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5. Rang 6 / 6

Offener Wettbewerb | 05/2015

ipw, Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland | Ersatz- und Ergänzungsbau Klinik Schlosstal

6. Rang

Preisgeld: 10.000 CHF

B.E.R.G. Architekten

Architektur

Kuhn Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Zusammen mit dem Bestand, dem neu interpretierten, historischen Park im Süden und den beiden vorgeschlagenen kompakten, vier- bis fünfgeschossigen neuen Klinikbauten spannt dieses Konzept im Vollausbau einen aus Sicht der Verfassenden identitätsstiftenden Parkraum auf. Dieses Konzept thematisiert und verdeutlicht die ursprüngliche topographische Charakteristik der Nahtstelle zwischen Tössfeld und Tössaue. Der Werkhof befindet sich zusammen mit den Parkplätzen in der Nordostecke des Planungsperimeters. Gesamthaft entsteht so ein fliessender, parkartiger Freiraum, der sich über die unterschiedlichen Aussenraumbereiche vom Tössufer bis zur Autobahn erstreckt und die Erschliessung mit einbezieht. Sichtbar wird dies allerdings erst nach der Realisation der zweiten Ausbauetappe. Die Vielzahl der angedeuteten Parkthemen und die dispers wirkende Wegführung machen die Orientierung jedoch schwierig und vermögen weder die Zugangssituation überzeugend zu klären noch eine klar erkennbare Adresse zu schaffen. Eine offene, gedeckte Verbindung führt durch den inneren Park zu den Punktbauten. Der Parkierungsverkehr wird auf der Tössfeldebene in die Nordostecke geführt, der Anlieferungsverkehr über die bestehende Rampe in den Anlieferungshof. Die Zuführung von Notfällen in die Akutstationen ist unglücklich erschwert, die klare Trennung des Betriebes von Werkhof und Klinik hingegen wird begrüsst.

Zwei Quader, einer mit fünf Stationen inklusive Privatabteilung und einer mit zwei Stationen, bestimmen die Situation. Die Erweiterung ist mit einer zweigeschossigen Aufstockung angedacht. Dieser nachträgliche Aufbau würde gerade mit den hier vor - liegenden Krankheitsbildern zu einer grossen Herausforderung führen und ist nicht denkbar. Da bliebe nur der « Plan B », mit einem vorläufigen Ausbau um fünf Stationen und dem Weiterbetrieb des Provisoriums zu arbeiten, was jedoch einen erschwerten Betrieb zur Folge hätte und der Gesamtidee fundamental widersprechen würde. In die im Prinzip identischen Quader eingeschrieben ist je ein Innenhof. In seinen Proportionen wird dieser, gerade beim fünfgeschossigen Baukörper, zu sehr kritischen Belichtungsverhältnissen in den unteren Geschossen führen; für die Genesung psychisch Kranker keine optimalen Bedingungen.

In der architektonischen Formulierung schlagen die Verfassenden eine für alle Fassaden vorgesehene Verblendung mit sandfarbenen Faserzementplatten vor. Strukturierte Brüstungen, in den Schattenbildern von unten nach oben abgestuft, horizontale Sturz- und Brüstungsgesimse und in den umlaufenden Fensterbändern eingesetzte vertikale Lamellenstrukturen, aber auch die den Proportionen innenliegende Schwere der Baukörper generieren einen formalen Auftritt, der eher Emotionen in Richtung eines edlen Gewerbebetriebes denn eines Heilungsorts für psychisch Kranke auslöst. In den Stationen haben alle Patientenzimmer eine dem Lärm abgewandte Lage. Die innere Organisation erlaubt allen Patienten einen direkten Kontakt zum Innenhof, und die Gestaltung des Erschliessungsbereiches ist, zusammen mit den erweiterten Bereichen vor den Zimmern und den Sitzgelegenheiten gegen den Hof, als Förderung einer wohnlichen Stimmung angedacht. Pro Ebene gibt es eine Akutstation, die Privatstation ist im obersten Geschoss auf zwei Ebenen angeordnet. Die Gebäudeform ermöglicht eine gute Anordnung sowohl der Akutstationen als auch der Privatstation. Die Aufteilung der Akutstationen ist sehr gut gelöst: Sie sind übersichtlich organisiert mit einer guten Raumanordnung, einem geschützten Zugang im Notfall auf die Station, einem sehr gut abgrenzbaren, flexibel nutzbaren Intensivbereich und eingeschobenen Loggien als Aussenbereichen. Auch die Anordnung der Privatstation ist gut; sie verfügt über grosszügige Räumlichkeiten im Wohnbereich mit grossen Zimmern und genügend Aussenräumen. Anbindung und Erschliessung des Gebäudes sind dagegen nicht optimal. Die Besucher- und die Patientenführung sind nicht witterungsgeschützt, und es sind lange Ver- und Entsorgungswege in Kauf zu nehmen. Die Lifte führen direkt in die Stationen, der Werkhof ist hingegen gut an einer peripheren Lage platziert.

Das Projekt «nightingale» legt den Schwerpunkt auf eine stimmige Parkgestaltung. Diese ist sorgfältig angedacht und besitzt Potential, kann ihre Wirkung jedoch erst im Endausbau entwickeln. Die Schwierigkeiten bei diesem Entwurf liegen in betrieblichen Belangen (Dezentralisierung und mangelnde Flexibilität) und in einer nicht wirklich überzeugenden architektonischen Erscheinung. Auch dürften beim angestrebten Vollausbau die Kostenvorgaben nur mit Mühe einzuhalten sein.
5. Rang 6 / 6