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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2015

BR hoch drei - Standort München-Freimann

ein 1. Preis / Ideenwettbewerb + ein 1. Preis Realisierungswettbewerb

Preisgeld: 128.000 EUR

kadawittfeldarchitektur

Architektur

Atelier Thomas Pucher ZT GmbH

Architektur

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Ingenieurbüro Hausladen GmbH

Bauingenieurwesen

BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH

Verkehrsplanung

nees Ingenieure GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Der Campus Freimann des Bayerischen Rundfunks liegt im Münchner Norden und befindet sich im Landschaftsschutzgebiet Isarauen, welches sich als regionaler Grünzug vom Stadtrand bis beinahe in die Innenstadt Münchens erstreckt.
Durch den Reformprozess „BR hoch drei“ erhält der Campus mit dem trimedialen Aktualitätenzentrum einen hochwertigen Neubau und zugleich wird eine umfangreiche räumliche Neuordnung des gesamten Campus-Areals durchgeführt. Des Weiteren wird der ökologische Wert des neuen Campus erhört.

Konzept
Das freiraumplanerische Konzept hat zum Ziel, den Campus räumlich klar zu definieren und eine einfache Orientierung und einen identitätsstiftenden Charakter zu erzeugen. Das Gebiet wird in seiner Funktion in die zwei wesentliche Typologien „Boulevard“ und „Park“ unterschieden. Der Boulevard befindet sich im westlichen Bereich des Campus, verknüpft wesentliche Bestandsgebäude miteinander und führt zum Aktualitätenzentrum am Nord- und Süd-Eingang.
Der östliche Bereich des Campus ist landschaftlich gestaltet. Dort wird als Park eine großzügige und waldartige Grünfläche entstehen. Der Park wird nach Osten hin von Bebauung frei gehalten und eine waldartige Grünstruktur zieht sich von Außen in den Campus. Dadurch erhält der Campus einen stärkeren Bezug zu den Isarauen. Die zurückhaltende und schlichte Gestaltung sowie eine einfache materielle Ausbildung wird dem neuen Campus einen angemessenen und repräsentativen Ausdruck verleihen.

Entwurf
Der Boulevard
Die einheitliche Ausgestaltung der Nord-Süd-Achse zu einem Boulevard markiert deutlich den Weg zum trimedialen Aktualitätenzentrum. Das Fontänenfeld und die Sitzelemente markieren gemeinsam mit dem Sendeturm die repräsentative Entreesituation zum Neubau. In den Vorzonen der Bestandsgebäude befinden sich kleine Garteninseln mit Gräserpflanzungen, Holzdecks und blühenden Bäumen. Sitzmöbel unter den Bäumen erhöhen die Aufenthaltsqualität und dienen der Kommunikation oder Kontemplation.

PKW-Parkplätze und überdachte Fahrradstellplätze sind in unmittelbarer Nähe der jeweiligen wesentlichen Bestandsgebäude dezentral angeordnet. Die PKW-Stellplätze werden locker mit Kirschbäumen überstellt.
Die zurückhaltende Gestaltung des Fahrbereichs hat eine Verkehrsberuhigung zum Ziel und erhöht die Attraktivität für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer, insbesondere im Gehwegbereich. Eine Wasserrinne begleitet den Gehweg und betont die Nord-Süd Ausrichtung des Campus. Sie leitet Regenwasser von Süden nach Norden durch das natürliche Gefälle ab, durch die offene Rinne wird dieser Prozess gestalterisch sichtbar gemacht. Die Zufahrten zu den Parkplätzen werden entsprechend überdeckelt und befahrbar gemacht.
An dem Campusentree im Norden und Süden befinden sich zwei Wasserflächen. Sie laden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zum Verweilen ein und dienen als Regenwasserretentionsfläche. Die bestehende nördliche Wasserfläche am Besucher-Service-Zentrum wird vergrößert und aufgewertet. Der Außenbereich der neuen Kantine wird umgestaltet und erhält eine neue großzügige Außenterrasse.

Der Park
Der Großteil des wertvollen Baumbestandes in der Grünfläche bleibt erhalten. Neue Baumpflanzungen aus blühenden Bäumen (z.B. Blauglockenbaum) ergänzen den Bestand, verstärken den Waldcharakter und setzen Akzente gegenüber der auentypischen Bestandsvegetation.
Auf den Waldlichtungen wird den Mitarbeitern ein vielfältiges Angebot an Freizeitaktivitäten angeboten, dort können z.B. ein Grillplatz und ein Bolzplatz angesiedelt werden.

Innenhof
Jeder der Innenhöfe des trimedialen Aktualitätenzentrums erhält eine eigene Identität durch ein unterschiedliches Farb- und Vegetationskonzept.

Materialität
Zur Stärkung des Erscheinungsbildes des gesamten Boulevards wird eine einheitliche, zusammenhängende Gestaltung aus hochwertigen Pflastersteinen vorgeschlagen. Sonstige Anlieferungs- und Nebenstraße werden mit farblich auf den Pflasterbelag abgestimmtem Asphalt ausgestaltet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ideenteil:
Die städtebauliche Intention der Arbeit ist, den Charakter des großzügig von Grün dominierten BRStandorts in Freimann mit wenigen zurückhaltenden Setzungen zu stärken und für die Neustrukturierung eine signifikante Adresse zu formulieren.
Ein großzügiger Boulevard erschließt den Campus neu, ohne ihn zu zerschneiden. Er beginnt im Norden schmal und weitet sich zu einer angerförmigen gemeinsamen Mitte. Dort steht auch das neue Gebäude: ein flacher, polygonaler Solitär, der sich mit vier Gebäudeflanken dem Grünraum Richtung Isaraue öffnet und gleichzeitig so positioniert ist, dass noch Raum für Weiterentwicklung auf dem Areal besteht.
An der Südseite des Gebäudes liegt die Tiefgaragen-Erschließung, die vom südlichen Teil des Boulevards angedient werden kann. Die im Norden richtig angeordnete Mensaerweiterung und die Logistikgebäude sind ausreichend proportioniert und verkehrstechnisch gut angebunden.

Realisierungsteil:
Der neue Gebäudekörper versteht es in besonders gut umgesetzter Weise, die technischen und logistischen Anforderungen des Senders zu erfüllen und daraus gut proportionierte und wohl belichtete Räume zu schaffen. Mit der klar formulierten Mitte des Newsrooms wird dem Wunsch nach einem gemeinsamen Zentrum entsprochen. Die funktionale Nähe von Wellenhaus und Aktualitätenzentrum ist überzeugend gelöst. Um das journalistische Dreieck zu erfüllen, wird die Anbindung an das Haus 2 auf der richtigen Ebene angeordnet und verbindet nicht nur Alt mit Neu, sondern ermöglicht die gewünschte Einheit des Senders auf dem Gelände. Das Gebäude schafft es, den erforderlichen Workflow in Räume zu übersetzen ohne aufgesetzte Bilder zu bedienen. Mit seinen nur drei Geschoßen und der Betonung der Horizontalen vermittelt der Neubau Leichtigkeit und Transparenz. Hölzerne Fensterelemente lösen die starke horizontale Geste des Hauses auf und gliedern es angemessen.
Sieben schön geschnittene, begrünte Innenhöfe belichten alle Arbeitsplätze und bieten für die inhaltlichen Einheiten des Gebäudes einzelne Identifikationsräume auch im Freien. Der Entwurf überzeugt die Jury durch seine großzügige und allseitige Öffnung auf dem Campus und die gut gewählten Proportion im Verhältnis zu den Bestandsgebäuden.