Umbau/Sanierung Rathaus und Alte Kanzlei

Eine Balance zwischen Baudenkmal und Eingriff zugunsten neuer Anforderungen wird mit dem Projekt auf angemessene Weise geboten: Rathaus und Kanzlei werden reduziert und den heutigen Bedürfnissen angepasst.

Eine klare, funktionelle Grundordnung, die auf den historischen Bestand des Rathauses reagiert, wird eingeführt: ein Dreibund gliedert in gut belichtete Arbeitsbereiche und eine mittige Zone mit Nebenräumen und Aufzug durch alle Geschosse. In großen Bereichen führt diese Neuordnung zu großzügigen und gut belichteten Arbeitsbereichen und bietet Flexibilität für zukünftige Anforderungen. An einigen Stellen führt dies allerdings zu Zwängen und wirkt schematisch: der Toilettenblock im EG wie die Registratur im 1. OG liegen z.B. unnötig zentral. Auch die Treppe ins Dachgeschoss muss neu entwickelt werden. Die klare Strukturierung führt aber auch zu Eingriffen in die Statik.
Die Lage des Bürgerbüros im Erdgeschoss wie die dreiseitige Belichtung zum umgebenden öffentlichen Raum wird positiv bewertet, wünschenswert wäre die Anordnung von zwei einzelnen Arbeitsplätzen für sensible Bürgerangelegenheiten. Stadtkasse und Rechnungsamt sind auf zwei Geschossen untergebracht - sie gehören zusammen, ebenso sind eigene Räume für Amtsleiter nicht nachgewiesen.

Bei beiden Gebäuden werden Zugänge und Treppen als wesentlicher Bestandteil der historischen Gebäude übernommen und selbstverständlich aufgewertet. Z. B. wird der bisherige Abstellbereich neben der Haupttreppe als Luftraum geöffnet und wertet das Gebäude durch Blickbeziehungen über die Geschosse auf.
Die neu hinzugefügten barrierefreien Erschließungen werden hingegen sowohl beim Rathaus wie bei der Kanzlei kritisiert. Am Rathaus orientiert sich die Rampe an der Kanzleistraße nach Osten und weist damit weg vom Alltagsgeschehen. Der Zugang zur Kanzlei unverständlicherweise an der Turmstraße gelegen wendet sich vom Geschehen ab und deplaziert die Besucher, die auf diesen Zugang angewiesen sind.
In der Alten Kanzlei sind die Funktionen gut zugeordnet. Das Defizit im Raumprogramm basiert auf der fehlenden Integration des Dachgeschosses. Die Sichtbarkeit des Wandels durch zeitgenössische Fassaden wird positiv bewertet: Holzlamellen, Zitat früherer Gebäudenutzung als Scheune im Bereich nicht denkmalgeschützter Bauteile heben das barocke Gebäude der alten Kanzlei in seiner Besonderheit hervor.

Das Projekt wird als sehr guter Beitrag gewertschätzt: in Bezug auf die heutigen Bedürfnisse einer öffentlichen Verwaltung – eine erweiterte Zugänglichkeit sowie funktional und atmosphärisch hohe Bedürfnisse an den Arbeitsplatz - bietet es gute Antworten. Gleichzeitig respektiert es den Bestand und macht neue Eingriffe ablesbar.