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Offener Wettbewerb | 05/2015

ipw, Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland | Ersatz- und Ergänzungsbau Klinik Schlosstal

3. Rang

Preisgeld: 33.000 CHF

Armon Semadeni Architekten GmbH

Architektur

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Gartenmann Engineering AG

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen für den Neubau einen kompakten, drei- bis viergeschossigen, dreiarmigen Baukörper vor und situieren diesen östlich der 1970er-Jahre-Erweiterung auf dem unteren Geländeniveau der Tössaue, nahe dem Geländesprung zum etwas höher liegenden Tössfeld. Mit einem offenen, eingeschossigen Verbindungsbau ist der Neubau an die Hauptversorgungsachse der Klinik angebunden. Auf derselben Ebene, jedoch vom Klinikbetrieb abgesetzt, ist am nordöstlichen Rande des Planungsperimeters der eingeschossige Werkhof platziert. Hier sind auch die Angestelltenparkplätze vorgeschlagen. Diese Konzeption respektiert die noch in spätbarock- klassizistischer Zeit gültige Regel des Respektabstandes zwischen Hauptadresse und dazugehörigen Zweckbauten, die sich in der vorliegenden Disposition alle auf der Ebene der Tössaue befinden. Der sorgfältig gesetzte Neubau respektiert die Schutzobjekte in hohem Mass und integriert sich überzeugend in die bestehende Anlage. Der historische Park mit seinen differenzierten Schichtungen wird dabei, unter geometrischer Überformung der Hangkante, als eigenständiges Feld frei gespielt und mit den Neubauten von Klinik und Werkhof begrenzt. Die Aussagen zum Umgang mit dem heute stark überwachsenen Park wie auch zum Umgang mit der Kante zwischen Tössfeld und -aue bleiben dagegen schematisch.

Die Gliederung des Hauptbaukörpers führt zu gut proportionierten, überschaubaren Aussenräumen. Diese verweben sich mit dem südlichen Park, dem westlichen Bau - bestand und der nordöstlich offenen Ebene der Auenlandschaft. Im Innern bilden pro Geschoss zwei Stationen eine Einheit. Die Stationen sind um einen Innenhof organisiert, der dreigeschossig als gut belichteter Hof möglich ist. Im viergeschossigen Bereich würde dieser bereits kritisch, mutiert vom Hof zum Terrarium oder zum Lichtschacht, ab fünf Geschossen (d. h. inkl. Aufstockung) stellt er mit seinen gegebenen Massen das Konzept in Frage. Die spätere Erweiterung ist als eingeschossige Aufstockung in Leichtbauweise angedacht. Diese Konzeption muss gerade im Kontext mit psychisch Erkrankten fundamental hinterfragt werden. Die in einer stark gedämmten, einer Massivwand vorgesetzten Holzverblendung vorgeschlagenen Fassaden sind in den Höfen über verschiedene Ebenen primär vertikal und gegen aussen horizontal strukturiert. Ein durchaus möglicher Ansatz.

Zwei Stationen sind auf gleicher Ebene organisiert, die nordseitige des Eingangsgeschosses um ¼-Geschoss erhöht. Die Privatstation wird im Sockelgeschoss vorgeschlagen, was jedoch nicht optimal ist. Eine gut belichtete, klar gegliederte Haupterschliessung führt über zwei eigene Vorplatzbereiche zu den Stationen. Diese sind an sich übersichtlich organisiert, wenn auch eine ringförmige Erschliessung die Übersichtlichkeit im Psychiatriebetrieb erschwert. Sehr problematisch ist die Anordnung der Isolierbereiche gegen den Innenhof wegen des ungenügenden Sichtschutzes. Die Patientenzimmer sind dem Verkehrslärm abgewandt situiert, und bei den wenigen exponierten Zimmern ist eine Loggialösung vorgeschlagen. Begrüsst werden die mit der Zwei-Stationen-Strategie verbundenen Synergien für Betrieb und Flexibilität. Sämtliche Raummasse sind jedoch auf das absolute Minimum reduziert. Ungünstig sind auch Anbindung und Erschliessung des Gebäudes. Es ist nur ein Lift für die sieben Stationen vorgesehen, was nicht den Anforderungen des Wettbewerbsprogramms entspricht. Die Ver- und Entsorgung des Gebäudes ist nur über den Aussenbereich möglich. Der Werkhof ist hingegen gut an einer peripheren Lage platziert.

Das Projekt «Agatha» erfüllt die Anforderungen in hohem Masse und zeigt architektonische wie betriebliche Qualitäten. Es bietet in der vorgeschlagenen, äusserst kompakten und minimierten Struktur zwar gute Voraussetzungen zur Einhaltung der Kostenvorgaben, bietet anderseits jedoch keinen Spielraum für die Behebung der festgestellten betrieblichen Mängel. Zudem ist die als Aufstockung vorgesehene Erweiterung unrealisierbar.