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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2016

Neubau einer Touristinformation auf dem Rathausmarkt

Blick von der Kleinen Alster

Blick von der Kleinen Alster

3. Preis

Winking · Froh Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Neue Nutzung - neuer Raum: Neubau einer Touristikinformation, Hamburg Rathausmarkt

Die geplante Touristikinformation unter den Rathausmarktarkaden hat zunächst ein Programm, welches den vorhandenen öffentlichen Raum einschränkt. Eine neue Bebauung unter den Arkaden bietet aber auch die Möglichkeit neue Räume zu bilden und zu erschließen. Sitzstufen als Tribünen auf und in dem Gebäude bilden das neue Zentrum für Information, Kultur und spontane Kleinkunst.
Für die neuen Pavillons wird die zweidimensionale Nutzungsverteilung aufgegeben zugunsten einer räumlichen Verschränkung. Mit einer Öffnung des Untergeschosses und der Einbeziehung der Dachflächen entstehen neue attraktive Bereiche für die Besucher und die Bewohner der Stadt.

Im Zentrum der Gesamtanlage entsteht eine neue und flexibel nutzbare Fläche im Untergeschoss, bei welcher die geplanten Nutzungen ineinandergreifen. Schaltbare und offene Übergänge zwischen Touristikinformation, Gastronomie, Ausstellungsfläche für Firmen und Service der Hamburger Hochbahn ermöglichen Synergien und eine effiziente Nutzung der Flächen. Ganz bewusst wird dabei von dem ursprünglich formulierten Raumprogramm mit den dort definierten Einzelflächen abgewichen.

Äußere Erschließung
Die neue Bebauung unter den Arkaden ist an den beiden äußeren Stirnseiten weit eingerückt, um hier eine überdachte Außengastronomie zu ermöglichen. Damit wird der Grundgedanke des öffentlichen Raumes unter dem Dach neu formuliert. Durch die Zusammenfassung zu je einer größeren Fläche für Außengastronomie auf beiden Seiten können die Flächen in der Summe kleiner werden. Die Hauptnutzungen Touristikinformation, Hamburger Hochbahn und Ausstellungsfläche werden jeweils beidseitig vom Rathausmarkt und vom Reesendamm erschlossen. Das Zentrum der Anlage bilden neue Tribünen, die sich auf den Raum zwischen den Arkadendächern beziehen. Der Raum in der Achse von Rathausturm und Ballindamm wird damit als Bühne definiert, die unabhängig von einer gastronomischen Bewirtschaftung bleibt. Das obere Deck kann bei Tag bespielt werden und bildet einen Ruhepunkt zum Verweilen über dem Trubel der Metropole. Nachts kann die Fläche mit einem feinen Edelstahlnetz gesperrt werden

Innere Organisation

Die beiden Pavillons Nord und Süd sind in der inneren Struktur annähernd symmetrisch aufgebaut. An den nach außen gerichteten Stirnseiten sind jeweils gastronomische Nutzungen platziert, welche den Raum unter dem vorhandenen Dach bewirtschaften. In der Mitte der Pavillons befindet sich jeweils der Eingang zu der Touristikinformation im Norden und dem Bereich der Hamburger Hochbahn und der Ausstellungs- und Präsentationsfläche im Süden. Beide Bereiche münden in die zentrale Fläche im Untergeschoss als „Schnittmenge“, die flexibel genutzt werden kann. Die breiten Tribünen mit Sitzstufen stellen den räumlichen Bezug her und können in die Nutzung einbezogen werden. Zwischen den Gastronomieflächen und den Serviceflächen im Erdgeschoss sind zusätzliche Nebentreppen als interne Verbindung angeordnet. Ein Aufzug gewährleistet die barrierefreie Erschließung auch vom Untergeschoss.

Konstruktion und Material

Die vorhandenen Materialien Stahl und Glas werden aufgenommen. Mit der Form zweier langgestreckter Rechtecke entstehen transparente Pavillons, die sich in ihrer äußeren Gestalt sehr zurücknehmen. Die schmale Dachkante und die großflächige Verglasung in der Teilung der vorhandenen Stützen lenken den Blick auf das wesentliche, die Inhalte. Die Primärkonstruktion sind biegesteife Rechteckrahmen aus Stahl mit eine aufgesetzten Fassade aus Glas. Die äußeren Sitzstufen und die Dachflächen sind als Schiffsdeck mit Eichenholzplanken und kalfaterten Fugen geplant. Das reduzierte Geländer aus Handlauf und Kniestock hat ein feines Edelstahlnetz als Füllung. Kreisrunde Oberlichter holen nicht nur zusätzliches Tageslicht in Erd- und Untergeschoss, sondern schaffen auch neue visuelle Verbindungen.

Eine flexible Nutzung verlangt auch flexible Möblierungskonzepte. Offene Tresen können mit Personal für Information oder Bewirtung besetzt sein, können aber von den Kunden als Informationspunkte auch selbstständig genutzt werden.

Die vorhandenen Technikräume mit Öltank und Notstromaggregat bleiben unverändert. Für die haustechnische Versorgung der neuen Pavillons werden die notwendigen Technikflächen ebenfalls im Untergeschoss angeordnet. Dies sind im Wesentlichen die Lüftungsgeräte. Speziell die Abluft der gastronomischen Nutzung kann mit UV-Bestrahlung über den Kochstellen von Gerüchen und Fetten gereinigt werden.

Eine moderne, zentrale Informationsstelle mit hochwertiger Ausstattung auf der einen Seite und ein Ort zum „Verweilen für nicht festgelegte Nutzungen“ auf der anderen Seite. Das bauliche Prinzip der Überlagerung schafft Räume für beides.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt mit seiner sehr ruhigen und klaren architektonischen Gestaltung. Die vorgeschlagenen Freisitze unter dem nördlichen und südlichen Kopf der Dachkonstruktion werden als eine Bereicherung für das Verweilen im öffentlichen Raum beurteilt. Die Betretbarkeit des Daches der Pavillons bedingt Schwierigkeiten bei der sozialen Kontrolle. Es müßte zumindest für eine plausible Absperrbarkeit zu kritischen Tageszeiten gesorgt sein. Die unterirdischen Nutzflächen sind durch die großzügigen Treppenanlagen und Oberlichter gut erschlossen. Die oberirdischen Flächen bieten Erweiterungspotenzial. Der Entwurf scheint wirtschaftlich gut darstellbar und bietet mit seinen Treppentribünen eine markante Erscheinung.
Erdgeschoss, Ansicht, Detail

Erdgeschoss, Ansicht, Detail

Untergeschoss, Längsschnitt

Untergeschoss, Längsschnitt

Perspektive Mönckebergstraße

Perspektive Mönckebergstraße