Insel genutzt. Streifen aus Kalkstein verbinden diese mit anderen Punkten des Platzes. Die Barrierefreiheit ist auf dem gesamten Gelände gewährleistet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch eine klar ablesbare, übergeordnete Strukturierung der west-östlichen Wegeführung durch drei einfach und selbstverständlich gestaltete Plätze. Jeder dieser Plätze wird nachvollziehbar räumlich gefasst.

Der diffusen Ausgangssituation des Zehentplatzes mit ihrem Überangebot an Platz und den unscharfen Raumkanten wird mit zwei nachvollziehbaren Maßnahmen geantwortet: Ausbildung eines überschaubar kleinen zentralen Platzes und spürbare Raumkanten aus hochstämmigen Bäumen. Der vorgeschlagene Platz bietet zeitgleich ausreichende Fassung, um ein Geborgenheit aufkommen zu lassen und die gebotene Offenheit, um dem Kopfbau von Zott mit seinen öffentlichen Funktionen Raum zu geben.

Die Parkierung an der Nord- und Südseite dieses zentralen Platzes wird positiv gesehen. Eine Trennung von Platz und Parkierung wird vermisst. Ebenso gelungen ist die geschärfte Raumbildung der Fortsetzung der Brunnengasse in Verlängerung des Kopfbaus von Zott ausgebildet. Günstig auch die Fortführung der Wörthfeldstraße. Die Multifunktionalität des Platzes wird positiv gesehen, da bei Großveranstaltung durch Bypässe problemlos die Platzfläche stillgelegt werden kann. Die genaue Kurvenführung der Hauptstraße über den Platz wird als etwas zu wenig entschieden kritisiert.

Kritisch wird der hohe Versiegelungsgrad gesehen. Der Anschluss des neuen Platzes an das Umfeld erscheint gelungen, wobei hier die versiegelten Flächen im Norden kritisch gesehen werden. Die begrünte Restfläche zwischen Fuggerstraße und Brunnengasse ist im Entwurf geschickt trennend ausgebildet. Die Diskussion schwankt zwischen temporärer Sperrung des Erschließungsweges im Süden des neuen Platzes (die Dr.-Steichele-Straße fortführend) und einer generellen Verlegung des Hauptverkehrs mit zwei Knicken über die südwestliche und südliche Kante des Platzes, um diesen dauerhaft zu beruhigen. Diese Lösung reagiert auf das Risiko, dass der vom Verkehr zerschnittene Platz im Ergebnis defizitäre Aufenthaltsqualitäten aufweist.

Die formale Ausbildung der dargestellten Leuchtstelen erscheint unangemessen, die Zebrastreifen sind funktional sinnvoll, formal zu wenig subtil. Die Lage der Bushaltestelle an der Dr.-Steichele-Straße ist funktional und räumlich ungünstig. Die Bäume in der Nähe des Schornsteins von Zott sind eine unangemessene Konkurrenz desselben.