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4. Rang 5 / 5

Nichtoffener Wettbewerb | 06/2015

Neugestaltung des Bahnhofsplatzes Brig-Glis

5. Rang

Preisgeld: 10.000 EUR

Penzel Valier AG

Architektur

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

integral ruedi baur

Design

Erläuterungstext

Panoramateppich

Der Bahnhofsplatz und die Stadt
Die Neugestaltung des Bahnareals setzt die Geschichte des Zusammenwachsens von Bahn und Stadt fort, die im 18.JH. mit dem Bau des Bahnhofs und der Achse zum Sebastiansplatz angefangen hat und im 20.JH mit der Aufwertung von Bahnhof- und Furkastrasse weitergeführt wurde.
Die jetzt anstehende Neugestaltung des Bahnhofplatzes ist die letzte Etappe der Anbindung des Bahnhofes an die Stadt; der Bahnhofplatz wird so endgültig zum wichtigen Stadtraum in Brig.

Das T, das Dreieck, und der Bahnhofsplatz: 3 Figuren der stadträumlichen Lesung

Das T: Der zusammenhängende Stadtraum
Der Achse der Bahnhofstrasse trifft auf Nord- und Viktoriastrasse. Gemeinsam bilden sie einen T-förmigen Stadtraum, der symmetrisch die zwei Flügel des Areals aufspannt und strukturell die Stadt prägt.
Der Entwurf setzt die bestehende Strasssenraumgestaltung der Bahnhofstrasse mit Baumbestand und Steinverwendung in Nord- und Viktoriastrasse sowie nördlich entlang der Bahnhofsbauten fort. Die städtebauliche Figur addiert sich so zu einem zusammenhängend lesbaren Stadtraum, der sich bis an die Bahnhofsbauten ausdehnt.
Der neue Bahnhofsplatz liegt somit nicht vor der Stadt, sondern wird zum Teil der Stadt. Eingeschrieben darin ein Hängedach, das den zusammenhängenden Stadtraum spüren lässt.

Dieser Stadtraum hat zwei Schwerpunkte; der eigentliche Bahnhofplatz und der neu entstehende Spitalplatz im Westen. Das Dach akzentuiert diese Schwerpunkte über dessen Kopfbildung.
Der Spitalplatz wird so räumlich definiert und hat mit den angedachten Planungen das Potential zum neuen Zeichen der Wirtschaftskraft Brigs zu werden. Diese Lesung eröffnet zudem Möglichkeiten einer weiteren Verdichtung im Bereich des bestehenden Parkhauses.

Das Platz- Dreieck
Im Zusammenspiel von Bahnhofs- Spital und Sebastiansplatz entsteht ein Dreieck als Grundgerüst der städtebaulichen Entwicklung von Brig. In dieser Lesart wird der Bahnhofsplatz auch als ein kompakter, punktförmiger Ort verstanden, der das Dreieck vollendet. Zeichen dafür ist der Belagsteppich, der sich vor dem Bahnhof ausbreitet.
Jeder dieser Plätze aus unterschiedlichen Epochen hat eine eigene Identität und Bedeutung im Stadtgefüge: Der mittelalterliche Sebastiansplatz, der Spitalplatz als Zeichen des aufstrebenden Brigs und der Bahnhofplatz als Ort, wo sich Stadtbewohner und die Reisende treffen.

Der Bahnhofsplatz
Im Gegensatz zu der heutigen Situation wird der Platzbereich auf eine stadträumlich angemessene Grösse mit klaren Grenzen und klarer Form beschränkt. Durch die seitliche Einschnürung des Platzes über den Gleiskörper wird die der MGBahn als touristische Identität inszeniert und gleichzeitig ein präzis begrenzter Raum als eigentlicher Bahnhofplatz definiert.

Eingespannt zwischen Bahnhofsgebäude und Viktoria Strasse schafft ein Belagsteppich einen hochwertigen Ort des Ankommens und Verweilens. Der Teppich webt mit dem traditionellen Material von unterschiedlichen regionalen Pflastersteinen eine Belagstextur, die sich am umliegenden Bergpanorama referenziert.

Im Kontext von Bahnhofsgebäude und MGB Dach bildet eine Gruppe von Föhren den räumlichen Schwerpunkt des Platzes. Diese findet ihren Widerhall auf der Nordseite des Spitalplatzes.
In materieller und massstäblicher Analogie zum MGB Dach gliedern langgezogen Sitzbänke aus dunklem Stahl und Holz die Platzflächen. In ihrer Länge entwickeln sie die nötige Präsenz, um im grossräumigen Umfeld zu bestehen.
Im Gegensatz dazu wird die Präsenz der SBB- Velodächer bewusst heruntergespielt und in den Kontext des Baumbestandes eingewoben.

Beurteilung durch das Preisgericht

5. Preis: Panoramateppich
Studio Vulkan Landschaftsarchitektur GmbH, Zürich (Federführung)
Penzel Valier AG, Zürich (Tragwerksplanung und Architektur)
integral ruedi baur zuerich gmbh

Das Projekt setzt die gut aufgezeigte und klare Orts-Analyse auf nachvollziehbare Weise um.
Die drei darin wichtigen Plätze werden ihrer Geschichte und Bedeutung entsprechend
unterschiedlich interpretiert und materialisiert. Mittels Baumreihen und Baumgruppen werden
nachvollziehbare Verbindungen geknüpft und Schwerpunkte gesetzt, ein hängendes Dach
verknüpft mit einer grossen Geste den Bahnhofplatz mit dem im Westen gelegenen
Spitalplatz.
Der Bahnhofplatz erhält mit dem Mosaik aus Pflastersteinen seine eigene Identität; der von
allen Rändern abgesetzte Belagsteppich schafft zusammen mit der seitlich platzierten
Föhrengruppe eine grosszügig städtische Atmosphäre und zugleich einen attraktiven
Aufenthaltsort für Wartende.
Der Spitalplatz am anderen Ende des Daches ist schwieriger zu fassen und überzeugt noch
nicht. Räumlich von den unterschiedlich daran ausgerichteten Gebäuden kaum formuliert,
zerfällt er in viele Teilbereiche, die stark verkehrsorientiert sind. Dass die Föhrengruppe hier
noch einmal zum Einsatz kommt, überzeugt angesichts der Heterogenität nicht, sie vermag
dem Ort kein Gewicht und kein genug starkes Gesicht zu geben. Auch die an dieser Stelle
im Bogen geführte Baumreihe schwächt das räumliche Konzept der ansonsten stark linear
geprägten Gestaltung.
Das Hängedach ist ein starkes Signal zur Verbindung dieser beiden Plätze, der beiden so
unterschiedlichen Orte. Die Torwirkung der beiden Hochpunkte, gebildet aus den Stützen und den als Gegengewicht weit überkragenden Endplatten, setzt ein Zeichen. Auf der
Bahnhofseite ist dies eine verständliche Geste, sie unterstützt die Ankommenden und
Umsteigenden gut in ihrer Orientierung und passt zu dem daran anschliessenden grossen
Bahnhofplatz. Im Westen kann dieselbe Geste aber nicht die gleiche Wirkung entfalten, dort
ist die Situation eine komplett andere und die Bewegung läuft ins Leere.
Die Grosszügigkeit und Leichtigkeit des präsentierten Daches wird positiv gewertet, auch die
moderne Sprache im Zusammenspiel mit dem modern materialisierten Bahnhofplatz wird
gewürdigt. Kritisch beurteilt werden dagegen die äusserst schweren und bedrohlich
wirkenden über den Köpfen der Passanten schwebenden Ankerkörper. Da das Dach in zwei
voneinander getrennte Bahnen aufgeteilt ist, werden Blickbeziehungen in die Landschaft und
auf die Berge möglich, der Ort bleibt gut erlebbar. Die im Perronbereich stützenfreie
Konstruktion ermöglicht zudem die unbehinderte Sicht auf den umgebenden Stadtraum. Die
Entwässerung des grossen Daches wird zum Thema gemacht und gut sichtbar in
Regenwasserbecken auf den Perrons geleitet, was bei nassem Wetter bestimmt eine
Attraktion für die Wartenden ist. Noch nicht gelöst ist die Führung der Fahrleitungen im
Dachbereich.
Ein Kritikpunkt sind die für die Konstruktion vorgeschlagenen Fundationen, die erhebliche
Erschwernisse für die Bauphase bis hin zur teilweisen Betriebseinstellung zur Folge haben
dürften. Die Kosten für das Dach werden ins mittlere bis obere Segment eingestuft.
Bei der Verkehrsführung bleiben noch Fragen offen, die jedoch nicht unlösbar scheinen.
Der Vorschlag der eigens für den Ort im Zusammenspiel mit der Gestaltungssprache des
Daches entwickelten Sitzbänke wird geschätzt, die Platzierung von Bänken zwischen den
Gleisen auf dem Bahnhofplatz ist jedoch nicht nachvollziehbar und auch aus
Sicherheitsüberlegungen nicht denkbar.
Das Projekt überzeugt mit seiner im Ansatz eleganten Gestaltung, stark angezweifelt wird
jedoch die Realisierbarkeit unter den gegebenen Voraussetzungen.
4. Rang 5 / 5