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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2015

Kindergarten

1. Preis / Nach Überarbeitung

Peter Plattner

Architektur

architetto elena mezzanotte

Architektur

Kauer Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Planungsteam E-Plus GmbH

TGA-Fachplanung

ELPlan - Elektroplanung

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

SITUATION UND ORT - ZENTRUM DER ÖFFENTLICHKEIT
Das bauliche Ensemble wird von großmaßstäblichen Bauten mit meist privater Nutzung sowie dem am Wettbewerbsgebiet vorbei führenden Viadukt der Umfahrungsstraße geprägt. Im Süden reicht das Areal bis an die Ufermauern des Waltner Bachs, im Westen ist es durch den Bannstreifen der unterirdischen Hochspannungsleitung begrenzt, der nicht für den Kindergarten genutzt werden kann.

KONZEPT I STRUKTUR UND RÄUMLICHER KONTEXT
Der ländliche Baukörper wird bewusst aber behutsam in den bestehenden Kontext eingefügt und soll mit einer angemessenen Distanz den räumlichen Bereich zur dahinterliegenden Straße abschließen und somit einen Dorfrandabschluss bilden. Die kompakte und einfache Form reagiert sensibel auf das heterogene, städtebauliche Umfeld. Die ortsräumliche Setzung erfolgt sensibel und integrativ am Übergang von Straße zum Platz. Die klare nördliche Positionierung des Baukörpers, schafft einen großzügigen Außenraum zwischen dem neuen Volumen und den Ufermauern des Waltner Bachs. Der nahtlos ins neue Gebäude übergehende Vorplatz ermöglicht eine einzigartige Freiraumqualität, die sowohl die Kindergärtner, als auch die Nutzer und Besucher genießen können. Der neue Baukörper wird etwas abgesenkt vom Straßenniveau erschlossen und verbindet über den multifunktionalen Eingangsbereich den Vorplatzbereich, der durch eine schützende Mauerkante zur Gemeindestrasse abgeschlossen wird. Der durch den Neubau vergrößerte Außenraum bildet nun den gemeinsamen Vorplatz des Kindergartens, von welchem aus die Haupterschließung ins Gebäude und auch in den Freibereich erfolgt. Das Gebäude reagiert mit gezielten Öffnungen auf Bewegungsabläufe, Raumsequenzen und Blickbezüge zur umliegenden Bergwelt und Natur. Die Transparenz und Offenheit der anschließenden Eingangszone lässt Innen und Außen verschmelzen und sorgt so für die notwendige Großzügigkeit und Durchlässigkeit in den gemeinsamen, halböffentlichen Räumen. Dieses offene Raumgefüge ist Abstand, Verbindung und Treffpunkt gleichzeitig.

RAUMPROGRAMM UND FUNKTIONSABLÄUFE
E r s c h l i e ß u n g I Foyer als Bindeglied - Raum für Begegnungen:
Der multifunktionale Eingangsbereich im Erdgeschoss soll einerseits die praktische, zentrale und behindertengerechte Anbindung aller Geschosse garantieren und andererseits die gemeinsamen, zum Teil auch öffentlich genutzten Räumlichkeiten mühelos, funktionell und klar verbinden. Der großzügig überdachte Eingangsschopf ermöglicht ein wettergeschütztes Kommen und Gehen und lässt die Erdgeschossflächen durch die raumhohen Verglasungen mit dem Außenbereich verschmelzen. Neben dem separaten Zugang zum Mehrzwecksaal, kann durch die zentrale Positionierung der Büroräumlichkeiten, der gesamte offene Eingangsbereich übersichtlich beaufsichtigt werden. Der am Eingangsbereich positionierte Mehrzweckraum bietet zusätzliche Erweiterungsflächen bei gemeinschaftlichen Kindergartenveranstaltungen. Dieser kann direkt und unabhängig genutzt werden und bildet zusätzlich einen geschützten Übergang zum Gartenraum. Der großzügige, mittige Aula- und Ankunftsbereich, als Bindeglied und seinem multifunktionalen Inneren lässt alle Möglichkeiten offen und schafft Raum für Begegnungen.

K i n d e r g a r t e n I durchlässige Raumanordnung mit klaren Bezügen:
Vom Eingangsfoyer ausgehend, zieht sich die Hauptachse über die großzügig, zentrale Treppe die Erdgeschoss und Oberschoss verbindet, quer durchs Gebäude. An dieser Achse sind sowohl die Gruppenräume, als auch die Gemeinschaftsräume aufgefädelt. Diese Achse ist sowohl Verbindungsweg wie auch Jausenbereich, der durch die angrenzenden Funktionen, wie Familienecke und die flexiblen Lernnischenbereiche belebt und bewohnt wird. Die Gruppenräume samt den dazugehörigen Nebenräumen nehmen auf beiden Ebenen Platz. Die übersichtliche und variable Anordnung der zum Gruppenraum gehörenden Nebenräume, bringt eine optimale Verteilung der Kinder mit sich. Die Wegeführung entlang der Spielnischen zu den Allgemeinräumlichkeiten und die innere Raumfolge sind spannungsvoll und abwechslungsreich. Sowohl die horizontale, als auch die vertikale Wegeführung wird immer von starken Sichtbezügen begleitet. Die abwechslungsreiche Orientierung der Gruppenräume, lassen eine sehr hohe Aufenthaltsqualität erwarten. Die großen, bandartigen Fensterbereiche nehmen mit ihrer Tiefe das Spielen und Verweilen der Kinder in alle Richtungen auf. Die einfache und überschaubare Organisation erleichtert den Kindern die Orientierung und bildet durch eine räumlich spannende Ausformung den idealen Ort für Kinder. Eine sehr hohe, angenehme Benutzerqualität mit vielfältigen Ein- und Ausblicken sind das übergeordnete Ziel.

S p i e l ,- B e w e g u n g s - u n d E r f a h r u n g s r a u m
Sinneseindrücke erfahren und erforschen:
Spielräume bieten Kindern die Möglichkeit, an einem störungsfreien Ort ihre Kreativität und Phantasie frei zu entfalten. Durch vielfältiges Erproben entwickeln sie ihre individuellen Fähigkeiten und bilden ihre Persönlichkeit aus. Sie lernen wichtige, soziale Kompetenzen wie Empathie und Kommunikation, erleben Kooperation und Konkurrenz, erfahren sich selbst und die Anderen. Was Kinder beim Spielen erleben, übersteigt oftmals die Vorstellungskraft des Erwachsenen. Im Spielen machen Kinder ernst.

Außenräume fordern Bewegung heraus. Klettern, Hangeln, Hüpfen und Balancieren sind nötig, um sie zu erobern. Die Motorik des Menschen wird trainiert und ausdifferenziert. Komplexe und dynamische Strukturen fordern die Suche nach Lösungen, erwecken die Lust am Experimentieren und Kombinieren. Das realistische Einschätzen von Risiken wird erlernt und das Erkennen oder gar Überschreiten eigener Grenzen immer wieder neu erfahren. Die Bewegungslandschaften sind lebendige Herausforderungen, welche das Erforschen und Begehen neuer Wege ermöglichen und das Selbstbewusstsein stärken.

Wir Menschen sind Sinneswesen. In allem war wir tun, verlassen wir uns auf unsere Sinneseindrücke. Für viele Menschen sind heute bewusste sinnliche Erlebnisse selten geworden. Reizüberflutung bestimmt unsere Umgebung. In den auf phänomenologischer Grundlage gestalteten Erfahrungsräumen befriedigen wir kindliche Neugier und bringen Erwachsene zum Staunen. Die Qualität von Sinneseindrücken, ausgelöst durch Farbe, Form, Material, Licht oder Klang, kann bewusst erlebt, erfahren und erforscht werden.

KONSTRUKTION UND MATERIAL
Mischbau in Stahlbeton und Holzbauweise I harte Schale – weicher Kern:
Um auf die schwierigen, äußeren Anforderungen wie dem Straßenlärm der Umfahrungsstraße bestens reagieren zu können, wird das neue Kindergartengebäude in einer Mischbauweise vorgeschlagen. Dabei soll die Außenhülle als schützende harte Schale in eingefärbtem Sichtbeton und der innere Kern als weicher, warmer und Geborgenheit vermittelnder Holzbau ausgeführt werden. Das Innere des Gebäudes ist geprägt von gesägten Riemenböden im Wechsel mit geschliffenen Betonflächen für die stark beanspruchten Bereiche. Die Wand- und Deckenflächen folgen einem harmonischen Wechsel von Holzverkleidungen mit perforierten Holzakustikflächen. Sämtliche Baumaterialien sollen unbehandelt eingebaut werden, um mit ihrer materialeigenen Direktheit auf die Benutzer zu wirken. Die sinnliche Qualität der Baumaterialien wird durch messbare Kriterien wie schadstofffreie Raumluft und einer ausgezeichneten Ökobilanz ergänzt und verbessert.

ÖKOLOGIE UND ÖKONOMIE
Ein wesentlicher Faktor für die Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb ist die kompakte und einfache, konstruktive Form des Baukörpers. Der Neubau wird energetisch als Passivhaus oder zumindest in Passivhausstandard konzipiert. Eine hochwertige Dämmung aller beheizten Bauteile sowie eine Minimierung der thermischen Gebäudehülle garantieren niedrige Betriebskosten. Ein intelligentes Haustechniksystem verbunden mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung garantiert ein ökologisches und kostensparendes Gebäudeklimakonzept. Der Einsatz von ökologischen und robusten Baumaterialien garantiert eine lange Nutzungsdauer und schafft somit einen positiven Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit und Ökonomie.

ENERGIE UND HAUSTECHNIK
Das Gebäude sieht die Einhaltung des Passivhausstandards mit spezifischem Heizwärmebedarf von 15 kWh/m2a mit geringen Betriebs,- Wartungs- und Instandhaltungskosten vor. Der kompakte Baukörper mit thermisch optimierter Gebäudehülle sowie hochwertiger Verglasung und einer effizienten, außenliegenden, intelligenten Sonnenschutzlösung sind Voraussetzung für die Erreichung einer hohen Energieeffizienz. Das angestrebte Gebäudeklimakonzept wird durch die energetisch, hochwertige, massive Gebäudehülle garantiert. Zur Regulierung auftretender Raumtemperaturschwankungen bei Wärmegewinnen bzw. zur Sicherstellung der Sommertauglichkeit werden in den Bauteilen speicherwirksame, hocheffiziente, ökologische Dämm- und Baumaterialen eingebaut. Ein intelligentes Haustechniksystem verbunden mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung und busgesteuerten, CO²-geführte Volumenstromreglern, welche nur bei Anwesenheit die jeweiligen Räume mit Frischluft versorgen, garantiert ein ökologisches Gebäude Klimakonzept.

FREIRAUM UND AUSSENANLAGEN
Die Gestaltung des „Gartens“ ist ein romantisches Spiel von flachen, grasbewachsenen Hügeln und geschwungenen Kieswegen. Ergänzt wird diese Komposition durch befestigte Wege und Flächen in Betonplattenstruktur sowie kindergerechten Spielelementen. Die unterschiedlichen Hochstammbäume mit den verschiedensten Früchten und Laubstrukturen sollen den Kindern das abwechslungsreiche Spiel der Jahreszeiten näher bringen.

Der bekieste Zufahrtsweg zum Untergeschoss wird verlaufend, als Teil der Außenanlage in Material und Form angepasst und wirkt dadurch als Teil der Gesamtanlage. Die geforderten Parkflächen werden unauffällig und dezent platziert. Der Mauerabschluss entlang der Gemeindestraße bildet einen sauberen, schützenden und sicheren Abschluss. Die erforderlichen Auto- und Busabstellplätze sind auf Straßenniveau direkt am der Gemeindestrasse platziert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das überarbeitete Projekt besticht nach wie vor durch seinen kompakten gedrungenen Baukörper und die klare Architektursprache. Der Entwurf zeigt sich nach der Überarbeitung gefestigt und hat nichts von seiner ursprünglichen architektonischen Kraft verloren. Die gewählte Materialisierung mit dem bewussten Kontrast zwischen harter Außenhülle und weicher Innenhaut ist von großer Qualität.
Die Verlegung von 4 der 5 Gruppenräume nach Süden stellt räumlich eine große Aufwertung dar. Der überarbeitete Grundriss bietet trotz seiner Kompaktheit ein hohes Maß an Flexibilität. Durch die Konzentration der Verkehrsflächen auf den mittleren Gebäudebereich rücken die einzelnen Räume näher zusammen. Im Zuschnitt dieser Flächen liegt großes Potential hinsichtlich einer vielfältigen Nutzbarkeit. Sehr gut gewählt ist die neue Position des Bewegungsraumes neben dem Eingangsbereich, der sich dadurch optimal für Veranstaltungen anbietet.
Aus pädagogischer Sicht bietet der Entwurf den Kindern und Fachkräften den größten Spielraum für die verschiedensten Nutzungsvarianten. Die Absenkung des Eingangsniveaus gegenüber der Straße wird kontrovers diskutiert und kann die Jury insgesamt nicht überzeugen.

Bei der Umsetzung des Projektes sind folgende Empfehlungen zu berücksichtigen:
- Der Kindergarten soll auf das Niveau der Straße angehoben werden, um den Kindern den Ausblick ins Dorf zu ermöglichen und auf die Zugangsrampe verzichten zu können. Der Bereich vor dem Gebäude ist als befestigter Vorplatz, ev. auch mit einem Sitzplatz, auszubilden.
- Der Gebäudezugang sollte direkter erfolgen, die vorgeschlagene Variante erscheint in ihrer Wegführung zu umständlich.
- Die Ballspielfläche vor dem Bewegungsraum ist schlecht besonnt, außerdem ist eine Zweiteilung des Gartens wegen des höheren Personalaufwandes nicht erwünscht. Aus diesem Grund soll das Gebäude nach Norden verschoben werden und die Ballspielfläche als ein mit einem Netz umgebener Bereich im Garten realisiert werden.
- Die konzentrierte Anordnung der Lernräume im nördlichen Bereich des Obergeschoßes soll überdacht werden, eine zentralere Anordnung eines der 4 Räume wird ausdrücklich erwünscht. In diesem Zusammenhang zu überdenken ist auch die Positionierung des Personalbereichs, für den eine weniger exponierte Lage angemessen erscheint.
- Eine mögliche Anordnung der Küche auf Eingangsebene erscheint vorteilhaft und sollte angedacht werden.
- Bei der Gestaltung der Innenräume ist großes Augenmerk auf eine gute Raumakustik zu legen.
- Die Westfassade sollte nicht als Rückfassade ausgebildet werden. Diesbezüglich konnte die Variante des ersten Entwurfs mehr überzeugen. Bei der Dimensionierung und Verteilung der Fensterflächen der Westfassade ist der Blick auf die Lärmschutzwand mit zu berücksichtigen.
- Im Garten sind Niveauunterschiede sowie befahrbare Wege ausdrücklich erwünscht.
- Bei der Ausarbeitung der weiteren Projektstufen ist generell darauf zu achten, dass mit dem Entwurf auch für die weitere Zukunft eine große Flexibilität gewährleistet ist.