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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2017

Neugestaltung der Oberen und Unteren Hauptstraße

2. Preis

Preisgeld: 12.500 EUR

Logo verde Ralph Kulak Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft mbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

ERLÄUTERUNGSBERICHT

Realisierungsteil

Idee

Die Obere und Untere Hauptstraße werden in ihrer Funktion als Versorgungs- und Geschäftsbereich gestärkt. Im Bereich der Kirche St. Vitus, des Rathauses, der Brauerei und der Bürgergasse wird die historische Ortsmitte besonders gestalterisch hervorgehoben. Die neue Ortsmitte wird barrierefrei mit durchgehender Pflasterung zwischen Kooperator-Schmidt-Straße und Einmündung Schmiedgasse vorgeschlagen. In den angrenzenden Straßenbereichen werden die Gehbahnen verbreitert, neu gepflastert und gegen die Fahrbahn mit Hochborden abgegrenzt. Eine abschnittsweise Erstellung ist möglich.

Umfeld Rathaus I Kirche

Ausgehend vom bereits gestalteten Rathausplatz werden die neu zu gestaltenden Bereiche durch die Pflasterung (Granit, Großpflaster, anthrazit, feinkörnig) einheitlich ausgeformt. Die Kooperator-Schmid-Straße wird als verkehrsberuhigter Bereich gestaltet und beschildert. Die obere Hauptstraße wird im durchgehend gepflasterten Bereich zwischen Kooperator-Schmid-Straße und Schmiedgasse als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich (Tempo 20) vorgeschlagen. Die deutliche Reduktion der Fahrgeschwindigkeiten, das erleichterte Queren für die Fußgänger, die Aufwertung des Straßenraums durch Bestuhlung und Bewirtung und die einheitliche Oberflächengestaltung ermöglichen die neue Ortsmitte und einen neuen Identifikationsort für die Marktgemeinde.
Ausbauelemente wie Bäume, Aufkantungen in der Pflasterung (1 cm), die Außenbestuhlung und Einbauelemente wie Fahnenmasten und Mastaufsatzleuchten werden zur Verhinderung von Gehwegparken eingesetzt. Das Parken ist nur in den dafür gekennzeichneten Bereichen zulässig. Die Bushaltestellen werden mit Kassler Sonderbord ausgestattet, um Barrierefreiheit im ÖPNV zu gewährleisten.
In den verkehrsberuhigten Bereichen werden Mittelrinnen als weiteres Element zur Verlangsamung des Fahrverkehrs vorgeschlagen.
Der Rathausplatz und der Kirchplatz werden optisch und funktional miteinander verbunden. Störende Elemente wie Hecken und Parkstände werden entfernt, die „Hopfenlaube“ erweitert und bepflanzt. Der Maibaum könnte durch eine geringe Korrektur der Lage deutlicher auf den Rathausplatz ausgerichtet werden.

Obere und Untere Hauptstraße

Die Obere und Untere Hauptstraße sind aufgrund des Ziel- und Quellverkehrs immer noch mäßig mit motorisiertem Individualverkehr (MIV) belastet. Die Umbauziele müssen daher neben der Verkehrssicherheit auch die Sicherheit der Fußgänger und insbesondere der Schüler berücksichtigen. Mit einem Regelquerschnitt von 5,50m für die Fahrbahn können die Gehbahnen in der Breite optimiert werden und hinsichtlich der Pflasterung der Ortsmitte gestalterisch angeglichen werden. Eine reduzierte zulässige Höchstgeschwindigkeit von Tempo 30 als Streckengeschwindigkeit trägt zur Verkehrssicherheit und –beruhigung sowie zur Lärmminderung bei . Der Begegnungsverkehr Pkw/Lkw (Bus) ist gewährleistet.

Kreuzungsbereiche

In der Einmündung der Moosburger Straße (FS 32) in die Obere Hauptstraße / Freisinger Straße werden die übergroßen Radien zugunsten der Fußwegbreiten zurückgenommen. Baumpflanzungen markieren hier den Beginn der Tempo-30 Regelung und unterstützen dadurch ein niedriges Geschwindigkeitsniveau.
Auch die Einmündung der Pfaffenhofener Straße (St 2045) in die Mainburger Straße und Untere Hauptstraße kann hinsichtlich der erforderlichen Querschnitte und fahrtechnisch erforderlichen Radien optimiert werden.

Materialien

Gehbahnen und neu zu pflasternde Platzflächen werden in Natursteinpflaster (Granit, Oberseite geschnitten, gestockt, Kanten gebrochen), die Borde (Höhe 8 cm) werden in Einzelsteinpflaster (Granit, gebrochen) ausgeführt. Der Straßenbelag wird in Asphalt ausgeführt. Die Gehwege werden im verkehrsberuhigten Geschäftsbereich (Obere und Untere Hauptstraße) höhenmäßig mit einer Aufkantung gegenüber der Fahrbahn abgesetzt.

Beleuchtung

Die Beleuchtung erfolgt über wechselseitig im Straßenraum gestellte Mastaufsatzleuchten.

Ausstattung

Auf dem Rathausplatz wird eine durchgehende Bank zur Erhöhung des Aufenthaltserlebnisses vorgeschlagen. Weitere Bankstandorte sollten v.a. den Lehrpfad am Leitersdorfer Bach und den Spielplatz attraktivieren. Abfallbehälter werden nur an besonders belasteten Stellen eingesetzt.

Kunst

Wechselnde Kunstausstellungen oder Symposien im Freiraum stärken die Fremdenverkehrsansprüche.

Ideenteil

Spielplatz am Klosterberg

Der Spielplatz wird über Stege vom Klosterberg und von der Kooperator-Schmid-Straße neu erschlossen. Eine spätere Anbindung entlang des Leitersdorfer Baches ist möglich. Das Wasser wird über eine Holz-Plattform und die angebotenen Stufen/Podeste erlebbar gemacht. Räumlich, gestalterisch als Gesamtraum konzipiert und einheitlich mit Bäumen der Weichholzaue überstellt, wird der Spielplatz für die Altersgruppen aus Sicherheitsgründen zoniert.
Für die Altersgruppe 0-6 Jahre wird der westlich Teil eingezäunt und mit altersgerechten Spielgeräten ausgebaut. Der Altersgruppe der 6-12 jährigen werden Freispielflächen (Bolzen) und der Zugang zum Wasser angeboten. Im Zuge der Umgestaltung wird die ökologische Funktion des Baches verbessert. Ein leicht mäandrierender Ausbau nach Osten wäre später wünschenswert.

Wegeachse Färbergraben / Leitersdorfer Bach

Die landschaftlich und ortskulturell bedeutende Fußwegachse wird mit punktuellen Interventionen zu einem Lehrpfad aufgewertet. Themen sind die Ortsbäche in Au, historische Nutzungen, Gewässerbiologie und der Hopfenanbau. Besonders thematisiert wird die Abens, die Hochwasserproblematik, Versiegelung und Chancen zur Verbesserung der Gewässerökologie.

Parkplatz Hopfenhalle / Umgestaltung Mainburger Straße

Der Parkplatz an der Hopfenhalle kann mit einfachen Mitteln (Großbaumpflanzung) ohne Verlust von Stellplätzen (Unterflurbaumroste) dauerhaft aufgewertet werden. Die temporären Nutzungen (Hopfenfest) sind weiterhin möglich.
Der überbreite Ausbau der Mainburger Straße in diesem Bereich wird ebenfalls kostengünstig zurück genommen. Die vorgeschlagene Baumreihe in der Straßenmitte führt zu Reduzierungen der Fahrgeschwindigkeiten und markiert in diesem Bereich den Beginn der Tempo30 Streckengeschwindigkeit. Die wichtige Funktion als Querungshilfe wird beibehalten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das vorgeschlagene Entwurfskonzept zur Aufwertung der Oberen und Unteren Hauptstraße als Aufenthalts-, Geschäfts- und Versorgungsbereich ist schlüssig entwickelt und überzeugt vor allem zwischen Schmiedgasse und Kooperator-Schmid-Straße durch die Ausformung eines großzügigen verkehrsberuhigten barrierefreien Kernbereichs mit durchgehender Pflasterung.

Am bestehenden Rathausplatz wird der Bereich im Anschluss zu Kirche und Pfarrhof sinnvoll weiterentwickelt und schafft einen gut nutzbaren öffentlichen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität für Fußgänger, Radler und Autofahrer. Elemente wie Sitzbänke, Bestuhlung und Erweiterung der „Hopfenlaube“ am Platz werden dabei unaufdringlich in das bestehende Gefüge integriert.

Durch den Verzicht der Stellplätze auf der Nordseite bietet sich dem Besucher zudem eine reizvolle Blickbeziehung zur Kirche St.Vitus. Allerdings ist der Standort der Bushaltestelle mit Wetterschutz vor dem denkmalgeschützten Pfarrhof hinsichtlich Lage und Gestaltung diskussionswürdig.

Die Außenbereiche von Oberer und Unterer Hauptstraße sind in Form und Material gestalterisch gut an den Kernbereich angebunden und tragen durch die reduzierte zulässige Höchstgeschwindigkeit zur Verkehrssicherheit, Beruhigung und Lärmminderung bei.

Unbeantwortet bleiben jedoch die Übergänge zur Pfaffenhofener und Moosburger Straße. Die erforderlichen Kurzzeitstellplätze zur Sicherung des vorhandenen Ladenbestands im Bereich der Oberen Hauptstraße werden zwar angedeutet, ein Parkierungskonzept für Anzahl und Standorte aber fehlt.

Die Aufweitung des Leitendorfer Baches im Bereich des ehemaligen Löschteichs mit Holzdeck, Sitzterrassen und Spielbereiche erweitert das innerörtliche Freizeitangebot und steigert in Verbindung mit dem Lehrpfad entlang des Wasserlaufes die Aufenthaltsqualität. Die geplante Baumstellung auf dem Parkplatz zwischen den Hopfenhallen und die Sitzstufen entlang der Böschung zur Abens lassen auch zukünftig einen Festbetrieb ohne Einschränkung zu.

Die Arbeit steuert hinsichtlich Entwurfsidee, Detailausbildung und Materialwahl einen gestalterisch ambitionierten und wirtschaftlich umsetzbaren Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe bei.