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Parallelbeauftragung | 03/2015

Parkhaus Burgfeld

Heske Hochgürtel Lohse Architekten, 1. Rang / Neues Parkhaus Burgfeld, Lübeck

Heske Hochgürtel Lohse Architekten, 1. Rang / Neues Parkhaus Burgfeld, Lübeck

Gewinner

Preisgeld: 15.000 EUR

Heske Hochgürtel Lohse Architekten

Architektur

TGP Landschaftsarchitekten Trüper Gondesen und Partner mbB

Landschafts- / Umweltplanung, Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Parkhaus Burgfeld, Lübeck
Gestaltung und Einbindung eines Parkhauses in das Burfeld

Grundlagen
Der Standort des neuen Parkhauses Burgfeld im Böschungsbereich zwischen Burgtorwiese respektive Peter-Rehder-Park und Hafenstraße stellt maximale Anforderungen an die bauliche, außenräumliche und verkehrliche Lösung.
Auf allen drei Feldern greift das Vorhaben in die über Jahre gewachsene und bisher wiederholt und unabhängig voneinander überformten Bestände ein. Während der Verkehr aller Gattungen Wiese und Böschung schon immer mehrfach schnitt und fragmentierte, blieb die Baumkulisse, als bestimmendes Element auf dem oberen Terrain stets erhalten. Der neue Baustein eines Hochbaus bildet somit neben Verkehr und Grün eine dritte Komponente zur Gestaltung einer funktionalen und ästhetischen Lösung.

Der Entwurf für das Parkhaus realisiert mindestens 326 Stellplätze auf drei Ebenen und auf der grundrisslichen Basis der durch den Auftraggeber gelieferten Studie. Deren Anordnung wird gemäß dieser plausibilisiert.
Um den Baukörper und somit den Eingriff in den Hügel im Bereich des natürlichen Brückenkopfes und unterhalb der schützenswerten Bäume bestmöglich zu reduzieren, werden die Spindelerschließungen durch innere Rampen ersetzt. Das somit verkürzte und geometrisch verklarte Volumen wird entlang der ehemaligen Böschungskante der Fährstraße bestmöglich in Richtung Gertrudenstraße geschoben. Es ergibt sich hier, mit optimaler Anbindung an einen bestehenden Verkehrsraum, eine Ein- und Ausfahrt auf dem Niveau des 1. OG. Die Zufahrt von der Travemünder Allee wird gemäß Studie im 2. OG realisiert und lediglich verlängert.

Das Halten der alten Böschungskante der Fährstraße stellt die wichtige grüne Kante entlang der gesamten Hafenstraße mit großer Tiefe frei. Durch die Anbindung des Parkhauses an die Gertrudenstraße kann ein Eingriff in das Böschungsband durch eine Ein- und Ausfahrt im Bereich der Hafenstraße vermieden. Ebenso die zusätzliche Bestückung dieses zuletzt im Gegenüber bereits hochwertig aufbereiteten Stadtraumes durch störende Lichtzeichen- und Verkehrsanlagen.

Parkhaus
Der Baukörper des Parkhauses strebt keine Erscheinung als Gebäude an. Einerseits aus Respekt vor den im Umfeld dominierenden Zeitzeugen aus Burg, Hubbrücke und Hafenschuppen, anderseits aus seiner eigenen untergeordneten Funktion heraus, tritt er mit keiner Fassade gänzlich an die Oberfläche. Stets verläuft sich die einfache luft- und lichtdurchlässige Hülle aus Streckmetall in Cortenstahl im grünen Böschungsband oder im Hügel der Burgtorwiese.
Durch die Anordnung eines Licht- und Luftschlitzes entlang der Nahtstelle aus Grün und Fassade, kann das Erdgeschoss des Baukörpers weitestgehend in die Böschung eingelassen werden. Die reduzierte Höhe wird durch den kompakten Abschluss und die Vermeidung einer zusätzlich auftragenden Brüstung verstärkt.

Der Raum zwischen Burg, Hafenkante und Burfeld erhält somit das historische Motiv des grünen Böschungsbandes zurück.

Auf dem Niveau der Burgtorwiese kann die Dominanz der Großbäume unter Erhalt der schützenswerten Bäume optimal erhalten werden. Aus deren imposanter Kulisse betritt der Besuchers des Peter-Rehder-Parks die neue Terrasse oberhalb des Parkhauses. Während die beiden vertikalen Auslässe der Erschließung als in der Fläche und im Volumen minimierte und transparente Objekte auf die Zugänglichkeitkeit des Parkhauses verweisen, bleibt dessen Volumen von oben verborgen. Die neue Kante erweitert Wiese und Park und die räumliche Qualität einer Terrasse, mit einem weiten Blick auf Altstadt und Hafen. Gewachsene Wegebeziehungen finden hier ein Ziel und binden an, an die neue Erschließung von Burgtor und Hansemuseum.

Fußläufige Erschließung
Das Parkhaus bietet mit einläufigen Treppen und einer natürlichen Belichtung eine klare Gestaltung und übersichtliche Struktur für den Personenverkehr innerhalb und durch das Gebäude. Weiterhin bietet der durchgehende Treppenraum eine bestmögliche soziale Kontrolle des gesamten Zugangs. Im Bereich des Erdgeschosses kann durch einen optionalen Stich durch die Böschung eine barrierefreie Erschließung auch direkt in die Hafenstraße realisiert werden.

Lüftung
Für das Parkhaus besteht eine natürliche Belüftung im Sinne der Gar-VO. Die luftdurchlässige Fassade, eine bemessungskonforme Anordnung von Querlüftungsöffnung auf der Hangseite und der Licht- und Luftschnitt an der Nahtstelle von Böschung und Fassade auf voller Länge, stellen die erforderlichen Lüftungsquerschnitte sicher. Eine Herausführung der Querlüfter bildet sich im Park mit minimalen und gestalterisch eingebundenen Elementen in einer weiten Anordnung ab.

Hochwasserschutz
Die Einbauposition jeder Lösung für den Neubau des Parkhauses erfordert den Schutz vor Hochwasser. Die Ausbildung des Erdgeschosses in WU-Betonkonstruktion, dessen Lagerung vor der aufgehenden Metallfassade und der Verzicht auf eine großflächige Durchdringung durch eine Zufahrt aus der Hafenstraße bildet den bestmöglichen Schutz und reduziert ein Wartungsrisiko bei Hochwasser auf den lediglich optionalen Personenzugang.

Fazit
Der Neubau des Parkhauses Burgfeld schafft mit 326 Stellplätzen eine für Bewohnerinnen und Bewohner und Besucherinnen und Besucher funktionale Lösung. Gleichzeitig minimiert das kompakte Volumen den Eingriff in den Hügel und die zurücknehmende Gestaltung rückt die Erstarkung des grünen Böschungsbandes und den Gewinn für Burgtorwiese und Park in Form der neuen Rehder-Terrasse in den Vordergrund. (HHL)

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besticht durch eine sehr geschickte Platzierung des Gebäudes in den Hang des Burgfeldes. Durch die gewählte Stellung und die Anbindung über die Gertrudenstraße tritt das Gebäude hinter die Böschung zurück, der Böschungsfuß kann durchgehend erhalten bleiben und steigt zum Brückenkopf hin an. Hierdurch ist das Gebäude landschaftsplanerisch gut in den Hang eingebunden – das Grundmotiv ist der in den Hang gestellte massive Sockel, der ein begehbares Plateau bildet. Der nur optional dargestellte Zugang zur Hafenstraße ist für eine barrierefreie Erschließung allerdings erforderlich und schwächt den Entwurf in gewissem Maße.
Die zurückhaltende Gestaltung des Gebäudes respektiert die Nachbarschaft zu den denkmalgeschützten Hafenschuppen und dominiert diese nicht. Das gewählte Fassadenmaterial (Streckmetall) unterstützt die natürliche Belüftung. Jedoch sollte die Fassade konsequent als Teil des sockelartigen Bauwerks verstanden und ausgebildet werden. Die Wirkung des Parkhauses in den Nachtzeiten sollte zudem überprüft werden.
Die gewählte Gestaltung des Parkhausdaches verlängert den Park durch die Ausbildung eines ruhigen Plateaus. Die schlichte und gut überschaubare Gestaltung der neuen Terrasse ordnet sich dem Besonderen des Ortes ohne große Inszenierung unter. Die historische Nutzung des Burgfeldes bildet sich gut ab. Der Balkon bildet eine schöne Geste und gewährleistet die wichtigen Blickbeziehungen von jeder Stelle. Die Terrasse kann somit auch als Chance für den Ort und die Nutzer verstanden werden.

Stellungnahme Technischer Sachverständiger
Übersichtlichkeit der Gesamtanlage:
Die Anlage ist kompakt. Die Parkebenen sind horizontal und gut zu überschauen, die Orientierung ist einwandfrei.

Ein- und Ausfahrten:
Die beiden Zufahrten von der Fährstraße und der Gertrudenstraße sind je einstreifig, die Leistungsfähigkeit der Kontrollanlage ausreichend, Stauräume vor den Schrankenanlagen sind gegeben.
Die alleinige Ausfahrt zur Gertrudenstraße ist ebenfalls einstreifig, sie sollte mit Rücksicht auf eventuelle Staubildungen durch z.B. Nichtbedienen der Kassenautomaten zweistreifig ausgelegt werden, damit die erforderliche Leistungsfähigkeit erhalten bleibt. Dies auch in Hinblick auf die Zusammenführung der Ausfahrtströme von unten und von oben unmittelbar vor der Ausfahrtkontrolle.

Erschließungssystem:
Pro Parkebene eine Umfahrt mit anliegenden Stellplätzen, so dass freie Plätze leicht erkennbar sind. Die Stellplätze sind in Schrägaufstellung angeordnet, was ein bequemes Ein- und Ausparken ermöglicht. Die geraden Rampen in Seitenlage sind gut zu befahren. Es herrscht Einbahnrichtungsverkehr.

Stützensystem:
Stützen sind nicht eingetragen, zu vermuten ist eine Mittelachse mit Einzelstützen zwischen den Stellplätzen. Die sich dabei ergebende große Stützweite wirkt sich positiv aus, das Ein- und Aussteigen wird erleichtert.

Fußgängererschließung:
Zwei interne Treppenanlagen und ein separater Aufzug sind eingeplant, sie sind von den Nutzer/innen gut zu erkennen.

Lüftung:
Die angestrebte natürliche Be- und Entlüftung muss nachgewiesen werden.
Perspektive Hafenstraße

Perspektive Hafenstraße

Entwurfspiktogramme

Entwurfspiktogramme

Heske Hochgürtel Lohse Architekten, 1. Rang / Konzept: Neues Parkhaus Burgfeld, Lübeck

Heske Hochgürtel Lohse Architekten, 1. Rang / Konzept: Neues Parkhaus Burgfeld, Lübeck

Stadträumliche Einordnung M 1:1000

Stadträumliche Einordnung M 1:1000

Heske Hochgürtel Lohse Architekten, 1. Rang / Park auf dem Dach: Neues Parkhaus Burgfeld, Lübeck

Heske Hochgürtel Lohse Architekten, 1. Rang / Park auf dem Dach: Neues Parkhaus Burgfeld, Lübeck

Entwurf M 1:200

Entwurf M 1:200

Heske Hochgürtel Lohse Architekten, 1. Rang / Ansicht: Neues Parkhaus Burgfeld, Lübeck

Heske Hochgürtel Lohse Architekten, 1. Rang / Ansicht: Neues Parkhaus Burgfeld, Lübeck