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Gesamtleistungsstudienauftrag - Selektives Verfahren | 04/2015

Erneuerungsprojekte Pflegezentren „Im Spiegel“ und „Lindehus“

Itten+Brechbühl AG mit HRS Renovation AG

Itten+Brechbühl AG mit HRS Renovation AG

Zuschlag / „Lindehus“, Turbenthal

Itten+Brechbühl AG

Architektur

HRS Renovation AG

Bauunternehmen

Beurteilung durch das Preisgericht

Für das „Lindehus“ schlagen ITTEN BRECHTBÜHL & HRS vor, die bestehende Fassade durch das Anhängen raumhaltiger «Rucksäcke» zu ersetzen, um mit dieser Volumenvergrösserung die Zimmerschicht entsprechend zu verbreitern. Die erforderliche statische Analyse ist detailliert beschrieben und die statischen Massnahmen wurden in einem plausiblen Tragwerkskonzept konkret skizziert. Damit werden ohne Ausnahme die gewünschten Zimmergrössen erreicht - ganz ohne die angenehme Bewegungsfreiheit der breiten Korridore aufgeben zu müssen. Die Zirkulationsfläche ist angenehm dimensioniert, geschickt wird man immer wieder ans Licht geführt. Es entsteht ein entspannter Rundlauf, der alle vier Gebäudesegmente zu einer Einheit verbindet. Tageslicht und die Vielfalt unterschiedlicher Ausblicke sorgen für eine freundliche Atmosphäre und gute Orientierung. Über die offene Artikulation der Fluchttreppen mittels Brandschutztüren wird auch die vertikale Verbindung zwischen den Geschossen gestärkt, was einer guten Kommunikation unter den verschiedenen Pflegegruppen dient. Massive Sitzbänke und Fensternischen bieten ein zusätzliches Angebot für Gemeinschaft und Rückzug. Auch wenn die Flure von Brandlasten freigehalten werden müssen und damit nicht wie dargestellt möblierbar sind, wird hier ein angemessener Begegnungsraum geschaffen, der den unterschiedlichen Bedürfnissen von Bewohnern (Rundgang, Kommunikation) und Pflege (gute Sichtbeziehungen, kurze Wege) in sehr hohem Masse gerecht wird.

Ein zentrales Entwurfselement ist der ca. 45 m2 grosse Lichthof, der über eine verglaste Öffnung im Dach Licht bis ins Eingangsgeschoss bringt und damit den «Schwerpunkt» des Gebäudes an die richtige Stelle verschiebt um im Ankunftsbereich einen schönen Akzent zu setzen. Er erlaubt ausserdem eine gute Sichtbeziehung zwischen den verschiedenen Ebenen und dient als zentraler Orientierungspunkt, was für Menschen mit einem abnehmenden Bewegungsradius immer wichtiger wird. Die Behaglichkeit für den hier angeordneten Arbeitsplatz müsste über eine bauphysikalische Simulation noch näher geprüft werden.

Die allgemeinen Nutzungen im Erdgeschoss sind schlüssig und übersichtlich entlang einer inneren Passage angeordnet. Im unmittelbaren Übergang von Mehrzweckraum und Speisesaal wurden die statischen und haustechnischen Konflikte aus den darüber liegenden Zimmergeschossen weder gelöst noch dargestellt. Positiv wurde der Gedanke gewertet, im Dachgeschoss einen attraktiven Beschäftigungsraum anzubieten, so dass auch von den Bewohnern das ganze Haus bespielt wird. Die noch nicht belegten Flächen im Dach bieten ein gutes Potential um in Zukunft innerhalb des bestehenden Dämmperimeters weitere Nutzungen anbieten zu können.

Nach aussen präsentiert sich das „Lindehus“ mit einem neuen, frischen Gesicht. Die grossen liegenden Fensterformate mit Brüstungen schaffen nicht nur einen hohen Wohnwert für die Bewohner mit erhöhtem Sicherheitsbedürfnis, sie verleihen dem Gebäude auch einen offenen, zeitgemässen Ausdruck. Die gedeckten Loggien sind schön gesetzt ohne die Primärvolumetrie zu stören. Das Erdgeschoss ist eindeutig als öffentliches Geschoss artikuliert, damit wird der Bau auch seiner übergeordneten städtebaulichen Bedeutung für Turbenthal gerecht. Die Parkplätze sind oberirdisch angeordnet, was eine aufwändige Tiefgarage erspart. Sie sind kompakt organisiert, so dass eine ausreichend grosse Fläche für die Gestaltung des Aussenraumes zur Verfügung steht.

Die identischen Grundrisse in den beiden Pflegewohngruppen im 1. und 2. Obergeschoss lässt eine optimale Einsatzplanung der Mitarbeiter/innen zu. Ebenso darf im Bereich Unterhalt ein positiver Aspekt erwartet werden, da alle Erschliessungen vertikal erfolgen können. Das Anordnen der allgemeinen Räume und der Büroräumlichkeiten im Nordteil des Erdgeschoss stellt eine gute Lösung dar, da dadurch der Niveaunterschied nicht in den Pflegebereich fällt.

Das Projekt sieht 46 grosszügige Einzelzimmer vor; ein Anteil an Ehepaar- oder Doppelzimmer würde das Projekt aufwerten auch bezüglich der Investitionskosten, gerechnet pro Bett, attraktiver machen.

Gesamthaft zeigt sich hier ein in sich stimmiges Projekt das mit entschiedenen Eingriffen auf allen Ebenen einen spürbaren Mehrwert generiert: eine hohe Wohnqualität für den Einzelnen, ein übersichtliches, solides Grundrisslayout für eine gute Gebrauchstauglichkeit und eine überdurchschnittlich gute Zirkulation in Verbindung mit einer angemessenen Transformation des architektonischen Ausdrucks. Im Hinblick auf einen langfristigen Nutzungshorizont rechtfertigt der zukünftige Mehrnutzen die statisch erhebliche Eingriffstiefe. Das Ergebnis wird ein behagliches Zuhause sein, das seit jeher einen festen Platz in der Gemeinde hat und den heutigen Bedürfnissen wieder besser gerecht werden kann.