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Ankauf 6 / 6

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2007

Neubau der Freihof-Realschule

Lageplan, Perspektiven, Konzept

Lageplan, Perspektiven, Konzept

Ankauf

mijic architekten und Ingenieure PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Leitgedanken

Wir verstehen das Freihofareal als eine \'Stadt in der Stadt\'. Mit unserer Planung ergänzen wir das historische Gebäudeensemble und schaffen so neue städtebauliche Qualitäten. Dabei orientieren wir uns an der historischen Raumkante des Kasernenhofs, wie er der Stadtkarte von 1828 zu entnehmen ist:

- der winkelförmige, dreigeschossige Baukörper der Realschule bildet eine neue Platzkante für den Freiraum, der das Schlössle umgibt. Es entsteht ein klar definierter Platzraum
- das Gebäudevolumen der neuen Realschule nimmt den Maßstab der Umgebungsbebauung auf und ordnet sich dem Schlössle als historisches Zentrum deutlich unter
- zwischen Realschule und Sporthalle entsteht ein interessanter Hofbereich, der auch nach Fertigstellung der neuen Turnhalle erhalten bleibt
- das Gebäude der Realschule ist freigestellt. Gassen zwischen den Baukörpern erlauben die Anbindung der Grundschule im Norden des Areals und einen großzügigen Zugang zur Lindachuferzone mit der Brücke zum östlichen Stadtgebiet
- Übersichtlichkeit und Durchblicke zwischen den Freiflächen werden durch den überbauten Eingangsbereich der Realschule ermöglicht
- der Schulhofbereich soll in Zukunft frei von PKW-Verkehr sein. Wir konzentrieren daher den ruhenden Verkehr im Umfeld des Stadtarchivs im Westen
- das Schulgelände wird jetzt als attraktive Weg-Platz-Folge erlebt.

Gebäudekonzept

Ein klarer, kantiger Baukörper fügt sich passgenau in das knapp bemessene Baugrundstück ein. Die Gebäudehöhe beschränken wir bewusst auf drei Geschosse, um nicht in Konkurrenz mit dem Volumen des Schlössle zu treten. Dafür nehmen wir den Klassenflügel entlang der Lindach gerne in Kauf, gibt er uns doch die Chance, den Durchgang zur Grundschule im Norden zu begleiten.

Das Gebäudevolumen ist kompakt, trotzdem muss es aber die Möglichkeit eines überdachten Eingangsbereichs ohne Sekundärelemente geben. Daher weicht die Erdgeschossfassade an der Westecke des Gebäudes zurück, schafft so einen überdeckten Freibereich und ermöglicht gleichzeitig den Raumfluss vom Schlössle in den Hof zwischen Realschule und Sporthalle.

Das Gebäude, gerade auch in seiner städtebaulichen Einbindung, ist ein Lernort. Als Passivhausschule verdeutlicht es unsere Antworten auf die brennenden Fragen unserer Gegenwart nach Energiebedarf, Nachhaltigkeit, ökologischem und gesundheitsbewussten Bauen. Dass hierbei alle Faktoren gegeneinander abgewogen werden müssen und letztlich das Gesamtergebnis zählt, ist selbstverständlich.

Erschließung, Konstruktion und Materialwahl

Über das Foyer der Eingangshalle gelangen die Schüler zu einer großzügigen einläufigen Treppe, die in die Obergeschosse mit den Klassenräumen und dem Lehrer- und Verwaltungsbereich führt. Alle Geschosse, auch der Gymnastikraum im Untergeschoss sind über einen Aufzug behindertengerecht angebunden. Im Erdgeschoss liegen die Räume des Ganztagesbereichs, die von den Grundschülern mitbenutzt werden. Die Verkehrswege im Inneren des Gebäudes werden über eine Oberlichtverglasung zusätzlich belichtet, wobei das Licht durch transparente Treppenläufe und Deckenaussparungen bis in das Erdgeschoss fällt.

Das Tragwerk des Bauwerks ist eine konventionelle Mischkonstruktion mit tragenden Mauerwerkscheiben, Stahlbetonstützen und -flachdecken. Der Keller wird auf Grund der örtlichen Hochwasserproblematik in WU-Beton ausgeführt. Entsprechend dem Passivhausstandard wird das Gebäude mit einer ca. 30 cm dicken Dämmschicht aus Zellulosedämmplatten umhüllt. Auf dem Dach kommt eine qualitativ hochwertige Dämmung aus Foamglas, ebenfalls 30 cm stark, zur Ausführung.

Nach Außen ablesbar treten die Geschossdecken in Erscheinung. Zwischen die Decken stemmen sich die Wandscheiben mit den raumhohen Fensteröffnungen in freier Anordnung, gleich einem \'Barcode\', der jedem Klassenraum seine individuelle Kennzeichnung gibt: kein Raum ist gleich dem Anderen.

Als Verkleidung der hochgedämmten Wandscheiben haben wir eine hinterlüftete, sägeraue Lärchenholzschalung gewählt. Hierzu in Kontrast treten die horizontalen Bänder der Geschossdecken, die mit planen, farbig hinterlegten Glasplatten verkleidet sind. Der extreme Wechsel in der Oberfläche zwischen sägerau und spiegelglatt verleit der Fassade einen besonderen Reiz, der mit der Verwitterung der naturbelassenen Holzschalung noch gesteigert wird.

Außenanlagen

Ausgehend vom zentralen Schlössle sollen die Freianlagen ruhig und zurückhaltend gestaltet werden, wodurch die Architekturen aus unterschiedlichen Epochen miteinander verbunden und in ihrer Wirkung gesteigert werden. Lineare Fugenbilder gliedern die einzelnen Bereiche.

Ausgewählte Standorte für neue Bäume unterstreichen die räumlichen Qualitäten der Gesamtanlage. An der Ostseite des Schlössle soll ein Forum für Aufführungen der Schüler bzw. der Musikschule entstehen. Im Umfeld der nördlich gelegenen Grundschule ist ein Spielbereich sowie ein Schulgarten vorgesehen. Die Ufer zur Lindach werden naturnah ausgebildet. Bäume und Sträucher der standortgerechten Vegetation prägen den Eindruck und sichern die Uferböschungen. Im Bereich der neuen Realschule ist dabei eine kleine Bastion als Aufenthaltsbereich vorgesehen.

Technische Gebäudeausrüstung

Die Wärmeversorgung der Realschule wird über Geothermie-Erdsonden realisiert. Diese decken ca. 80% des Gesamtenergiebedarfs ab. Die restliche Energie wird über den vorhandenen Heizkessel des Nachbargebäudes bereitgestellt und dient zur Spitzenlastabdeckung. Für die Wärmeübergabe an die Räume, werden in den Betondecken PE-X Rohre verlegt, die als Bauteilaktivierung für die statische Beheizung des Gebäudes zuständig sind. Darüber hinaus erhält das Gebäude eine mechanische Zu- und Abluftanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung als dynamisches Heizsystem. In den Übergangszeiten soll es möglich sein, lediglich die Abluftanlage in Betrieb zu halten und die Zuluft über Nachströmöffnungen in der Fassade in die Klassenzimmer zu führen. Dies spart elektrische Energie für den Zuluftventilator und wirkt sich somit positiv auf die Energiebilanz des Gebäudes aus. Dieses System kann auch zur natürlichen Entwärmung in den warmen Sommermonaten verwendet werden (Nachtentwärmung). Um eine hohe Nutzerakzeptanz zu erhalten, soll es möglich sein, die Fensterflächen zu öffnen, um den Nutzer die Möglichkeit zu geben, ganz individuell zu lüften. Um unnötige Energieverluste zu minimieren wird bei geöffnetem Fenster die mechanische Lüftungsanlage über einen Fensterkontakt abschaltet. Alle Klassenräume erhalten einen CO2 Sensor, der die jeweilige benötigte Luftmenge ermittelt und demnach nur die benötigte Luftmenge zuführt. Für die Beleuchtung sehen wir eine tageslichtabhängige Kunstlichtregelung mit Tageslichtnutzung vor. Sensoren messen den Tageslichteintrag in dem Raum und belichten den Raum so, dass an allen Bereichen die geforderte Beleuchtungsstärke vorhanden ist. Um die Dachflächen der Schule zur Energiegewinnung zu nutzen, werden partiell Photovoltaikdachbahnen auf dem Gebäudedach installiert.
Südansicht, Erdgeschoss, Schnitt

Südansicht, Erdgeschoss, Schnitt

Westansicht, 1.OG, Schnitt

Westansicht, 1.OG, Schnitt

Nord- und Ostansicht, Grundrisse

Nord- und Ostansicht, Grundrisse

Energiekonzept, Fassadendetail

Energiekonzept, Fassadendetail

Modellfotos

Modellfotos

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